Meja Mwangi – Narben des Himmels

Es gibt 33 Antworten in diesem Thema, welches 8.078 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aldawen.

  • Ich habe gestern bis Seite 141 gelesen. Und Juda könnte ich mittlerweile echt mal in den Hintern treten, weil er sich so hängen lässt und sich oft gegenteilig zu dem verhält, was er seinen Freunden predigt. Ich weiß nicht, ob ich mich über ihn ärgern oder ihn bemitleiden soll. Ist es nur der Trotz seinem Vater gegenüber, der ihn so selbstzerstörerisch handeln lässt, oder was ist sein Problem, dass er sich so hängen lässt? Im Gegensatz zu vielen anderen im Dorf, scheint er doch eine Perspektive zu haben, und damit keinen Grund sich zu betrinken. Oder sehe ich die Umstände falsch?


    Was Baba Pesa betrifft, so zeigt z. B. sein überhebliches Verhalten in der Kneipe (die Männer, die auf seine Anweisung tanzen sollten, taten mir echt leid), sein Übergriff auf Mama Baru und seine Fantasien über Barus brennende Farm immer wieder seine Bosheit, trotzdem kommt er mir mehr und mehr wie eine Witzfigur vor, die ich nicht ernst nehmen kann. :rollen: Das ist ein echt seltsames Lesegefühl, wenn man sich nicht entscheiden kann, ob man einen Buchcharakter mehr fürchten oder sich mehr über ihn lustig machen soll. Als er mit seinen vielen Fellen ankam und deren verschiedene Bedeutungen erklärt wurden, musste ich jedenfalls laut über ihn lachen. :breitgrins:


    Interessant fand ich ja die Prozession zum heiligen Baum. Die Angst vor den alten Geistern steckt offensichtlich tief und neuer und alter Glaube und Aberglaube wirbelten da ganz schön durcheinander in den Herzen der unterschiedlichen Leute. Gibt es über die Religionen dort etwas Interessantes zu sagen, Aldawen? In dem Zusammenhang würde mich auch brennend die Übersetzung von Ruhius boshafter Antwort auf Baba Pesas Stichelei während des Rituals interessieren (Seite 114): Yumbukaga na kiria imeretie


    Ach ja: ich war übrigens ganz schön baff, als es nach dem Regenritual tatsächlich anfing zu regnen, und saß wohl ziemlich ungläubig blickend vor meinem Buch. :breitgrins: Als dann aber der erste schon gleich anfing über den heiß erwarteten Regen zu schimpfen, war wieder alles in Ordnung. Das kennt man ja von hier auch. :zwinker:


    Wie ein Kuduhorn aussieht, wollte ich natürlich auch gleich wissen und dank Internet findet man ja alles, so dass ich nun sogar weiß, wie es klingt. :smile:


    Über Elija habe ich mich dann natürlich sehr geärgert. Er scheint sehr nach seinem Vater zu kommen, wenn es für beide offensichtlich normal ist, Frauen im Wagen mitzunehmen, um sie dann missbrauchen zu wollen. :sauer: Hier kommt mir Mutiso mehr und mehr wie ein rettender Engel vor, so als wäre er eine mystische Person (weise Ratschläge gibt er ja auch). Aber was hatte es damit auf sich, dass die beiden Frauen zu Mama Pesa gingen, um ihr von dem Vorfall zu erzählen, und diese dann mit ihnen ins Haus ging, um ihnen einen Tee anzubieten? Naja, vielleicht kommt dazu ja noch eine Erklärung weiter hinten. Hier wirkte es jedenfalls so, als könnte man darüber nur seufzen und gemeinsam darüber leiden. Vielleicht ist das ja auch die Erklärung. Die Frauen werden wohl nichts dagegen tun können.


    Ach und fast hätte ich es vergessen: Warum hatten die Leute so viele türkische Münzen? Jedenfalls sind sie ganz schön clever und trotz Baba Pesas Macht schaffen sie es immer wieder, ihn doch mal zu ärgern. :breitgrins:


  • Im Gegensatz zu vielen anderen im Dorf, scheint er doch eine Perspektive zu haben, und damit keinen Grund sich zu betrinken. Oder sehe ich die Umstände falsch?


    Mit seiner Ausbildung sollte er eine Perspektive haben, aber offensichtlich gefällt ihm diese nicht. Das liegt zum Teil vermutlich daran, daß ihm, was immer er studiert hat, keinen wirklichen Spaß gemacht hat und das ganze mehr auf Druck des Vaters durchgezogen wurde, zum Teil vielleicht auch daran, daß er sich nicht von seinem Vater, den er ja nicht besonders schätzt, irgendwo auf einen entsprechenden Posten hineinkaufen lassen will. Und aus eigener Anstrengung ist kaum eine vernünftige Karriere zu machen, Nepotismus ist ein weitverbreitetes Phänomen.



    trotzdem kommt er mir mehr und mehr wie eine Witzfigur vor, die ich nicht ernst nehmen kann. :rollen:


    Er hat allerdings mit einem recht, und deswegen muß man ihn ernst nehmen, wenn man mit ihm (und seinesgleichen) zu tun hat: Geld spricht seine eigene Sprache. Und es nennt mich Daddy.



    Gibt es über die Religionen dort etwas Interessantes zu sagen, Aldawen?


    Vermutlich, aber das ist ein Bereich, für den ich nicht qualifiziert bin. Das einzige, was wir wohl annehmen dürfen, ist, daß diese Veranstaltung nicht mehr viel mit traditionellen Zeremonien gemein hat (wie man auch an Baba Pesas Aufzug deutlich merken kann), weil sich nämlich kaum noch jemand an diese erinnert und sie außerdem durch die Berührung mit dem Christentum verändert wurden. Wie weit da der Synkretismus geht, kann ich nicht beurteilen.



    In dem Zusammenhang würde mich auch brennend die Übersetzung von Ruhius boshafter Antwort auf Baba Pesas Stichelei während des Rituals interessieren (Seite 114): Yumbukaga na kiria imeretie


    Es scheint sich um ein Sprichwort der Kikuyu zu handeln, allerdings habe ich keine wirkliche Übersetzung gefunden. Ich vermute aber, daß es so etwas in der Art bedeuten muß: Man spuckt nicht wieder aus, was man geschluckt hat. Das ergibt im Zusammenhang ja auch durchaus Sinn.



    Aber was hatte es damit auf sich, dass die beiden Frauen zu Mama Pesa gingen, um ihr von dem Vorfall zu erzählen, und diese dann mit ihnen ins Haus ging, um ihnen einen Tee anzubieten? Naja, vielleicht kommt dazu ja noch eine Erklärung weiter hinten. Hier wirkte es jedenfalls so, als könnte man darüber nur seufzen und gemeinsam darüber leiden. Vielleicht ist das ja auch die Erklärung. Die Frauen werden wohl nichts dagegen tun können.


    Das dürfte eher eine britische Hinterlassenschaft sein, erst einmal Tee zu trinken :breitgrins: Aber natürlich ist es nicht verkehrt, miteinander zu reden. Das soll ja oft schon mal helfen.



    Ach und fast hätte ich es vergessen: Warum hatten die Leute so viele türkische Münzen?


    Ich habe keine Ahnung, von besonderen Beziehungen zwischen Kenia und der Türkei ist mir nichts bekannt. Vielleicht soll das einfach eine Folge von UNEP (United Nations Environment Programme), das seit 1972 in Nairobi ansässig ist, darstellen, dann gäbe es neben türkischen vermutlich noch eine Menge anderer für Baba Pesa wertloser Münzen im Sammelkorb.

  • Ich bin bis Seite 114, Ende Kapitel 7 weitergekommen.


    Baba Pesa ist wirklich ein Unsympath. Er spielt seine Überlegenheit in vollen Zügen aus. Als er dann in seinem übertriebenen Outfit zu der Veranstaltung erscheint, hat es mich schon etwas gewundert, dass die Leute wirklich gelacht haben. Wenn Juda nicht den Anfang gemacht hätte, hätte sich aber wohl kaum jemand getraut.



    Vermutlich, aber das ist ein Bereich, für den ich nicht qualifiziert bin. Das einzige, was wir wohl annehmen dürfen, ist, daß diese Veranstaltung nicht mehr viel mit traditionellen Zeremonien gemein hat (wie man auch an Baba Pesas Aufzug deutlich merken kann), weil sich nämlich kaum noch jemand an diese erinnert und sie außerdem durch die Berührung mit dem Christentum verändert wurden. Wie weit da der Synkretismus geht, kann ich nicht beurteilen.


    Ich finde es ja schon traurig, wenn Traditionen so vergessen werden. Korrekte traditionelle Zeremonienkleidung oder von mir aus auch ein moderner Anzug, alles ist besser als so zusammengewürfelte Pseudotradition.


  • Er hat allerdings mit einem recht, und deswegen muß man ihn ernst nehmen, wenn man mit ihm (und seinesgleichen) zu tun hat: Geld spricht seine eigene Sprache. Und es nennt mich Daddy.


    Das stimmt natürlich. Egal wie absurd oder blöd er manchmal erscheint, unterschätzen würde ich ihn und seine Macht auf keinen Fall. Am längeren Hebel sitzt eben er und seine Bosheit zeigt er ja auch oft genug.



    Ich finde es ja schon traurig, wenn Traditionen so vergessen werden. Korrekte traditionelle Zeremonienkleidung oder von mir aus auch ein moderner Anzug, alles ist besser als so zusammengewürfelte Pseudotradition.


    Ja, finde ich auch. Die Menschen wirkten auf mich in der Beziehung ziemlich "durcheinander". Dieser Mischmasch von Glaubensbildern und dabei von allem nichts Halbes und nichts Ganzes ist für die Menschen sicher nicht schön und nicht einfach.



    Mit seiner Ausbildung sollte er eine Perspektive haben, aber offensichtlich gefällt ihm diese nicht. Das liegt zum Teil vermutlich daran, daß ihm, was immer er studiert hat, keinen wirklichen Spaß gemacht hat und das ganze mehr auf Druck des Vaters durchgezogen wurde, zum Teil vielleicht auch daran, daß er sich nicht von seinem Vater, den er ja nicht besonders schätzt, irgendwo auf einen entsprechenden Posten hineinkaufen lassen will. Und aus eigener Anstrengung ist kaum eine vernünftige Karriere zu machen, Nepotismus ist ein weitverbreitetes Phänomen.


    Ja, wahrscheinlich würde er ganz anders handeln, wenn es alles seine eigene Sache gewesen wäre. Es wirkt ja in der Tat oft wie eine reine Trotzreaktion gegen seinen Vater. Nur schade, dass damit eben sich selbst schadet. Ich bin gespannt, ob er noch eine Entscheidung für sein Leben trifft, die mehr als nur saufen bedeutet, Vater hin- oder her.

  • Ich habe bis S. 177, Ende Kapitel 12 weiter gelesen.


    Puh, was für eine Situation. Was hat Mama Pesa denn jetzt eigentlich für einen Plan gehabt? Wollte sie Margaret tatsächlich als Zweitfrau aufnehmen? Und wie sieht es überhaupt mit der Vielehe aus. Ist sie gesetzlich erlaubt und/oder traditionell üblich? Hat Margeret die Versprechungen des Mistkerls eigentlich wirklich geglaubt?


    Was mich überrascht hat, war die Modernität der Verhütung. Die Pille kostenlos an junge Mädchen zu verteilen, dürfte gerade in den 1970ern nicht als normal gegolten haben. Nur dass es natürlich nichts nutzt, wenn man sie nicht verträgt und deswegen einfach weglässt...


    Juda ist der einzige Mann, der sich ordentlich, ehrenhaft verhält. Natürlich halten ihn alle für verrückt, wenn er sozusagen die Schulden seines Vaters auf sich nimmt. Für ihn ist das aber eine Lösung, die ihm einen Teil seiner Probleme abnimmt - er soll bestimmt nicht mehr ins Ausland - aber ihn, woran er wahrscheinlich nicht wirklich gedacht hat, in die Pflicht nimmt, eine FAmilie zu ernähren. Das sieht er noch recht locker, ich hoffe mal, er flüchtet sich nicht wieder in den Alkohol angesichts der zukünftigen Schwierigkeiten...


    Und noch mal einen Blick zurück auf das Geldsammelfest. Ich fand es sehr bezeichnend, dass ausgerechnet die Barus bereit sind wirklich etwas zu spenden, schließlich sei Juda ein Kind ihres Dorfes und hat somit auch ein Anrecht auf die Unterstützung des ganzen Dorfes. Sie verschwenden keinen Gedanken daran, dass Baba Pesa der Dorfgemeinschaft nichts gibt und am ehesten von allen selber in der Lage wäre seinem Sohn ein Auslandsstudium zu finanzieren.


  • Puh, was für eine Situation. Was hat Mama Pesa denn jetzt eigentlich für einen Plan gehabt? Wollte sie Margaret tatsächlich als Zweitfrau aufnehmen? Und wie sieht es überhaupt mit der Vielehe aus. Ist sie gesetzlich erlaubt und/oder traditionell üblich? Hat Margeret die Versprechungen des Mistkerls eigentlich wirklich geglaubt?


    Möglich, daß Mama Pesa das wollte. Für Margaret wäre das allerdings kein wirkliche Hilfe, und für so dumm halte ich Mama Pesa eigentlich nicht. Ich würde daher eher vermuten, daß sie ihren Mann zwingen wollte, sich zu seiner Verantwortung zu bekennen. Das hätte dann vielleicht auch die Übernahme einer sicheren Abtreibung bedeuten können. Die Kikuyu-Gesellschaft war traditionell polygam ausgerichtet, was für viele afrikanische Gemeinschaften galt oder sogar noch gilt. Rechtlich ist dies heute in den meisten Ländern nicht mehr zulässig, da die Rechtssysteme von den früheren Kolonialmächten eingerichtet wurden, die Polygamie nicht zuließen und auch über die Unabhängigkeit hinweg hat aus diesen Systemen vieles Bestand. Das führt (oder führte zumindest in der frühen postkolonialen Zeit, da hat sich seitdem natürlich manches weiterentwickelt, obwohl man die Beharrungskräfte gerade in abgelegenen ländlichen Regionen auch nicht unterschätzen darf) manchmal zu dem merkwürdigen Mischmasch, daß eine Frau gesetzlich angetraut ist, mit allen Absicherungen, die das Rechtssystem bietet, während alle anderen Frauen nur nach traditionellem Recht geheiratet werden, was vor einem Gericht aber nicht zählt. Es'kia Mphahlele hat das in Chirundu zum Thema gemacht. Hat Margaret ihm geglaubt? Ja, vermutlich hat sie das sogar bis zu einem gewissen Grade. Sie hat ja auch nicht viele Vergleichsmöglichkeiten und Baba Pesa hat ihr schon so viele Geschenke gemacht, die in ihrem Wert über alles hinausgehen, was sie sich vorstellen kann, daß der Schritt zu einem Haus als äußerem Sinnbild einer Ehe für sie nicht so weit ist.



    Was mich überrascht hat, war die Modernität der Verhütung. Die Pille kostenlos an junge Mädchen zu verteilen, dürfte gerade in den 1970ern nicht als normal gegolten haben.


    Ich bin nicht sicher, wann einzelne Regierungen damit begonnen haben, und inwieweit hier möglicherweise auch ausländische Organisationen mit ins Spiel kommen. In Die achte Plage hat Mwangi dieses Motiv ja auch wieder aufgegriffen, allerdings ist der Roman zeitlich um einiges später angesiedelt.



    Für ihn ist das aber eine Lösung, die ihm einen Teil seiner Probleme abnimmt - er soll bestimmt nicht mehr ins Ausland - aber ihn, woran er wahrscheinlich nicht wirklich gedacht hat, in die Pflicht nimmt, eine FAmilie zu ernähren.


    Ich habe da angesichts von Judas bisher gezeigtem Charakter auch so meine Bedenken ...



    Und noch mal einen Blick zurück auf das Geldsammelfest. Ich fand es sehr bezeichnend, dass ausgerechnet die Barus bereit sind wirklich etwas zu spenden, schließlich sei Juda ein Kind ihres Dorfes und hat somit auch ein Anrecht auf die Unterstützung des ganzen Dorfes. Sie verschwenden keinen Gedanken daran, dass Baba Pesa der Dorfgemeinschaft nichts gibt und am ehesten von allen selber in der Lage wäre seinem Sohn ein Auslandsstudium zu finanzieren.


    Die Barus sind insgesamt noch sehr darauf ausgerichtet, wie man Dinge eben früher getan hat und tun sie immer noch so. Baba Baru hinterfragt schließlich auch nicht, wie er seine Feldarbeit macht. Das allein erklärt es aber nicht. Tatsächlich ist hier genau der Punkt, um den sich der Roman insgesamt dreht: wie die „oberen Zehntausend“ diesen Rang erreicht haben, mit welchen Tricks sie ihn auf Kosten anderer behalten und wie man Traditionen, die ihren Sinn eigentlich verloren haben, immer noch zu seinen Gunsten nutzen kann. In Kapitel 4 hat Mwangi erzählt, wie die Landverteilung nach der Unabhängigkeit schon eine neue Ungleichheit eingeleitet hat, in Kapitel 7 wundern sich einige der armen Bauern, warum es ausgerechnet ihre Ziegen statt die der reicheren Bauern sind, die für die Regenopfer benötigt werden, in Kapitel 10 war es jetzt diese Harambee-Party. Ergibt das alles zusammen nicht ein „hübsches“ Bild?

  • Möglich, daß Mama Pesa das wollte. Für Margaret wäre das allerdings kein wirkliche Hilfe, und für so dumm halte ich Mama Pesa eigentlich nicht. Ich würde daher eher vermuten, daß sie ihren Mann zwingen wollte, sich zu seiner Verantwortung zu bekennen. Das hätte dann vielleicht auch die Übernahme einer sicheren Abtreibung bedeuten können.


    Das passt auch wirklich besser zu meinem Eindruck von ihr. Wäre eine Abtreibung gesellschaftlich wirklich legitimer und "besser" als ein uneheliches Kind auf die Welt zu bringen oder nur eine Möglichkeit die ganze Geschichte zu vertuschen. Ich meine: wenn die potentielle Abtreibung bekannt würde, wäre Margaret dann nicht nur eine Hure sondern auch eine Mörderin? (um es mal ganz krass zu formulieren)


    Hat Margaret ihm geglaubt? Ja, vermutlich hat sie das sogar bis zu einem gewissen Grade. Sie hat ja auch nicht viele Vergleichsmöglichkeiten und Baba Pesa hat ihr schon so viele Geschenke gemacht, die in ihrem Wert über alles hinausgehen, was sie sich vorstellen kann, daß der Schritt zu einem Haus als äußerem Sinnbild einer Ehe für sie nicht so weit ist.


    Mmh, stimmt schon. Über den Wert der Geschenke aus ihrem Blickwinkel habe ich nicht nachgedacht, für mich war das halt nur Tinnef.


    In Die achte Plage hat Mwangi dieses Motiv ja auch wieder aufgegriffen, allerdings ist der Roman zeitlich um einiges später angesiedelt.


    Ich glaube, den würde ich mir wirklich ganz gerne ausleihen. :verlegen:



    Die Barus sind insgesamt noch sehr darauf ausgerichtet, wie man Dinge eben früher getan hat und tun sie immer noch so. Baba Baru hinterfragt schließlich auch nicht, wie er seine Feldarbeit macht. Das allein erklärt es aber nicht. Tatsächlich ist hier genau der Punkt, um den sich der Roman insgesamt dreht: wie die „oberen Zehntausend“ diesen Rang erreicht haben, mit welchen Tricks sie ihn auf Kosten anderer behalten und wie man Traditionen, die ihren Sinn eigentlich verloren haben, immer noch zu seinen Gunsten nutzen kann. In Kapitel 4 hat Mwangi erzählt, wie die Landverteilung nach der Unabhängigkeit schon eine neue Ungleichheit eingeleitet hat, in Kapitel 7 wundern sich einige der armen Bauern, warum es ausgerechnet ihre Ziegen statt die der reicheren Bauern sind, die für die Regenopfer benötigt werden, in Kapitel 10 war es jetzt diese Harambee-Party. Ergibt das alles zusammen nicht ein „hübsches“ Bild?


    sehr hübsch :grmpf:
    Die Regenopferziegen waren mir auch aufgefallen. Haben sich die Bauern wirklich nur "gewundert"? Für mich ist der Beschiss so offensichtlich gewesen... Vermutung: Früher wurden die Dorfältesten / der Dorfrat tatsächlich nach der Fähigkeit gewählt, gut für die Dorfgemeinschaft zu sein, deswegen konnte man ihnen auch bedingungslos vertrauen. (Kann das wirklich sein, es gibt und gab doch überall Leute, die sich auf Kosten anderer bereichern wollen. Konnte man als Egoist früher wirklich keine Machtposition erreichen?)


  • Wäre eine Abtreibung gesellschaftlich wirklich legitimer und "besser" als ein uneheliches Kind auf die Welt zu bringen oder nur eine Möglichkeit die ganze Geschichte zu vertuschen.


    Eher letzteres. Und Margaret würde dann irgendwo in der Stadt, also in Nairobi, einen Neuanfang machen müssen. Da sie aber mit Sicherheit aus ihrem Dorf noch nie herausgekommen ist, wäre das auch keine ungefährliche Angelegenheit. Die Wahrscheinlichkeit, dort genauso schnell dem nächsten Typen auf gleiche Art in die Hände zu fallen, wäre recht groß. Nein, wenn ich das noch mal so bedenke, dann schätze ich, daß Mama Pesa vielleicht doch nach außen hin eine traditionelle Ehe zwischen ihrem Mann und Margaret vermitteln wollte, vermutlich weiß ja eh bereits das halbe Dorf von der Affäre. Margaret wäre unter ihren Fittichen dann wohl eher so etwas wie eine zweite Tochter im Haus geworden, und zu einem späteren Zeitpunkt hätte man dann vielleicht versucht, einen geeigneteren und richtigen Ehemann für sie zu finden. Daß Juda ihnen diese Arbeit jetzt abgenommen hat, dürfte nicht in Mama Pesas Sinne sein, für ihren Lieblingssohn hatte sie bestimmt andere Vorstellungen.



    Ich glaube, den würde ich mir wirklich ganz gerne ausleihen. :verlegen:


    Ich glaube, das können wir regeln :breitgrins:



    Vermutung: Früher wurden die Dorfältesten / der Dorfrat tatsächlich nach der Fähigkeit gewählt, gut für die Dorfgemeinschaft zu sein, deswegen konnte man ihnen auch bedingungslos vertrauen. (Kann das wirklich sein, es gibt und gab doch überall Leute, die sich auf Kosten anderer bereichern wollen. Konnte man als Egoist früher wirklich keine Machtposition erreichen?)


    Doch, sicher konnte man das auch. Es gab aber andere checks and balances, wie das in der Politikwissenschaft so schön heißt, die für einen gewissen Ausgleich sorgten. Diese Strukturen sind weitestgehend zerstört, ohne daß etwas vergleichbar tragfähiges und allgemein akzeptiertes an deren Stelle getreten wäre. Daher kommt diese Goldgräbermentalität, in der jeder sich selbst der Nächste ist.

  • Hallo zusammen,


    ich bin jetzt auf Seite 202


    Als Mama Pesa Margarete mit zu sich nach Hause nahm, dachte ich erst nur, dass sie ihren Mann mit ihrem Wissen konfrontieren wollte und damit erreichen, dass er sich der Verantwortung stellt (also finanzieller Art). An eine zusätzliche Ehe habe ich erst gar nicht gedacht, hätte aber sofort erwartet, dass sich Pesa genau dies nicht vorgestellt hat. Allerdings konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass Margarete ihm diese Möglichkeit geglaubt hatte. Mir tut so etwas immer furchtbar leid und ich könnte die Mädchen immer wieder schütteln, wenn ich darüber lese. Aber es ist wohl ein Wunschtraum jedes armen Mädchens, aus der Armut herauszukommen, so dass sie einfache Opfer dieser alles versprechenden Männer sind. :sauer:


    Ich bin nicht sicher, wann einzelne Regierungen damit begonnen haben, und inwieweit hier möglicherweise auch ausländische Organisationen mit ins Spiel kommen. In Die achte Plage hat Mwangi dieses Motiv ja auch wieder aufgegriffen, allerdings ist der Roman zeitlich um einiges später angesiedelt.


    Darüber war ich auch total überrascht. Aber so ganz ohne Aufklärung darüber, wofür diese Tabletten sein sollen, ist das ja schon etwas "gefährlich". Denn das gewissenhafte Einnehmen wird damit ja nicht gerade gefördert. "Die achte Plage" habe ich ja auch auf meinem Wunschzettel und will es, wie die anderen des Autors auch noch lesen (der Stil des Autors gefällt mir wirklich gut), dieses Buch hier hatte ich einfach als erstes erwischt.


    sehr hübsch :grmpf:
    Die Regenopferziegen waren mir auch aufgefallen. Haben sich die Bauern wirklich nur "gewundert"? Für mich ist der Beschiss so offensichtlich gewesen...


    Ja, die Opferziegen sind mir auch gleich negativ aufgefallen. Und ich habe mich auch gefragt, ob sie das Offensichtliche wirklich nicht sehen oder es nicht sehen können/wollen, weil es für sie einfach in Ordnung ist, dass die "Herren" Recht haben mit ihren ganzen Erklärungen, warum etwas so und so ist und zu sein hat. Deshalb fand ich es bei diesem Geldsammelfest auch so klasse, dass die Leute ihm für ihn wertlose Münzen in die Körbe warfen, auch wenn ich mich frage, ob sie das bewusst gemacht haben oder einfach keine anderen Münzen übrig hatten.


    Dass Juda so spontan bereit ist, Margarete zu heiraten, hat mich fast nicht überrascht, denn es passt irgendwie zu ihm, und wenn es nur darum ging, seinen Vater zu reizen. Und "normal" verhält er sich ja die ganze Zeit schon nicht. :breitgrins: Obwohl er das natürlich nicht durchdacht hat, aber auch das passt ja zu ihm. Dass er nämlich für sie und das Kind dann auch sorgen muss und seine Tage nicht mehr saufend in Pubs verbringen kann, daran hatte er sicher nicht gedacht. Dementsprechend überrascht war ich dann natürlich, dass er sich doch damit zurücknahm und früher die Pubs verlässt, um sich mit Margarete zu treffen. Das hätte ich nicht erwartet, freut mich aber auch irgendwie. Auch dass er ihr rät, nach der Geburt des Babys wieder in die Schule zu gehen. Seine Gedanken darüber, dass man überall jemand sein kann, sprechen ja auch für ihn. Jetzt müsste er nur selbst mal richtig in die Gänge kommen, damit seine Sprüche nicht immer nur heiße Luft bleiben. Ich fände es sehr traurig, wenn er am Ende doch einfach irgendwo unten "hängenbleibt", leider kann ich mir die Möglichkeit auch sehr gut vorstellen, denn Baba Pesa wird sich bestimmt nicht reinreden oder gar von seinem "Thron" stoßen lassen, schon gar nicht von seinem "missratenen" Sohn.

  • So, ich bin schon seit Sonntag Abend fertig fertig und noch etwas mitgenommen von dem Ende, hänge eigentlich immer noch etwas in der Luft, so wie wohl die Charaktere im Buch auch. Ich habe sicher kein Happy End oder so erwartet, bin also nicht überrascht, dass noch etwas Schlimmes passiert ist (habe es eigentlich sogar schon viel früher erwartet, da mir z. B. der Polizeichef viel zu schießwütig war und ich Juda mehr als einmal tot gesehen habe), aber trotzdem geht es mir nah. Wahrscheinlich, weil sich gerade erst einiges doch eher unerwartet in eine positive Richtung geschoben hatte und Margarets Tod so wirkte, als müsse gerade dies gleich wieder zunichte gemacht werden, als dürfte es nicht sein, dass sich etwas positiv verändert. Vielleicht übertreibe ich hier, aber so empfand ich es beim Lesen.


    Meine Hoffnung liegt nun auf den Kindern, dass sie verhindern, dass Juda wieder in sein altes Schema fallen wird. Aber einschätzen kann ich ihn da nicht, ihr Tod muss ja für ihn ein Rückschlag sein, wo er sich doch gerade erst überwunden hatte, mit Margarete ins Ausland zu gehen. Wird er das noch ohne sie tun oder keinen Sinn mehr darin sehen? Ich fand es schon erstaunlich, dass er sich wegen ihr, was seine Sauferei und Herumhängerei betrifft, doch verändert hatte. Mir tut er jedenfalls richtig leid.


    Baba Pesa hat mich auch verwundert. Seine Reaktion auf das Überfahren des Ochsen (natürlich war Baru selbst dran Schuld :rollen: ) war natürlich noch wie erwartet, aber dass er dann eigenhändig Baru hilft, dessen Feld zu pflügen und sein ganzes Verhalten danach, ließ mich ihn kaum wiedererkennen. (OK, Ausnahme ist seine Geldgier, als die Nachbarn wegen des Traktors kamen) Das gemeinsame Pflügen, das gemeinsame Feiern und dann der gemeinsame Rettungsversuch wirkten auf mich so, als würden sie zum ersten Mal alle etwas gemeinsam und Pesa ohne bösartige Hintergedanken tun. (Ja, er sagte, er helfe nur, weil er dann ja auch den Pflug für seine Felder haben möchte, aber den hätte er sich ja sicher auch "ausleihen" können, ohne die vorherige schweißtreibende Arbeit auf Braus Feld, oder? ) Oder empfinde ich hier nur etwas, was ich vielleicht sehen möchte?


    Aber wie geht es weiter? Hat Margarets Tod und die Geburt der Kinder, die ja nun eine Verbindung zwischen den Familien darstellen, das Verhältnis der beiden Familien zueinander verändert? Oder fällt Baba Pesa später wieder in sein altes Verhalten zurück, weil er nicht anders kann oder will? Wie beeinflusst das Geschehen oder evtl. alte Traditionen nun das weitere Leben der beiden Familien? Gehört nun vielleicht Baru mit seiner Familie wegen der Kinder zu Pesas eigener Familie und bekommt dann von ihm eine ganz andere Achtung oder freut er sich später vielleicht, dass er damit einen ganz neuen Ansatz finden könnte, Barus Land doch noch zu bekommen, wenn Barus Familie nun quasi zu ihm gehört? Oder beides?


    Schmunzeln musste ich immer wieder über die Beschreibungen der Menschen und ihre Dialoge. Z. B. Juda und der Polizeichef, die Marktfrauen, die Juda schützten und die Geschichten über Judas Abwehr der Kugeln, die bis hoch in die Wolken flogen, und den alten Ziegenhirten immer wieder dazu veranlassten, in den Himmel zu schauen. Diese Kleinigkeiten machten die Menschen und die Handlung das ganze Buch über sehr bunt und lebendig finde ich. :smile:


  • "Die achte Plage" habe ich ja auch auf meinem Wunschzettel und will es, wie die anderen des Autors auch noch lesen (der Stil des Autors gefällt mir wirklich gut), dieses Buch hier hatte ich einfach als erstes erwischt.


    Mir gefällt Mwangi vor allem auch deshalb, weil er zwar Kritik übt, dies aber auf eine immer noch humorvolle Weise tut. Er macht sich nicht über die Menschen lustig, nimmt sie mit ihren manchmal unorthodoxen Sitten und Vorstellungen ernst, aber er schafft es trotzdem, den Finger in die Wunde zu legen. In dieser Beziehung trifft er sich durchaus mit Ken Saro-Wiwa, bei dem ich das auch immer so empfinde, oder mit Ousmane Sembène.



    Ja, die Opferziegen sind mir auch gleich negativ aufgefallen. Und ich habe mich auch gefragt, ob sie das Offensichtliche wirklich nicht sehen oder es nicht sehen können/wollen, weil es für sie einfach in Ordnung ist, dass die "Herren" Recht haben mit ihren ganzen Erklärungen, warum etwas so und so ist und zu sein hat.


    Es ist ja nicht so, als würden die Reichen zum Fest nichts spenden. Aber natürlich sind ein paar Kalebassen Honigbier etwas anderes als eine Ziege, je weniger man von letzteren hat, desto bedeutsamer wird der Unterschied. Die Menschen spüren den Unterschied und die Ungerechtigkeit schon, das merkt man an dem Kneipengespräch durchaus, aber sie können es nicht so präzise artikulieren und wissen vor allem auch nicht, wie sie dagegen angehen können.



    Deshalb fand ich es bei diesem Geldsammelfest auch so klasse, dass die Leute ihm für ihn wertlose Münzen in die Körbe warfen, auch wenn ich mich frage, ob sie das bewusst gemacht haben oder einfach keine anderen Münzen übrig hatten.


    Das wird vielfach Absicht gewesen sein. Mwangi beschreibt ja auch, daß die Leute in den Taschen schon mal die Scheine aussortieren, als ihnen klar wird, daß es jetzt ans Sammeln geht :zwinker:



    So, ich bin schon seit Sonntag Abend fertig fertig und noch etwas mitgenommen von dem Ende,


    Das ist bei Mwangis Romanen nicht ungewöhnlich, sowohl in Die achte Plage als auch in Nairobi, River Road gibt es auch eher gemischte Enden.



    aber trotzdem geht es mir nah. Wahrscheinlich, weil sich gerade erst einiges doch eher unerwartet in eine positive Richtung geschoben hatte und Margarets Tod so wirkte, als müsse gerade dies gleich wieder zunichte gemacht werden, als dürfte es nicht sein, dass sich etwas positiv verändert. Vielleicht übertreibe ich hier, aber so empfand ich es beim Lesen.


    Nein, ich glaube nicht, daß Du übertreibst, es ist schon völlig ok, das so zu empfinden. Aber diese Wendung macht natürlich besonders deutlich, wie lächerlich und kleinlich einiges von den vorherigen „Problemen“ war. Da Baba Pesa schon zuvor einen Dreh in die richtige Richtung bekommen hat, läßt das doch hoffen, daß er unter diesen Umständen den Wert von Geld vs. Freundschaft zukünftig ein bißchen anders ansetzt.



    Wird er das noch ohne sie tun oder keinen Sinn mehr darin sehen?


    Gute Frage, ich bin da auch etwas hin- und hergerissen.



    (Ja, er sagte, er helfe nur, weil er dann ja auch den Pflug für seine Felder haben möchte, aber den hätte er sich ja sicher auch "ausleihen" können, ohne die vorherige schweißtreibende Arbeit auf Braus Feld, oder? ) Oder empfinde ich hier nur etwas, was ich vielleicht sehen möchte?


    Wenn er hinreichend bestimmt auf Baba Baru zugegangen und den Pflug verlangt hätte, wäre es diesem vermutlich schwergefallen abzulehnen. Aber es hätte im Dorf kein gutes Licht auf Baba Pesa geworfen. Irgendwie muß er sich da schon erkenntlich zeigen. Und da es Barus Pflug ist, hat er ein Anrecht darauf, daß sein Feld zuerst damit gepflügt wird. Baba Pesa ist da tatsächlich ein bißchen unter Zugzwang.



    Aber wie geht es weiter? Hat Margarets Tod und die Geburt der Kinder, die ja nun eine Verbindung zwischen den Familien darstellen, das Verhältnis der beiden Familien zueinander verändert? Oder fällt Baba Pesa später wieder in sein altes Verhalten zurück, weil er nicht anders kann oder will? Wie beeinflusst das Geschehen oder evtl. alte Traditionen nun das weitere Leben der beiden Familien? Gehört nun vielleicht Baru mit seiner Familie wegen der Kinder zu Pesas eigener Familie und bekommt dann von ihm eine ganz andere Achtung oder freut er sich später vielleicht, dass er damit einen ganz neuen Ansatz finden könnte, Barus Land doch noch zu bekommen, wenn Barus Familie nun quasi zu ihm gehört? Oder beides?


    Für den Landbesitz der Barus sind die Kinder zunächst einmal egal, das Land geht unter normalen Umständen von Baba Baru auf Moses über. Im Falle einer Heirat hätte Baba Pesa (oder Juda) eigentlich sogar Brautgeld für Margaret zahlen müssen, denn sie hätten den Barus ja eine Arbeitskraft fortgenommen. Die Frage ist jetzt eher, wer von den Pesas sich tatsächlich offiziell als Vater bekennt, weil sich danach entscheidet, welche Perspektiven der Junge im Hinblick auf das Pesa'sche Land haben wird. Möglicherweise wird sich Baba Pesa unter diesen Umständen dafür entscheiden, Juda doch nicht zu enterben, wenn dieser die Vaterschaft übernimmt. Immerhin ist dort die Linie dann schon gesichert. Da sich Mama Pesa und Mama Baru aber auch schon immer ganz gut an ihren Männern vorbei arrangiert haben, werden die beiden bestimmt auch eine Lösung finden, die für die Zwillinge gut ist :zwinker:



    Schmunzeln musste ich immer wieder über die Beschreibungen der Menschen und ihre Dialoge. Z. B. Juda und der Polizeichef, die Marktfrauen, die Juda schützten und die Geschichten über Judas Abwehr der Kugeln, die bis hoch in die Wolken flogen, und den alten Ziegenhirten immer wieder dazu veranlassten, in den Himmel zu schauen. Diese Kleinigkeiten machten die Menschen und die Handlung das ganze Buch über sehr bunt und lebendig finde ich. :smile:


    Tja, so entstehen Legenden :breitgrins: Dein Eindruck gibt das wieder, was ich oben schon sagte: Mwangi hat eine sympathische Art, mit seinen Figuren umzugehen. Selbst wenn sie sich manchmal dumm benehmen, er läßt ihnen durchaus ihre Würde und verunglimpft sie nicht. Ich habe bei ihm auch nie das Gefühl von Überheblichkeit, eher könnte ich mir vorstellen, daß er das ein oder andere Verhalten auch an sich selbst beobachtet hat und so über sich selbst schmunzelt.

  • Ich bin auch durch.



    aber trotzdem geht es mir nah. Wahrscheinlich, weil sich gerade erst einiges doch eher unerwartet in eine positive Richtung geschoben hatte und Margarets Tod so wirkte, als müsse gerade dies gleich wieder zunichte gemacht werden, als dürfte es nicht sein, dass sich etwas positiv verändert. Vielleicht übertreibe ich hier, aber so empfand ich es beim Lesen.


    Ich war ja auch zunächst von der positiven Entwicklung überrascht. Baba Pesa wurde schon fast nett, er wirkte eher wie "raue Schale, weicher Kern", Juda hat tatsächlich die Kurve gekriegt und auch der als ziemlich gefährlich eingeführte neue Polizeichef konnte sich nicht völlig durchsetzen. Juda hat da ja so eine Art Waffenstillstand für die nächsten 3 Jahre beschlossen. Dass dann ausgerechnet Margaret dran glauben musste, die so eine Art Katalysator für die positive Entwicklung war, fand ich schon Schade. Ein offenes Ende ohne vorhergehende Katastrophe wäre mir lieber gewesen.


    Was die Zukunft angeht, denke ich, werden die Frauen das Heft in die Hand nehmen und sich darum kümmern, dass die Kinder eine ordentliche Ausbildung bekommen und etwas aus ihrem Leben machen können.



    Entgegen diverser unterbewusster Befürchtungen - ich bin schon etwas vor dem Lesen zurückgeschreckt, ohne einen Grund nennen zu können - hat mir "Narben des Himmels" viel Spaß gemacht und ich bin neugierig (aber zuversichtlich), ob mir seine achte Plage genauso gut gefallen wird
    Ich sage dann mal Danke an Aldawen, dass sie mir ein schönes Buch aus dem SUB gewichtelt hat (und für die Begleitung) :breitgrins:


  • Mir gefällt Mwangi vor allem auch deshalb, weil er zwar Kritik übt, dies aber auf eine immer noch humorvolle Weise tut. Er macht sich nicht über die Menschen lustig, nimmt sie mit ihren manchmal unorthodoxen Sitten und Vorstellungen ernst, aber er schafft es trotzdem, den Finger in die Wunde zu legen.


    Zitat


    Mwangi hat eine sympathische Art, mit seinen Figuren umzugehen. Selbst wenn sie sich manchmal dumm benehmen, er läßt ihnen durchaus ihre Würde und verunglimpft sie nicht. Ich habe bei ihm auch nie das Gefühl von Überheblichkeit, eher könnte ich mir vorstellen, daß er das ein oder andere Verhalten auch an sich selbst beobachtet hat und so über sich selbst schmunzelt.


    Ja, das spürt man gut. Er hat für die Figuren quasi ein Lächeln beim Schreiben in den Fingern, aber macht sie nicht lächerlich (ok, bei Pesa hatte ich doch schon den Eindruck, wenn ich an seine Vorstellung mit den Fellen denke, aber im Nachhinein wirkt es auf mich gar nicht mehr so abfällig, sondern gliedert sich einfach in die Gesamtheit von bunt gemischten Menschen mit all ihren Fehlern und Tugenden ein, die hier gezeigt werden). Ich hatte sogar oft den Eindruck, der Autor erzählt uns von seinen mehr oder weniger missratenen oder naiven Kindern, deren Verhalten er nicht immer gutheißt und das auch entsprechend gerügt werden muss, aber ohne, dass er seine besondere und liebevolle Beziehung zu ihnen verliert.



    Das wird vielfach Absicht gewesen sein. Mwangi beschreibt ja auch, daß die Leute in den Taschen schon mal die Scheine aussortieren, als ihnen klar wird, daß es jetzt ans Sammeln geht :zwinker:


    Ah ja, genau, jetzt wo du es schreibst, fällt mir das auch wieder ein. :breitgrins:



    Da Baba Pesa schon zuvor einen Dreh in die richtige Richtung bekommen hat, läßt das doch hoffen, daß er unter diesen Umständen den Wert von Geld vs. Freundschaft zukünftig ein bißchen anders ansetzt.


    Ich hoffe das sehr. Ich mochte ihn zwar anfangs überhaupt nicht, aber er könnte sicher viel Positives in der Region voran bringen, wenn er seine vorhandene Energie in eine andere Richtung, als bisher einsetzen würde. Wie viel positive Energie er aufbringen kann, konnte man ja sehen, als er den Wagen über die überflutete Brücke trieb und unbeirrt den Weg fortsetzte, als die anderen schon nicht mehr glaubten, dass das noch zu schaffen sei.



    Da sich Mama Pesa und Mama Baru aber auch schon immer ganz gut an ihren Männern vorbei arrangiert haben, werden die beiden bestimmt auch eine Lösung finden, die für die Zwillinge gut ist :zwinker:


    Ich werde meine ganze Hoffnung auch auf die beiden Mamas setzen. Ich glaube, da ist sie am besten aufgehoben. :breitgrins:


    Von mir auch vielen Dank an Aldawen, dass du uns begleitet und mit so vielen interessanten Informationen und einem Wörterbuch versorgt hast. Mir hat das sehr viel gebracht und mich zudem noch viel neugieriger auf weitere Bücher des Autors und auch der anderen von dir genannten Autoren gemacht. :bussi::winken:

  • Freut mich, daß es Euch Spaß gemacht hat und Ihr schon nach weiteren Büchern Ausschau haltet. Ich würde so etwas ja für Die achte Plage gerne auch anbieten, auch wenn ich es schon gelesen habe, aber wenn illy sich mein Exemplar ausleiht, wird das ein bißchen schwierig :zwinker: