Steffen Mensching - Jacobs Leiter

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  • Steffen Mensching
    Jacobs Leiter


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    Inhalt:
    Muß man 4000 Bücher kaufen, um eines zu schreiben? Steffen Mensching berichtet vom großen Abenteuer, in Büchern nichts weniger als die Welt zu entdecken. Steffen Menschings virtuos erzählter Roman ist eine spannungsvolle Melange aus Dokument und Fiktion, Geschichte und Augenblick mit überraschender Komik in den Details. Ein Mann aus Deutschland steht auf der 28th Street in Chelsea, Manhattan, und sucht einen Buchhändler. Er trifft auf Jack, alias Jacob, alias Jacov, seinen zukünftigen Geschäftspartner, Lehrer und väterlichen Freund. Jack bietet ihm 4000 alte deutsche Bücher zum Kauf an, kostbare und wertlose Bände, die aus Europa nach Amerika kamen. Der Mann ist hin und her gerissen. Was soll er mit dieser Emigrantenbibliothek? Da beginnen die Bücher zu erzählen. Zunächst sind es Gebrauchsspuren: Anstriche, Lesezeichen, Postkarten, Exlibris. Dann scheinen Schicksale auf, wie das von Max Martin Nathan, dessen Lebensweg von Hamburg über New York nach Australien führte. Oder das des Abraham Jacobi mit der aufrührerischen Vergangenheit. Der Mann befragt seine Freunde nach ihren Geschichten. Sie sind Amerikaner, aber nicht in Amerika geboren. Lili erzählt, wie sie von Ankara nach New York kam. Hilde erzählt, was sie noch nie jemandem anvertraute. Orte und Zeiten prallen aufeinander, Leben und Tode verdichten sich zu einem bewegenden Panorama menschlicher Schicksale im 20. Jahrhundert. (Quelle: Amazon)



    Teilnehmer:
    tina
    roulade
    JaneEyre
    Doris
    und wer sich spontan noch anschließen möchte

  • Hallo!


    Ich habe jetzt erst bis Seite 24 gelesen (Traffic Jam bzw. Chelsea, June 15, 10:22 a.m.) und muss schon mal loswerden, dass ich den Schreibstil wirklich anstrengend finde. Es liest sich bis jetzt wie ein braingestormtes Tagebuch, das in Raum und Zeit willkürliche Sprünge macht. Es ist ziemlich viel Inhalt in den paar Seiten schon verpackt, aber der Text verlangt hohe Konzentration.


    Ich habe ja vor kurzem Saramagos "Stadt der Blinden" gelesen, das auch einen seltsamen "alles in einer Wurst" - Stil hat. Bei Mensching sind die Sätze kürzer. Teilweise fehlt das Verb und manchmal sind es Ein-Wort-"Sätze". Ich finde den Mensching (bis jetzt) anstrengender zu lesen, weil er auch im Inhalt hin und her springt....


    Wie geht es euch mit dem Stil?

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • Hallo,


    mir geht es ähnlich und ich bin noch nicht mal so weit wie du, roulade. Trotzdem ist schon eine Flut an Impressionen auf mich eingeströmt, die ich erst einmal auf die Reihe bringen muss. Ich komme mir vor wie in einer Gesprächsrunde, wo von allen Seiten auf mich eingeredet wird. So vieles wird angesprochen und mit einem Satz abgefertigt und ich habe keine noch Ahnung, was davon von Belang ist. Es kann ja unmöglich alles von Bedeutung sein. Sehr beeindruckt hat mich die Aufzählung der Buchläden auf Seite 14/15. Das gibt einen guten Eindruck über den Buchfreund, mit dem wir es zu tun haben.

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich war heute unterwegs und bin noch gar nicht zum lesen gekommen und da ich heute Nacht kaum geschlafen habe, werde ich dann ins Bettchen fallen. Ab morgen bin ich bis Mittwoch beim Wandern und kann somit nicht ins Internet. Wie und ob ich zum Lesen dort komme - keine Ahnung, kann also frühestens Do/Fr mit mischen. Sorry. :winken:
    Euch einstweilen viel Spaß

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Dieses Buch ist nicht nur inhaltlich eine Herausforderung, sondern auch optisch. Die riesigen Blöcke ohne Absätze erschlagen mich förmlich. Bei manchen Sätzen ist auf Anhieb nicht zu erkennen, dass es Dialoge sind, und dann ist die nächste Frage, wer gerade gesprochen hat. Das ist richtig Arbeit!


    Seite 32: Chelsea, 27. Juli
    Faszinierend, dass man so von Büchern besessen sein kann, um sich dafür sogar zum Dieb zu machen. Immerhin kommt er (wie heißt er eigentlich?) noch rechtzeitig zur Besinnung und dem Buch den Abtransport in der Unterhose. Jacob lässt unterdessen durchblicken, dass er den Buchladen gerne los wäre. Doch der Erzähler zögert, das Angebot anzunehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob er der geborene Buchhändler wäre. Er ist eher der Typ, der jedes Buch lieber besitzen möchte als es zu verkaufen.


    Über den tieferen Hintergrund der Gedichte grüble ich noch. Sie gehen auf auf einige Details der fortlaufenden Handlung ein, stehen aber nie bei dem betreffenden Abschnitt. Und die eingeschobenen Geschichten erzählen wohl aus dem Leben von Besitzern der Bücher, die dem Erzähler in die Hände gelangen.


    Jacobs Leiter wurde übrigens auf Seite 24 das erste Mal erwähnt. Ob sie noch eine weitere Rolle spielen wird?


  • (wie heißt er eigentlich?)


    Wurde er nicht von Jacob "Jack" genannt? Oder war das eine Jacob-Abwandlung? Er ist doch deutscher, oder? Das Geburtsjahr stimmt mit dem des Autors überein, wenn ich nicht halluziniere... Und ich glaube gelesen zu haben, dass das Buch teils autobiografisch ist. (Nicht dass Jack die Abkürzung von Steffen sein sollte... :breitgrins:)


    Bei dem Abschnitt über seine Mutter, dachte ich es ist die Mutter des Erzählers. Habe ich etwas falsch verstanden?


    Bei diesem Buch brauche ich die Leserunde, um es überhaupt in den Grundzügen zu verstehen, etwaige Botschaften zwischen den Zeilen mal ganz außer acht gelassen.... :schwitz:


    Aber Scherz beiseite, ich glaube und hoffe, dass es sich mit fortschreitender Zeit und Seitenzahl leichter lesen wird....

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • Hallo,


    nun geselle ich mich auch zu Euch. Ich bin jetzt beim 27. Mai 8 p.m. angelangt und mich verwirren diese exrem kurzen, bruchstückhaften Sätze auch. Allerdings muss ich erstaunlicher Weise feststellen, dass ich nichts desto trotz sehr lebhafte Bilder vor Augen habe und ich alles um den Autoherum sehr gut beschrieben sehe. Sei es nun die Straße, oder die Atmosphäre in einem Antiquariat.


    So heute habe ich Zeit zum lesen und werde das auch tun.
    Liebe Grüße Tina


  • Wurde er nicht von Jacob "Jack" genannt? Oder war das eine Jacob-Abwandlung? Er ist doch deutscher, oder?


    Deutscher ja, aber die Aussage mit "Jack" habe ich so verstanden, dass Jacob sie auf sich bezog. Na ja, vielleicht kommt noch ein eindeutiger Hinweis. Immerhin erfährt man auf Seite 48, dass er eine Frau und Schwiegereltern hat. Mit dem Fortschreiten der Geschichte lichtet sich das bestimmt noch weiter.



    Aber Scherz beiseite, ich glaube und hoffe, dass es sich mit fortschreitender Zeit und Seitenzahl leichter lesen wird....


    Ich bin heute bis Seite 60 gekommen und es wird nicht leichter. Genau genommen häufen sich die Fragen und meine Stirn kommt schon gar nicht mehr aus dem Runzeln heraus :zwinker:. Aber das Buch hat was.

  • Hallo,


    ich bin ein wenig weiter gekommen mit dem Lesen, aber ich muss sagen, dass ich für dieses Buch wohl etwas länge brauchen werde, da ich manches zweimal lesen muss, weil mir vieles durch die Gedankenflut entgeht.


    Ich habe nicht ganz verstanden, was es mit dem Kranken im Krankenhaus der VOPO auf sich hatte und wie der zu den Personen in New York passt.


    Was mir ausgesprochen gut gefallen hat war das letzte Kapitel, welches ich gelesen habe: 15. Juni 1998.
    Genau das ist der Grund warum ich antquarische Bücher mag. Sie haben in gewiser Weise ein Leben, bzw. eine Vergangenheit und ch finde das verleiht ihnen eine Seele. Der Autor sprach mir aus dem Herzen.


    Obwohl sehr ungewöhnlich und anstrengend vom Schreibstil, denke ich, dass ich das Buch mögen werde.


    Viele Grüße Tina

  • Mir geht es wie dir, Tina. Grundsätzlich gefällt mir das Buch, aber fast alles darin bedarf des gründlichen Nachdenkens. Von daher lasse ich mir auch Zeit und lese mein Monatsrundenbuch nebenbei zur Entspannung.


    Da ich mir über den Sinn der Geschichte nicht ganz im Klaren bin, habe ich heute ein bisschen recherchiert und festgestellt, dass der namenlose Erzähler im Buch Steffen Mensching selbst ist. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er die antiquarischen Bücher von Jacob tatsächlich gekauft hat oder nur eine Geschichte um sich selbst herum erfunden hat. Für Mensching erzählt jedes Buch mit seinem jeweiligen Besitzer eine eigene Geschichte, und manche davon hat er in Jacobs Leiter festgehalten. Außerdem berichtet er auch aus dem Leben der Personen, die ihm in New York begegnet sind.


    Nun habe ich früher einiges an Literatur über den 2. Weltkrieg und seine Auswirkungen gelesen und habe das Thema eigentlich abgehakt, aber dieses Buch hat etwas, das mich bei der Stange hält. Vielleicht ist es der Gedanke, dass ja jedes Buch und sein Eigentümer eine Geschichte hat, die vielleicht leise und unspektakulär, aber dennoch lesenswert ist. Hier ist es für mich die Geschichte von Steffen Mensching, der sich auf die Suche gemacht hat.

  • Hallo ihr Lieben!


    Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich habe im Moment überhaupt keine Zeit für so ein forderndes Buch, darum verabschiede ich mich schweren Herzens aus der Leserunde. Ich hoffe, JaneEyre schließt sich noch an… Und ich hoffe, dass ich das Buch irgendwann doch nochmal in Angriff nehme.


    Viel Spaß wünsche ich euch noch!

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • Ich bin heute auch nicht weit gekommen, lese allerdings parallel noch zwei Bücher.


    Hier findet ihr einen sehr aufschlussreichen Bericht mit Kommentaren von Steffen Mensching.


    Es ist nicht leicht, sich zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und den teilweise recht knappen Formulierungen zu orientieren. Einzig die Gegenwart, die in Jacobs Buchhandlung spielt, ist gut verständlich. Bei den anderen Geschichten fällt es mir schwer, all die Personen, ihre Beziehungen zueinander und ihre Mission zu differenzieren. Mensching erzählt von Ereignissen, die fast beiläufig und uninteressant klingen, aber ein lebhaftes Bild der Zeit vor, während und nach dem Krieg skizzieren. Er macht deutlich, wie stark sich die Auswirkungen des Krieges selbst in den kleinsten Bereichen bemerkbar machen.

  • Es ist nicht leicht, sich zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und den teilweise recht knappen Formulierungen zu orientieren. Einzig die Gegenwart, die in Jacobs Buchhandlung spielt, ist gut verständlich. Bei den anderen Geschichten fällt es mir schwer, all die Personen, ihre Beziehungen zueinander und ihre Mission zu differenzieren. Mensching erzählt von Ereignissen, die fast beiläufig und uninteressant klingen, aber ein lebhaftes Bild der Zeit vor, während und nach dem Krieg skizzieren. Er macht deutlich, wie stark sich die Auswirkungen des Krieges selbst in den kleinsten Bereichen bemerkbar machen.


    Das ist wirklich treffend beschrieben. Ich werde morgen weiterlesen, denn dann habe ich Zeit und Muse und werde dann auch mehr schreiben. Trotz all der Verwirrungen, mag ich dieses Buch,


  • Hallo,


    mir geht es ähnlich und ich bin noch nicht mal so weit wie du, roulade. Trotzdem ist schon eine Flut an Impressionen auf mich eingeströmt, die ich erst einmal auf die Reihe bringen muss. Ich komme mir vor wie in einer Gesprächsrunde, wo von allen Seiten auf mich eingeredet wird. So vieles wird angesprochen und mit einem Satz abgefertigt und ich habe keine noch Ahnung, was davon von Belang ist. Es kann ja unmöglich alles von Bedeutung sein. Sehr beeindruckt hat mich die Aufzählung der Buchläden auf Seite 14/15. Das gibt einen guten Eindruck über den Buchfreund, mit dem wir es zu tun haben.


    So jetzt melde ich mich auch mal dazu, bin jetzt bis Seite 28 gekommen - erst. Und mir geht es wie euch auch. Diese kurzen hingeschmissenen Sätze von vielen verschiedenen Menschen wirkt so wirr auf mich, dass ich es gar nicht richtig einsortieren kann. Das ist noch nicht so meines, hoffe das ändert sich noch. Allerdings wen er von dem kleinen Buchladen (und auch den anderen) erzählt hab ich das Gefühl die GEschichte beginnt. Warum er jetzt genau in Amerika ist erschließt sich mir noch nicht.
    Ich komme jetzt heute und bis morgen nachmittags wieder kaum zum lesen, da ich als Überraschung zu meinem Geburtstag entführt werde bis morgen :breitgrins:.


    Danke für den Link Doris - der bringt wenigstens etwas Licht ins Dunkel. Also prinzipiell interessiert mich die GEschichte sehr und ich werde mich schon noch durchkämpfen!

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

    Einmal editiert, zuletzt von JaneEyre ()

  • Hallo Ihr Lieben, :winken:


    Ich bin nun auf Seite 99 angekommen und werde gleich noch weiterlesen.
    Ich habe heute morgen ersteinmal viel Zeit damit verbracht, ein fast unspielbares Stück für die Klarinette :rollen: eben auf der selben zu üben. Jetzt bin ich etwas demotiviert und mir tun die Handgelenke und Finger weh. :sauer:


    Ich habe eben erste Deinen Link gesehen, Doris. Danke, denn er ist wirklich interessant. Ich kann nur sagen, dass ich mich mittlerweile sehr gut in das Buch eingefunden habe und es mir nun richtig Spaß macht es zu lesen. Vielleicht liegt es auch daran, dass heute Wochenende ist und ich einfach Zeit, Muse und Ruhe habe, um mich auf dieses Buch einzulassen.


    Ganz fürchterlich fand ich den Besuch des Erzählers im Gefängnis. Als ich diesen Abschnitt las, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter, zumal ich weiß, dass die Geschwister Scholl auf eben dieses abartige Weise von den Nazis ermordet wurden.


    Schlimm finde ich auch dieses kommunistische Enteignungsmaschinerie, welche die freien Geschäftsleute mit mehr oder minder fingierten Anklagen aus dem Weg räumt.


    Ich habe nun auch endlich das Prinzip des Buches verstanden und weiß nun in welchen Kontext, ich welchen Abschnitt zu setzen habe.


    Als Mensching auflistet, welche Bücher er kaufte, was auf dem Vorsatz geschrieben stand und was er so alles in den Büchern fand, musste ich schmunzeln. In meinen Büchern finden sich auch immer die unglaublichsten Dinge, welche irgendwann einmal in Ermangelung eines Lesezeichens zweckentfremdet habe. :breitgrins: Ich habe mir übrigens schon seit einiger Zeit angewöhnt in Antiquariaten immer mal wieder Stichproben zu machen, insbesondere bei sehr alten Büchern und zu sehen, welche Widmungen auf dem Vorsatz stehen.


    Ich habe eine Ausgabe von Jane Austens Sense and Sensiblity von 1907, welche einer Inge gewidmet ist. Ich habe mich schon oft gefragt, was für ein Mensch Inge war, ob sie beide Weltkriege miterlebt hat, ob sie vielleicht auf der Titanic war, wie sie überhaupt zu diesem Buch kam und was es ihr bedeutete.


    Das ist auch einer der Gründe, warum ich gerne antiquarische Bücher kaufe. Sie haben eine Seele und werden nicht achtlos weggeworfen. Sie haben einem Menschen vielleicht einmal sehr viel bedeutet und so leben sie bei mir ein wenig weiter.


    Viele Grüße Tina

  • Ich wieder und kann nur sagen, jetzt hat es mich gepackt. Mittlerweile bin ich auf Seite 141 und die Puzzleteile fügen sich successive zusammen. Eigentlich liest man hier 4 Geschichten gleichzeitig und irgendiwe gefällt mir das. Allerdings muss ich gestehen, dass ich noch etwas meine Probleme damit habe, die kleinen "Zwischendurchgedichte" in einen Kontext zur Geschichte zu bringen. Von wem sind sie? Von Mensching?


    Besonders gut gefallen mir auch die verrückten New Yorker Mädels. Ich finde sie allesamt sehr sympathisch, lebensbejahend und witzig.


    Menschings Mutter tut mir leid, dass sie keine Stelle findet, auf Grund der Tatsache, dass ihre Eltern nicht politisch konform sind. Ein bescheuertes System, welches sich der eigenen Resourcen beraubte, die es auf Grund seiner gebildeten Bürger hatte.


    Viele Grüße Tina

  • Hallo JaneEyre, schön, dass du nun auch dabei bist. Halte durch! Wenn du dich mal eingelesen hat in die diversen Handlungsstränge, wird es besser. In dem Maße, wie ich die einzelnen Figuren und Hintergründe besser kenne, komme auch ich immer besser rein. Es kommt eine Struktur hinein und das Verwirrende ordnet sich. Allerdings gefallen mir nicht alle Geschichten gleichermaßen. Hildes Geschichte z. B. mag ich nicht so, weil da sehr viele Namen vorkommen und ich dem politischen Hintergrund nicht viel abgewinnen kann. Der Abschnitt mit Traudel oder dem Communisten-Club ist dagegen schon interessanter.



    Menschings Mutter tut mir leid, dass sie keine Stelle findet, auf Grund der Tatsache, dass ihre Eltern nicht politisch konform sind. Ein bescheuertes System, welches sich der eigenen Resourcen beraubte, die es auf Grund seiner gebildeten Bürger hatte.


    Wie recht du hast. Da werden Menschen an Taten gemessen, für die sie überhaupt nichts können. Keine Chance, sich selbst zu profilieren. Eigentlich wird man da zum Lügen gezwungen, um sich seine Möglichkeiten nicht zu zerstören. Ehrlichkeit zählt nicht viel.

  • Allerdings muss ich gestehen, dass ich noch etwas meine Probleme damit habe, die kleinen "Zwischendurchgedichte" in einen Kontext zur Geschichte zu bringen. Von wem sind sie? Von Mensching?


    Ich glaube schon. So würde er sogar noch über andere Menschen sprechen, weil er ihnen in seinem Buch nicht mehr Platz gönnen kann oder will. Auf diese Weise werden sie doch noch gewürdigt und verewigt. Auf jeden Fall reflektieren sie die Gegenwart, wie er sie in New York erlebt. Genau betrachtet könnten sie zusammengenommen über jemanden berichten, der nach New York gekommen ist und versucht, dort Fuß zu fassen. Es ist viel die Rede von weniger privilegierten Menschen. Einen direkten Zusammenhang zu den Handlungssträngen kann ich bis auf ein Gedicht nicht erkennen. Möglich, dass trotzdem einer besteht, aber diesbezüglich ist bei mir der Groschen noch nicht gefallen.


    Je länger ich lese, um so tiefer komme ich in die Geschichten rein, desto mehr wachsen mir die verschiedenen Charaktere ans Herz. Traudels Geschichte kommt im September 1950 (Seite 208) gerade an einen wichtigen Punkt. Sie will ihrem Vater zu Zahnprothesen verhelfen und bittet ihren Arbeitgeber, einen Zahnarzt, um Hilfe. Ich schätze, er wird sie das teuer bezahlen lassen, nämlich nicht nur mit Geld, sondern auch mit zwischenmenschlichen "Dienstleistungen".


    Auch beim Communisten-Club wird es zunehmend spannend. Die Namen Marx und Engels fallen mehrfach und lassen vermuten, dass wir die Geburtsstunde des Marxismus erleben werden.


    Warum erzählt uns Mensching gerade diese Geschichten? Bei seiner Mutter ist es verständlich, das ist Familienhistorie, aber die anderen? Ob er das alles selbst so erlebt hat?


  • Warum erzählt uns Mensching gerade diese Geschichten? Bei seiner Mutter ist es verständlich, das ist Familienhistorie, aber die anderen? Ob er das alles selbst so erlebt hat?


    So wie ich es verstanden habe, beruht alles auf tatsächlich erlebtes. Ich habe etwas recherchiert und festgestellt, dass all die Personen, wie zum Beispiel Hilde Berger und ihre Familie und auch der Emmigranten-Stammtisch existierten. Ich lese immer wieder gerne über Hildes Geschichte, sowie ich auch sehr gespannt bin, was bei Max Martin herauskommen wird. Ich finde es übrigens schön, dass jeder seine ganz besonderen "Lieblingsgeschichten" hat, so dass für jeden etwas dabei ist, auf das man sich freut, wenn man mehr erfährt, aber auch Menschings Familiengeschichte finde ich absolut interessant. Ich wollte noch mehr schreiben, aber ich habe leider gerade das Buch nicht zur Hand. Morgen mehr davon.


    Viele Grüße Tina

  • Hildes Geschichte und auch die anderen werden immer spannender. Ich bin jetzt auf Seite 267 und an dem Punkt, wo ich es bedauere, dass es nicht wenigstens von zwei oder drei der Geschichten ganze Bücher gibt. Nach dem doch holperigen Anfang bin ich nun richtig drin und ärgere mich höchstens, dass die einzelnen Abschnitte immer nur so kurz sind. Ich finde sogar die Ex-Libri-Aufzählungen spannend :breitgrins:.


    In Zusammenhang mit den Versen ist mir eine Stelle aufgefallen, als Mensching beim Transport der Bücher einen Bus sieht, von dem aus Touristen das Leben auf den Straßen beobachten, ohne selbst einen Fuß darauf zu setzen, gerade so, als wollten sie in sicherer Entfernung bleiben. Er sieht sich wahrgenommen als einen Einheimischen. Legt er vielleicht deshalb Wert darauf, von den Menschen zu berichten, die auf der Straße leben und keine Möglichkeit haben, jemals an die Stelle der Touristen zu treten? Sonst stehen sie in keiner Beziehung zu den Personen in seinem Buch oder zu Mensching selbst und geben deshalb keinen Anlass, sie zu erwähnen.



    Ich habe übrigens ein Buch, das für Steffen Mensching interessant wäre: Das Werk- und Spruchbuch für alle Tage des Jahres. Innen ist die Widmung
    Zum freundlichen Gedenken an Ihre Bertha Oppenheimer. Hannover, den 17. August 1911
    mit ganz feiner Feder akkurat geschrieben. Dann ist noch ein Ex Libris drin von M. und T. Rothschild, außerdem lag ein selbst gemaltes Aquarell als kleines Lesezeichen darin mit Datum 1918. Bei Wikipedia habe ich die Namen Bertha Oppenheimer und Rothschild gefunden und schon oft überlegt, wie sie als Juden wohl den Krieg überstanden haben.