Kritik an Amazon (Arbeitsbedingungen, Problematik Buchhandel etc.)

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  • Wobei das ja schon immer mehr oder weniger so gewesen ist.
    Nur wenige schreiben Bücher absolut am Publikum vorbei und nur ganz wenige dieser Bücher halten sich dann auch.
    Wenn man nicht gerade als potentiell verkanntes Genie gilt, kann man es sich nicht allzulange erlauben, Bücher zu schreiben, die niemand mag oder keiner versteht.
    Potentiell verkannte oder "echte" Genies können sich das vielleicht erlauben,die müssen aber ihren Status auch erst mal etablieren.


    Vor Jahren las ich mal ein Buch "Die Bildungslüge", darin fand sich die Aussage, dass per Peer Review Physiker einen Aufsatz als brillant bewertet hatten, der absolut unsinnige Aussagen enthielt. Fazit des Autors: Die Wissenschaftler hielten das für brillant, was sie selbst nicht verstanden. :rollen:


    "Für den Leser zu schreiben" muss nicht heißen, nur noch Groschenromane rauszuhauen.
    Es gibt in jedem Büchersegment ja genug Leser.
    Aber für den Leser zu schreiben kann bedeuten, dass man sich mehr Mühe gibt, als das in der Vergangenheit in bestimmten Nischen geschehen ist.
    Diesen Trend sehe ich heute schon.
    Es gibt - jedenfalls an Orten, an denen ich suche - weniger schlechte Bücher, besonders im Regal der Buchhandlungen.


    Die Rezensionen auf amazon sind oft schon sehr kritisch.
    Für den Leser zu schreiben kann also auch bedeuten, Bücher zu schreiben, die von vorne bis hinten für die meisten Leser (der Zielgruppe) wirklich interessant sind.


    Die meisten Leser werden auf Dauer auch keine Schema-F-Bücher lesen wollen.


    Für den Leser zu schreiben bedeutet für mich auch nicht, gar keine eigenen Ideen mehr zu haben oder einzubringen, sondern kritischer nach potentiell schlechten Stellen zu suchen und die zu ändern/ weg zu lassen.


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Ich plädiere schon lange für "Bernsteinbuch". :zwinker:


    Das klingt mir zu schön, nachgeradezu ein Euphemismus. 'Elektrobuch' wäre doch passend. Oder schlicht: Datei. :smile:

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()


  • Ich habe auch kürzlich ein englisches Buch in meiner örtlichen Buchhandlung bestellt, und nach zwei oder drei Tagen kam schon die Benachrichtigung, dass es abholbereit sei. Da ist Amazon auch nicht schneller.


    Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Meine örtliche Kleinstadtbuchhandlung arbeitet mit Libri zusammen, die wiederum einem britischen Großhändler angeschlossen sind. Viele gängige englische Titel hat Libri direkt auf Lager, die kommen am nächsten Tag. Andere können innerhalb weniger Tage bestellt werden, zu absolut fairen Preisen (mehr oder weniger zum Tagesumrechnungskurs).


    Die Lieferbarkeit kann ich selbst über http://www.ebook.de sehr gut einsehen, da das ja die Libri-Datenbank ist. So konnte ich nach Bekanntgabe der Longlist für den Booker Prize sehr schnell die ersten englischen Hardcover in der Hand halten. Ein prima Service. Dafür braucht man Amazon allerdings nicht. Der deutsche Buchhandel - auch in der Fläche - ist da mittlerweile doch sehr leistungsfähig. :klatschen:

  • Wortdefinitionen & Übersetzungs-Brainstorming - so niedlich ich die Aufregung darüber immer wieder finde - könnten wir an anderer Stelle weiterführen. Das hat hiermit eigentlich nichts zu tun :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ja, ich glaube, dass die Buchwelt bestehen bleibt. Denn ein Buch ist mehr als nur sein Text, den es transportiert. Super-8-Film, VHS-, Beta- und andere Videoformate sowie DVD, BluRay und sonstiges Digitalfilmgedöns sind nur verschiedene Wege, bewegte Bilder auf eine Leinwand bzw. einen Bildschirm zu bringen, auf denen der Film angesehen wird. Genauso sind Schellackplatte, Tonband oder CompactDisc nur verschiedene Wege, Musik über einen Lautsprecher oder Kopfhörer in den Gehörgang des Musikkonsumenten zu bringen. Hingegen ist ein Buch mehr als nur die Abbildung eines Textes. Zu einem Buch gehört das Anfassen, eine - gut gemachte - Typographie, ein bestimmter Satzspiegel usw. Nur ein gedrucktes Buch ist ein Buch, das diesen Namen verdient, und das nur auf Papier. Ein E-Book ist kein Buch, daher stört mich die Verwendung des Begriffs "Buch" für einen digitalen Text. Und komme mir ja keiner mit dem Argument, dass das Buch ja nur der Träger eines Textes ist, den man genauso auch digital auf einem seelenlosen Lesegerät konsumieren kann. Denn ein Buch ist ein Gesamtpaket, eben auch das Papier, auch der Geruch, auch das Haptische. Ein Buch kann ich anfassen. Einen digitalen Text nicht.


    Das ist deine Meinung, die steht dir zu und die akzeptiere ich. Aber es ist eben eine Meinung und kein Faktum :zwinker: Meine Meinung ist eine andere. Ja ich rieche auch gerne an Büchern und ja ich mag Bücher mit kleinen Extras wie Illustrationen. Aber das sind die "Accessoires", ein Buch bleibt für mich ausschlaggebend der Inhalt, den es transportiert und nicht das, was drum herum passiert. Ein E-Book ist für mich genauso ein Buch wie ein Papierbuch.
    Du wirst mir wohl nicht zustimmen, das macht auch nichts. Ehrlich gesagt, ist es mir sogar zu einem gewissen Grad egal (no offense meant :zwinker: ), ich möchte hier nur darauf hinweisen, dass wir von persönlichen Vorlieben reden und die können sehr unterschiedlich sein. Deswegen hat nicht einer mehr recht als der andere, deswegen ist keiner von uns der "echtere" Buchliebhaber und Leser. Die Masse oder besser gesagt der Durchschnitt wird sich durchsetzen, für die Randbereiche wird es auch weiterhin Möglichkeiten und Wege geben.
    Mal davon abgesehen, dass wir uns erst am Beginn der E-Book-Entwicklung befinden, wer weiß, was da vielleicht noch alles möglich wird.


    Ich glaube übrigens auch nicht, dass das E-Book das Papierbuch komplett verdrängen wird, sondern dass beide nebeneinander bestehen können, die Funktionen werden nur nicht mehr die gleichen sein.



    Vor Jahren las ich mal ein Buch "Die Bildungslüge", darin fand sich die Aussage, dass per Peer Review Physiker einen Aufsatz als brillant bewertet hatten, der absolut unsinnige Aussagen enthielt. Fazit des Autors: Die Wissenschaftler hielten das für brillant, was sie selbst nicht verstanden. :rollen:


    Erinnert mich an den Sokal-Skandal...

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Ich bin zu blöde. Ihr müsst mir helfen. Bernsteinbuch als Übersetzung wovon?


    Von "electronic book", alias "e-book", denn:

    Zitat

    Das Elektron [ˈeːlɛktrɔn, eˈlɛk-, elɛkˈtroːn] (von altgriechisch ἤλεκτρον élektron ‚Bernstein‘, an dem Elektrizität zum ersten Mal beobachtet wurde

    (Quelle: Wikipedia)


    Aber eigentlich müsste es dann "B-Buch" heißen :zwinker: .

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • [quote author=Saltanah link=topic=25256.msg801207#msg801207]


    Aber eigentlich müsste es dann "B-Buch" heißen :zwinker: .
    [/quote]


    So würde ich es auch zur Zeit für mich bewerten.
    Analog zu "B-Movie". :zwinker:


    EDIT: Zitat repariert. LG, Saltanah

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    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()


  • Das kenne ich auch noch von früher: "Gibt es nicht."


    Das Problem ist, wem das ein paar Mal passiert ist, der fragt nicht mehr sondern bestellt gleich online.
    Und bekommt so natürlich auch nicht mit, wenn sie die Gegebenheiten geändert haben.

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.


  • Nun ja. Im Artikel steht zu lesen:


    Zitat

    Ver­sucht man es über bei KNV an­ge­schlos­sene Buch­hand­lun­gen zu be­stel­len, stel­len auch die fest, dass man es über den Bar­sor­ti­men­ter nicht be­kom­men kann. Da­mit ist es ef­fek­tiv nicht er­werb­bar, ob­wohl es de­fi­ni­tiv lie­fer­bar ist (bei ei­nem neuen Buch auch kein Wunder).


    Diese Aussage ist Unsinn. Dass ein Artikel beim Barsortimenter nicht gelistet ist, bedeutet zunächst einmal, dass - ja - der Artikel dort nicht gelistet ist. Dass er nicht bestellbar sei, ist eine bloße Behauptung, die gar nicht stimmt.


    Barsortimente sind nichts anderes als Großhändler. Sie stellen ihr Sortiment nach Gängigkeit zusammen und denken wirtschaftlich. Bücher aus Kleinstverlagen, die sich selten verkaufen, werden Barsortimente wie KNV nicht ins Programm nehmen. Das ist ihr gutes Recht. Oft werden solche Titel trotzdem im Katalog gelistet mit dem Hinweis, dass man sie beim Verlag direkt bestellen muss. Manche Titel werden aber, trotz ISBN und trotz Eintrags im VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) nicht vom Barsortiment nachgewiesen. In diesem Fall gibt es die gute alte Verlagsbestellung. Will heißen, der Buchhändler bestellt den Titel beim Verlag direkt. Dauert ca. 2 Wochen, ist aber möglich.


    Und natürlich entscheidet eine einzelne Person beim Grossisten, welche Titel aus bestimmten Verlagen geführt werden oder nicht. Was denn sonst? Es handelt sich ja nicht um die Jury eine Buchpreises. :) Ein Buch, das der Grossist nicht führt, kann ja weiterhin beim Verlag bezogen werden (s.o.).

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Das ist ihr gutes Recht.


    Eben. Genau darum geht doch die ganze Diskussion. Hat Amazon weniger Rechte, bestimmte Bücher oder Verlage aus dem Programm auszuschließen?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Moin, Moin!


    und - wenigstens viele Mikro-Brauereien - mittlerweile besseres Bier als die Deutschen, die noch immer in Phase 2 stecken (der Konzentration der Brauereien und der zunehmenden Einheitsplörre).


    So ist es. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=z4mhuxXHD2M">Diese Dokumentation</a> hat meine Welt/Biersicht komplett geändert. Inzwischen gibt es auch bei deutschen Brauerein Ansätze zur Diversifikation. Köstritzer braut mit dem Kellerbier, dem <a href="http://newsroom.koestritzer.de/details/news/meisterwerke-mit-charakter-koestritzer-pale-ale-und-witbier/">Witbier und Pale Ale</a> neue Sorten. Aber es ist nur ein Tröpfchen auf den heißen Stein. Gehe mal in einen hiesigen Getränkemarkt und frage nach einen IPA (Indian Pale Ale). Grausam. Immerhin konnte ich mit Erdingers <a href="http://biertest.blogspot.de/2010/03/erdinger-pikantus.html">Pikantus</a> und Schneider Weisses <a href="http://www.bier-index.de/biere/schneider-weisse-tap-6-unser-aventinus.html">Unser Adventinus</a> zwei Weizenstarkbiere kennenlernen, die auch im hundsgemeinen Supermarkt wie netto angeboten worden waren, wenn auch nur als Sondersortiment.

  • Moin, Moin!



    Kataloge. Was habe ich den dtv-Katalog durchgearbeitet.


    Ja. Als sich uns Ossis nach der Wende die westliche Buchwelt eröffnete habe ich jahrelang Kataloge (dtv, Serie Piper, Fischer, rororo usw.) filigran durchforstet. So entstanden meine Wunschlisten, längst bevor das Internet 1995 meine (Buch)Welt nochmals veränderte, indem ich nämlich seit 1995 mittels Usenet andere Leser kennenlernte und durch sie Input bei den Wünschen bekam.

  • Moin, Moin!


    Ich habe meine eigenen Wege, an Bücher ranzukommen, da spielen Amazon und normaler Buchhandel (hatte ich die Sache vom verschimmelten Buch schon erzählt?) keine Rolle mehr, vielmehr Flohmarkt, meine beiden Ein-Euro-Buchläden und immer noch die Bibliothek...


    Wir Leipziger habe es aber auch gut!

  • Sieht so aus.


    Meiner Meinung nach hat Amazon sicher das Recht, sein Sortiment selbst zu bestimmen. Amazon ist letztlich ein Sortiment wie der lokale Buchhandel auch - in jeder Buchhandlung findet man eben nur ein Sortiment, eine Auswahl der lieferbaren Bücher. Und dass Amazon natürlich durch die breite des Angebotes auch kleinen Verlagen und unbekannteren Autorinnen und Autoren eine Plattform bietet, die sich im lokalen Buchhandel oft nicht haben, ist auch eine Tatsache. Jeder, der sich für ein Spezialgebiet interessiert, weiß das. Und da hat der lokale Buchhandel - allen voran die großen Ketten - seit Jahren mitgewirkt: Es wurden immer weniger Verlage und Titel ins Sortiment aufgenommen. Stapelware statt einer Breite des Sortiments war die Devise. In allen Läden von der Nordsee bis zu den Alpen die gleichen Bestsellertische. Das war so langweilig und monokulturig, dass man kaum etwas Interessantes entdecken konnte.


    Das Problem besteht m. E. auch da, wo Amazon nicht mit offenen Karten spielt und so tut, als hätte man dort alles quasi vorrätig. Amazon suggeriert Vollständigkeit. Auch ich nutzte ja Amazon für mich persönlich als Datenbank, recherchiere dort und pflege meine Wunschliste. Bücher kaufe ich dann aber in der Regel im Buchladen vor Ort.


    Und das andere Ärgernis in der Diskussion in den Medien sehe ich da, wo Amazon als leuchtendes Beispiel hingestellt wird und Aussagen über den klassischen deutschen Buchhandel getroffen werden, die nicht ganz sachgemäß sind.


    Das Gleiche gilt übrigens für die medienwirksamen Amazon-Boykotte mancher Autoren oder Verlage. Ein Autor kann Amazon gar nicht boykottieren. Ein Verlag kann das nur insoweit, als er eine direkte Bestellung von Amazon verweigern kann. Dann wird Amazon die Titel aber über sein Barsortiment beziehen, was der Verlag gar nicht verhindern kann. Der Effekt ist ein gewisser Rabattverlust für Amazon und den Verlag, aber das war's dann auch schon. Die Bücher sind weiterhin bei Amazon bestell- und lieferbar. Das hätte jeder gelernte Buchhändler den Medien erklären können, das wollte aber offenbar keiner hören. Daher hat mich die vollmundige Ankündigung von Herrn Schröer seinerzeit sehr gewundert. Und nach einigen Wochen musste er ja auch kleinlaut zurückrudern und zugben, dass ein Lieferstopp seiner Bücher über Amazon gar nicht leicht umsetzbar sei...


    Jeder, der den Buchhandel und seine Vertriebswege kennt, weiß ziemlich genau, wie Amazon funktioniert und dass dort auch nur mit Wasser gekocht wird. Und das ist es, was manche der Kommentatoren in den Zeitungen und auf den Blogs mitunter fehlt: genau diese Kenntnis des Buchhandels und seiner Vertriebswege. Und daher kommt es dann in meinen Augen zu manchen Fehlurteilen.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()