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Jules Verne: Von der Erde zum Mond. Direktflug in 97 Stunden 20 Minuten.
Zitat von Amazon-KurzbeschreibungWer Mitglied des "Kanonenclubs" in Baltimore werden will, muß eine Kanone erfunden oder zumindest technisch verbessert haben. Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges sitzen die führenden Mitglieder untätig herum, denn in den Vereinigten Staaten ist bis auf weiteres kein neuer Krieg in Sicht. In dieser desolaten Situation hat der Präsident des Kanonenclubs, Impey Barbicane, eine Idee: Er schlägt vor, eine Kanone zu bauen, die so groß ist, daß sie ein Geschoß auf den Mond befördern kann. Die übrigen Mitglieder des Clubs, ja die ganze amerikanische Nation, sind begeistert. Eine große Herausforderung für Wissenschaft, Technik und Industrie. Es gilt, astronomische Daten zu berechnen, Umfang und Länge der Kanone zu bestimmen, die Größe des Projektils und seine Flugbahn festzulegen. Und schließlich müssen die Gelder für diese gewaltige Unternehmung aufgetrieben werden, ein geeigneter Abschußort gefunden und die Riesenkanone muß gebaut werden. Eine gigantische Aufgabe, für deren Verwirklichung der typisch amerikanische Optimismus vonnöten ist. Doch da meldet sich ein geheimnisvoller Besucher aus Europa, der eine noch kühnere Idee hat..
Zum Klappentext & zur Ausgabe:
Ich habe etwas mit mir gerungen hier den eigentlichen Klappentext oder die Amazon-Kurzbeschreibung zu posten und habe mich dann gegen den Klappentext entschieden, weil er mMn (wie leider so oft bei dtv) schon unter "Spoiler" fällt. Klappentexte, die fast den Ausgang einer Geschichte erzählen, sind irgendwie widersinnig. Wer sich also die dtv-Ausgabe kauft, kann sich das Lesen der Rückseite ruhig sparen...
Dennoch gibt es auch viel Positives über die dtv-Ausgabe zu sagen! Sie ist, bei Jules Verne nicht immer selbstverständlich, vollständig, neu und gut übersetzt (von Volker Dehs) und mit sämtlichen sehr hübschen Illustrationen versehen. Außerdem gibt es die Originalanmerkungen von Jules Verne, ausführliche Anmerkungen durch den Herausgeber, ein Nachwort, eine ausführliche Zeittafel, weiterführende Literatur und noch einige Essays im Anhang. Bis auf den Klappentext lässt sie also keinen Wunsch offen und bekommt von mir eine ganz klare Empfehlung.
Zum Roman:
Zunächst sei einmal gesagt, dass der Roman vom heutigen Standpunkt wohl weniger aufgrund der Idee einer Reise zum Mond wahnsinnig aufregend ist, sondern wegen der nahezu prophetischen Gabe Jules Vernes. Erstmals 1865 erschienen, nahm es schon über 100 Jahre zuvor praktisch die Mission der Apollo 11 vorweg (mt einigen erstaunlichen Parallelen, die ich hier nicht schon ausplaudern will und die im Nachwort genauer erklärt sind) und das auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise. Die ziemlich bösen Beschreibungen der Mitglieder des amerikanischen "Gun-Clubs", ein Haufen schießwütiger, kriegssüchtiger "Yankees" mit relativ wenig beibehaltenen Originalkörperteilen, waren genauso lustig wie die Reaktionen der Öffentlichkeit oder die Charakterisierung des seltsamen Franzosen Michel Ardan. Vernes spart mit dem Kakao also weder bei den Amerikanern, noch bei seinem eigenen Landsmann.
Trotzdem hat der Roman auch seine Längen, zumindest für mich, die ich an technischen Beschreibungen nur am Rande interessiert bin. Verne listet sehr ausführlich die Überlungen des "Gun Clubs" zur Konstruktion der Kolumbiade, des Geschosses, des Zündstoffes usw. auf, ebenso wie später der eigentliche Bau und die Ausführung detailiert beschrieben werden. Dennoch ist für mich erstaunlich, dass ich trotz dieser Beschreibungen das Buch gelesen habe und nicht tödlich gelangweilt war, Verne schafft es also das alles recht anschaulich darzulegen, auch wenn etwas weniger mehr gewesen wäre.
Ob das zweite Problem eines ist, kommt auf die Sichtweise an: Der Roman "endet" mit einem Cliffhanger, der erst in Reise um den Mond aufgelöst wird. Dadurch kann man es mMn kaum als in sich geschlossenes Werk betrachten, sondern eher wie Teil 1 eines Romanduos. Dass dtv nur Von der Erde zum Mond, aber nicht Reise um den Mond aufgelegt hat, halte ich daher für eine Nachlässigkeit. Glücklicherweise gibt es aber von letzterem eine gute Ausgabe vom Fischer-Verlag, die bei mir schon bereit liegt und in der ich hoffentlich die Geschicke der Mondreisenden erfahre...
Edit: Thread-Titel angepasst. LG, dubh