Felix Gilman - Thunderer

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    Mir kam das Buch in die Finger (bzw auf den Bildschirm), als ich nach Catherynne Valentes "Palimpsest" bei Amazon oder sonstwo herumstöberte: China Mieville, Steampunk , Ghormenghast ..., irgendwo in dieser Gegend kreuzten sich unsere Wege.


    Worum geht es
    Eine grenzenlose Stadt - Ararat - die von Horizont zu Horizont reicht, bevölkert von zahllosen Menschen und tausenden Göttern. Manche Götter sind immer anwesend, verändern und formen die Stadt und ihre Bewohner dauernd um, andere erscheinen nur selten und bringen dann Wunder oder Verderbnis über die Stadt.


    Ein junger Mönch vom anderen Ende der Welt, in die Stadt gekommen, um den Gott seines Ordens zu suchen, der sie verlassen hatte.


    Ein Junge, der aus einem Arbeitshaus geflohen ist, und sich als Taschendieb durchschlägt.


    Ein Offizier eines fliegenden Segelschiffes.


    Das fliegende Segelschiff selbst, die Thunderer, durch die Gnade eines Gottes in die Lüfte erhoben, eine neue, mächtige Waffe ...


    Was aus allen diesen Zutaten noch werden soll, weiß ich noch nicht, aber es ist schon ein faszinierendes Buch. Die Hauptrolle spielen weniger die Personen (zumindest jetzt noch am Anfang), sondern mehr die Stadt selbst mit ihren zahllosen Bezirken, Straßen, Tempeln, Fabriken. Der Autor verwendet eine große Mühe darauf, die Stadt zum Leben zu erwecken in allen ihren verwinkelten Details, so dass die Handlung wohl etwas braucht, bis sie in Fahrt kommt - bis jetzt macht's aber Spaß.


    Es gibt wohl auch einen Nachfolger - mal sehen, aber so wie das Buch sich entwickelt, werde ich den wohl auch lesen.


    LG


    Morwen

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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  • Hallo allerseits
    Ja, ich bin mmer noch dran, an diesem Buch, daher ist vielleicht ein kleiner Zwischenbericht angebracht. Es ist immer noch faszinierend, sperrt sich aber etwas gegen ein schnelles Wegschmökern. Ich bin jetzt vielleicht 2/3 durch, die Handlung hat schon etwas Fahrt aufgenommen, aber noch immer ist nicht wirklich klar, wohin die Reise tatsächlich gehen wird (das finde ich aber überhaupt nicht schlecht, im Gegenteil, es zeigt, dass der Autor sich wenig um die üblichen Handlungschemata kümmert). Nach wie vor ist die Stadt Ararat die eigentliche Hauptfigur und wird liebevoll in all ihren Absonderlichkeiten ausgemalt. Aber auch die menschlichen Akteure gewinnen an Kontur, sind aber eher Getriebene der Umstände und Götter, als dass sie tatsächlich Akteure wären. ...


    Ich hoffe, ich kriege das Buch noch bis Weihnachten durch und werde euch auf dem Laufenden halten


    Morwen

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  • So, habe das Buch nun endlich durch (die letzten Seiten mußte ich bei den Schwiegereltern wegschmökern - dafür ist ein eReader auch ganz praktisch, es fehlt das verräterische Blättern :breitgrins:).


    Worum geht es?
    Etwas hatte ich ja schon in meinem ersten posting gesagt und es fällt nicht leicht, jetzt mehr zu sagen, ohne denen den Reiz des Buches zu zerstören, die es vielleicht noch lesen wollen (ich kann es nur empfehlen). Für mich bestand der Reiz gerade darin, langsam in diese unendliche Stadt einzutauchen, nach und nach verschiedenste Personen, Götter, Ort, Zusammenhänge kennenzulernen und erst relativ spät zu verstehen, wie das ganze zusammenhängt.


    Also, nochmal:
    ein junger Mönch - Arjun - zieht vom anderen Ende der Welt aus, seinen Gott (the Voice) zu suchen, der seinen Orden verlassen hat. Als guter Ort, seine Suche zu beginnen, erscheint ihm Ararat, eine unüberschaubar große Stadt, die von tausenden von Göttern bewohnt, regiert, permanent verändert und geprägt wird.


    Dort lernt man zunächst unabhängig voneinander verschiedene andere Personen kennen: Jack, einen Waisenhausjungen, der durch das Wunder eines Gottes fliegen kann und der in der Folge seine Gabe dazu verwendet, Gefangene in der ganzen Stadt zu befreien. Captain Arlandes, dessen Schiff Thunderer durch die gleiche Gottesgabe fliegen kann und zur gefährlichen neuen Waffe in den Machtkämpfen der Stadt wird. Professor Holbach, der Kopf einer Schar von "atlas-makers", Rebellen, die die Stadt kartieren und erklären wollen, Aufklärer, wenn man so will.


    Arjun kommt in Kontakt mit den Rebellen und befreit, während er mit einem mysteriös-diabolischen Gegenspieler kämpft, einen Flußgott, der sich aber gegen die Stadt und ihre Einwohner wendet und diese zu vernichten droht.


    Mehr will und kann ich nicht zur Handlung sagen, sie ist zu vielschichtig und komplex, um hier einen wirklichen Eindruck zu vermitteln. Vielleicht hilft bei diesem Buch das Bewertungssystem weiter, das ich vor einigen Wochen mal zur Diskussion gestellt habe:


    Originalität: volle 5 Punkte; so etwas habe ich noch nicht gelesen: Mervyn Peake (Ghormenghast) trifft Jorge L. Borges und diskutiert über indische Götter und noch viel mehr
    Stil: 4 Punkte; kann noch etwas poliert werden, aber ohne wirkliche Mängel
    Plot: 3-4 Punkte; der einzige kleine Schwachpunkt, der Plot braucht etwas, um in Fahrt zu kommen, und erst auf den letzten 50 Seiten geht richtig die Post ab, das Ende ist eher ein Ausblick als ein Abschluß
    Leseerlebnis: 4-5 Punkte; wer sich drauf einläßt und kein Problem mit viel atmosphärischen Beschreibungen hat und einem (wenn man es denn negativ ausdrücken will) manchmal etwas zähen Plot, der wird in eine unglaublich faszinierende Stadt abtauchen und nur ungern wieder auftauchen


    Fazit:
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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  • Thunderer, das ist der Name eine Schiffes, das mittels Magie durch die Luft fliegt, statt durch Gewässer zu segeln, sein Kapitän Arlandes ist der Protagonist des einen Erzählstrangs, er dient der Countess, einer der Herrscher*innen über die Stadt Ararat, einem riesigen Moloch, in dem Götter das Geschehen lenken. Einer der Götter ist ein Vogel, der das Schiff zum Fliegen brachte und dem jungen Jack dabei hilft, aus der Sklaverei eines (religiösen) Armenhauses zu fliehen. Der dritte Protagonist ist Arjun, ein Fremder in der Stadt, der seinen Gott sucht, „The Voice“ hat das Kloster, in dem er aufwuchs, verlassen und seine stets im Hintergrund schwebende Melodie ist verstummt.


    Gilman hat eine überaus komplexe Welt erschaffen und sie mit reichlich Personal ausgestattet. Leider mochte ich eine Figur gar nicht, die Arlandes-Abschnitte habe ich tatsächlich größtenteils überblättert. Jacks Geschichte bietet auch wenig Neues, jugendlicher Bandenführer mit Robin-Hood-Syndrom und im Laufe des Buches ließ mein Interesse an ihm ebenfalls nach, wobei auch der Autor ihn immer deutlicher in eine Nebenrolle schob. Zentrale Figur war Arjun, der sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden muss, sich in einer Verschwörung wiederfindet und statt seinen Gott zu finden, den Hass eines anderen auf sich zieht.


    Ganz allgemein störte mich an dem Buch ein Standardstörfaktor: Göttliche Macht ist so groß, dass Menschen ihr nichts entgegensetzen können und so uneingeschränkt, dass Autor*innen dank ihnen der Geschichte jeden gewünschten Verlauf geben können. Das machte die Auflösung dann einfacher als sie in meiner Vorstellung möglich gewesen wäre.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: