Frédérique Deghelt - Frühstück mit Proust

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    Jade ist dreißig, seit kurzem wieder Single und lebt in Paris, wo sie als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften schreibt. In ihrer Schublade liegt ein Romanmanuskript, das mehrmals von Verlagen abgelehnt wurde. Entmutigt hat sie aufgegeben, sich erneut um eine Veröffentlichung zu bemühen.


    Als Jades Großmutter nach einem Schwächeanfall ins Altenheim soll, weil keine ihrer drei Töchter sie zu sich nehmen will und ihr einziger Sohn, Jades Vater, zu weit weg lebt, beschließt Jade spontan, ihre "Mamoune" zu sich nach Paris zu holen und stellt schon bald fest, wie wenig sie eigentlich über das Leben ihrer Großmutter weiß.


    Jeanne hat nämlich zeitlebens eine große heimliche Leidenschaft gepflegt: das Lesen. In ihrer Gebirgsheimat galt Lesen als Zeitvertreib für faule reiche Leute, als Zeitverschwendung, weshalb sie es nur im Verborgenen wagte, zumindest literarisch die Welt zu entdecken, wenn sie schon kaum einmal Gelegenheit hatte zu reisen ...


    Ein zauberhafter kleiner Roman mit dem Flair französischer Filme à la "Amélie". In dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft stehen sich zwei ganz unterschiedliche Lebenswirklichkeiten gegenüber, was zwar manchmal zu kleinen Reibungen führt, aber auch dazu, dass beide Frauen viel voneinander lernen können und die Welt mit ein wenig anderen Augen betrachten.


    Die Kapitel sind auf einfühlsame Weise abwechselnd aus Jades und Jeannes Sicht geschildert, so dass man sich als Leser wunderbar in beide Protagonistinnen hineinversetzen kann, wobei mich Jeannes Geschichte besonders berührt hat - die lebenslange tiefe Liebe zu ihrem Mann kommt in kleinen Bemerkungen wunderschön zum Tragen, und doch gab es diesen großen Teil ihres Lebens, von dem er nichts wusste und den er wohl auch nicht verstanden hätte, ihre zweite große Liebe sozusagen, die ebenso anrührend beschrieben ist. Gerade wenn Jeanne über das Lesen spricht, möchte man sich eine kleine Satzperle nach der anderen aufschreiben.


    Die Zusammenfassung mag sich ein bisschen wie eine Kreuzung aus "Das Labyrinth der Wörter" und "Zusammen ist man weniger allein" anhören, doch Frédérique Deghelt schafft doch etwas ganz Eigenes, das mir sehr gut gefallen hat, warmherzig und wunderschön formuliert.


    4ratten


    (Einziges Mängelchen ist der dämliche deutsche Titel. Proust spielt nämlich überhaupt keine Rolle in diesem Buch.)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Bei deiner Rezension habe ich das Gefühl du hast alle Filme, die ich liebe auch gesehen :)


    Ich mag diese warmherzigen französischen Filme total gerne und finde, dass das Buch gut in diese Reihe passt. Bin gespannt, was Du davon hältst, wenn Du es lesen solltest.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen