Hélène Grémillon - Das geheime Prinzip der Liebe

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    Zum Inhalt


    Camille ist eine alleinstehende Frau Mitte 30. Gerade ist ihre Mutter gestorben und sie fühlt sich ziemlich allein. Zwischen den ganzen Beileidskarten flattert ihr dann aber eines Tages ungewöhnliche Post ins Haus. Zuerst hält sie die offensichtliche Beschreibung eines Liebesgeschichte vor Beginn des Zweiten Weltkriegs für ein unverlangt eingesendetes Manuskript, denn sie ist ja Lektorin. Obwohl sie zuerst gar nicht angetan von dieser Herangehensweise ist, wird sie doch immer neugieriger und wartet bald förmlich auf die Dienstage, an denen sie den nächsten Teil der Geschichte erhält und erfährt wie es mit Louis und Annie damals weitergegangen ist.


    Meine Meinung:


    Ein wunderbares Buch. Eine gelungene Mischung aus Liebestragödie, Kriminalroman und Familiengeschichte. Ganz am Anfang hatte ich etwas Probleme, die verschiedenen Perspektiven zuzuordnen, aber nachdem das einmal klar war, las sich das Buch wie von selbst. Zu Beginn denkt man relativ bald, man hätte die Lösung des Rätsel bereits herausgefunden, aber das ist mitnichten so. Der Leser wird immer wieder auf falsche Fährten gelockt und dann die ganze Geschichte doch wieder völlig herumgedreht.


    Menschliche Abgründe tun sich hier auf, persönliches Drama vor dem Hintergrund der aufziehenden geschichtlichen Katastrophe des Zweiten Weltkrieges.


    Das alles in einer sehr schönen Sprache, einerseits französisch-poetisch, an vielen Stellen aber auch sehr direkt und klar.


    Für mich ein absolut bemerkenswertes Debut – diese Autorin werde ich auf jeden Fall im Blick behalten!

    LG, Dani


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    Szilárd Rubin - Kurze Geschichte von der ewigen Liebe


    Typischer Fall von Cover-recycling... :rollen:


    Die Geschichte klingt dennoch sehr schön :winken:

    //Grösser ist doof//

  • Erster Satz: Eines Tages bekam ich einen Brief.


    Klappentext
    Paris, 1975. Camilles Mutter ist bei einem Autounfall gestorben. Unter den Beileidsschreiben findet Camille einen rätselhaften Brief von einem Unbekannten, der die Geschichte von Annie erzählt, seiner großen Liebe. Camille glaubt erst an eine Verwechslung, doch in den nächsten Tagen kommen weitere Briefe. Sie handeln von der jungen, mittellosen Malerin Annie aus der Champagne und ihrer wohlhabenden Gönnerin aus Paris, die vergeblich versucht, schwanger zu werden. Aus Dankbarkeit erklärt sich Annie bereit, ein Kind für sie zu empfangen und zur Welt zu bringen. Doch was gut gemeint war, wird bald zur Quelle von Eifersucht, Verrat und Hass, und als der Zweite Weltkrieg über Frankreich hereinbricht, verschwindet Annie spurlos.
    Camille kann sich lange nicht erklären, was es mit den Briefen auf sich hat. Allmählich überkommt sie der Verdacht, dass die Geschichte weit mehr mit ihr zu tun hat, als ihr lieb ist. Sie beginnt den verschlüsselten Hinweisen in den Schreiben nachzuforschen.

    Meine Meinung
    Die Geschichte beginnt recht harmlos, auch für den Leser. Camilles Mutter ist gestorben und zwischen den vielen Kondolenzbriefen bekommt die Verlegerin einen Brief, der offensichtlich der Beginn einer Lebensgeschichte ist. Zuerst hält sie das Schreiben für eine Falschlieferung und versucht, den richtigen Empfänger dafür herauszufinden. Als dann der nächste Brief bei ihr ankommt, vermutet sie einen findigen Autor dahinter, der ihr auf diesem Weg ein Manuskript unterjubeln will. Doch ein paar Briefe später, die Geschichte hat sie schon längst in ihren Bann gezogen, erkennt sie, dass hinter den tragischen Geschehnissen, von denen sie liest, eine noch tragischere Wahrheit liegen muss. Aber warum bekommt gerade sie diese Briefe? Die junge Annie und keine der anderen darin genannten Personen ist ihr bekannt.


    Der Verfasser der Briefe erzählt von seiner großen Liebe Annie, einem einfachen Mädchen, dessen Leidenschaft die Malerei ist und die von ihrer reichen Gönnerin unterstützt wird. Aus diesem freundschaftlichen Verhältnis wird dann aber eine hasserfüllte Beziehung, als Annie für sie ein Kind austrägt. Eine Spirale aus Misstrauen, Eifersucht, Betrug, Rache und Zerstörung dreht sich immer weiter hoch und zieht mehrere Menschen mit sich fort.


    Die Geschichte erschließt sich dem Leser aus mehreren Perspektiven. Zum einen natürlich die Gegenwart in der Person der Camille, auch wenn sie für mich eher blass geblieben ist. Ihr Part und ihre Gedanken zu den Briefen werden in Kursivschrift erzählt, im Wechsel dazu bleiben die Briefe selbst in Normalschrift. Wir erfahren darin die direkte Sicht des Verfassers, soweit er die Geschehnisse damals mitbekommen hat, und wir erfahren dazwischen zusätzlich in seinen Worten die Sichtweise der jungen Annie, zumindest soweit diese ihm ein paar Jahre später ihre Erlebnisse berichtet hatte. Hier zeigen sich schon die ersten tragischen Verläufe, die durch Fehlinterpretationen und Verschweigen entstanden sind. Die volle Tragik erfahren wir dann im letzten Abschnitt, als eine weitere Perspektive dazukommt und die andere Seite der Geschehnisse zeigt. Und was dabei nach und nach ans Licht kommt, wohin das Hineinsteigern in Eifersucht, Rache und Hass die Menschen führen kann, das ließ mich dann mehr und mehr schlucken.


    Mich haben die Geschehnisse schnell in ihren Bann gezogen. Dadurch, dass man als Leser sich die Puzzleteile erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen konnte und für manche Wendung nicht gleich eine Erklärung hatte, blieb für mich die Spannung oder besser Anspannung immer oben. Ich spürte, dass die Frauen und ihre Lieben auf ein großes Unglück zusteuerten und fürchtete mich vor jeder weiteren unberechenbaren Aktion. Ganz toll gemacht war dann die Auflösung, deren Perspektive einige unerwartete Wendungen und unangenehme Überraschungen erklärte und die zeigte, dass es oft ganz gezielte Kleinigkeiten waren, die doch so eine große und schreckliche Tragweite hatten. Gelungen fand ich auch, dass mich die Autorin dann am Ende sogar noch einmal überraschen konnte.


    Der Schreibstil, der auf mich klar, aber gleichzeitig auch immer mal melancholisch und poetisch wirkte, gefiel mir sehr gut, auch wurde die Atmosphäre des in Frankreich hereinbrechenden Zweiten Weltkrieges gut eingebettet. Dies, zusammen mit der Handlung, erzeugte für mich eine ganz besondere, leicht beklemmende Stimmung. Sehr gut kann ich mir auch eine Verfilmung vorstellen. Mit den Perspektivwechseln kam ich gut klar, auch wenn sie zwischendurch auch mal nicht gleich eindeutig waren. Mich hat die Geschichte emotional sehr berührt und mitgenommen und ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.


    5ratten

  • Inhalt:


    Camille ist Mitte 30, locker liiert mit Nicholas, von dem sie ungeplant ein Kind erwartet. Nach dem Unfalltod ihrer Mutter erhält sie mit der Kondolenzpost auch geheimnisvolle Briefe, die die Geschichte zwischen Annie und den M.s zur Zeit des zweiten Weltkrieges schildern. Anfangs hält sie das ganze für eine Verwechslung und ist peinlich berührt, doch bald erwartet sie sehnsüchtig die wöchentlichen Briefe, die irgendwie mit ihr und ihrer Situation verbunden zu sein scheinen.


    Meine Meinung:


    Das Buch beginnt relativ unschuldig im Paris der 70er Jahre, nach dem Unfalltod von Camilles Mutter. Als sie den ersten Brief von Louis öffnet, wechselt die Perspektive, und der Leser wird in das Frankreich vor dem zweiten Weltkrieg versetzt. So zieht es sich durch das ganze Buch hindurch, wir wechseln zwischen Camille, Louis und schließlich Madame M. hin und her. Durch die unterschiedlichen Schriftarten ist immer klar, in wessen Zeit wir uns befinden, so dass der Wechsel für mich nicht schwierig war.
    Die Geschichte konzentriert sich hauptsächlich auf die Geschehnisse zwischen Annie und Madame M., so dass Camille und die Gegenwart eher blass und unscheinbar bleiben. Das habe ich ähnlich empfunden wie Heimfinderin und fand es sehr schade. Ich hätte gerne noch erfahren, wie Camilles Geschichte danach weitergeht und was für sie daraus entsteht. Aber man kann nicht alles haben... Dafür werden die anderen Hauptfiguren recht deutlich skizziert - die junge Annie voller Leben und Unbedarftheit, die gar nicht so viel ältere Madame M., die aber trotzdem etwas matronenhaftes und verbittertes bekommt. Aus einer spontanen Idee, die aus Dankbarkeit entsteht, entwickelt sich schließlich eine Tragödie, die von Eifersucht, Rache und Hass gezeichnet ist. Diesen Geschehnissen kommt der Leser - ebenso wie Camille - erst nach und nach auf die Spur, jeder weitere Brief von Louis ergibt ein neues Puzzleteile, bis sich die ganze Geschichte schließlich entfaltet hat. Und obwohl ich an mancher Stelle ziemlich schlucken musste, so unglaublich fand ich die Ereignisse, hat das Buch für mich aufgrund des Schreibstils trotz aller Beklemmung und Melancholie an vielen Stellen auch eine Leichtigkeit, die mich die Geschehnisse gut ertragen ließ.


    Alles in allem fand ich es ein wunderbares Buch; ein toller Stil (wie schon erwähnt poetisch, aber auch sehr klar), eine spannende Geschichte mit unerwarteten Wendungen und klar gezeichneten Figuren. Eigentlich bin ich nur durch Zufall an dieses Buch gekommen, da meine Schwägerin es mir bei ihrem letzten Besuch mitgebracht hat - aber mir wäre etwas entgangen, hätte ich es nicht gelesen.
    5ratten

  • Schön, dass es dir auch so gut gefallen hat.


    Nach etwas Abstand gehört es für mich zu der Sorte Bücher, die länger hängenbleiben, als andere. Ich muss immer mal wieder an die Handlung und Personen denken und auch die melancholische und auch beklemmende Atmosphäre kann ich dabei immer noch nachspüren. :smile:

  • Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen!


    Ein sehr besonderes Buch


    Inhalt:


    Unter den Kondolenzbriefen zum Tod ihrer Mutter findet Camille den Brief eines Unbekannten. Das ist der erste von mehreren Briefen, in dem Louis ihr die Geschichte seiner großen Liebe Annie erzählt.


    Meine Meinung:


    Ich war zunächst skeptisch, da ich Romane in Briefform nicht so gerne mag. Durch dieses wunderbare Buch wurde ich eines Besseren belehrt, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass die Briefe von Louis eher in Romanform als in Briefform verfasst sind. Nach jedem Brief kann ich immer wieder an den Gedanken von Camille teilhaben, die in der Ich-Form erzählt werden. Beim Lesen schlüpfe ich in ihre Haut, ihre Emotionen vermischen sich mit meinen. Das ist das Besondere an diesem Roman, die Geschichte von Annie berührt mich genau so sehr wie Camille. Es entsteht eine ganz feine Spannung, die ich manchmal gar nicht aushalten kann, so sehr möchte ich wissen, wie es weiter geht. Der Hauptteil der Geschichte spielt während des 2. Weltkrieges, die politischen Hintergründe sind allerdings nur „schmückendes Beiwerk“, die zwar eine wichtige Rolle für einige Ereignisse spielen, aber dezent im Hintergrund gehalten werden.
    Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die französischen Autoren haben eine ganz besondere Art zu erzählen, das muss ich immer wieder feststellen. Sehr behutsam und sanft, aber doch sehr kraftvoll in seiner Unaufdringlichkeit schafft es die Autorin mich auf eine ganz besondere Art gefangen zu nehmen. Dieses Buch hat mich aufgewühlt und nachdenklich gemacht. Es ist keine alltägliche Geschichte und doch kann sie sich jederzeit ereignet haben. Die Hauptrolle spielt die Liebe in all ihren Facetten, aber keine einzige Zeile ist kitschig oder abgedroschen.


    Meine Empfehlung für alle Liebhaber der feinen französischen Literatur.


    5ratten

  • "Eine bedingungslose Liebe, die sich in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verliert. Eine junge Malerin, die für ihre Gönnerin ein Kind bekommt. Eine Frauenfreundschaft, die in Hass um schlägt."


    Nach dem Tod ihrer Mutter 1975 erhält Camille zahlreiche Kondolenzbriefe. Unter diesen ist ein Brief ohne Absender in welchem die Geschichte von Annie und Louis erzählt wird.
    Zuerst vermutet Camille, dass der Absender sich in der Person geirrt hat, danach hält sie den Brief für das Werk eines Autors der sein Buch von ihr veröffentlichen lassen möchte. Doch um so mehr Briefe sie erhält und um so tiefer sie in die Geschichte von Louis und Annie eintaucht lässt sie die Vermutung nicht mehr los, dass sie mit den Briefen doch mehr zu tun haben könnte als sie zu Beginn vermutet hatte.


    Das Buch ist kein kitschiger Liebesroman sondern ein Roman, welchen man vor lauter Spannung nicht mehr aus der Hand legen möchte.
    Es ist zu keiner Zeit langweilig und bietet jede Menge Wendungen und neue Ereignisse.
    Die Übersetzung von Claudia Steinnitz ist sehr gelungen.
    Das Einzige was ich anfangs als minimal "störend" empfand war, dass die Briefe der Geschichte von Annie und Louis normal gedruckt waren, während die Zeit von Camille kursiv gedruckt ist. Normalerwiese kennt man das ja anders herum und somit war es zu Beginn etwas ungewohnt ;)


    Meiner Meinung nach ist die Geschichte für Jung und Alt, für Frauen aber auch für Männer absolut zu empfehlen.
    Ich werde diese Autorin nach diesem Debüt nicht mehr aus den Augen lassen ;)


    5ratten

  • Ich fand das Buch ja ganz toll und freue mich, dass nun im Oktober etwas neues von der Autorin erscheint!


    In Zeiten von Liebe und Lüge

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  • Rezension vom 27.02.2014


    Hèlène Grèmillon



    Das geheime Prinzip der Liebe




    Ein bewegende und ergreifendes Frauenschicksal




    Sehr schön hat die Autorin, die gemeinsame Geschichte von den beiden Frauen verwebt.


    In einer klaren und fesselnden Sprache , erzählt sie deren gemeinsames Schicksal, um die Liebe für ihr Kind , in den wirren des 2. Weltkrieges. Ein Geheimnis das sie aneinander fesselt.


    Ihre Protagonisten kommen sehr lebendig und real daher. Spannend , Lebendig und fast schon Poetisch liest sich dieser Debüt Roman . Von Seite zu Seite versteht sie die Spannung auf zubauen.



    Es geht um die 35 Jährige Verlegerin Camille , die nach dem Tode ihrer Mutter wöchentlich mysteriöse Briefe von einem Louis erhält. Ein Autor , der ihr so sein Buch schmackhaft machen will ?


    In den Briefen geht es um die Blutjunge Annie und Madame M. , zwei Frauen die sich anfreunden.


    Annie , die junge Malerin , findet Unterstützung und Anerkennung in ihrer neu gewonnenen Freundin. Madame M. Bringt Annie unbewusst dazu , für sie ein Kind von ihrem Ehemann zubekommen. Annie bemerkt nicht wie Skrupellos und Gewissenlos ihre Freundin ist , und sie und ihren Mann nur belügt und ausnutzt . Aus dieser innigen Freundschaft , wird eines Tages nur noch Hass und Verachtung , als Annie die Wahrheit erkennt.


    Auch Camille , stößt durch das Lesen der Briefe auf ein Altes Familien Geheimnis und die wahre Geschichte , tiefe Abgründe tun sich vor ihr auf. Langsam begreift sie wer ihr wirkliche Mutter wahr.


    Sie macht sich auf die Spurensuche von Annie und Louis...........



    „ Eine spannende Geschichte um das Schicksal zweier Frauen „


    Ein Buch das man sich nicht entgehen lassen sollte

  • Bei Camille, Mitte 30, ist gerade viel im Umbruch. Gerade hat sie ihre Mutter verloren, und sie ist schwanger, doch der Kindsvater ist nicht sehr begeistert darüber. Und dann tauchen auch noch diese Briefe in ihrer Post auf, ohne Absender, ohne Unterschrift, eine Art Lebensbeichte in Episoden, verfasst von einem gewissen Louis.


    Camille hat keine Ahnung, wer das sein könnte. Sie weiß nur, was sie aus den Briefen erfährt: dass er von Kindheit an in Annie, eine begeisterte Malerin, die an schwerem Asthma litt, verliebt war, dass er zu Beginn des 2. Weltkrieges gerade erwachsen geworden war und dass Annie zu diesem Zeitpunkt bei einer reichen Gönnerin wohnte und sich mit ihr auf einen fragwürdigen Handel einließ - sie sollte für die stets nur Madame M. genannte Frau, die sich seit Jahren nichts sehnlicher wünschte als ein Kind, ein Baby austragen.


    Wider Willen ist Camille gebannt von Louis' Schilderungen und liest mit Entsetzen, wie das einst gute Verhältnis zwischen Annie und Madame M. in brennende Eifersucht und bitteren Hass umschlägt, während sie sich immer noch fragt, wieso ausgerechnet sie diese Briefe bekommt.


    Was sich anhört wie ein typischer Plot für einen leichten Unterhaltungsroman, bietet sich hier in einem lakonischen, fast etwas spröden Tonfall dar, wie man ihn oft bei französischen Autoren findet. Dadurch bleiben die Figuren, insbesondere Camille, zunächst auf Distanz zum Leser, es dauert eine Weile, bis man in die Geschichte hineinfindet, und manche Details wirken anfangs gewollt oder aber übermäßig geheimnistuerisch, wie etwa die abgekürzten Orts- oder Nachnamen.


    Im weiteren Verlauf der Handlung wirkt dann einiges weniger aufgesetzt, weil man merkt, dass es für diese Art der Darstellung gute Gründe gibt. Die Distanz zu den Protagonisten bleibt jedoch durch das ganze Buch hindurch erhalten. Insbesondere Madame M. fällt durch ihre extremen und in diesem Ausmaß schwer nachvollziehbaren Gefühlslagen auf. Ihr fanatischer Kinderwunsch ist Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens und fördert erschreckend heftige Emotionen zutage, die in ihrer Kompromisslosigkeit schwer zu ertragen sind.


    Der Weg zur Auflösung des Geheimnisses um die Briefe ist spannend, wirkt aber manchmal ein wenig konstruiert und die Bewertung der "Indizien" nicht immer schlüssig. Der kühle, sachliche Erzählstil weckt eher wenig Sympathie für die Figuren, doch die verstörend-aufwühlende Geschichte von Madame M., Annie und ihrem "gemeinsamen" Kind bleibt schon durch die Heftigkeit der geschilderten Gefühle dennoch im Gedächtnis.


    Den deutschen Titel finde ich übrigens mal wieder fürchterlich. Das Original heißt ganz schlicht "Le confident", "Der Vertraute".


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Paris in den 1970ern: Zwischen den Kondolenzschreiben, die Camille nach dem Tod ihrer Mutter erhält, findet sie einen Brief, der eine Geschichte erzählt und zu dem sie dann wöchentlich eine Fortsetzung erhält. Zunächst hält sie es für ein Manuskript, mit dem ein unbekannter Autor den Weg auf ihren Verlegerinnenschreibtisch sucht, doch dann beginnt sie einen persönlichen Zusammenhang zu vermuten.


    Als Erzähler fungiert Louis, es geht um ihn und Annie, die in den 1930er Jahren in einem Dorf aufwuchsen und wie sich vor allem Annies Leben in den nächsten Jahren entwickelte. Der Zweite Weltkrieg spielt eine Rolle, aber mehr als Hintergrundkulisse, persönliche Erlebnisse und Gefühle spielen die Hauptrolle. Viel mehr mag ich nicht erzählen, um nicht zu sehr zu spoilern.


    Die Autorin charakterisiert ihre Figuren gut, man bekommt einen persönlichen Eindruck, auch wenn die Motive für die Handlungen für mich einfach zu fern von meinem eigenen Empfinden waren, um sie wirklich nachvollziehen zu können.


    Auch sprachlich gefiel es mir, von der Autorin lese ich gerne wieder etwas.


    4ratten