Charles Lewinsky - Doppelpass

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    Tom Keita hat es geschafft. Der junge Mann aus Guinea mit dem genialen Ballgefühl gehört zu den Superstars eines renommierten Schweizer Fußballclubs und hat gerade medienwirksam seine Verlobung mit dem ambitionierten Model Claudia bekanntgegeben. Da muss sogar Eidenbenz, seines Zeichens Keitas Vereinspräsident, zugeben, dass der Junge was drauf hat, auch wenn er sonst eher für eine sehr kritische Haltung zum Thema Ausländer und Einwanderung bekannt ist und bei den nächsten Wahlen für eine rechtskonservative Partei kandidieren wird.


    Doch in der Nacht der Verlobungsparty kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall: ein Unbekannter taucht auf Keitas Grundstück auf. Zunächst von Claudia für einen Einbrecher gehalten, entpuppt er sich als weitläufiger Verwandter von Tom, der auf einem Flüchtlingsschiff übers Mittelmeer nach Europa gekommen ist und nun auf ein besseres Leben in der wohlhabenden Schweiz hofft, wo es Tom ja ganz offensichtlich sehr weit gebracht hat.


    Tom ist hin- und hergerissen. Einerseits möchte er seinem Cousin helfen, andererseits kann er sich keinen Skandal erlauben, den es aber ganz sicher gäbe, wenn bekannt würde, dass er einem illegalen Einwanderer heimlich Unterschlupf gewährt. Claudia nimmt die Sache beherzt in die Hand und versucht das Problem "Mike" zu lösen, indem sie ihn in der leerstehenden Ferienwohnung einer Bekannten unterbringt. Blöd nur, dass der junge Afrikaner auf einmal abhanden kommt und eine Klatschreporterin die Ohren spitzt ...


    In diesem Buch, das ursprünglich als Fortsetzungsroman in einer Schweizer Zeitung erschien, greift Lewinsky einige der großen Themen der heutigen Zeit auf: Asyl- und Einwanderungspolitik, Medienzirkus, Sein und Schein in der High Society und nicht zuletzt die in allen Bereichen verbreitete Doppelmoral. Sicher sind Figuren wie Claudia oder Eidenbenz reichlich überzeichnet, stehen aber gerade dadurch exemplarisch für bekannte gesellschaftliche Phänomene. Möglicherweise haben sie auch reale Vorbilder - dazu kenne ich die Schweizer Berühmtheiten aber zuwenig.


    Gleichzeitig machen die eher schematischen Charaktere es aber auch schwierig, sich wirklich mit ihnen zu identifizieren. Am ehesten mitfühlen konnte ich noch mit dem unglückseligen Einwanderer "Mike". Die Geschichte nimmt ihren Lauf, nicht unspannend, aber trotz vieler scharfer Seitenhiebe doch eher dahinplätschernd. Ein bisschen zu kämpfen hatte ich auch mit der schweizerisch gefärbten Sprache. Für Nichtschweizer wäre ein Glossar vielleicht ganz hilfreich gewesen.


    Insgesamt nicht schlecht, aber auch nichts, was man zwingend gelesen haben müsste. ("Melnitz" von Lewinsky war da schon ein anderes Kaliber, das mochte ich richtig gerne.)


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich fand "Doppelpass" ganz ok, weil es ein paar Verhaltensweisen auf die Schippe nimmt, die es verdient haben.


    Allerdings gab es nur 3 Frauenfiguren, von denen eine dümmlich und eine total egozentrisch war. Bei den Männern sah es da ein bisschen besser aus, wenn auch da kaum jemand bei war, dem man gern begegnen würde.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.