"Das Buch war Sch...!" - Von Rezensionen & (Hobby)Rezensenten: Anarchie im Feuilleton

Es gibt 780 Antworten in diesem Thema, welches 105.774 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von booknerds-Chris.

  • Hallo zusammen!


    Ich weiß nicht, ob dies schon an anderer Stelle hier aufgetaucht ist, gefunden habe ich auf Anhieb nichts.


    Im aktuellen Kulturspiegel ist ein Artikel, in dem es um die Entmachtung der Feuilletons geht, weil sich die Laienkritiker immer breiter machen, möglich durch das Internet, gewissermaßen eine Art Demokratisierung der Informationsgesellschaft im Bereich der Buchvermarktung.


    Hier ist der Link. Leider ist der Artikel nicht frei zugänglich.
    http://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-41595717.html


    Nachstehend ein paar wesentliche Punkte aus dem Artikel, schließlich ist Literaturschock ja auch so eine Hobbykritiker-Plattform.


    Gleich am Anfang wird die peinliche Geschichte erzählt von einem „Leser aus St. Louis“, der sich bei Amazon, USA, von einem Buch begeistert zeigte. Wegen eines Computerfehlers wurde diese Begeisterung aber nicht unter seinem Nickname, sondern unter seinem echten Namen veröffentlicht, wo sich dann herausstellte, dass er ein „sehr, sehr guter Freund“ der Autorin ist. Angeblich sind etliche Fälle aufgeflogen, in denen Schriftsteller ihre eigenen Werke hoch- und andere niederschrieben. Aber unabhängig von solchen Vorfällen beeinflussen angeblich die Hobbyrezensenten die Verkaufszahlen bei Amazon enorm.


    Der Schwerpunkt des Artikels liegt jedoch woanders, nämlich auf der Veränderung der gesamten Rezensionslandschaft, weil die Internet-Hobby-Rezensenten mittlerweile eine von den Feuilletonbetrieben unterschätzte Konkurrenz darstellen, wofür es mehrere Gründe gibt:


    Die Neuerscheinungen werden immer zahlreicher, so dass die professionellen Kritiker diese gar nicht alle verarbeiten können. Die Laienrezensionen im Internet leben länger, sind nachhaltiger verfügbar, als die in den Printmedien. Die Laienkritiker haben keine Berührungsängste mit Büchern, die das Volk zwar mag, von den Profi-Kritikern aber wegen Anspruchslosigkeit abgelehnt werden. Hinzu kommt, dass die Laienkritiker in einer Sprache reden, die jeder versteht.
    Der Schweizer Rolf Dobelli behauptet, das Feuilleton sei hochkorrupt, er unterstellt einerseits den Berufskritikerin, dass sie Kritiken aus Gefälligkeit schreiben und zum anderen, dass „sie sich doch nur selbst promoten wollen.“ Da seien Laienkritiker wesentlich ehrlicher.


    Generell wird die Qualität der Laienrezensionen in diesem Artikel gelobt, auch wenn sie tendenziell gefühlsbetonter und persönlicher seien. Die Wertung der Bücher beruhe eher auf den eigenen Erwartungen und werde weniger als allgemeingültige Wahrheit hingestellt.


    Gegenwärtig sind sich die Verlage noch nicht so recht einig, wie sie diese Laien einschätzen sollen, - sie scheinen das Medium Internet noch nicht so recht begriffen haben, auch gibt es keine belegbaren Verkaufszahlen über den Einfluss, - sie scheinen sich aber darüber im Klaren zu sein, dass sich die klassischen Empfehlungswege verändert haben. Der FVA-Verleger Joachim Unseld jedenfalls befürchtet eine „Entprofessionalisierung der Literaturkritik“. Der Marktplatz der Meinungen könne rasch auch zum Müllplatz werden: „Wenn da jeder so reinquatschen kann“, fragt Unseld, „wo soll man dann da seine Orientierung herbekommen?“.


    Viele Verlage scheinen aber zufrieden mit ihren Laien-Kritikern: "Wir können uns doch nur freuen, wenn Leser über unsere Bücher reden“, so Elisabeth Raabe vom Arche Verlag. Selbst wenn es nicht immer die Leser sind. Denn auch in Deutschland, das geben die Verlage hinter vorgehaltener Hand zu, verfassen Autoren bei Amazon Lobeshymnen auf ihre eigenen Werke.


    Hups! Ist ein bisschen viel geworden. :redface:


    [size=7pt]Edit: Link korrigiert. LG nimue[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hi Ulla,


    danke für die Zusammenfassung des Artikels.
    Das Thema ist durchaus interessant und wirft sicher eineigen Gesprächsstoff auf.


    Dann fang ich auch gleich mal an :smile:


    Zitat von "Ulla"

    Gleich am Anfang wird die peinliche Geschichte erzählt von einem „Leser aus St. Louis“, ...


    Mittlerweile ist ja bekannt, dass es auch beim deutschen Amazon vermehrt Fälle gibt, in denen Autoren ihre eigenen Werke unter unscheinbaren Namen in den Himmel loben und die Bücher direkter Konkurrenten niedermachen.
    Das finde ich zwar richtig armselig, aber verhindern wird man diesen Umstand wohl niemals können.



    Zitat von "Ulla"

    Aber unabhängig von solchen Vorfällen beeinflussen angeblich die Hobbyrezensenten die Verkaufszahlen bei Amazon enorm.


    Die dort aufgeführten Gründe sind für mich vollkommen nachvollziehbar.
    Und dass viele Kritiker geschmiert werden, hört man auch immer wieder.



    Anstatt "Feuilleton-Rezensionen" lese ich persönlich viel lieber Rezensionen hier im Forum, auf ausgewählten Literaturseiten im Internet, oder höre mir Meinungen von Freunden an.
    Mit solchen Meinungen kann ich mich irgendwie besser identifizieren.


    Dazu muss man aber sagen, dass in der Flut der sog. Laienrezensionen ein großer Anteil einfach nur schrottig ist, ohne jeden Erkenntniswert.
    Ich denke da speziell an Amazon.
    Und die vielen Spoiler, da wird mir echt schlecht.
    Auf solche Rezensionen kann ich gerne verzichten.



    Aber unterm Strich bin ich froh über die Vielfalt an Rezensionen.
    Da kann man sich schon besser ein Bild machen, auch wenn mich Rezensionen nicht wirklich bewußt beeinflussen, ich mich beim Kauf eines Buches also nicht gezielt danach richte.

  • Hallo!


    Zu dem Thema habe ich auch ein paar Worte zu sagen, da ich ja auch zu den Laienkritikern zähle (ich rezensiere hier im Forum und auf meiner privaten HP).
    Ich mache das, weil ich mit den Feuilleton-Rezis auch nicht sehr viel anfangen kann, zumal dort oftmals nur «hochgeistiges» besprochen wird, das den «normalen» Leser gar nicht interessiert. Das ist zwar schön und gut, dient der Zeitung auf lange Sicht aber nicht, da die Mehrheit der Leute eben lieber wissen will, ob der neue Krimi von Elizabeth George etwas taugt und nicht, was ein Feuilleton-Kritiker von einem Buch hält, das er selber nicht verstanden hat... (Ich habe solche hochgelobten Bücher auch schon gelesen und meist waren sie ein Graus – meiner Meinung).
    Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es Seiten wie Literaturschock gibt, da kann man sich wenigstens echte Lesetipps holen. Zudem bin ich froh, wenn ich beim Lesen einer Rezi jeden Satz im ersten Anlauf kapiere und keinen Fremdwörter-Duden brauche :rollen:


    Ich versuche der Splittung von Feuilleton und Laienkritik übrigens etwas entgegenzuwirken: Ab nächsten Monat darf ich für unsere Tageszeitung Bücher rezensieren – einmal monatlich, dabei werden zwei bis drei Bücher besprochen. Dabei werde ich – ganz im Sinne des Durchschnittslesers – «Gassenhauer» wie eben Elizabeth-George-Krimis, Romane von Rebecca Gablé und neue Werke anderer bekannter Autoren besprechen.
    Natürlich ist ein Output von zwei Büchern pro Monat nicht viel, aber dafür kann man bei mir davon ausgehen, dass ich die Werke tatsächlich gelesen habe. Ein böser Spruch sagt nämlich, dass ein professioneller Rezensent die ersten und die letzten zwanzig Seiten eines Buches liest und dann die Kritik verfasst. Und irgendwas Wahres muss da schon dran sein, kein Mensch kann so viel lesen, wie das manche Kritiker angeblich tun...


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo zusammen, hallo Ulla,


    Tatsächlich ein sehr interessantes Thema. Über die Möglichkeiten des Internets haben sich offenbar weder Musik- noch Printbranche Gedanken gemacht und plötzlich heulen alle rum. Ich kann das nicht verstehen.


    Das Internet ist eine feine Sache, hat aber auch den Nachteil, dass man nicht immer gleich findet, was man sucht, und dass es viel überflüssigen Kram gibt. Es hat also ein gewisses Frustrationspotential. Mit der Zeit findet man dann aber Seiten, die für einen selbst spannende, zusätzliche Informationsquellen darstellen. Zusätzlich.


    Ich lese sehr gerne Feuilletons, ich finde gut recherchierte Rezensionen eine wirkliche Freude. Die Internetrezensionen leisten allerdings etwas ganz anderes. Sie erfüllen den Zweck, jemanden schlicht darüber aufzuklären, worin es in einem Buch geht und wie es sich liest. Wenn sie gut sind, differenzieren sie diesen letzten Punkt und beschreiben, wie das Buch geschrieben ist, wo die Klippen sind, was man mögen muss, um das Buch mit Genuss zu lesen, worauf man vielleicht besonders achten sollte usw. Und einige Internauten geben ab und an dann vielleicht auch nochmal eine theoretische oder historische Information, setzen einen Link oä.


    Das Internet erleichtert einfach das, was früher über Mundpropaganda ohnehin schon gelaufen ist. Ich habe vor meinen intensiven Forenzeiten Feuilleton-Rezensionen gelesen und ich tue es noch; und ich vermute, Leute, die es jetzt nicht tun, haben es auch vorher nicht getan.


    Mir würde etwas fehlen, wenn nur noch Internetrezensionen hätte. Aber mir würde inzwischen auch etwas fehlen, wenn ich die Rezensionen bestimmter Internauten nicht mehr lesen könnte. Das ergänzt sich wunderbar; alles andere ist in meinen Augen kulturpessimistisches Genöle.


    Herzlich, B.

  • Hallo Ulla,


    vielen Dank für die Zusammenfassung des Artikels - jetzt weiß ich auch, was ich mir heute Abend am Bahnhof kaufen werde :klatschen:


    Zitat von "Ulla"

    Der Schwerpunkt des Artikels liegt jedoch woanders, nämlich auf der Veränderung der gesamten Rezensionslandschaft, weil die Internet-Hobby-Rezensenten mittlerweile eine von den Feuilletonbetrieben unterschätzte Konkurrenz darstellen


    Ich sehe das ähnlich wie Bartlebooth. Feuilleton und Internet-Hobby-Rezensionen sind zwei grundverschiedene Dinge und stehen meiner Meinung nach nicht in Konkurrenz.


    Feuilleton-Kritiken haben einen ganz anderen Anspruch, obwohl viele Internet-Rezensenten inzwischen dem Feuilleton nacheifern wollen (was ich recht peinlich finde ;) )


    Ich lese durchaus auch "richtige" Rezensionen, informiere mich aber inzwischen auch lieber hier im Forum oder in anderen Foren. Amazon-Rezis finde ich meistens zu schlecht, als dass ich mir davon eine Meinung bilden könnte. Ich sehe ja, welchen Müll ich an Rezis täglich zugesendet bekomme und aussortiere :rollen:


    Zitat

    Die Neuerscheinungen werden immer zahlreicher, so dass die professionellen Kritiker diese gar nicht alle verarbeiten können. Die Laienrezensionen im Internet leben länger, sind nachhaltiger verfügbar, als die in den Printmedien.


    Obwohl ja auch professionelle Kritiken (z.B. von der FAZ) im Internet abrufbar sind.


    Zitat

    Die Laienkritiker haben keine Berührungsängste mit Büchern, die das Volk zwar mag, von den Profi-Kritikern aber wegen Anspruchslosigkeit abgelehnt werden


    Schon wieder ein Punkt, der klar gegen eine Konkurrenz spricht.


    Zitat

    Der Schweizer Rolf Dobelli behauptet, das Feuilleton sei hochkorrupt, er unterstellt einerseits den Berufskritikerin, dass sie Kritiken aus Gefälligkeit schreiben und zum anderen, dass „sie sich doch nur selbst promoten wollen.“


    Das habe ich leider auch schon gehört.


    Zitat

    Generell wird die Qualität der Laienrezensionen in diesem Artikel gelobt, auch wenn sie tendenziell gefühlsbetonter und persönlicher seien. Die Wertung der Bücher beruhe eher auf den eigenen Erwartungen und werde weniger als allgemeingültige Wahrheit hingestellt.


    Darauf lege ich selbst ja auch großen Wert - ich wollte noch nie einem professionellen Kritiker nacheifern. :)


    Zitat

    Gegenwärtig sind sich die Verlage noch nicht so recht einig, wie sie diese Laien einschätzen sollen, - sie scheinen das Medium Internet noch nicht so recht begriffen haben, auch gibt es keine belegbaren Verkaufszahlen über den Einfluss, - sie scheinen sich aber darüber im Klaren zu sein, dass sich die klassischen Empfehlungswege verändert haben.


    Es gibt auch Verlage, die sich ganz klar gegen die Versendung von Rezensionsexemplaren für private Webseiten aussprechen. KiWi ist so ein Beispiel - sie unterstützen nicht mal größere Seiten - da geht das meiste noch über Printmedien. Problematisch sind auch die vielen Webseiten, die Bücher anfordern und anfordern und dann ewig für eine Rezension brauchen. Zugegeben: Die Verführung ist groß, weshalb ich inzwischen auch dazu übergegangen bin, das meiste selbst zu kaufen.


    Zitat

    Der FVA-Verleger Joachim Unseld jedenfalls befürchtet eine „Entprofessionalisierung der Literaturkritik“. Der Marktplatz der Meinungen könne rasch auch zum Müllplatz werden: „Wenn da jeder so reinquatschen kann“, fragt Unseld, „wo soll man dann da seine Orientierung herbekommen?“.


    Ich würde mal behaupten, dass diejenigen, die bisher Feuilletons gelesen haben, das auch weiterhin tun. Es ist doch ein großer Unterschied.


    Was mich an den Feuilletons immer wieder stört: Es wird fast das ganze Buch erzählt und auseinandergenommen. Das brauche ich nicht, um eine Kaufanregung zu erhalten. Mir fällt das auch immer mehr an diversen Webseiten auf - allen voran die großen Krimi-Webseiten, die inzwischen einen höchst literarischen Anspruch erheben, deren Rezensionen ich mir aber nie durchlese, weil mir das einfach zu viel ist. Wenn ich eine "richtige" Kritik lesen will, dann nicht auf einer Hobby-Seite - egal, wie groß die ist ;)


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo,


    ich möchte zu euren Ausführungen noch einen Aspekt ergänzen, der wohl noch nicht angeführt wurde.


    Zu den meisten Internetrezis kann man unmittelbarer in Kontakt treten, einen Dialog eröffnen, indem man selber eine Rezi schreibt oder - so wie wir hier und in anderen Foren - über das entsprechende Buch diskutiert. Das geht bei den Printmedien nur über Leserbriefe und da ist der Kontakt deutlich verzögerter und ein echter Dialog ist gar nicht möglich.


    HG


    finsbury

  • Ich denke auch, dass Feuilletons und "Hobbykritik" zwei Paar Schuhe sind und teilweise auch von ganz unterschiedlichen Menschen oder zumindest mit unterschiedlichem Anspruch gelesen werden.


    Feuilletonkritiken liest man am besten erst, wenn man das Buch selbst gelesen hat, weil es, wie nimue schon schreibt, meist nach Strich und Faden auseinandergenommen wird. Auch in Zeitschriften passiert das häufig.


    Bei den Hobbykritikern gibt es halt sehr große Qualitätsunterschiede. Ich glaube, ich kann behaupten, dass wir hier ziemlich gute Kritiken haben, ich kenne auch andere Literaturseiten, die wirklich hochwertig sind.


    Auf amazon dagegen habe ich den Eindruck, dass die Kundenrezis immer schlechter werden, dass manche irgendeinen Mist verzapfen, bloß um die 50 Euro für die Erstrezension einzusacken ("Das Buch ist geil!", am besten noch weit vorm Erscheinungstag :vogelzeigen: ). Dort halten sich auch viele nicht an elementare Rezi-Regeln, die Spoiler sind ja schon fast an der Tagesordnung :rollen:


    Verlage, die keine Rezi-Exemplare an Privatseitenbetreiber rausgeben wollen, haben wohl auch so genügend Leser :breitgrins: ... gerade Literaturforen sind doch die beste denkbare Mundpropaganda, weil dort viele Bücherverrückte zusammenkommen, diskutieren, einander Bücher empfehlen und sie dann zum Leidwesen des SUBs auch noch kaufen ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Meinungsvielfalt ist mir wichtig. Deshalb lese ich Rezis aus verschiedenen Quellen und deshalb lasse ich mich auch durch einen Totalverriß nicht vom Kauf eines Buchs abhalten, wenn ich der Meinung bin, daß es mir trotzdem gefallen könnte. Letztlich gibt auch ein Feuilletonist nur seine persönliche Meinung wider - und wenn ich nun zufällig einen anderen Geschmack, andere Vorlieben habe als er, was bringt mir dann seine Rezension?


    Deshalb gefallen mir die Texte von Hobby-Rezensenten besser. Jedenfalls dann, wenn sie keinen Absolutheitsanspruch erheben, sondern sagen wollen, warum IHNEN ein Buch gefallen oder nicht gefallen hat. So mache ich es jedenfalls, wenn ich eine Review schreibe.

  • Moin, Moin!


    Ich finde <a href="http://www.perlentaucher.de/">Perlentaucher</a> so genial, weil man das Wichtigeste mehrerer Rezensionen bekommt, das geht ruckzuck, und ich fühle mich ausreichend präpariert, um eine Entscheidung zu fällen, ob ich das Buch beiseite lassen oder auf meine Wunschliste setzen soll. Daneben schätze ich seit Jahren zwei Vielleser, denen ich unzähligen Anregungen verdanke und deren Lektüre ich gerne verfolge: <a href="http://www.lesekost.de/HHL02CH.htm">Lesekost</a> und <a href="http://www.dieterwunderlich.de/neu.htm">Dieter Wunderlich</a>.

  • Hallo!


    Zitat von "Kringel"

    Deshalb gefallen mir die Texte von Hobby-Rezensenten besser. Jedenfalls dann, wenn sie keinen Absolutheitsanspruch erheben, sondern sagen wollen, warum IHNEN ein Buch gefallen oder nicht gefallen hat. So mache ich es jedenfalls, wenn ich eine Review schreibe.


    Genau! Hobby-Rezensenten wollen das Buch lesen und gehen daher oft unter einem anderen Blickwinkel daran als jemand, der Rezis professionel schreibt. Bei denen habe ich oft das Gefhühl, dass die Bücher nach den Autoren bewerten werden (nach dem Motto: er/sie hat bis jetzt nur gute Bücher geschrieben, also muß das neue Buch auch gut sein). Da bin ich leider schon ein paarmal enttäuscht worden. Außerdem mag ich die von Finsbury schon erwähnten Diskussionen :zwinker: und die gibt es mit den Profis leider nicht- aber vielleicht macht Alfa ja eine Ausnahme, wenn sie professionell Bücher liest :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Guten Morgen!


    Jetzt möchte ich noch einen kleinen Nachtrag bringen, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich in meiner Wiedergabe ungenau war:


    Die eigentliche Fragestellung in diesem Artikel war nicht, wer „besser“ rezensiert, die Profis oder die Laien. In diesem Punkt besteht ja auch hier im Thread Konsens: Es sind zwei verschiedene Sachen, wo jeder Leser seine persönliche Haltung hat.


    Es ging vielmehr darum, dass die Hobbykritiker zu einem gigantischen selbständigen und letztendlich kostenlosen Vermarktungsinstrument für die Verlage geworden sind, ohne dass die Verlage, dies so recht begriffen haben bzw. das sie nicht so steuern können, wie dies bei den vergleichsweise wenig professionellen Rezensenten der Fall ist und von dem sie auch nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.


    Früher war es so, dass ein Buch, welches in einer großen Zeitung wie DIE ZEIT oder FAZ besprochen wurde, automatisch zum Verkaufsschlager wurde. Die Mehrheit der Verlage ist heute der Ansicht, dass das klassische Feuilleton viel von seiner ehemaligen Bedeutung für den Verkauf eingebüßt hat. Die einzelne große auffällig platzierte Rezension schmeichelt zwar dem Autor, lässt aber die Auflagenzahlen nicht mehr automatisch nach oben schnellen, wie dies früher der Fall war. Jetzt ist es das Laienschrifttum, das den Verlagen den Umsatz bringt.


    Meines Erachtens findet da im Moment eine bedeutende ökonomische Veränderung statt, aber auch eine kulturelle, ohne dass dies den Beteiligten bewusst ist.


    Ich persönlich würde es sehr bedauern, wenn die Buchrezensionen in den Feuilletons aussterben würden. Sie sind für mich fast so etwas wie eine eigene Gattung an Literatur geworden.

  • Hi!


    Zitat von "Valentine"

    Auf amazon dagegen habe ich den Eindruck, dass die Kundenrezis immer schlechter werden, dass manche irgendeinen Mist verzapfen, bloß um die 50 Euro für die Erstrezension einzusacken ("Das Buch ist geil!", am besten noch weit vorm Erscheinungstag :vogelzeigen: ). Dort halten sich auch viele nicht an elementare Rezi-Regeln, die Spoiler sind ja schon fast an der Tagesordnung :rollen:


    Das ist natürlich wahr, aber da ich hier generell einen recht negativen Grundtenor über Amazon-Rezis feststelle, möchte ich mich doch etwas verteidigen, als regelmäßige "Amazone". Ich gebe mir bei meinen Rezis große Mühe, sie gut, aussagekräftig und spoilerfrei zu schreiben. Und ich kenne andere, die das genauso machen und stoße oft, auch auf den englischen Seiten, auf sehr gute.
    Also, Müll gibt es durchaus dort, aber nicht nur. Wollte ich nur gesagt haben.


    Bye,


    Grisel, in eigener Sache unterwegs :breitgrins:

  • Grisel: ich rezensiere ja auch bei amazon und wollte mir mit meiner Aussage jetzt nicht selber ins Bein schießen, aber so einigen Herrschaften dort sollte man mal die Grundlagen guter Rezensionen vermitteln ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Eine einzige Rezi würde mich nur dann zum Kauf verleiten, wenn ich erkennen kann, daß das Buch wirklich genau meinen Geschmack trifft. Das war zuletzt bei Rezis zu "Das Unsterblichkeitsprogramm" von Richard Morgan und "UBIK" von P.K. Dick der Fall - und der Kauf hat sich 100%ig gelohnt.


    Ansonsten versuche ich immer, mehrere Rezis zu lesen. Einmal natürlich bei nimue, dann aber auch bei SF-Fan.de, sogar bei Amazon, oder halt in der Zeitung.

  • Hi Valentine!


    Zitat von "Valentine"

    Grisel: ich rezensiere ja auch bei amazon und wollte mir mit meiner Aussage jetzt nicht selber ins Bein schießen, aber so einigen Herrschaften dort sollte man mal die Grundlagen guter Rezensionen vermitteln ;)


    Dann bin ich ja beruhigt. :smile:
    Klar, ich frage mich auch oft, warum die sowas online stellen. Theoretisch sollte ja jede Rezi vorher geprüft werden.


    Zum Thema allgemein, ich sehe da keinen Widerspruch. Das eine sind Besprechungen von Experten, die sich meist der, äh, gehobeneren Literatur zuwenden, und das andere solche von Laien, die alles rezensieren, was ihnen unterkommt. Ein UND kein ENTWEDER/ODER würde ich sagen.


    Bye,


    Grisel

  • Zitat von "Grisel"

    Klar, ich frage mich auch oft, warum die sowas online stellen. Theoretisch sollte ja jede Rezi vorher geprüft werden.


    Zu dem Thema hatten wir irgendwo schon mal eine Diskussion. Alfa Romea hatte auch schon geargwöhnt, dass nirgendwo einer sitzt und auf Beiträge zum Lesen wartet, so wie es der Text bei amazon suggeriert.


    Ich habe daraufhin eine Rezi versucht, indem ich viele Wörter eingebaut habe, die es gar nicht gibt. Die Rezi ist nie erschienen. Was Alfas Vermutung Futter gibt, dass einfach ein Computerprogramm auf Begriffe absucht und beim Fehlen kritischer Schlagwörter und ähnlicher Kriterien den Beitrag einfach durchlässt.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo ihr Lieben,


    über Facebook stieß ich auf einen interessanten Artikel, den ich gerne mit euch teilen möchte. Es geht um das Problem, dass manche Autoren nicht mit konstruktiver (aber negativer) Kritik umgehen können. Man setzt sich mit dem Schreiben eines "Verrisses" unter Umständen den Anfeindungen der beleidigten Autoren aus - das kann sogar so weit gehen, dass mit Anwälten gedroht wird.


    Das Buch war Sch...!


    Leider ist es eine Gratwanderung für ernstzunehmende Rezensenten (ich meine damit jetzt nicht unbedingt die Amazon-Rezensionen). Rezensiert man nur wohlwohllend die Bücher, die man mochte, freuen sich die Autoren - aber die Leser (die eigentliche Zielgruppe) nehmen einen irgendwann nicht mehr ernst. Rezensiert man negativ (bei mir immer begründet und konstruktiv), dann verletzt man die Autoren.


    Immer wieder lese ich den Tipp, doch lieber gar nicht zu rezensieren, wenn man nichts Positives zu sagen hat. Das kommt für mich persönlich überhaupt nicht in Frage. Wie man es macht, ist es falsch, aber ich habe die Entscheidung getroffen, jedes gelesene Buch ehrlich zu rezensieren und dann - wenn es sein muss - auch negativ. Unter den Tisch lasse ich nichts fallen, aber ich hoffe natürlich immer, dass ich mit meiner Kritik nicht zu sehr verletze.


    Inzwischen ist es übrigens so, dass ich Rezensionsanfragen ablehne (das Buch also auf Literaturschock weder vorstelle noch rezensiere), wenn ich vorher schon weiß, dass die Autoren nicht so gut mit ehrlicher Kritik umgehen können. Vor allem bei Büchern, die in Kleinstverlagen oder gar im Eigenverlag erschienen, bin ich vorsichtig. Damit ist den Autoren sicher auch nicht geholfen, aber ich muss mich nicht herumärgern.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo,


    da für mich eine Rezension die subjektive Empfindung widerspiegelt kann ich überhaupt nicht verstehen, wie man mit so einer "Kritik" oder Meinungsäußerung nicht umgehen kann :rollen: .


    Man braucht doch nur mal hier bei uns die Bücherthreads zu schauen: Was einer negativ bewertet fällt dem anderen extrem positiv auf...


    Für mich ist im Fazit völlig unverständlich, wie eine ordentlich formulierte Rezension solche Reaktionen bei Autoren und Verlagen verursachen kann. Es wäre allerdings interessant, was ein Richter wirklich in einem solchen Fall entscheiden würde.

  • Ich denke, wie auch im Artikel erwähnt - der Ton (bzw die Wortwahl) macht die Musik.


    Ich lese kaum Blogs, was daran liegt, dass es mich oft regelrecht schaudert, wenn ich sehe, wie wenig manche von Rechtschreibung, Satzzeichen, Wortwahl, usw. wissen. Aber sich trotzdem dazu berufen fühlen, über Autoren und deren Bücher zu urteilen.


    Unmöglich fand ich auch irgendwo mal den Hinweis, sie (die Bloggerin, edit: nicht die Verfasserin des hier verlinkten Blogs, sondern irgendeine Blogbetreiberin) würde jedem davon abraten, sich dieses fürchterliche Buch zu kaufen (sie hatte es ja zum Glück vom Verlag kostenlos erhalten).
    Bei solchen Kommentaren verstehe ich Autoren und Verlage, denen der Kragen platzt.


    Dass eine konstruktive Kritik auch negativ sein darf, sollte meiner Meinung nach aber genauso unstrittig sein.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

    Einmal editiert, zuletzt von Spatzi79 ()

  • Ich kann schon nachvollziehen, dass sich ein Autor durch negative Kritiken gekränkt fühlt. Er ist schließlich auch nur ein Mensch und manche sind eben leichter verletzbar als andere. Klar, irgendwie gehört es zum Berufsrisiko. Der Leser hat natürlich sein Recht darauf, ein Buch schlecht zu finden. Wenn jetzt jeder nur noch positive Kritiken schreiben würde, dann bräuchten wir ja eigentlich gar keine mehr.


    Ich habe einmal eine eher negative Kritik zu einem Buch geschrieben, in der ich aber auch erwähnt habe, dass es wohl eher daran liegt, dass das Genre nichts für mich ist und ich mit der Geschichte nichts anfangen kann. Darum habe ich auch Abstand davon genommen, Punkte zu vergeben. Der Autor hat mir daraufhin eine Nachricht geschickt und dafür bedankt, dass ich so ehrlich war und dass ich deswegen nicht gleich null Punkte vergeben habe. Das fand ich schon sehr nett.


    Also, ich finde schon, dass man negative Rezensionen verfassen darf bzw. sogar soll. Man darf sich natürlich nicht im Ton vergreifen, dann hinter jedem Autor steckt nunmal ein Mensch. Mit "normaler" schlechter Kritik müssen sie schon umgehen können.


    Ich glaube, die negative Reaktion hängt auch damit zusammen, dass ein Verlag erwartet, dass man eine halbwegs gute Kritik abgibt, wenn man das Buch zur Verfügung gestellt bekommen hat - so quasi "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul". Aber das grenzt ja dann schon fast an Bestechung... Also, auch da sehe ich nicht ein, warum man keine schlechte Meinung schreiben sollte, wenn sie denn der subjektiven Wahrheit entspricht.