Hallo zusammen!
Ich weiß nicht, ob dies schon an anderer Stelle hier aufgetaucht ist, gefunden habe ich auf Anhieb nichts.
Im aktuellen Kulturspiegel ist ein Artikel, in dem es um die Entmachtung der Feuilletons geht, weil sich die Laienkritiker immer breiter machen, möglich durch das Internet, gewissermaßen eine Art Demokratisierung der Informationsgesellschaft im Bereich der Buchvermarktung.
Hier ist der Link. Leider ist der Artikel nicht frei zugänglich.
http://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-41595717.html
Nachstehend ein paar wesentliche Punkte aus dem Artikel, schließlich ist Literaturschock ja auch so eine Hobbykritiker-Plattform.
Gleich am Anfang wird die peinliche Geschichte erzählt von einem „Leser aus St. Louis“, der sich bei Amazon, USA, von einem Buch begeistert zeigte. Wegen eines Computerfehlers wurde diese Begeisterung aber nicht unter seinem Nickname, sondern unter seinem echten Namen veröffentlicht, wo sich dann herausstellte, dass er ein „sehr, sehr guter Freund“ der Autorin ist. Angeblich sind etliche Fälle aufgeflogen, in denen Schriftsteller ihre eigenen Werke hoch- und andere niederschrieben. Aber unabhängig von solchen Vorfällen beeinflussen angeblich die Hobbyrezensenten die Verkaufszahlen bei Amazon enorm.
Der Schwerpunkt des Artikels liegt jedoch woanders, nämlich auf der Veränderung der gesamten Rezensionslandschaft, weil die Internet-Hobby-Rezensenten mittlerweile eine von den Feuilletonbetrieben unterschätzte Konkurrenz darstellen, wofür es mehrere Gründe gibt:
Die Neuerscheinungen werden immer zahlreicher, so dass die professionellen Kritiker diese gar nicht alle verarbeiten können. Die Laienrezensionen im Internet leben länger, sind nachhaltiger verfügbar, als die in den Printmedien. Die Laienkritiker haben keine Berührungsängste mit Büchern, die das Volk zwar mag, von den Profi-Kritikern aber wegen Anspruchslosigkeit abgelehnt werden. Hinzu kommt, dass die Laienkritiker in einer Sprache reden, die jeder versteht.
Der Schweizer Rolf Dobelli behauptet, das Feuilleton sei hochkorrupt, er unterstellt einerseits den Berufskritikerin, dass sie Kritiken aus Gefälligkeit schreiben und zum anderen, dass „sie sich doch nur selbst promoten wollen.“ Da seien Laienkritiker wesentlich ehrlicher.
Generell wird die Qualität der Laienrezensionen in diesem Artikel gelobt, auch wenn sie tendenziell gefühlsbetonter und persönlicher seien. Die Wertung der Bücher beruhe eher auf den eigenen Erwartungen und werde weniger als allgemeingültige Wahrheit hingestellt.
Gegenwärtig sind sich die Verlage noch nicht so recht einig, wie sie diese Laien einschätzen sollen, - sie scheinen das Medium Internet noch nicht so recht begriffen haben, auch gibt es keine belegbaren Verkaufszahlen über den Einfluss, - sie scheinen sich aber darüber im Klaren zu sein, dass sich die klassischen Empfehlungswege verändert haben. Der FVA-Verleger Joachim Unseld jedenfalls befürchtet eine „Entprofessionalisierung der Literaturkritik“. Der Marktplatz der Meinungen könne rasch auch zum Müllplatz werden: „Wenn da jeder so reinquatschen kann“, fragt Unseld, „wo soll man dann da seine Orientierung herbekommen?“.
Viele Verlage scheinen aber zufrieden mit ihren Laien-Kritikern: "Wir können uns doch nur freuen, wenn Leser über unsere Bücher reden“, so Elisabeth Raabe vom Arche Verlag. Selbst wenn es nicht immer die Leser sind. Denn auch in Deutschland, das geben die Verlage hinter vorgehaltener Hand zu, verfassen Autoren bei Amazon Lobeshymnen auf ihre eigenen Werke.
Hups! Ist ein bisschen viel geworden.
[size=7pt]Edit: Link korrigiert. LG nimue[/size]