Kenneth R. Miller - Finding Darwin's God

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    Hallo allerseits,
    ich bereite mich gerade auf einen Themenabend "Glauben und Evolution" in unserer Gemeinde vor und da war mir dieses Buch in die Hände gefallen. Der Autor ist Biologie-Professor und gläubiger Christ (in den USA wohl eher eine Seltenheit) und vertritt hier sehr überzeugend die Auffassung, dass Evolution und Glaube sehr wohl zu vereinbaren sind.


    In etwa der ersten Hälfte verteidigt Miller die Evolutionstheorie gegen die verschiedenen Spielarten der Kreationisten, von den young earth creationists bis hin zu den Vertretern des intelligent design. In der zweiten Hälfte wiederum verteidigt er die Möglichkeit an einen Gott zu glauben gegen Fundamental-Evolutionsten wie Richard Dawkins, E. O. Wilson oder Daniel C. Dennett.


    Der erste Teil dürfte für mitteleuropäische Leser unspektakulär sein (obwohl er wirklich hervorragend geschrieben ist), da der militante Kreationismus doch (noch) eher ein amerikanisches Phänomen ist. Der zweite Teil aber ist wirklich herausragend, da Miller es schafft, Evolution und Glaube zusammen zu denken, und trotzdem beiden Seiten gerecht zu werden. Hier war ich besonders gespannt, ob und wie er das schafft, weil es da viele Versuche gibt, bei denen entweder der Glaube oder die Wissenschaft verwässert wird. Und Miller bleibt dabei auch intellektuell redlich, indem er betont, dass damit Gott keinesfalls "bewiesen" oder "beweisbar" wäre (genausowenig, wie Gott durch die Wissenschaft widerlegbar ist).


    Abgesehen davon, dass es auf englisch ist, ist das Buch gut verständlich, es ist sehr persönlich geschrieben, mit einem leichten, augenzwinkernden Humor (den man bei deutschen Büchern zum Thema so schmerzlich vermisst - warum, verdxxxx noch mal, kriegen das deutsche Akademiker nicht hin?). Die Biologie ist, soweit ich das als Biologin beurteilen kann, makellos, und die Theologie hat nichts von den vernagelten amerikanischen Evangelikalen, sondern ist auch für liberal denkende Mitteleuropäer gut verträglich.


    Wer also am Thema interessiert ist und etwas anderes sucht, als die ätzende Polemik eines R. Dawkins, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Zu R. Dawkins: ich habe bisher ein Buch von ihm gelesen (Geschichten vom Ursprung des Lebens); ich fand es brilliant, solange der Autor bei seiner Biologie bleibt; wo er mit unverholener Häme auf jede Form von Glauben eindrischt, fand ich ihn leider ungeniessbar. Daher werde ich auch, mit Rücksicht auf meinen Blutdruck, darauf verzichten, seinen Gotteswahn zu lesen.


    Hier ergänzt sich Dawkins leider perfekt mit seinen kreationistischen Gegner, mit denen er wohl in einer Hass-Liebe untrennbar verbunden ist. Ohne die fundamentalistischen Kreationisten, die schon erstaunlich sind in ihrer Dummheit, hätte Dawkins sicher nicht solchen Schaum vor dem Mund; und ohne die Fundamental-Evolutionisten, die in einer Art Allmachtswahn glauben, mit der grenzenlosen Wissenschaft Gott, die Seele, den freien Willen und jede Form von Sinn und Moral widerlegen zu können, wären die amerikanischen Kreationisten kaum so eisern in ihrer Ablehnung der Evolution.


    5ratten


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  • (Ich denke, wenn man Richard Dawkins liest, muss man als "mildernde Umstände" berücksichtigen, wie Atheisten in den Gelobten Staaten von Amerika angesehen werden - kann man sich im doch ziemlich toleranten Deutschland kaum wirklich vorstellen, glaube ich.. Kein Wunder, dass dieser Druck dann "Stacheln" erzeugt, die übrigens auch ich beim Lesen als unangenehm und respektlos empfinde.)