William Somerset Maugham - Fußspuren im Dschungel und andere Erzählungen

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Titel: Fußspuren im Dschungel und andere Erzählungen
Autor: William Somerset Maugham

Allgemein:
583 S.;Diogenes; 2008

Dieser Band enthält elf Erzählungen, die ich diesen Monat dann so nah und nah lesen möchte. Da Maugham zu meinen Lieblingsautoren gehört und ich, obwohl ich sonst kaum Erzählungen oder Kurzgeschichten lese (außer von Kafka ), ich seine Erzählungen immer sehr gerne lese, bin ich gespannt. Sie haben meist etwas eher unaufgeregtes und trotzdem passiert darin eine Menge. Das mag ich. Er ist ein genauer Beobachter und man kann richtig eintauchen, als ob man einen Roman lesen würde. Manchmal fand ich das die ein oder andre Handlung durchaus den Auftakt für einen Roman gegeben hätte.
Ich bin nun gespannt was mich hier erwarten wird.

Zur Info: Die Erzählungen in diesem Band sind laut Verlag eine Auswahl der gesammelten Erzählungen in zwei Bänden, wer also diese Ausgabe erwirbt hat alle Erzählungen beisammen. (Theoretisch könnte ich mir wirklich mal diesen Schuber zu legen... )

P&O
Etwa 50 Seiten lang

Die Handlung beginnt auf einer Schiffsreise von Asien nach England, im Hafen von Singapur. Aus der Sicht von Mrs. Hamlyn, einer englischen Dame die aus unangenehmen Gründen zurück nah London reist, verfolgt der Leser die Handlung. Sie musste feststellen das ihr Mann sich nah 20 Jahren Ehe in eine andere Frau - noch dazu eine ältere als sie selbst, verliebt hat und fährt nah London um sich dort einen Anwalt zu nehmen. Sie ist enttäuscht und hadert mit sich und ihrer neuen Situation. Als einer der Passagiere erkrankt wird ihr klar das sie ihre Sichtweise überdenken muss um noch einmal glücklich zu werden.

Warum der Titel ausgerechnet P&O lautet muss man dabei selbst herausfinden Hier wurde, was ja nicht so oft vorkommt, der Originaltitel beibehalten.

Meine Meinung:
Maugham ist ein Beobachter. Und das zieht sich eigentlich durch alle Erzählungen und Romane die ich bisher von ihm gelesen habe. Das er selbst in Asien gelebt hat, merkt man seinen Erzählungen daher immer wieder an und ich bin sicher das so einige Figuren auch in Maughams Umgebung zu sehen waren. Hier fand ich aber vor allem gelungen, wie treffend Mrs. Hamlyns neue Lebensumstände und ihre Gefühle beschrieben sind. Zu dem ist der Verlauf der Handlung für mich durchaus überraschend gewesen. Ein klein wenig Mystik war auch im Spiel, aber eher nüchtern eingebracht. Das hat mir ebenfalls gefallen. Ich mag Maughams eher nüchterne Erzählweise, sie ist trotzdem sehr einnehmend, er hat sein Handwerk einfach beherrscht. Gut, das Ende ist für meinen Geschmack etwas kitschig geraten, aber alles in allem hat mir die Lektüre gefallen. Vor allem weil trotz der wenigen Seiten die Figuren Gesichter erhalten haben und die Passagiere in ihrer Selbstsucht sehr überzeugend waren.

Jane
Um die 40 Seiten

Der Erzähler berichtet von Mrs. Fowler, die ihn mit ihrer Schwägerin Jane bekannt macht. Mrs. Fowler fühlt sich von der Verwandten genervt und bedrängt, allerdings leider auch ein Herzensguter Mensch weshalb sie es nicht über sich bringt Jane zu bitten sie nicht mehr zu besuchen. Da platzt Jane mit einer Neuigkeit heraus: Sie ist verlobt, mit einem Mann kaum älter als 24 ( sie selbst ist in den 50ern). Der Erzähler beschreibt Janes Ehe und ihren Werdegang...

Meine Meinung:
Irgendwie wirkt das sehr modern, auch heute sind nahe zu alle schockiert wenn eine Ältere Frau mit einem viel jüngeren Mann ankommt.
Maugham hat der Erzählung seine feine Ironie begemisht und das hat mir gefallen. Vor allem Janes Veränderung hat mich zum Schmunzeln gebracht denn die Eifersucht von Mrs. Fowler war zum schießen, es hat ihr wohl schon gefallen eine Verwandte zu haben die im Gleichen alter, doch sehr unscheinbar neben ihr wirkte und nun war es andersherum. Fast schon bissig erzählt ist die Erzählung ein kurzes Vergnügen mit einer Frauenfigur die ich interessant genug für einen Roman finden würde. So war es mir ein klein wenig zu kurz.

Das Runde dutzend
etwa 50 Seiten

Wieder einmal begegnet der Leser einem schriftstellerisch tätigen Erzähler (und ich wage zu behaupten das Maugham sehr wohl wollte das der Leser das Gefühl hat es handle sich um Maugham persönlich) dieser befindet sich in einem der englischen Seebäder und trifft dort auf Mr. und Mrs. St. Clair sowie deren ältliche Nichte Miss Eleanor Porchester. Er kommt dann auch wirklich mit ihnen ins Gespräch, doch eine nähere Bekanntschaft ergibt sich im Grunde nicht. Dafür trifft er auf den Bigamisten Mr. Mortimer Ellis der ihm seine Geschichte anvertraut.

Meine Meinung:
Ich musste schon lachen als mir auffiel das der Bigamist seine Ehefrauen (elf an der Zahl) allesamt in englischen Seebädern und Kurorten gefunden hat. Da musste ich sofort an Jane Austen denken und der Tatsache das die jungen Damen in ihren Romanen sehr gerne nah Bath oder ähnlichen Orten fahren um sich Ehemänner zu angeln - oder es ihnen zumindest empfohlen wird dorthin zu reisen. (Meist betrifft das Nebenfiguren wie etwa die jüngeren Schwestern von Elisabeth Benett bei Stolz und Vorurteil). Die Familie ... wird sehr altmodisch und viktorianisch, eben aus einer anderen Epoche als die Erzählzeit beschrieben. Gerade dadurch entsteht das Interesse des Erzählers an ihr.
Andererseits kommen die Frauen hier nicht besonders gut weg, der Bigamist stellt sie jedenfalls so dar als ob sie ihn letztendlich nur aus Habgier ihr ganzes Vermögen gegeben hätten und er ihnen ja dafür eine schöne Zeit geschenkt hätte.
Alles in allem etwas voraussehbar in der Entwicklung der Ereignisse, aber durchaus vergnüglich.

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Der schöpferische Impuls
etwa 50 Seiten

Mrs. Albert Forester Albert Foressters Roman die Achillesstatue, eines Bestsellers, der sogar für die Bühne in New York bearbeitet wurde ist das Resultat einiger Ereignisse die in dieser Erzählung näher beleuchtet werden.

Meine Meinung:
Zu Beginn war ich etwas gelangweilt, doch dann gab es eine Wendung die mir gefallen hat. Mrs. Forester wird als Künstlerin dargestellt die ganz in ihrer Arbeit aufgeht. Eine große Veränderung in ihrem Leben bewirkt das sie den besten Roman ihrer Kariere Schreiben kann.
Man könnte sich fragen ob die Ehe die Autorin nicht sogar gehemmt hat, erst in ihrer neuen Lebensituation kommt ihr der Gedanke der dafür sorgt das sie später als Autorin gefeiert wird. Interessant ist dabei auch wie sich die Dame gerne vor ihren Freunden inszeniert und die Geschehnisse etwas hmm... umdeutet.
Überhaupt Beschäftigen sich die Erzählungen bisher mit eher negativen Seiten der Ehe. Scheidungen und auch die Frage ob die Ehe überhaupt erstrebenswert ist ziehen sich bisher als roter Faden durch.

Wieder einmal wird mir klar das solche Sammlungen eigentlich nicht dafür gedacht sind sie am Stück "ab zu arbeiten" sondern über einen längeren Zeitraum immer mal wieder eine Erzählung zu lesen. Ich mache doch gerne eine Pause. Auch weil mir hier die Ähnlichkeit der Erzählungen sehr stark auffällt - zumindest was die Thematik angeht. Trotzdem mag ich Stil, er ist angenehm zu lesen und hat eben auch ein Stück Witz und Ironie dabei. Eben diese Beobachtungen die anstellt werden hier auf wenige Seiten komprimiert und zeigen das hier seine große Stärke liegt. Wer sich einen Eindruck von Stil machen möchte kann hier also bedenkenlos zu greifen. Bisher finde ich allerdings andere Erzählungen besser etwa Regen und auch Die Macht der Umstände (die als eine seiner besten empfinde).
Gleichzeitig habe ich beschlossen mir nun endlich die schon erwähnte 2 Bändige Gesamtausgabe seiner Erzählungen zu besorgen, so habe ich die Sicherheit wirklich alle zu haben und muss nicht aufpassen doch einmal doppelte zu haben. Da Maugham zu meinen Lieblingsautoren zählt ist das für mich eine Konsequente Anschaffung die ich nun endlich logisch begründen kann

Gesammelte Erzählungen 1+2: Ost und West / Der Rest der Welt

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Mrs.MiaWallace
Das freut mich. Ich hab an den Anklickzahlen des Threads zwar gesehen das wohl außer mir noch jemand mitliest , aber es ist ganz nett zu wissen wer *gg*

@Mrs.Mia
Was hast Du denn von ihm gelesen?
Mein persönlicher Liebling ist "Auf Messers Schneide".

Liebe Grüße an meine Mitleser.

Kandida
Gern geschehen! Später les ich wohl ein bissl weiter.

@Mrs.Mia
Oja Theather fand ich ebenfalls ganz wunderbar!
Zu Ashenden ist hier eine Erzählung im Band, die ich zur Zeit lese.

Valentine
Es gibt ja auch viel Auswahl von ihm

Miss King

Inhalt:
Ashenden, im Dienste ihrer Majestät als Spion in einem Hotel abgestiegen wird an das Sterbebett von Miss King gerufen. Einer Dame die eigentlich sehr abweisend zu ihm war.

Meine Meinung:
Ashenden als Figur war eine schöne Abwechslung. Bisher hatten sich die Erzählungen ja doch sehr geähnelt und nun kam Schwung ist das Ganze. Leider endet die Erzählung bevor sie richtig in Fahrt kommt. Manchmal kommt es im Leben wohl anders als man möchte

Hm die Zusammenstellung der Erzählungen erscheint mir etwas willkürlich, oder zumindest keinem mir erkennbaren Muster zu folgen. Denn nach "Miss King" folgen nun weitere Erzählungen rund um den Geheimagenten Ashenden.

@Mirs. Mia
Es sieht so aus als ob sie alle Erzählungen hier beisammen haben. Diese gibt es ja eigentlich schon. Das verstärkt bei mir den Eindruck das man wohl wirklich am besten fährt wenn man die Kompletten Erzählungen in zwei Bänden hat. Sonst läuft man Gefahr aus versehen Doppelkäufe zu tätigen.