Lewis Carroll - Sylvie and Bruno
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Vorweg schon mal eins: "Sylvie und Bruno" ist eigentlich ein zweiteiliges Werk, bestehend aus "Sylvie and Bruno" und "Sylvie and Bruno Concluded", wird in Deutschland aber scheinbar nur als Gesamtband herausgegeben. Ich rezensiere hier zunächst den ersten Band, die Rezension zum zweiten Teil werde ich dann aber später auch in diesem Thread schreiben und keinen neuen dafür aufmachen. Die Handlung ist auch durchgehend für beide Bücher und bricht nach dem ersten Band einfach mittendrin ab, ein Gesamtband macht also durchaus Sinn.
Das besondere an dem Buch sind die verwobenen Erzählstränge. Ein Teil des Buchs spielt im viktorianischen England, der zweite im Feenreich in "Outland" und "Fairyland". Verbunden werden die beiden Stränge durch den Ich-Erzähler, der zunächst in seinen (Wach)träumen ins Feenreich übertritt und dort Sylvie und Bruno beobachtet und dann kennenlernt. Seinen Namen erfahren wir nicht, er ist aber etwa 60-70 Jahre alt, stammt aus London und ist mit dem jungen Arzt Arthur Forester befreundet, den er häufig in Elvestone besucht. Im Zug lernt er Lady Muriel kennen und schätzen, von der er später erfährt, dass sie Arthurs heimliche Liebe ist.
Sylvie und Bruno sind zwei Kinder aus dem Outland, zu Beginn des Buches "Sprites", im Laufe des Buches werden sie aber zu echten "Fairies". Syvie ist ein etwas 10jähriges, sehr liebes Mädchen, das sich rührend um ihren etwa 5jährigen Bruder Bruno kümmert, nachdem ihr Vater, der "Warden" und rechtmäßige Regent von Outland auf Reisen geht. Ihr Onkel, der Sub-Warden nutzt dessen Abwesenheit aus, um die Macht an sich - und seine ziemlich dumme Frau und seinen ebenso dämlichen und fetten Sohn - zu reißen. Er weiß allerdings nicht, dass sein Bruder in Fairyland zum König gemacht wurde. Als Sylvie und Bruno nach Fairyland gelangen, werden sie zu echten Fairies und haben damit auch mehr Macht, so können sie zum Beispiel die Gestalt von Kindern in der echten Welt annehmen und den Ich-Erzähler nicht nur in seiner Traumgestalt treffen.
Außer diesen Hauptpersonen gibt es vor allem in der Feenwelt allerlei skurrile Gestalten wie den Gärtner, den Professor und den "Other Professor". Die Teile der Handlung, in denen diese Personen vorkommen, erinnern an "Alice in Wonderland", sie sprühen vor Witz mit verrückten Begebenheiten und allerlei Nonsense-Gedichten. Die Begebenheiten um Sylvie und Bruno zeigen die Liebe der Geschwister zueinander. Bruno ist ein lustiger kleiner Wicht, der sprachlich noch in eine Art Kindersprache verfällt, schnell aufbraust, sich aber auch schnell wieder beruhigt. Besonders missfällt ihm, dass Sylvie sehr darauf achtet, dass er auch etwas lernt. Dieser Teil des Buchs ist kindgerecht und entweder herrlich verrückt oder liebevoll.
Der Teil des Buchs in der echten Welt ist hingegen eher ernst, da Arthur sich nicht traut, Lady Muriel seine Liebe zu gestehen und schließlich mit ansehen muss, wie sie sich mit ihrem Cousin Eric verlobt. Die Gespräche von Arthur und Muriel, aber auch von deren Vater, dem Ich-Erzähler und Eric handeln häufig von Wissenschaft, aber auch theologischen und philosophischen Fragen, so dass das Buch insgesamt eher an Erwachsene gerichtet ist als an Kinder, trotz der märchenhaften Anteile.
Der erste Teil bricht wirklich mitten in der Handlung ab: im realen Leben möchte Arthur auswandern, um Muriel zu vergessen, in der Feenwelt leben Sylvie und Bruno in Fairyland und in Outland herrscht unrechtmäßig ihr Onkel. Ich werde wohl nicht um Teil zwei herumkommen - was auch nicht schlimm ist, da es sich wirklich unterhaltsam lesen lässt. Einige der Gespräche in realen England waren mir allerdings zu anstrengend, so dass ich insgesamt auf komme.