"Politisch korrekte" Neuauflagen

Es gibt 275 Antworten in diesem Thema, welches 47.571 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anubis.

  • Das ist nicht nötig, denn sie haben die Antwort darauf oft genug gegeben. Seit Jahrzehnten. Sie haben darum gekämpft, auf den Straßen demonstriert und ihr Leben gelassen. Sie haben Bücher darüber geschrieben, und melden sich auch jetzt zu Wort. Diese ganze Debatte wurde angestoßen, weil Mekonnen Mesghena sich verletzt gefühlt und einen Brief geschrieben hat. In welcher Welt lebst Du eigentlich?


    Entschuldige mal!
    Dass auf der Straße demonstriert wurde, weil in literarischen Texten, die vor vielen Jahren verfasst wurden, bestimmte Ausdrücke vorkommen, ist mir tatsächlich nicht bewusst.
    Mekonnen Mesghena hat sich diesbezüglich vielleicht geäußert, aber wo bitte wird seit Jahrzehnten darum gekämpft? Darum vielleicht, dass der Begriff im heutigen Sprachgebraucht nicht mehr verwendet wird, ja. Aber auf Literatur bezogen? Ist mir neu.


    P.S.: Ich halte die Diskussion für alles andere als absurd.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Man sollte wirklich die Betroffenen befragen, also diejenigen, die sich durch solche Wörter verletzt fühlen (könnten), was sie denken und ob es ihr Leben besser macht, wenn weiße Kinder vom Südseekönig lesen. Ich persönlich bezweifle, dass sie dadurch weniger Rassismus im Alltag erleben werden - so traurig das ist.


    Aber sie wurden doch gefragt. Warum wird ihre Antwort denn nicht akzeptiert?


    So, ich denke, ich mache hier bis morgen abend dicht. Bitte einmal tief Luft holen und die von JL und mir geteilten Links durchlesen. Und vielleicht einfach mal versuchen, sich in die Betroffenen hineinzuversetzen. Morgen abend oder übermorgen öffne ich hier wieder :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo allerseits,


    ich habe mir nun den Kopf zerbrochen, was ich mit diesem Thread hier anstelle. Aktuell wiederholen sich die Argumente, die Diskussion dreht sich im Kreis und ich habe immer wieder das Gefühl, dass oft auch viel Uninformiertheit aus den Beiträgen spricht. Deshalb werde ich das Thema weiterhin geschlossen lassen. Ich denke, es gibt dazu nichts mehr zu sagen :winken:


    Mein Rat: Taucht ein in die Szene der Betroffenen und nehmt auch mal an der einen oder anderen Demo teil. Es wird euch wie Schuppen von den Augen fallen (hoffe ich jedenfalls).


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich öffne diesen Thread nun doch nochmals, denn ich habe erneut einen Link für euch. Hier meldet sich noch eine weitere Betroffene (nach denen gerufen wurde) zu Wort. Eine Neunjährige erklärt deutschen Medien Rassismus (und vielleicht nicht nur den deutschen Medien, sondern uns allen :zwinker:).


    Dieses Zitat spiegelt auch sehr schön einiges von unserer Diskussion hier:


    Zitat

    An dieser Empathie fehlt es – wie bei ähnlich gelagerten Debatten – in Deutschland leider an allen Ecken und Enden. Was antisemitisch, rassistisch, sexistisch ist, bestimmen der Stammtisch und die graumelierten Herren an den Sturmgeschützen der Demokratie – auf keinen Fall aber die Betroffenen oder gar die verhassten “linken Gutmenschen”

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ich bin gerade durch Zufall auf diesen Thread gekommen und bin echt erstaunt über das Ausmaß, das solche Dinge nehmen können.


    Ich habe ja nun eine Tochter von 10 Jahren und finde den Gedanken, ein in der vorgeschlagenen Form geändertes Buch zum Lesen zu reichen absolut absurd. Entweder bin ich als Elternteil bereit, meinem Kind die notwendigen Erklärungen zu auftretenden Fragen zu geben oder aber ich reiche eben moderne Literatur. Es wird nicht vermeiden, dass ich mich mit meinem Kind über diese Dinge auseinandersetze, die Problematik wird eben verlagert und sie bringt die Fragen von außerhalb ins Haus. Natürlich hat nimue recht, dass das so sein sollte und eben nicht immer so ist...aber das ist für mich keine Begründung, Originalliteratur so zu zensieren. Alles auf das geringste Niveau/Bildung usw. anzupassen kann es ja auch nicht sein. Zumal dort der Tausch einzelner Worte sicherlich auch keinen Erfolg hat - so sie denn lesen.


    Heutige Bücher sollten natürlich kein Thema sein. Was hier noch politisch korrekt ist mögen dann andere wie auch die oft beschrieenen Betroffenen entscheiden, in dieser Debatte macht man es ohnehin niemandem recht. Auf Sexismus bezogen gibt es schließlich auch breite Spannbreiten - was eine Frau noch lustig findet empfindet die nächste als größtmögliche Beleidigung und ich finde den Eiertanz schwierig u. müßig. Letztlich kann doch jeder schreiben was er will, die Betrachtungsweise und das Empfinden liegen schließlich beim Leser.


    Grüsse
    Alexa

  • Ich habe ja nun eine Tochter von 10 Jahren und finde den Gedanken, ein in der vorgeschlagenen Form geändertes Buch zum Lesen zu reichen absolut absurd. Entweder bin ich als Elternteil bereit, meinem Kind die notwendigen Erklärungen zu auftretenden Fragen zu geben oder aber ich reiche eben moderne Literatur.


    Und was meinst du hierzu:


    Zitat

    Katharina ergänzt: “Ich sehe es nicht ein, dass mir als Mutter jetzt quasi diktiert wird, ich solle meiner Tochter ‘erklären’, dass solche Wörter früher ‘normal’ waren – und sie sich bitte schön nicht verletzt fühlen soll.”


    Nun wird sich Deine Tochter vermutlich von keinem rassistischen Begriff verletzt fühlen können. Aber hast Du mal versucht, Dich in die Lage eines neunjährigen, dunkelhäutigen Mädchens zu versetzen, das sich beim Lesen dieses Begriffes verletzt fühlt - so, wie oben in dem Link der Leserbrief entstand? Glaubst Du tatsächlich, dass Du das als weißhäutige Mutter eines weißhäutigen Kindes so allumfassend für andere entscheiden kannst oder darfst? Falls Du diese letzte Frage mit Ja beantwortest: Wie kommst Du darauf? Und: Hast Du den Link in meinem letzten Posting gelesen?


    Ich kenne dunkelhäutige Kinder, die mit diesem Begriff tagtäglich konfrontiert werden und die deshalb psychische Probleme haben. Haben sie nicht auch ein Recht darauf, dass sie in Kinderbüchern - Bücher, die AUCH für SIE geschrieben wurden - zur Ruhe kommen können? Abschalten dürfen? Dass sie so ein Buch einfach unbedarft ohne großartige Erklärungen von seiten der Eltern genießen dürfen?

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    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Man könnte die Kinder sich auch verkleiden lassen als "Schwuchtel", "Schlampe" und "Jude...". Wäre dann ähnlich wie "Neger". Für euch auch? Oder dann doch wieder nicht? Man könnte sie auch als "Wichser" bezeichnen - das war ja früher kein Schimpfwort (den Gebrauch von "Schwuchtel", "Schwulette" und "stockschwul" habe ich neulich bereits in einem Jugendbuch negativ vermerkt - aber das würde euch dann ja sicher auch nicht stören). Mich persönlich hat das gestört. Und ich hätte auch einem Kind nicht erklären wollen, dass dieser lapidare Gebrauch von Schimpfwörtern ohne Maßregelung der Hauptperson eigentlich gar nicht so ok ist, wie dies im Buch dargestellt wird.

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    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ich wollte mich ja eigentlich komplett raushalten, aber jetzt muss ich auch was dazu sagen und dann werde ich mich hier wieder zurück ziehen.


    Sicher kann man Wörter in Büchern ändern, aber ändert das wirklich was an der Tatsache, dass das nun mal Geschichte ist? Es tut mir leid, aber früher sind dunkle Menschen nun mal als Neger beschimpft worden. Und ja, die Mutter soll der Kleinen ruhig erklären, dass es früher nun mal so war, heute aber nicht mehr so ist. Das sind nun mal Tatsachen. Genauso wie es eine Tatsache ist, dass die Deutschen /Österreicher früher Millionen Juden vergast haben. Soll ich mich deswegen heute noch immer schuldig und schlecht fühlen nur weil es die Geschichte meines Landes ist?


    Katrin

  • Sicher kann man Wörter in Büchern ändern, aber ändert das wirklich was an der Tatsache, dass das nun mal Geschichte ist?


    Falsche Richtung. Nicht die Geschichte soll damit geändert werden, sondern der respektvolle Umgang miteinander.


    Was ändert die genannte Modifizierung am Inhalt des Buches? Kann mir das jemand ganz konkret beantworten? Wird der Inhalt verfälscht? Bedenkt bitte, dass es hier nicht um ein Geschichtsbuch geht, sondern um eine zeitlose Erzählung für Kinder um acht Jahre.

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  • Hi nimue,


    den Link konnte ich nicht öffnen, habe es also nicht gelesen.


    Zu sagen, dass ich als Mutter eines weißhäutigen Kindes nicht entscheiden darf: Kann ich ja auch nicht, meine hier geäußerte Meinung ändert nichts. Aber meine Meinung kann ich äußern, schon alleine weil wir ja auch zur Zielgruppe (der kleinen Hexe) gehören.


    Zu Deinem Zitat: Ich kann verstehen, dass es für die Mutter unschön und für das Kind evtl. schmerzlich ist. Es ändert jedoch nichts am Vergangenen und der damaligen Einstellung. Ich halte es eher für sehr wichtig, dass die Mutter eben auch dies zu ihrem Kind transportiert.
    Man denke an jüdische Kinder - ich kann doch nicht das Fernsehen abschalten und jede Geschichte weg halten, es ändert nichts am Geschehen und den damaligen Verbrechen. Für mich ist das einfach nur Zensur.


    Und dann die Frage wohin das Ganze geht...ich habe vor kurzem einen Bericht gesehen, in dem es um die Tötung von Mädchen in Indien gesehen. Mütter haben dort ganz selbstverständlich ihre weiblichen Babys nach der Geburt umgebracht. Eine dort ganz "normale" Vorgehensweise. Meine Tochter hat das auch gesehen und war geschockt, hat das auch auf sich als Vertreterin des weiblichen Geschlechts bezogen und war sehr traurig. Soll ich so etwas von ihr fern halten? Hier hat doch Reden sicherlich mehr gebracht. Und wir Frauen können doch sicherlich sehr viele Bücher benennen, in denen früher aus heutiger Sicht geringschätzig mit uns umgegangen wurde...das zu beschönigen ändert nichts. Die Auseinandersetzung damit viel mehr.


    LG
    Alexa


    P.S. Zu Deinem letzten Post:
    Ich bezeichne keinen als Wichser, weil es eben im heutigen Sprachgebrauch ein Schimpfwort ist. Es ging doch aber darum, die alten Werke in der Ursprungsform zu lassen. Zum Verkleiden: Es ist das Schlüpfen in eine andere Haut. Warum nicht in eine schwarze?

  • Nochmals: Es geht um ein Kinderbuch. Nicht um ein Buch, das Geschichte transportieren soll. Bitte diesen Aspekt nicht vergessen. Es werden keine Geschichtsbücher angepasst, für die dieser Begriff irgendwie relevant wäre.


    Zum Verkleiden: Es ist das Schlüpfen in eine andere Haut. Warum nicht in eine schwarze?


    Warum in eine schwarze? Um den Unterschied zwischen Rassen zu verdeutlichen? Genau darum geht das ganze doch!

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  • Was ändert die genannte Modifizierung am Inhalt des Buches? Wird der Inhalt verfälscht? Bedenkt bitte, dass es hier nicht um ein Geschichtsbuch geht, sondern um eine zeitlose Erzählung für Kinder um acht Jahre.


    Nichts. Aber für mich stellt sich die Frage: Wo fange ich an, wo höre ich auf?


  • Was ändert die genannte Modifizierung am Inhalt des Buches? Kann mir das jemand ganz konkret beantworten? Wird der Inhalt verfälscht?


    Nein, das wäre ja auch noch schöner :zwinker: . Es ist aber an einem Original rumgepfuscht, ich als Autor würde mir das verbitten - es ist nicht mehr echt. Und in ein paar Jahren stören vielleicht andere Dinge und aus einer Tanne wird eine Palme (weil es dank Klimaerwärmung keine Tannen mehr gibt und die Kinder diese nicht kennen) - ändert auch nichts an der Handlung, ist aber einfach für mich nicht okay.


  • Warum in eine schwarze? Um den Unterschied zwischen Rassen zu verdeutlichen? Genau darum geht das ganze doch!


    Wir können es ja nun drehen und wenden wie wir wollen: Ein Schwarzer ist schwarz und ein Weißer ist weiß, sie sehen also unterschiedlich aus. Das hat mit einer Wertung rein gar nichts zu tun. Ich kann mich auch als Spanierin oder holländisches Käsemädchen verkleiden, sieht völlig anders aus als ich und ist schlichtweg keine Negativwertung.

  • Und dann die Frage wohin das Ganze geht...ich habe vor kurzem einen Bericht gesehen, in dem es um die Tötung von Mädchen in Indien gesehen. Mütter haben dort ganz selbstverständlich ihre weiblichen Babys nach der Geburt umgebracht. Eine dort ganz "normale" Vorgehensweise. Meine Tochter hat das auch gesehen und war geschockt, hat das auch auf sich als Vertreterin des weiblichen Geschlechts bezogen und war sehr traurig. Soll ich so etwas von ihr fern halten? Hier hat doch Reden sicherlich mehr gebracht. Und wir Frauen können doch sicherlich sehr viele Bücher benennen, in denen früher aus heutiger Sicht geringschätzig mit uns umgegangen wurde...das zu beschönigen ändert nichts. Die Auseinandersetzung damit viel mehr.


    Schöne Beispiele übrigens. Das zeigt doch, dass das grundlegende Problem gar nicht verstanden wird. In diesen Fällen ist es doch vermutlich so, dass diese Taten als negativ bewertet werden? Nicht neutral unkommentiert und sicher (hoffentlich!) schon gar nicht positiv, oder? Ich erinnere mich an das Buch Verliebt, verrückt, verheiratet von Susan Elizabeth Philips, in dem der Hauptprotagonist nachts während des Schlafes von seinem weiblichen Gegenstück vergewaltigt wird. Von vielen wird diese Szene nach wie vor nicht als Vergewaltigung wahrgenommen, weil es sich ja um einen Mann handelt und die Tat ansich fast unbewertet bleibt (obwohl er selbst durchaus das Wort "Vergewaltigung" ausspricht). Aber Männer kann man ja gar nicht vergewaltigen. Und außerdem kriegen sich die beiden ja am Ende. Friede, Freude, Eierkuchen. Was ist die Botschaft?


    Wir können es ja nun drehen und wenden wie wir wollen: Ein Schwarzer ist schwarz und ein Weißer ist weiß, sie sehen also unterschiedlich aus. Das hat mit einer Wertung rein gar nichts zu tun. Ich kann mich auch als Spanierin oder holländisches Käsemädchen verkleiden, sieht völlig anders aus als ich und ist schlichtweg keine Negativwertung.


    Und schon wieder habe ich das Gefühl, dass ich sehr viel tiefer in dem Thema Rassismus drin bin. Doch, das hat es tatsächlich. Man könnte alle "Weißen" übrigens auch gut als "Arier" bezeichnen. Das wäre wohl das passendste Gegenstück zu "Neger". Auch passend für ein Kinderbuch?


    Zitate aus dem Link:


    Zitat

    Es ist sicher zu begrüßen, dass das Wort “Neger” zumindest aus dem gehobenen Sprachgebrauch verschwunden ist. Mit “Neger” sind Konnotationen aus Kolonialgeschichte, Sklaverei, Rassismus, Exotismus, aber auch “gut gemeinter” Bevormundung verbunden, die sich nicht vom Wort trennen lassen.


    Zitat

    Es geht, wenn man rassistische Sprache vermeidet, nicht um eine meist formelhafte, oft euphemistische “political correctness”, sondern um Respekt und um Verantwortung!

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Wir können es ja nun drehen und wenden wie wir wollen: Ein Schwarzer ist schwarz und ein Weißer ist weiß, sie sehen also unterschiedlich aus. Das hat mit einer Wertung rein gar nichts zu tun. Ich kann mich auch als Spanierin oder holländisches Käsemädchen verkleiden, sieht völlig anders aus als ich und ist schlichtweg keine Negativwertung.


    Meiner Meiung nach sind auch diese Kostüme nicht in Ordnung. Und zudem relativ unnötig - es gibt genügend Verkleidungsmöglichkeiten, da muss man nicht auf Stereotypen zurückgreifen. Allerdings gibt es im Zusammenhang mit "sich als Schwarzer verkleiden" auch noch das Problem des sog. Blackface, was dem ganzen einen sehr bösen, definitiv rassistischen Unterton verleiht.


    Ich versteh das Problem nicht - wie Nimue sagt, es geht um ein Kinderbuch. Ich möchte ehrlich gesagt nicht abends, wenn mein Kind (und ich) müde ist, noch eine solche Diskussion führen (und ich finde, hierfür ist eine Diskussion nötig, mit einem "War früher so, sagt man heute nicht mehr!" ist es da meiner Meinung nach nicht getan). Da möchte ich vorlesen und das Vorgelesene einfach so, für sich alleine, wirken lassen.


    Damit sage ich nicht, dass man Kinder vor allem schützen soll. Aber alles hat seine Zeit und den richtigen Rahmen - und der ist meines Erachtens nach nicht beim Vorlesen eines Kinderbuches gegeben. Wenn das Kinderbuch das Thema Rassismus behandelt - dann schon. Aber ausgerechnet in der kleinen Hexe geht es ja doch um Toleranz und Hilfsbereitschaft.


    Und ja, an der Geschichte wird der Austausch des Wortes nichts ändern. Soll es ja auch gar nicht! Hier will keiner leugnen, dass dieses Wort existiert und früher einmal normal war. Aber deswegen muss ich es trotzdem nicht unnötigerweise meinem Kind vorlesen - unnötig, weil es in dem konkreten Fall einfach mal GAR NICHTS zur eigentlichen Geschichte beiträgt und es meinem Sohn höchstwahrscheinlich schnurzegal ist, ob sich das betreffende Kind jetzt als Schwarzer, Indianer oder Feuerwehrmann verkleidet hat.

    [center]If I could go back in time, wouldn&#39;t change a damn thing in my life. Love the dumb things we do when we&#39;re young, but the best is yet to come...<br />[/center]

  • Erstens möchte ich Danke sagen, dass der Thread doch wieder geöffnet wurde. Ihn nämlich zu schließen - mit dem Unterton, dass jede Meinung außer der von ein paar Personen hier - sowieso nicht richtig ist und wir uns doch bitte besser informieren sollen, fand ich nicht besonders rücksichtsvoll oder höflich. Das ist zwar nicht rassistisch, sehr wohl aber unterdrückend anderen Meinungen gegenüber. Die sollen am bestern gar nicht mehr geäußert werden, denn wir sind entweder ungebildet oder Unmenschen.



    Diese Diskussion schwirrt mir übrigens seit sie begonnen hat ständig im Kopf herum und ich habe - so gut das eben möglich ist - versucht, mir vorzustellen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich eine Betroffene wäre. Ich glaube aber, dass selbst die größte Vorstellungskraft der Realität nicht nahekommt.


    Daher habe ich überlegt, bei welchen negativen Begriffe ich, so wie ich bin, weiß, weiblich, gebildet, mich verletzt fühlen könnte. Ich lese auch oft genug in Büchern, wie schlecht Frauen behandelt werden - als Frau fühle ich mich da angesprochen - oder wie Frauen früher behandelt wurden. Auch wir hatten mal kein Wahlrecht oder viele andere Rechte. Deswegen verlange ich nicht, jedes "Weib" oder "Schlampe" aus der Literatur zu streichen. Dadurch fühle ich mich als Person nicht besser. Wenn in Büchern (oder der Realität) eine Frau in engem Kleid oder Minirock gleich als "Nutte" abgestempelt wird, trifft mich das auch. Ich trage auch gerne mal enge Kleider (ob das nun schmeichelhaft ist, ist eine andere Frage, aber es muss schließlich mir gefallen) und wäre schwer verletzt, wenn mich Fremde mit solchen Begriffen ansprechen würden oder mich hinter meinem Rücken so nennen. Ebenso möchte ich nicht - wie in vielen Büchern - aufs Kinderkriegen und Kochen reduziert werden. Oder was euch sonst noch für Klischees einfallen, die dem Frausein einmal angehaftet haben (das teilweise noch tun).


    Der Ansatz liegt hier aber nicht in der Literatur, zumindest nicht in vor Jahrzehnten publizierter Literatur. Kinderbücher heute dürfen und sollen gerne vorbildlich vorangehen und respektvolle Begriffe verwenden für Homosexuelle, Dunkelhäutige, Asiaten, Transsexuelle, usw. usw. Ich freue mich auch jedesmal, wenn ich in einem Kinder- oder Jugendbuch dunkelhäutigen Protagonisten oder gar einem schwarzen Mädchen auf dem Cover begegne (zuletzt gesehen bei "The Mighty Miss Malone" - ein sehr hübsches Cover, wie ich finde). Aber alte - ich verwende das Wort im weitesten Sinn - Bücher umzuschreiben ist für mich fast schon Zensur. Und da ist für mich eine Grenze erreicht!


    Und weil ich jetzt gerade noch mal über mein Posting drübergelesen habe und wieder zu dem Schluss gekommen bin, dass ich mich nicht so gut ausdrücken kann, wie ich es gerne will, werde ich mich hiermit auch aus der Diskussion ausklinken. Es haben hier mehrere Menschen eine ähnliche Meinung wie ich und können diese wesentlich besser formulieren.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Erstens möchte ich Danke sagen, dass der Thread doch wieder geöffnet wurde. Ihn nämlich zu schließen - mit dem Unterton, dass jede Meinung außer der von ein paar Personen hier - sowieso nicht richtig ist und wir uns doch bitte besser informieren sollen, fand ich nicht besonders rücksichtsvoll oder höflich. Das ist zwar nicht rassistisch, sehr wohl aber unterdrückend anderen Meinungen gegenüber. Die sollen am bestern gar nicht mehr geäußert werden, denn wir sind entweder ungebildet oder Unmenschen.


    Sehe ich auch so! :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Daher habe ich überlegt, bei welchen negativen Begriffe ich, so wie ich bin, weiß, weiblich, gebildet, mich verletzt fühlen könnte. Ich lese auch oft genug in Büchern, wie schlecht Frauen behandelt werden - als Frau fühle ich mich da angesprochen - oder wie Frauen früher behandelt wurden. Auch wir hatten mal kein Wahlrecht oder viele andere Rechte. Deswegen verlange ich nicht, jedes "Weib" oder "Schlampe" aus der Literatur zu streichen.


    Hm.. nein, noch nicht ganz getroffen. Ich finde "Arier" wäre ein "besseres" Wort. Du müsstest Dich jetzt also in Deine Kindheit zurückversetzen und gedanklich "Die kleine Hexe" lesen. Du bist acht Jahre alt, lebst in einer Welt, in der Du fast täglich mit Anfeindungen Deiner Gleichaltrigen wegen Deiner Abstammung konfrontiert wirst und liest das Wort "Arier" als Bezeichnung für Dich. Nicht als Schimpfwort, nicht als Kosewort. Einfach mal so als Bezeichnung. Du verkleidest Dich also als "Arierin" und dann liest Du darüber, dass Kinder durchgewichst werden. Erst dann hättest Du Dich wirklich in andere Betroffene hineinversetzt. :winken:


    Als ich auf einem Kurztrip in London mal auf eine Gruppe Punks traf, die mir sarkastisch den Hitlergruß entboten und "Heil Hitler" entgegenriefen, war ich erschüttert und nervlich ziemlich am Ende. Da war ich erwachsen.

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    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Gut, ich habe keine Kinder, das muss ich zugeben. Aber ich würde meinem Kind ein Buch nicht in die Hand drücken, in dem es als "Arier" bezeichnet wird. Dass ihr das tun würdet mit der notwendigen Erklärung ist natürlich eure Sache :winken:


    Eine informative Seite für Eltern, die genauso denken: Liste von Kinder- und Jugendbüchern/-Medien mit diskriminierenden Inhalten oder Ausdrücken (leider sehr unvollständig)


    Dazu ein Dokument zum Download: Pippi Langstrumpf - Emanzipation nur für weiße Kinder?
    Rassismus und an (weiße) Kinder adressierte Hierarchiebotschaften
    . Geschrieben von Prof. Dr. Maureen Maisha Eggers


    Und noch eine sehr interessante Gesprächsrunde zur weiteren Information:


    1. »Von Kindesbeinen an -- Rassismus: Entstehungsgeschichte, Funktionsweisen & Auswege (Teil 1 von insgesamt 8)


    Lest die Links, seht euch die Videos an, informiert euch zu dem Thema. Es ist viel zu komplex und wichtig um es aus dem Bauchgefühl heraus diskutieren zu können :winken:


    Und noch eine abschließende Frage an alle. Wie findet ihr so einen Satz in einem Kinderbuch? Ganz spontan geantwortet?


    Zitat

    "will ich euch sagen, dass es in Kenia keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen tag. Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist. Wenn es also passieren sollte, dass ich mal lüge, so müsst ihr versuchen, mir zu verzeihen und daran zu denken, dass es nur daran liegt, dass ich zu lange in Kenia war

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