Hallo Ihr Lieben,
nachdem ich dieses Buch endlich von seinem SUB-Dasein befreit habe, möchte ich es euch hier vorstellen.
Alice Schwarzer: "Lebenslauf"
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Klappentext:
Es gibt wohl kaum eine Person des öffentlichen Lebens in Deutschland, die über Jahrzehnte in einem solchen Übermaß Bewunderung und Aggressionen erfahren hat und erfährt wie Alice Schwarzer. Sie ist die Stimme in Deutschland für die Rechte der Frauen. Zugleich ist sie eine der herausragendsten Journalisten und Essayisten des Landes, Autorin zahlreicher Bestseller sowie Verlegerin und Herausgeberin von EMMA. Ihre Leidenschaft, ihre Konfliktfähigkeit und ihr kämpferischer Elan sind Legende.
In diesem Buch berichtet Alice Schwarzer zum ersten Mal über sich selbst - von den Kindheitstagen auf dem Dorf und der Jugend in Wuppertal bis zum "Kleinen Unterschied" und der Gründung der Zeitschrift EMMA. Deutlich wird, wo Alice Schwarzers Wurzeln und Prägungen liegen und wie sich daraus die Motive ihres Lebens entwickelt haben.
Meine Meinung:
Ich gestehe gleich vorne weg: Bis zu diesem Buch bzw. dem Interview mit Alice Schwarzer im Radio, das ich vorab gehört hatte, war Alice Schwarzer für mich auch jemand über die ich gepflegte Vorurteile hegte und pflegte. Als Alice Schwarzer bezeichnet zu werden, kam einer Beleidigung gleich und nie und nimmer hätte ich mich selber als Feministin bezeichnet. Nach Lektüre dieses Buch habe ich eine komplett andere Meinung von Alice Schwarzer und auch von dem Begriff Feminismus und muss sagen, dass ich mich richtig dafür schäme, dass ich mich von der Presse so habe beeinflussen lassen.
In ihrem "Lebenslauf" beschreibt Alice Schwarzer zum einen ihre Kindheit im Nachkriegsdeutschland, ihre Großeltern, die sie aufgezogen haben und auch ihre ersten Jahre als Journalistin in einem Land, dass damals wohl wirklich eher noch der Steinzeit in Sachen Frauenrechte gleich kam. So ist das Buch andererseits auch ein Ausflug in die Geschichte der Frauenrechte und ich bin immer noch entsetzt, wenn mir klar wird, dass in den 60er Jahren die Frauen quasi keine Rechte hatten. Arbeiten durften sie nur mit der Erlaubnis ihres Mannes und wenn der angab, dass sie bedingt durch die Arbeit ihren Hausfrauenpflichten nicht gerecht wird, war das ein klarer Kündigungsgrund. Unvorstellbar!
Alice Schwarzer beschreibt, wie sie zuerst in Frankreich das erste Mal wirklich in Berührung kommt mit einer Frauenbewegung und dann eher aus dem Hintergrund versucht auch in Deutschland den Erfolg der Französinnen zu wiederholen. Dabei zeigt sich auch, dass sie sich nie mit Absicht in den Vordergrund gedrängt hat - wie ja auch gerne behauptet wird - sondern dort gelandet ist, da sie den Mund aufgemacht hat und dann immer alleine dastand. Im Hintergrund gab es zwar viele Frauen, die sie unterstützt haben, aber an vorderster Front stand und steht sie noch immer quasi alleine da. Wird dafür oft angefeindet und verleumdet und es ist erschreckend gerade auch in dem Buch zu lesen, dass die meisten Anfeindungen gar nicht von den Männern, sondern ganz im Gegenteil von Frauen kommen.
Auch dabei musste ich mich selber an die Nase fassen, da ich auch lange genug selber durchs Leben gerannt bin und erklärt habe, dass Alice Schwarzer ja schön und gut ist, aber es doch nicht so übertreiben sollte. Nach der Lektüre ihres Lebenslaufs musste ich feststellen, dass sie es nie übertrieben hat und alles was ich als Übertreibung abgetan habe von den Medien so dargestellt wurde. Sie hat nie propagiert, dass Männer böse Geschöpfe seien und auch nie erklärt, dass alle Knigge-Regeln über den Zaun geschmissen gehören, da die emanzipierte Frau von heute sich die Türe selber aufmachen kann. Ganz im Gegenteil. Das Einzige was sie propagiert hat, ist das Recht jeder Frau ein selbstbestimmtes Leben zu führen und selber darüber entscheiden zu dürfen, was mit ihr und ihrem Körper geschieht. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.
"Lebenslauf" ist zum einen eine Biografie über Alice Schwarzer und hat mir ihre Person sehr viel näher gebracht. Zum anderen ist es aber auch ein politisches Zeitzeugnis und hat mir viele Dinge vor Augen geführt, die mir und wie ich feststellen musste, auch vielen in meinem Umfeld überhaupt gar nicht bewusst waren.
Insgesamt bin ich von dem Buch sehr begeistert und das Einzige, was mich gestört hat, dass es nur bis zur Gründung der Zeitschrift EMMA reicht und die nähere Zukunft nicht mehr beleuchtet. Da hoffe ich auf einen nächsten Teil, da auch in den 80er und 90er Jahren und bis heute noch wichtige Umbrüche stattfinden, die gar nicht oft genug erwähnt werden können.
Für ein klarer und bekommt volle
Liebe Grüße
Tammy