John Boyne - Das Vermächtnis der Montignacs

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.035 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Hallo Ihr Lieben,


    im Rahmen der Wunsch-Rezi habe ich folgendes Buch gelesen und möchte es euch hier vorstellen. John Boyne: "Das Vermächtnis der Montignacs"

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    Kurzbeschreibung:
    London, 1936. Owen Montignac, der attraktive, charismatische Spross aus gutem Haus, erwartet bang die Testamentsverlesung seines unlängst verstorbenen Onkels. Doch Owen wird nicht berücksichtigt. Die Alleinerbin ist seine schöne Cousine Stella, zu der er eine etwas fragwürdige Zuneigung empfindet. Zudem plagen ihn hohe Spielschulden – und so ersinnt Owen einen teuflischen Plan …


    Meine Meinung:
    Owen Montignac wurde als kleines Kind von seinem Onkel aufgenommen, nachdem seine Eltern im 1. Weltkrieg ums Leben gekommen sind. Er wächst behütet gemeinsam mit seiner Cousine Stella und seinem Cousin Andrew auf, bis der tragische Unfalltod von Andrew die heile Familie erschüttert. Als sein Onkel stirbt macht sich Owen Hoffnungen auf das Erbe, wird aber bitter enttäuscht. Um seine Spielschulden trotzdem bezahlen zu können, lässt sich Owen zu gefährlichen Dingen überreden, die bald viele Menschen mitreißen.
    Gleichzeitig schreiben wir das Jahr 1936 und England hat ein Hauptthema: Den König und sein unstandesgemäßes Verhältnis zu einer Amerikanerin. Während die Öffentlichkeit die romantische Liebesbeziehung im Vordergrund sieht, werden im Hintergrund ganz andere Strippen gezogen.


    Als ich mit dem Buch zu lesen begann, hatte ich keine Vorstellung darüber, was mich erwarten würde. Schnell zog mich das Buch in seinen Bann und ich konnte es bald nicht mehr aus der Hand legen. Als allwissender Erzähler führt der Autor den Leser durch die Geschichte und stellt einem zum einen Owen und seine Cousine Stella vor. Zum anderen lernt der Leser aber auch den durch und durch integeren Richter Roderick Bentley kennen, der sich zu Gute hält, dass er immer dem Gesetz folgt und niemandem eine Sonderbehandlung zu kommen lässt. Die Verbindung dieser Personen war mir zu Beginn überhaupt gar nicht klar. Erst nach und nach zeichnet sich ab, welche Verbindungen entstehen und welches Unheil sich aus diesen ergibt.


    Durch die allwissende Erzählweise lernt der Leser die Hauptfiguren sehr gut kennen und ich konnte ihre Beweggründe jederzeit gut nachvollziehen. Auch wenn ich mit dem Handeln einer Person nicht einverstanden war, konnte ich trotzdem ihre Motivation verstehen und begriff zumindest warum sie genauso handeln muss.
    Einen kleinen Gastauftritt haben der englische König Eduard VIII und seine Geliebte Wallis Simpson in dem Buch, was mir sehr gut gefallen hat.


    Das Buch ist eigentlich fast ein spannender Thriller, auch wenn man den Täter schon oft kennt. Jedoch war ich mir bei einigen Begebenheiten trotz allem nicht immer sicher, wie es sich jetzt tatsächlich verhalten hat. Die Auflösung am Ende des Buches kann man wohl kaum als Happy End bezeichnen und mir hat dieses Ende, gerade wegen seiner teilweise Bösartigkeit, sehr gut gefallen.


    Dies ist nach "Das Haus zur besonderen Verwendung" mein zweites Buch von John Boyne und für mich ist er in die Riege meiner Lieblingsautoren damit aufgestiegen. Dieses Buch hat spannende Unterhaltung von Anfang bis Ende geboten und dabei gleichzeitig einen kleinen geschichtlichen Abriss des Jahres 1936 vorgenommen. Ich fand es sehr spannend zu lesen, welche Gründe eventuell tatsächlich zur Abdankung von Eduard VIII geführt haben könnten und die Sichtweise des eigentlich "Bösen" vermittelt zu bekommen, fand ich sehr faszinierend.


    Ein sehr gelungenes Buch und für mich ein absoluter :tipp:


    Dafür gibt es volle 5ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo Tammy,


    vielen Dank für Deine Rezension - das Buch ist dadurch spontan auf meine Wunschliste gehüpft!


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea


  • vielen Dank für Deine Rezension - das Buch ist dadurch spontan auf meine Wunschliste gehüpft!


    Das freut mich! :klatschen: Ich kann es wirklich nur weiter empfehlen!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Das klingt wirklich sehr reizvoll - und die Geschichte um Edward VII und seine unstandesgemäße Liaison finde ich zwar faszinierend, weiß bisher aber kaum Details.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo nochmal,


    mittlerweile habe ich mir das Buch besorgt, aber noch nicht mit der Lektüre begonnen. Aber mir ist etwas anderes im Buchladen aufgefallen: es gibt noch einen anderen Roman mit dem gleichen Thema, nämlich Als Mrs Simpson den König stahl von Juliet Nicolson beim Insel Verlag.

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    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea


  • mittlerweile habe ich mir das Buch besorgt, aber noch nicht mit der Lektüre begonnen. Aber mir ist etwas anderes im Buchladen aufgefallen: es gibt noch einen anderen Roman mit dem gleichen Thema, nämlich Als Mrs Simpson den König stahl von Juliet Nicolson beim Insel Verlag.


    Das Buch hört sich auch sehr gut an. Ich denke nur, dass es doch ein bisschen anders ist, als dieses hier. Bin gespannt, was du zu dem John Boyne sagen wirst. Er ist schon bitterböse! :breitgrins: Aber das andere Buch, habe ich mir gleich mal auf meinen Wunschzettel gesetzt. Danke für den Tipp! :winken:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • 1936: Owen Montignac, ein junger Mann, der eine Kunstgalerie leitet, ist zutiefst erschüttert, als er erfährt, dass sein kürzlich verstorbener Onkel, der ihn im Alter von nur fünf Jahren aufgenommen hat, als Owens Eltern im ersten Weltkrieg ums Leben kamen, seinen Besitz nicht ihm, sondern seiner Cousine Stella vermacht hat. Das bringt Owen in eine wirklich unangenehme Situation, denn er hat Spielschulden und das nicht gerade zu knapp.
    Zur gleichen Zeit hat England mit einem großen Skandal zu kämpfen, denn König Eduard VIII will eine bürgerliche, bereits zweifach geschiedene, Amerikanerin heiraten.


    Ich bin durch das Forum auf das Buch aufmerksam geworden und da ich schon länger mal wieder Lust auf einen richtig dicken Schmöker hatte, griff ich zu diesem Buch und ich wurde definitiv nicht enttäuscht.


    Die Charaktere in diesem Buch sind alle sehr vielschichtig. Owen Montignac ist nicht gerade sympathisch, aber auch niemand, wo man sagen kann, dass man ihn absolut nicht leiden kann, mir jedenfalls ging es so. Seine Vergangenheit hat ihn geprägt und gerade deshalb kann man so manche Handlungen seinerseits durchaus verstehen, wenn auch nicht gutheißen. Ebenso erging es mir mit Stella oder dem Richter Bentley. Jeder hat seine Eigenarten und Fehler und handelt demnach auch nicht immer richtig, doch gerade das machte die Geschichte ja gerade so spannend.


    Anfangs hatte ich ein paar Schwierigkeiten, die ganzen neu eingeführten Personen auseinander zu halten, aber das legte sich schnell. Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Anfangs weiß man noch nicht, wohin das alles führt, doch nach und nach werden die einzelnen Handlungsstränge miteinander verwoben, so dass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt.


    Mir persönlich hätte das Buch noch ein bisschen besser gefallen, wenn wir etwas mehr über König Eduard VIII und Wallis Simpson erfahren hätten. Sie hatten zwar einen kleinen Gastauftritt und waren immer mal wieder Thema, aber so richtig viel erfährt man letztlich dann doch nicht. Schade.


    Dennoch kann ich sagen, dass dieses Buch unbedingt gelesen werden sollte. Es ist spannend, dramatisch und ja, es hat durchaus einen gewissen, bitterbösen Beigeschmack, aber gerade das macht das Buch zu dem was es ist.
    Ein komplettes Happy End darf man nicht erwarten, aber ein anderes Ende hätte die rundum gelungende Geschichte auch zerstört.


    Für mich definitiv ein :tipp: und dafür gibt es auch 5ratten.


    Danke Tammy, dass du mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hast! :winken:

    Mögest du dir die Zeit nehmen, die stillen Wunder zu feiern, die in der lauten Welt keine Bewunderer haben. ~ Altirischer Segenswunsch


  • Danke Tammy, dass du mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hast! :winken:


    Ui, das freut mich, dass ich dich auf das Buch gebracht habe und es dir dann auch noch genauso gut gefallen hat! Klasse! :klatschen:



    Dennoch kann ich sagen, dass dieses Buch unbedingt gelesen werden sollte. Es ist spannend, dramatisch und ja, es hat durchaus einen gewissen, bitterbösen Beigeschmack, aber gerade das macht das Buch zu dem was es ist.
    Ein komplettes Happy End darf man nicht erwarten, aber ein anderes Ende hätte die rundum gelungende Geschichte auch zerstört.


    Ja, genauso sehe ich das auch. Ein anderes Ende hätte meiner Meinung nach gar nicht zu dem Buch gepasst. So ist es genau richtig, auch wenn sich die Frage stellt, ob dieses Ende auch moralisch richtig ist... :breitgrins: :zwinker:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

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  • Owen Montignac ist nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Onkel in England aufgewachsen. Inzwischen ist er ein charmanter junger Mann, der allerdings eine ganz große Schwäche hat: das Glücksspiel. Er hat nicht nur einen ordentlichen Schuldenberg an der Backe, sondern auch noch einen unerbittlichen Gläubiger, denn natürlich hat er sich das Geld nicht bei der Bank geliehen.


    Also hofft er nach dem Tod seines Onkels im Jahr 1936 auf dessen reiches Erbe, mit dem er fein heraus wäre und sich ein für allemal freikaufen könnte. Doch bei der Testamentseröffnung platzt die Bombe: Alleinerbin ist Owens Cousine Stella, Owen selbst bekommt keinen roten Heller. Und dann erfährt Owen auch noch, dass Stella ihren langweiligen Verlobten heiraten will, ausgerechnet einen Landschaftsgärtner. Gar nicht standesgemäß.


    Als Owen die Beteiligung an einem spektakulären Kunstraub angetragen wird, braucht er gar nicht lange zu überlegen - und setzt damit eine Kette von Ereignissen in Gang, ohne Rücksicht auf all die Menschen zu nehmen, denen er damit schaden könnte.


    Die 500 Seiten des Spannungsromans fliegen blitzschnell dahin, während man ungläubig zuschaut, wie Owen kaltblütig seinen eigenen Zwecken den Vorrang vor allem anderen einräumt und seinen Charme gnadenlos zu seinem Vorteil einsetzt. Mich hat er damit allerdings nicht um den Finger gewickelt. Was sich hinter dem attraktiven Äußeren verbirgt, wird recht früh im Buch klar, und ich fand Owen ziemlich schnell ziemlich unsympathisch - aber trotzdem habe ich teilweise mitgefiebert, ob es ihm gelingt, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.


    Mehr gefesselt haben mich aber andere Teile der Handlung, etwa die gemeinsame Vergangenheit von Stella und Owen (wobei ich einiges da recht vorhersehbar fand) oder die Geschichte eines unbescholtenen, idealistischen Richters am Londoner "Old Bailey", der für Schlagzeilen gesorgt hat, indem er einem entfernten Verwandten der Royals die volle Härte des Gesetzes zuteil werden ließ, und dessen Sohn nun in den Dunstkreis von Owen Montignac geraten ist, während hinter den Kulissen beraten wird, wie mit der Mesalliance zwischen König Edward VIII. und Wallis Simpson umzugehen sei. Diese politischen Ränkespielchen fand ich wirklich spannend.


    Insgesamt ein unterhaltsamer und flott lesbarer Roman aus einer bewegten Zeit, der mich aber nicht vollkommen überzeugen konnte, weil er mir stellenweise zu konstruiert erschien und mir Owen so zuwider war.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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