Eve Harris - The Marrying of Chani Kaufman/Die Hochzeit der Chani Kaufman

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.277 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Firiath.

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    Klappentext:
    19 year old Chani lives in the ultra-orthodox Jewish community in North West London.She is about to mary a boy she scarcely knows. The rabbi's wife has taught her what it means to be a Jewish wife, but Rivka has her own questions to answer as her own life and marriage fall apart.Buried secrets begin to surface in a story where everyone, young and not so young, has choices to make about love and desire.


    Gelesen habe ich erst 30 Seiten, kann also noch nicht allzu viel sagen. Außer: es gefällt mir!
    Chani habe ich schon kennengelernt, ebenso wie ihren zukünftigen Ehemann Baruch. Beide sehen der Ehe beängstigt entgegen, denn sie wissen nicht, was sie erwartet. Gesehen haben sie sich genau vier mal, natürlich überwacht. "Aufgeklärt" wurden sie vom Rabbi bzw. der Rebbetzin (dessen Frau) und Baruch hat dank Bibliothek sogar Bücher konsultieren können, die ihn allerdings ziemlich ratlos zurückließen:


    Fascinated he stared at diagrams that made his ears burn red with shame. Clitoris, stimulate, arouse, labia, climax - the female body made no sense at all.


    Der gute Mann (Junge) ist 20!


    Chani hingegen bekommt zu hören, dass es das erste Mal weh tut, dass frau sich dann aber daran gewöhnt und vielleicht sogar Gefallen findet. Allerdings hat der Mann normalerweise einen stärkeren Trieb als die Frau; diese kann dann ihre "unreinen" Tage genießen, in denen ihr Mann sie nicht anrühren darf.


    Wir befinden uns im Jahr 2008! In London! - Und gleichzeitig in einer anderen Welt.


    EDIT: Deutschen Titel und Amazonlink ergänzt. LG, Saltanah

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Ja das Ultraorthodoxe Judentum ist echt so eine ganze Welt für sich. Ich hab mal eine Reportage über die Gemeinde in Jerusalem gesehen, da ging es um die Frage ob eine Frau verhüten darf wenn sie schon vier Kinder hat... Normal sind dort mindestens 6 Kinder und das Ansehen der Frau hängt davon ab wie viele es sind...

  • Es ist eine andere Welt. Auch in Jerusalem. Ich denke mal, dass es in dem Beitrag den Holden erwähnt um Mea Shearim geht. Dieses viertel befindet sich in der Neustadt von Jerusalem, aber geht man dort durch die Straßen, dann glaubt man an eine Zeitreise in ein Stetl der 20er Jahre, wobei dem nichts romantisches anhaftet. Ich empfinde die Atmosphäre dort als sehr erdrückend. Man sieht keine Blume und keinen Baum.

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    OT: The Marrying of Chani Kaufman
    OA: 2013
    464 Seiten
    ISBN: 978-3257300208


    Inhalt:
    Sie haben sich dreimal gesehen, sie haben sich noch nie berührt, aber sie werden heiraten: die neunzehnjährige Chani Kaufman und der angehende Rabbiner Baruch Levy. Doch wie geht Ehe, wie geht Glück? Eine fast unmögliche Liebesgeschichte in einer Welt voller Regeln und Rituale. Das freche und anrührende Debüt von Eve Harris.


    Eigene Meinung:
    Dieser erste Roman der Schriftstellerin war meines Erachtens ein Erfolg. Eva Harris hat bewiesen, dass sie schreiben kann und dass sie es vermag ihre Leser zu fesseln.
    Auch wenn der Roman in einem, den meisten Menschen völlig unbekannten und sogar regelrecht fremdwirkenden Umfeld spielt, so schafft es die Autorin dennoch schnell den Leser, dem diese Welt der orthodoxen Juden fremd ist, an das gesellschaftliche Umfeld der Protagonisten heranzuführen und sie eintauchen zu lassen in einen völlig andere Welt, inmitten des kosmopolitischen Londons.
    Wie eine Insel erscheint Golders Green, der Haupthandlungsort der Geschichte; der Stadtteil Londons, in welchem viele religiöse, orthodoxe Juden leben. Für den durchschnittlichen Europäer des 20. Jahrhunderts mag das Leben dort, die Regeln der Gemeinde und in der Familie und der gesellschaftliche Umgang untereinander, wie eine Zeitreise in längst vergangene Jahrhunderte erscheinen, aber es ist vielmehr die Kultur und die strenggläubige Einhaltung der Gebote, welche die Menschen dort so leben lässt, wie sie nun mal eben leben und wie sie es vor sich und ihrem G‘tt verantworten können. Eve Harris hat diese Lebensweise und die damit verbunden Atmosphäre auf wunderbare Weise eingefangen.
    Die beiden Protagonisten wurden liebevoll kreiert und dem Leser ans Herz gelegt. Sie bestechen durch ihre Ehrlichkeit, ihre Authentizität und ihre Menschlichkeit. Sie sind der Kern der Geschichte und um sie herum dreht sich alles.
    So auch die Nebencharaktere, welche ebenso sorgfältig erschaffen wurden und welche eine ebenso große Tiefe und Einzigartigkeit erhalten haben, so dass sie aus der Masse herausstechen. Es gibt zu der Geschichte um Chani und Baruch noch zwei Nebenhandlungen, nämlich die der Rivka Zilberman und die des Sohnes von Rivka, Avromi.
    Diese Rahmenhandlungen sind im wahrsten Sinne des Wortes eine Rahmenhandlung, denn sie betten das Paar Chani und Baruch in ihrer Mitte ein und runden diesen Roman somit auf perfekte Weise ab.
    Diese Geschichten berühren uns und vermitteln eine große Nähre zu den Protagonisten, sie sind die Würze des Buches. Es sind Geschichten die das Leben schreibt und die jedes Leben zu dem machen, was es ist, nämlich einzigartig. Sie handeln von strengem Glauben, von der Prägung durch die Eltern, von Rebellion, Kultur und starken Frauen.
    Eve Harris beschreibt das Leben der chassidischen, strenggläubigen orthodoxen Juden und ihre sehr strikten Lebensvorschriften, die alle Bereiche des täglichen Lebens betreffen, Wir bekommen dies erleichtert, da Eve Harris uns teilhaben lässt am Leben eines Paares, welches sich bewusst zu diesem Leben entschieden hat.
    Ein Außenstehender wird wohl des Öfteren den Kopf schütteln, weil er nicht nachvollziehen kann, wie man so leben möchte, aber es geht hier in diesem Buch auch um die Philosophie „Leben und leben lassen“.


    Die Autorin beschreibt objektiv, sie stellt unausgesprochene Fragen, stellt in Frage, aber sie überlässt es ihrem Leser sich darüber seine eigene Meinung zu bilden ohne zu werten und das macht dieses Buch zu dem hervorragenden Roman, welcher er ist.
    Das Vertrauen in die Mündigkeit der Leser, den Roman und die darin beschrieben Menschen und religiöse Kultur kennenzulernen und zu akzeptieren, hat sich gelohnt.


    Ich persönlich hoffe noch weitere Bücher der Autorin lesen zu dürfen.


    5ratten

  • Die Hochzeit der Chani Kaufmann

    von Eve Harris


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    2013 erschienen unter dem Titel "The Marrying of Chani Kaufmann"

    übersetzt aus dem englischen von Kathrin Bielfeldt

    463 Seiten


    Klappentext:

    Sie haben sich dreimal gesehen, sie haben sich noch nie berührt, aber sie werden heiraten: die neunzehnjährige Chani Kaufman und der angehende Rabbiner Baruch Levy. Doch wie geht Ehe, wie geht Glück? Eine fast unmögliche Liebesgeschichte in einer Welt voller Regeln und Rituale.


    Meine Meinung:

    Erzählt wird nicht vorrangig die Geschichte von Chani und Baruch, diese bildet eher einer Rahmen, um einen Blick in die, mir zumindest, weitgehend unbekannte Welt der chassidischen Glaubensgemeinschaft in "Golders Green", einem Stadtteil von London zu werfen. Mehrmals mußte ich mich beim Lesen versichern, daß die Ereignisse wirklich in "unserer Zeit" spielen und ja Chani und Baruch wollen im Jahr 2008 heiraten.

    In Rückblenden und Erinnerungen werden aber auch die Lebensgeschichten von Chanis Eltern und anderen Mitgliedern der Kehillo wie sich die jüdische Gemeinde nennt, erzählt.

    Während des Lesens hab ich unglaublich viel über die Sitten und Gebräuche der streng gläubigen Juden gelernt, eingebettet in eine sehr menschliche, berührende Geschichte, die thematisiert was es heißen kann in so eine abgeschottete Gemeinschaft hineingeboren zu werden. Erstaunlicherweise liest sich das Buch leicht und flüssig, es gibt auch durchaus humorvolle Momente, allerdings (wie bei dem Thema fast zu erwarten) auch Augenblicke die mich sehr berührten, sogar zu Tränen rührten und sehr viele Passagen die zum Reflektieren und Nachdenken anregen.


    Das Buch erzählt Geschichten von jungen Menschen und Paaren, ihren Mühen die Welt in die sie hineingeboren wurden mit der äußeren Welt zu vereinen; sie erzählt aber auch von älteren Paaren, die ihre festgelegte Rolle in der Gemeinschaft spielen, manchmal aber nicht mehr wissen wer sie sind oder waren; die nicht mehr erkennen, wie sehr sie in ihren selbst gewählten Wegen erstarren, wie sehr sie sich im Laufe der Lebensjahre doch verändert habe, ohne es selbst zu merken und wie sehr die Liebe sich in manchen Fällen den Überzeugungen beugen muß und verblasst. Die Überzeugungen sind in diesem Fall religiöse, die Mechanismen die dahinterstehen sind aber universell, wobei das Korsett der Regeln in so einer traditionellen Glaubensgemeinschaft allerdings schon besonders eng ist.


    Sehr bemerkenswert und angenehm empfinde ich das nicht verurteilt wird, sondern erzählt, es wird von allen Seiten beleuchtet und dies auf eine sehr lesenwerte und fließende Art. Den wirklich starken, detailliert ausgearbeiteten Charakteren und den verschiedenen Lebensarten wird auf ruhige, selbstverständliche Art Raum gegeben, es wird nicht doziert, keine Meinung aufgezwungen. Die Lebensgeschichten sprechen für sich, die Protagonisten und ihre Entscheidungen werden respektiert, die inneren Nöte gesehen, zu bewerten und für sich einzuordnen wird überwiegend dem Leser selbst überlassen.


    Ein Glossar am Ende des Buches rundet das Ganze perfekt ab, da viele Begriffe aus der jüdischen Glaubenswelt verwendet werden die man nicht selbstverständlich kennt.


    Wird wohl eins meiner Jahreshighlights werden :)



    5ratten

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Ein Glossar am Ende des Buches rundet das Ganze perfekt ab, da viele Begriffe aus der jüdischen Glaubenswelt verwendet werden die man nicht selbstverständlich kennt.

    Genau so erging es mir mit dem 4. Band von Daniel Wolf's Fleury-Saga (Die Gabe des Himmels), ohne Glossar wären mir auch viele Bedeutungen unbekannt geblieben, die mit dem jüdischen Glauben und Ritualen zu tun haben (einige wenige kannte ich bereits) ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Sehr bemerkenswert und angenehm empfinde ich das nicht verurteilt wird, sondern erzählt, es wird von allen Seiten beleuchtet und dies auf eine sehr lesenwerte und fließende Art. Den wirklich starken, detailliert ausgearbeiteten Charakteren und den verschiedenen Lebensarten wird auf ruhige, selbstverständliche Art Raum gegeben, es wird nicht doziert, keine Meinung aufgezwungen. Die Lebensgeschichten sprechen für sich, die Protagonisten und ihre Entscheidungen werden respektiert, die inneren Nöte gesehen, zu bewerten und für sich einzuordnen wird überwiegend dem Leser selbst überlassen.

    Das hat mir an dem Roman auch besonders gut gefallen, eben gerade auch in Konfrontation mit dieser sehr fremden Welt.


    Einen ähnlich sensiblen Blick auf die chassidische Welt gewährt der Roman "Eine ganze Welt" von Goldie Goldbloom, den kann ich auch uneingeschränkt empfehlen.

  • Oh! Dann gabs das Thema also doch schon. Ich hatte zwei Suchen gestartet, weil ich mir auch fast nicht vorstellen konnte, aber nichts gefunden. Danke Saltanah fürs Zusammenführen.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")