Hallo allerseits!
Es kommt nur selten vor, aber hier habe ich schon wieder ein Buch, das unbedingt schon vor dem zu Ende Lesen einen Thread braucht.
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Erschienen: 1. Oktober 2013 (vorerst nur auf englisch)
Seiten: 416
Verlag: Orbit
Inhalt:
Auf einem einsamen Eisplaneten kommt die Soldatin Breq ihrem Ziel zum Greifen nahe.
Breq ist zugleich mehr als sie scheint und weniger als sie einst war. Vor vielen Jahren war sie Justice of Toren, ein kolossales Raumschiff und eine künstliche Intelligenz, die Tausende von Körpern kontrollieren konnte. Sie diente treu den Radch, dem Imperium, das die Galaxis erobert hat.
Ein schrecklicher Verrat entreißt ihr jedoch alles auf einen Schlag und lässt sie mit nur einem fragilen Menschenkörper zurück. Und mit nur einem Ziel: Rache an Anaander Mianaai, dem fast-unsterblichen, viele Körper umfassenden Herrscher der Radch.
Erste Eindrücke:
Ich könnte hier beginnen die Handlung wiederzugeben, aber auch wenn es eine Handlung gibt, ist es nicht sie, die das Buch schon nach einigen Kapiteln so spannend macht. Ann Leckie ist eine Debütautorin und traut sich gleich in interessante Gebiete. So stelle ich mir Science Fiction vor! Aber ich beginne besser mal von vorne (auch wenn meine Gedanken nur wild "Juhuu" und "wie toll" durcheinander rufen ).
Breq, die Protagonistin und Ich-Erzählerin, wird im Klappentext als eine "sie" bezeichnet (und der Einfachheit halber, werde ich es hier auch so belassen). Aber bei einer künstlichen Intelligenz mit vielen, vielen Menschenkörpern, ist es natürlich lächerlich, dem Ich dieser Intelligenz ein Geschlecht zuordnen zu wollen. Somit bleibt Breq, oder Justice of Toren, oder One Esk, geschlechterlos.
Das ist der erste hochinteressante Punkt. Gerade wegen dieser Ambivalenz verwendet diese Erzählerin auch prinzipiell weibliche Pronomen. Selbst wenn eindeutig von männlichen Charakteren die Rede ist, spricht Breq immer von "ihr". Das war anfangs sehr verwirrend. Es wird beispielsweise der Körperbau eines Priesters beschrieben, breite Schultern, nackte Brust, etc. und ein Nebencharakter identifiziert diesen Priester irgendwann als Mann. Breq spricht aber weiterhin davon, was "sie" (der Priester") sagt, wie "ihr" (dem Priester) etwas gefällt und so weiter. Ihr seht, man muss sich ganz schön konzentrieren, wenn man nach einigen Kapiteln noch wissen will, wer nun Männlein und wer Weiblein ist.
Und genau das fasziniert mich so. Ann Leckie trickst mich nun schon zum wiederholten Male aus. Ein weiterer Charakter (namenlos, damit ich euch nicht den Spaß verderbe), war für mich beispielsweise klar weiblich, stellt sich dann aber als Mann heraus. Bei einigen weiteren bin ich mir bis jetzt nicht sicher. Zwei Exemplare halte ich für einmal Mann und einmal Frau - ich könnte aber nicht sagen, wer von den beiden nun welche/r ist. Selbst wenn die Handlung totlangweilig wäre, hätte ich alleine damit so viel Spaß, dass mir das Buch gefallen würde.
Leckie hat mir viele Dinge über mich selbst klargemacht. Erstens war ich überrascht, wie sehr ich wissen will, welches Geschlecht jemand hat. Man denkt von sich selbst ja gerne, man stehe über solchen Dingen und behandle alle gleich (jaja ), aber alleine die Tatsache, dass ich in den ersten Kapiteln fast schon verzweifelt nach Hinweisen gesucht habe, die mir übermitteln ob ich es mit Männern oder Frauen zu tun habe, hat mich erstaunt.
Ich habe mich dann relativ schnell daran gewöhnt und genieße das Experiment jetzt umso mehr. Ich bin sozusagen meine eigene Labor-Leseratte. Es sind Kleinigkeiten, bei denen ich mich ertappe. Wo ich etwa eine Freundschaft zwischen Frauen erwartet hatte, könnte sich eventuell eine Liebesgeschichte entwickeln (ob immer noch unter Frauen oder mit Mann und Frau weiß ich selbst noch nicht). Es ist alles so wunderbar offen und unbelastet von Klischees.
Ach ja, und ganz nebenbei sind Handlung und Sprache auch fantastisch. Die Autorin lässt uns zwar oft im Dunkeln, übermittelt informationen über die Welt und Politik aber geschickt durch ihre Charaktere, ohne lange Expositionen oder Info-Dumps. Kurz: Ich bin bisher begeistert und freue mich schon auf die kommenden zwei Drittel des Romans.
Hat sonst noch jemand dieses Buch entdeckt oder Lobeshymnen darüber im Internet gelesen?
Liebe Grüße,
Wendy
P.S.: Das Buch ist für mich ein Anwärter auf den Hugo Award 2014.
EDIT: Habe den deutschen Titel im Betreff ergänzt. LG, Ingroscha.