Tom Rob Smith - Ohne jeden Zweifel

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    Tom Rob Smith, Ohne jeden Zweifel
    (Manhattan Verlag, Oktober 2013)
    384 Seiten; € 19.99 (Hardcover)
    ISBN 978-3-442-54678-7
    Originaltitel: "The Farm"


    Zum Autoren (von http://www.randomhouse.de:(


    Tom Rob Smith wurde 1979 als Sohn einer schwedischen Mutter und eines englischen Vaters in London geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte in Cambridge und Italien und arbeitete anschließend als Drehbuchautor. Mit seinem Debüt "Kind 44" gelang Tom Rob Smith auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Der in der Stalin-Ära angesiedelte Thriller basierte auf dem wahren Fall des Serienkillers Andrej Chikatilo und wurde u. a. mit dem Steel Dagger ausgezeichnet, für den Man Booker Prize nominiert und bisher in 30 Sprachen übersetzt. Nach "Kind 44" und "Kolyma" schloss der Autor seine Trilogie um den Geheimdienstoffizier Leo Demidow mit dem Roman "Agent 6" ab.


    Zum Buchinhalt (von http://www.randomhouse.de:(


    Für Daniel ist die Nachricht ein Schock: Seine Mutter, die seit einigen Monaten mit ihrem Mann in Schweden lebt, wurde in die Psychiatrie eingeliefert. Tilde leide unter Verfolgungsangst und Wahnvorstellungen, behauptet Daniels Vater. Doch Tilde selbst, die aus Schweden zu ihrem Sohn nach London flieht, erzählt eine ganz andere Geschichte. Eine von vertuschten Verbrechen in einer eingeschworenen kleinen Gemeinschaft und dem Verschwinden einer jungen Frau in jener abgelegenen Gegend Schwedens. Doch niemand will ihr glauben. Nun ist Daniel ihre letzte Hoffnung. Tilde schildert ihm die Ereignisse der vergangenen Monate, immer in der Angst, dass auch er an ihrem Verstand zweifeln könnte…


    Meine Meinung:


    Nachdem ich die Bücher um Leo Demidow allesamt verschlungen habe und sie mich für eine Thriller-Trilogie ausgesprochen beeindruckt haben, musste ich "Ohne jeden Zweifel" selbstverständlich lesen. Ich war vor der Lektüre also voreingenommen, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dieses Buch nicht gut sein könnte. Was ich jedoch schnell erkennen musste: dieser Thriller ist anders - ganz anders als die Leo-Fälle…
    Zu Beginn schildert der Ich-Erzähler Daniel relativ ausführlich seine Kindheit, sein jetziges Leben in London und das Leben seiner Eltern, die erst vor kurzem auf einen recht einsamen Hof in Schweden gezogen sind. Dort möchten sie sich weitestgehend selbst versorgen, sind sie doch beide mit Leib und Seele Gärtner. Daniel hat Gewissensbisse, weil er sie im neuen Zuhause immer noch nicht besucht hat und zudem dringend mit ihnen über seinen eigenen Lebensentwurf sprechen sollte. Doch dann nimmt die Geschichte plötzlich Fahrt auf: Daniels Vater meldet sich einige Monate nach dem Umzug nach Schweden und erklärt seinem Sohn, dass er seine Mutter in eine Klinik gebracht hat, nachdem sich sein Eindruck, sie hätte psychische Probleme, immer mehr verstärkt hatte. Ein Schock für Daniel!
    Noch spannender wird es, als Tilde plötzlich bei Daniel auftaucht und ihre Geschichte - von der Daniels Vater sagt, er solle kein Wort glauben - chronologisch vor ihm ausbreitet. Immer wieder versucht sie diese durch Beweise, die sie in einer großen Umhängetasche mit sich führt und nicht aus den Augen lässt, zu untermauern und appelliert dabei an Daniel, ihr zu glauben.
    Gemeinsam mit Daniel war ich hin- und hergerissen: sind die heftigen Anschuldigungen, die Tilde nach und nach erzählt, wirklich wahr oder hat der Vater recht und Tilde leidet an einer Psychose? Spätestens als der Vater ebenfalls überstürzt in die englische Hauptstadt kommt, wird die ganze Chose noch geheimnisvoller!
    Zwischen den eindringlichen Berichten der Mutter lauert etwas Böses und ich war von der ersten bis fast zur letzten Seite wirklich gebannt, wer richtig liegt mit seinen Anschuldigungen. Das Stilmittel, das der Autor für den größten Teil des Buches gewählt hat, nämlich die kurzen, chronologischen Berichte der Mutter, sind wirklich toll, denn sie erhöhen die Spannung ungemein und lassen offen, ob Tilde wirklich an einer grandiosen Einbildung leidet oder von ihren Gegnern - wie sie behauptet - mundtot gemacht werden soll. Gefallen hat mir hierbei besonders, dass Tom Rob Smith auf blutige Szenen gänzlich verzichtet und dennoch einen unglaublich gruseligen Sog entwickelt! Die ungewöhnliche Konstruktion, die spannungsgeladene Atomsphäre und die gut gezeichneten Charaktere haben mir jedenfalls sehr gut gefallen - auch wenn "Ohne jeden Zweifel" nicht mit "Kind 44" und seinen Nachfolgern vergleichbar ist. Hier geht es nicht um historische Fakten und eine ausgezeichnete Recherche dazu, sondern um die Frage wem man glauben darf soll und vor wem man sich in acht nehmen sollte...


    Fazit: Ein düsterer Thriller von einem großartigen und vielseitigen Autor, den ich kaum aus der Hand legen konnte!


    5ratten und definitiv ein :tipp:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Meine Meinung:


    Titel: Das Leben ist voll von Zweifeln



    Bevor man beginnt "Ohne jeden Zweifel" zu lesen sollte man wissen, dass der Krimi (als Thriller kann man den Roman nicht wirklich bezeichnen) völlig anders ist als die Bücher um Leo Demidow, sonst wird man am Ende enttäuscht sein.


    Daniel erfährt von seinem Vater Chris, dass Mutter Tilde krank ist und dringend Hilfe benötigt. Was ist nur mit seiner Mutter los? Wenig später ist Tilde von Schweden nach London gereist, um ihre Geschichte zu erzählen. Ist ihr Sohn ihre letzte Rettung vor dem Feind?


    Der Autor beschreibt uns die Ereignisse, die zu Tildes Einweisung führten ausschließlich anhand von Tildes Schilderungen. Daniel und Tilde unterhalten sich und dabei berichtet sie in allen Einzelheiten von den Ereignissen in Schweden, die beinahe einem Monolog gleichen.


    Der neugierige Leser wird von einer falschen Fährt auf die nächste geführt und man fragt sich einfach: Wo soll das Ganze bloß enden? Immer mehr Verdachtsmomente werden gestreut und Wendungen zeichnen sich ab und fast glaubt man, dass es keine Auflösung des Falls mehr geben wird, doch seid beruhigt, die gibt es. Am Ende werden alle Fäden der Geschichte zu einem schlüssigen Ende zusammengeführt, das mich erstaunte und positiv überraschte.


    Der Krimi kommt ohne Blutvergießen oder Gewalt aus, Spannung wird allein durch die psychischen Ängste Tildes geschürt.


    Lang habe ich überlegt wie gut mir dieses Buch nun gefallen hat und komme zu dem Abschluss, dass es mir trotz der teils verwirrenden Story gut gefallen hat, denn ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen und wollte einfach wissen wie es ausgeht.


    Fazit: Wenn man das Buch losgelöst von der Leo Demidow Reihe betrachtet, dann ist es ein solider Krimi, der gut zu unterhalten weiß, daher kann ich getrost meine Leseempfehlung aussprechen.


    Bewertung: 4ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Daniels Eltern sind letztes Jahr zur Rente von London nach Schweden gezogen, nun taucht überraschend seine Mutter bei ihm auf und erzählt etwas von einer Verschwörung - sein Vater erzählt ihm aber am Telefon, dass die Mutter aufgrund von Wahnvorstellungen in die Psychiatrie gehört - wem soll er glauben?


    In einem Nachwort erläutert der Autor den Hintergrund der Geschichte, seine Familie hat etwas Ähnliches wirklich erlebt. Das erklärt möglicherweise das berichthafte des Stils, wobei es für mich leider zu sehr nach einem Schulaufsatz klang.


    Die Verschwörung (oder auch nicht Verschwörung) konnte mich auch inhaltlich nicht überzeugen, es gab zu viele Ungereimtheiten ohne ein Motiv. Ich spoilere mal leicht, dass Daniel sich am Ende aufmacht, Licht ins Dunkel zu bringen - die von ihm gefundenen Erklärungen passen dann schon zusammen, aber so wirklich hat mich das alles zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr interessiert.


    Vielleicht sollte Smith lieber „normale“ Thriller schreiben, statt seine Bücher zur Aufarbeitung von Familienproblemen zu nutzen.


    3ratten

  • Was ist wahr?


    Als Einzelkind hat Daniel eine enge Beziehung zu seinen Eltern. Tilda und Chris haben alle Zelte in London abgebrochen und sich eine Farm in Schweden gekauft, auf der sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Sie scheinen glücklich und zufrieden. Deshalb fällt Daniel aus allen Wolken, als sein Vater ihn anruft. Tilda musste hospitalisiert werden, denn sie leidet unter Wahnvorstellungen. Tilda, die sich selbst aus der Klinik entlösst und zu Daniel nach London flieht, erzählt eine ganz andere Version. Sie werde in dem kleinen Ort und in der engen Gemeinschaft unterdrückt und drangsaliert. Die Tochter des Gemeindeoberhauptes sei verschwunden, denn diese habe sich ebenfalls gewehrt.

    Wem soll Daniel glauben?


    Die Geschichte, die die Zerrissenheit von Daniel in den Mittelpunkt stellt, hat mich von der ersten Seite an gepackt. Einerseits erfährt er von seinem Vater, wie krank und psychotisch Tilda ist. Andererseits erzählt seine Mutter Tilda, wie sie ihr Leben in Schweden erlebt. Als Beweis zieht sie Briefe, Listen, Aufzeichnungen und Fotos aus ihrer mitgebrachten Ledertasche. Fast die ganze Geschichte ist wie ein langes Gespräch zwischen Daniel und Tilda aufgebaut. Die Vorkommnisse in Schweden erfährt man aus der Erzählung Tildas. Sehr oft enden die Kapitel mit einem Cliffhanger, diese verleiten dazu schnellstens weiterzulesen.

    Man ahnt es, Daniel ist hin - und hergerissen und fragt sich, was Tildas Wahnvorstellungen geschuldet ist und was sich tatsächlich ereignet hat. Wie Daniel ging es auch mir. Ich wusste lange nicht, was ich glauben soll. Diese Zweifel sind ganz klar der starke Kern der Geschichte. Einige der Beweise, die Tilda da aus der Ledertasche zaubert, empfand ich als langatmig. Ich denke da an Tagebucheinträge, die Holzsammeln, entdeckte Fussabdrücke und Elchsichtungen im Wald betreffen.


    Immer wieder gibt es ganz viel Schweden-Feeling mit mystischen Wesen, wie Trolle oder Bootsfahrten auf dem Fluss. Die letzten Kapitel sind in der Gegenwart geschrieben und mehr als überraschend. Damit wirft der Autor meine ganzen Annahmen über Bord und diese Wendung hat mich sehr begeistert.

    Dies war mein erstes Buch von Tom Rob Smith und wird sicher nicht mein letztes sein. Ich mochte sehr, wie er durch den ungewöhnlichen Aufbau die Handlung mit nur wenigen Passagen in der Gegenwart trotzdem fesselnd behält.


    4ratten