Tereza Vanek - Die Rebellin von Shanghai

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.938 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pelikanchen.

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    Klappentext:


    Shanghai anno 1900: Das neue Jahrhundert scheint Viktorias Adoptivtochter Charlotte zunächst die große Liebe zu bringen. Doch ihre Hoffnung, die Ehefrau eines englischen Offiziers zu werden, stellt sich bald als Illusion heraus. Tief enttäuscht macht das dickköpfige Mädchen sich auf die Suche nach ihrer wahren Herkunft und gerät so in den Sog des Boxeraufstandes. Gleichzeitig trifft Elsa Skerpov, die Nichte von Viktorias früherer Zofe, in Shanghai ein, um ein neues, selbstständiges Leben zu beginnen. Die Aussicht auf eine gut bezahlte Stelle bringt sie nach Peking, wo die Animositäten zwischen Chinesen und Ausländern schon bald eskalieren. In einem belagerten Stadtviertel muss Elsa gemeinsam mit Menschen verschiedenster Nationen ausharren und auf ihre Rettung hoffen. Als sie entführt wird und sich plötzlich allein in der feindseligen Stadt wiederfindet, lernt sie einen Chinesen hoher Abkunft kennen. Während ihr Leben durch eine scheinbar aussichtslose Liebe vollends aus der Bahn gerät, fühlt sich Charlotte von der Brutalität des Aufstandes zunehmend abgestoßen und gerät zwischen die Fronten.
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    Dieses Buch lesen wir ab 27. Dezember in einer autorenbegleiteten Leserunde - vielleicht mag sich noch jemand anschließen? Diese Woche kann man sich auch noch für Freiexemplare bewerben :zwinker:

    LG, Dani


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  • Shanghai im Jahre 1900. Charlotte ist die Adoptivtochter der deutschen Viktoria ihrem halb-chinesischen Ehemann Jinzi. Charlotte wurde westlich erzogen, vom Äußeren her ist sie aber eine Chinesin. Bisher war ihr dies nie so wirklich bewusst, aber nun verliebt sie sich in einen englischen Offizier und ihre Herkunft erweist sich nun als Problem. Dem jungen Mann wird sowohl von seiner Familie als auch von seinen Vorgesetzten nahegelegt, sich nicht zu nah mit einer Chinesin einzulassen, wenn ihm sein beruflicher und gesellschaftlicher Erfolg am Herzen liegt. Als er daraufhin mit Charlotte Schluss macht, entschließt sie sich, sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter zu machen und begibt sich auf eine gefährliche Reise nach Peking, wo sie mitten in den Wirren des Boxeraufstandes landet.


    Parallel zu Charlottes Geschichte wird ein zweiter Handlungsstrang erzählt, in diesem geht es um die junge Deutsche Elsa Skerpov, die aus Hamburg nach Shanghai kommt und dort erst einmal Unterkunft bei Viktoria und Jinzi findet. Aus beruflichen Gründen führt auch ihr Weg sie weiter nach Peking und die Lebenswege von Elsa und Charlotte kreuzen sich immer wieder.


    Anhand dieser beiden ganz unterschiedlichen Frauen erzählt die Autorin Tereza Vanek auf äußerst spannende und detailreiche Art und Weise die Geschichte Chinas in dieser aufregenden Zeit.


    Das in seinen uralten Traditionen verhaftete Riesenreich wird mit der steigenden Macht der westlichen Staaten konfrontiert und ist gezwungen, einen Weg zu finden, um weiterbestehen zu können. Verschiedene Gruppierungen haben hierzu ihre unterschiedlichen Ansichten und Pläne und letztlich führt diese Uneinigkeit das Reich und die Hauptstadt in einen Strudel der Gewalt, in dem die beiden Protagonistinnen auf verschiedenen Seiten um ihr Leben kämpfen müssen.


    Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin diese beiden Geschichten verknüpft und so von zwei Seiten aus die damalige Situation erzählt und beleuchtet. So ergibt sich eine wundervoll erzählte Darstellung unterschiedlicher Kulturen und Sichtweisen und am Ende ein Hoffnungsschimmer, dass beide vielleicht nicht für immer unvereinbar sein müssen.


    In einem ausführlichen Nachwort geht die Autorin darauf ein, was historisch belegte Fakten sind und was ihrer Phantasie entsprungen ist und gibt für den interessierten Leser wertvolle Tipps zur weiteren Lektüre über die damalige Zeit.


    „Die Rebellin von Shanghai“ setzt die Geschichte aus „Das Geheimnis der Jaderinge“ fort, man kann diesen zweiten Teil aber auch problemlos eigenständig lesen, denn im ersten Band ging es vielmehr um das Leben und Schicksal von Charlottes Mutter Viktoria.


    5ratten

    LG, Dani


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  • Ein fantastisches Buch!!


    Die fremden Teufel


    Historische Romane zeichnen sich oft durch eine wunderschöne Aufmachung aus und die finde ich in diesem Buch sehr gelungen. Neben einem Verzeichnis der wichtigsten Personen gibt es auch noch einen Stadtplan des Gesandtschaftsviertels in Peking. Und nach ein paar wenigen Zeilen war ich schon fasziniert von der Geschichte, die mich in eine mir völlig fremde Welt katapultierte.

    Tereza Vaneks spannender und gefühlvoller Schreibstil ließ sofort Bilder vor meinem inneren Auge entstehen. Alle wichtigen Ereignisse aus dem Vorgängerbuch „Das Geheimnis der Jaderinge“ wurden kurz erwähnt. Und sie gibt mir Zeit, ihre Hauptpersonen nacheinander kennen zu lernen. Besonders angetan war ich von der Hamburgerin Elsa, die mich durch ihre pragmatische und unkonventionelle Art sofort für sich eingenommen hat. Charlotte war für mich anfangs das verzogene und verwöhnte Töchterchen, aber das sollte sich im Laufe der Geschichte ändern. Die Ereignisse bringen viele Veränderungen hervor und die schmerzhafteste Veränderung muss Charlotte durchmachen.


    Da Charlotte nach ihrer großen Enttäuschung ihr Elternhaus verlässt und sich bei der Suche nach ihren Wurzeln den Rebellen anschließt, bin auch ich mittendrin in diesem rebellischen Wahnsinn gegen die fremden Teufel – wie die Ausländer von den Aufständischen boshaft genannt werden. Die andere Seite erlebe ich durch Elsa, die sich im Gesandtschaftsviertel in Peking aufhält, als die Aufstände ihren Höhepunkt erreichen. Tereza Vanek hat die jeweilige Atmosphäre so gut eingefangen, ich konnte das Gewimmel und den Lärm in der chinesischen Hauptstadt so gut spüren. Sie ließ mich eintauchen in Situationen, die zum Greifen nah waren. Sie ließ mich Teil haben an den Emotionen ihrer Akteure … Liebe und Hoffnung, aber auch Hass und Verzweiflung. Ich wusste manchmal gar nicht, für wen ich mehr Verständnis aufbringen sollte und habe gelitten und gehofft. Ich war so gefesselt von dieser Geschichte, dass sie mir gar nicht mehr aus dem Kopf ging.


    Ich liebe schöne Sprache und auch damit hat Tereza Vanek mich verwöhnt. Das Beisammensein von Mann und Frau nennt sie Kunst von Wolken und Regen (S. 251), sie preist das schlichte Glück in dem Gefühl von Sauberkeit (S. 99) und lässt das Mitleid in einer Kloake auch Gift ersterben (S. 525). Sie schreibt enorm fesselnd und legt dabei Wert auf historische Korrektheit, was die Geschichte sehr glaubhaft macht und für mich in einem historischen Roman sehr wichtig ist.


    Nach der Ketzerin von Carcassone ist dieses nun das zweite Buch, mit dem Tereza Vanek mich überzeugt und begeistert hat. Ich freue mich schon auf die nächste Reise in die Vergangenheit mit ihr! Den Namen Tereza Vanek sollte sich jeder merken, der fesselnde und gut recherchierte historische Romane liebt.


    :tipp: 5ratten

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    Inhalt


    Dieser historische Roman befasst sich mit dem Boxeraufstand, der im Jahr 1900 Peking erschüttert und die Zukunft von ganz China stark geprägt hat. Die Handlung wird erzählt anhand der beiden fiktiven Hauptcharaktere Charlotte und Elsa. Charlotte ist die chinesische Adoptivtochter von Viktoria Huntingdon, der Hauptfigur des Vorgängerbandes „Das Geheimnis der Jaderinge“. Obwohl der aktuelle Band die Familiengeschichte weiterführt, können die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden, weil sie in sich abgeschlossene Geschichten erzählen.
    Elsa Skerpov ist eine junge Hamburgerin aus einfachsten Verhältnissen, die es dank einer begüterten Tante und ihrem Ehrgeiz geschafft hat, sich weiter zu bilden, so dass sie in einem Handelskontor eine Stellung annehmen konnte. Da sie unverschuldet eines Diebstahls bezichtigt wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als Deutschland zu verlassen. Da ihre Tante eine Bekannte von Charlotte Huntingdon ist, kann sie es Elsa ermöglichen, nach Shanghai zu reisen, wo sie erstmal im Haus von Viktoria unterkommt, wo sie Charlotte kennen lernt. Elsa sucht sich eine Arbeit, um unabhängig zu sein und findet eine Stellung als Schreibkraft in der deutschen Gesandtschaft in Peking.


    Charlotte rebelliert nach einer unglücklichen Liebe gegen ihre Adoptiveltern und reißt von zu Hause aus. Sie macht sich auf den Weg nach Peking, um ihre leibliche Mutter zu finden. Sie findet Aufnahme in einer Gauklertruppe, die sich der Boxer-Bewegung anschließt, die zum Ziel hat, China von den „fremden Teufeln“ zu befreien.




    Meine Meinung


    An der Seite der beiden jungen Frauen Charlotte und Elsa erlebt man als Leser den Boxeraufstand hautnah mit. Ohne Effekthascherei stellt Tereza Vanek die Gräueltaten nachvollziehbar und anschaulich dar. Durch geschickt gewählte Perspektiven hat man aus verschiedenen Seiten Einblick ins Geschehen und kann die Beweggründe der handelnden Figuren sehr gut nachvollziehen. Die Zusammenhänge der historischen Begebenheiten, aber auch der kulturellen Unterschiede werden einem beim Lesen sehr bewusst. Mit den fiktiven Figuren sind auch sehr viele historisch verbürgte Personen verwoben, so dass man ein interessantes und auch realistisches Beziehungsgeflecht beobachten kann. Sowohl Elsa als auch Charlotte machen eine Entwicklung durch. Der rohe ungeschliffene Diamant Elsa findet sich zunehmend in der vornehmeren Gesellschaft der Diplomaten zurecht, während das behütete und auch verwöhnte Kind Charlotte schmerzhaft erfährt, wie viel Glück sie mit ihrem Elternhaus eigentlich hatte. Die Erlebnisse der beiden Frauen in Peking sind sehr spannend zu lesen und ich habe richtig mitgefiebert und mit gelitten, als die Versorgung mit Nahrungsmittel knapp wurde und die Armee der Befreier nicht wie erwartet aufgetaucht ist.


    Sprachlich hat mir dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Die Autorin setzt stets eine zur Zeit und dem sozialen Umfeld passende Ausdrucksweise ein, die einem durch einen sehr angenehmen und abwechslungsreichen Satzbau ermöglicht, sich voll auf den Inhalt zu konzentrieren.


    Hervorheben möchte ich auch die schöne Gestaltung des gebundenen und mit einem Lesebändchen ausgestatteten Buches. Auf den ersten beiden Seiten ist ein zeitgenössischer Stadtplan des Gesandtschaftsviertels von Peking abgedruckt, was einem das Verfolgen der Handlung während des Aufstandes sehr erleichtert. Zur zeitlichen Orientierung dient eine Auflistung der wichtigen Daten und Eckpunkte des Boxeraufstandes. Eingerahmt wird alles von einem ausführlichen Personenverzeichnis und einem sehr informativen Nachwort, in dem noch mal eindrücklich klar wird, wie viel historische Feinarbeit Tereza Vanek für diesen Roman geleistet hat.



    Mein Fazit


    So sollte für mich ein historischer Roman sein! Spannend, wahrheitsgemäß und gefühlvoll. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die sich für die Geschichte Chinas interessieren.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von allegra ()

  • Hallo ihr Lieben,


    muss man Band eins zwingend kennen oder ist das egal?


    Eure Rezis klingen schon mal toll. Danke dafür! :klatschen:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Nein, muss man nicht :zwinker:



    „Die Rebellin von Shanghai“ setzt die Geschichte aus „Das Geheimnis der Jaderinge“ fort, man kann diesen zweiten Teil aber auch problemlos eigenständig lesen, denn im ersten Band ging es vielmehr um das Leben und Schicksal von Charlottes Mutter Viktoria.


    Aber Band 1 muss ich nun auch unbedingt lesen, da mich der zweite so begeistert hat!

    LG, Dani


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  • "Die Rebellin von Shanghai" schließt an den Roman "Das Geheimnis der Jaderinge" locker an. Es sind einige Jahre vergangen und Victoria und Jinzi haben eine Adoptivtochter Charlotte. Charlotte ist eine der Hauptprotagonisten dieses Romans. Sie ist asiatischer Herkunft, aber durch Victoria doch sehr westlich geprägt. Anders als andere Chinesinnen lebt sie sehr frei, spricht mehrere Sprachen und wächst sehr behütet auf. Durch die Liebe zu einem Engländer gerät ihre "heile Welt" ins Wanken. Denn obwohl sich beide lieben, steht ihre Herkunft einer Ehe im Wege, da sie gesellschaftlich nicht ins Weltbild passt. Charlotte verlässt ihr Elternhaus und geht auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter nach Peking.
    Die zweite Protagonistin ist Elsa Skerpov. Sie ist Hamburgerin und nach einem fälschlichen Verdacht des Diebstahls auf der Flucht in Shanghai angekommen, wo sie die ersten Wochen bei Victoria und Jinzi unterkommt. Auch sie geht nach Peking, als Angestellte des deutschen Gesandtschaft.
    Diese beiden Frauen geraten in den Boxer Aufstand, den Tereza Vanek hier sehr anschaulich aufleben lässt. Als Leserin habe ich Charlotte und Elsa sehr gerne begleitet und durchaus mit ihnen gelitten. Es gab viel Gewalt und Gräuel, aber auch Liebe und Freundschaft. Die Autorin schafft eine ganz besondere Atmosphäre, die einen einfach immer weiterlesen lässt. Was mir wieder besonders gut gefallen hat, Tereza Vanek vermischt eine fiktive Geschichte mit wahren historischen Begebenheiten und echten historischen Personen. Dadurch wird alles sehr greifbar und vorstellbar.


    5ratten

    Gruß Mascha

  • Shanghai anno 1900: Das neue Jahrhundert scheint Viktorias Adoptivtochter Charlotte zunächst die große Liebe zu bringen. Doch ihre Hoffnung, die Ehefrau eines englischen Offiziers zu werden, stellt sich bald als Illusion heraus. Tief enttäuscht macht das dickköpfige Mädchen sich auf die Suche nach ihrer wahren Herkunft und gerät so in den Sog des Boxeraufstandes. Gleichzeitig trifft Elsa Skerpov, die Nichte von Viktorias früherer Zofe, in Shanghai ein, um ein neues, selbstständiges Leben zu beginnen. Die Aussicht auf eine gut bezahlte Stelle bringt sie nach Peking, wo die Animositäten zwischen Chinesen und Ausländern schon bald eskalieren. In einem belagerten Stadtviertel muss Elsa gemeinsam mit Menschen verschiedenster Nationen ausharren und auf ihre Rettung hoffen. Als sie entführt wird und sich plötzlich allein in der feindseligen Stadt wiederfindet, lernt sie einen Chinesen hoher Abkunft kennen. Während ihr Leben durch eine scheinbar aussichtslose Liebe vollends aus der Bahn gerät, fühlt sich Charlotte von der Brutalität des Aufstandes zunehmend abgestoßen und gerät zwischen die Fronten.


    Tereza Vaneks Roman "Die Rebellin von Shanghai" ist die Fortsetzung des Romans "Das Geheimnis der Jaderinge", kann jedoch auch ohne Probleme gelesen werden, wenn man den ersten Teil nicht kennt. Die bildliche und detailgetreue Schreibweise zieht den Leser schon nach den ersten paar Seiten in seinen Bann und lässt ihn bis zur letzten Seite nicht mehr los. Die Schauplätze und die Geschichte selbst fand ich sehr interessant und beides hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen. Die Charaktere sind mir alle richtig sympathisch und ich war wirklich traurig, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte. Ich hätte gerne noch mehr über sie gelesen, denn ich habe alle gleich in mein Herz geschlossen. Charlotte und Elsa, die zwei Hauptprotagonisten, unterscheiden sich zwar sehr, sind jedoch beide richtig toll. Besonders gut gefallen hat mir auch, wie Tereza Vanek die beiden Handlungsstränge (Charlottes Geschichte und Elsas Geschichte) zum Ende verknüpft hat. Diese Verknüpfung hat für mich das Buch noch richtig perfekt gemacht.


    Ich habe es genossen, "Die Rebellin von Shanghai" zu lesen. Ich werde das Buch sicherlich weiterempfehlen und hoffe, dass ich bald mehr von Tereza lesen kann. "Die Rebellin von Shanghai" erhält von mir 5 von 5 Sternen.

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    Tereza Vanek: Die Rebellin von Shanghai – Roman, München 2013, Edition Carat/Bookspot-Verlag, ISBN 978-3-937357-81-2, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 680 Seiten, mit Personenregister, Zeittafel und Karte des Gesandtschaftsviertels in Peking, Format: 21,8 x 14,6 x 5 cm, Buch: EUR 17,95, Kindle Edition: EUR 9,99.


    Shanghai im Jahr 1900: Die 17-jährige Chinesin Charlotte ist die Adoptivtochter der Deutschen Viktoria Huntingdon, geb. Virchow, und des Halbchinesen Jinzi. Sie besucht die Mädchenschule der Missionare, die Eltern leiten ein Waisenhaus.


    Charlotte wird zu einer jungen Dame der westlichen Gesellschaft erzogen, ist intelligent, gebildet, kultiviert und spricht mehrere Sprachen. Dass sie trotzdem nicht dazugehört und immer eine der verachteten „Chinks“ sein wird, wird ihr schmerzlich bewusst, als ihr Freund, der britische Offizier David Stuart, sein Eheversprechen bricht. Eine chinesische Ehefrau würde für ihn das gesellschaftliche Aus bedeuten.


    Charlotte ist verletzt, verzweifelt und voller Wut auf ihre Adoptiveltern, derentwegen sie zwischen den Kulturen steht. Aus Trotz beschließt sie, sich mit einem Freund aus Kindertagen, dem Waisenjungen Shao Yu, einer Gauklertruppe anzuschließen und nach Peking zu gehen. Dort will sie ihre leibliche Mutter ausfindig machen, die Prostituierte Dujuanhua („Azalee“).


    Das Leben bei der Künstlertruppe unter der Leitung des grobschlächtigen Kriegers Quantou ist hart für die verwöhnte Charlotte. Und in der der pockennarbigen Dienerin Niuniu hat sie eine Feindin, die zu allem fähig ist. Die Gruppe schließt sich der Boxerbewegung hat, die das Land von der Herrschaft der „fremden Teufel“ befreien will. Charlotte ist entsetzt. Mit dem blutigen Gemetzel, das die Aufständischen anrichten, will sie nichts zu tun haben. Sie will wieder heim nach Shanghai. Doch so einfach werden Quantou und seine Leute sie nicht ziehen lassen. Zusammen mit der Köchin Mayi schmiedet Charlotte Fluchtpläne ...


    Während Charlotte Huntgindon, die Tochter aus gutem Hause „von Federn auf Stroh“ kommt, arbeitet Elsa Skerpov, 23, in Hamburg an ihrem sozialen Aufstieg. Sie ist die Nichte von Viktoria Huntingdons ehemaliger Zofe und stammt aus einfachsten Verhältnissen. Vater und Brüder schlagen sich als Kleinkriminelle durchs Leben.


    Elsa ist clever und willensstark und hat ein Händchen für Zahlen. Sie arbeitet als Hilfskraft im Kontor einer Brühwürfelfirma und erweckt mit ihrer Zielstrebigkeit den Neid eines Kollegen. Heute würde man sagen: Er mobbt sie. Schließlich schiebt er ihr die Schuld an einer Straftat in die Schuhe. Um nicht ins Gefängnis zu müssen, verlässt Elsa mit Unterstützung ihrer Tante das Land in Richtung Shanghai, wo sie fürs erste bei den Huntingdons unterkommt und im Kontor von Viktorias Ziehsohn Deiwei arbeitet.


    Als sich Elsa die Chance bietet, zur Schreibkraft in der deutschen Gesandtschaft aufzusteigen, greift sie zu. Wenn sie schon in Peking ist, kann sie dort nach der untergetauchten Charlotte Huntingdon suchen. Schließlich steht sie in der Schuld ihrer Familie, die ihr so großzügig Starthilfe im neuen Land gewährt hat.


    Das Leben in China ist nicht einfach für eine junge, alleinstehende Frau aus Europa. Als Helfer in der Not erweist sich für Elsa gleich mehrfach ein junger chinesischer Adeliger, der Mandschubannermann Wenrou. Er ist in den USA aufgewachsen und sieht den Reformstau in seiner Heimat. Er sieht auch die Korruption, die Vetternwirtschaft und die Intrigen am kaiserlichen Hof. Doch kann er daran genau so wenig ändern wie an seiner unglücklichen arrangierten Ehe mit der Adeligen Qingbai.


    Doch nichts bleibt, wie es war. Das Leben aller Beteiligten wird durch den Boxeraufstand gründlich durcheinandergewirbelt, keiner bleibt von Not und Unglück verschont. Elsa erlebt die Belagerung der Gesandtschaft mit, Charlotte verschanzt sich mit französischen Nonnen in der Pekinger Nordkathedrale und auch für den Mandschubannermann Wenrou kommt alles anders als gedacht ...


    Wäre das Buch ein Film, würde sicher die Warnung eingeblendet: „nicht geeignet für Personen unter 16 Jahren!“. Denn der sorgfältig recherchierte Roman enthält ganz schön brutale Szenen. Aufstände und kriegerische Auseinandersetzung sind nun einmal blutige Angelegenheiten, und die Autorin beschönigt nichts.


    Die Geschichte des Boxeraufstands wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Charlottes Gauklertruppe und die Adeligen am Hof sind das reaktionäre Moment. Sie wollen alles so haben wie vor dem Kontakt mit den Ausländern. Raus mit den fremden Teufeln und bitte keine Veränderungen! Elsa Skerpovs Kollegen in der Gesandtschaft sehen China mit den Augen „überlegener“ Europäer und Wenrou, der Ost und West kennt, würde gerne das beste aus beiden Welten miteinander vereinen. Und so haben wir hier These, Antithese und Synthese.


    DIE REBELLIN VON SHANGHAI ist keine Liebesgeschichte mit exotischem Historien-Dekor. Das ist ein handfester historischer Roman, der uns anhand des Schicksals verschiedener Personen einen Teil der chinesischen Geschichte und Kultur nahebringt. „Bei meiner Darstellung der Ereignisse bin ich so weit wie möglich historischen Fakten gefolgt“, schreibt die Autorin in ihrem Nachwort (Seite 677), „musste aber manchmal zusammenfassen oder Einzelheiten auslassen, da die Schicksale meiner fiktiven Figuren natürlich im Vordergrund standen. Die meisten meiner Nebenfiguren sind allerdings historisch belegt (...).“


    Historische Wahrheit trifft hier auf Fiktion, Spannung auf Romantik – und es ist jederzeit nachvollziehbar, was die handelnden Personen umtreibt, auch wenn der Leser ihre Ansichten nicht immer teilt. Von dem umfangreichen Personenregister braucht sich niemand abschrecken zu lassen. Es dient als eine Art „Sicherheitsnetz“: Es ist da, falls man doch mal einen Namen nicht gleich einordnen kann. Aber man braucht es im Grunde nicht. Autor und Leser haben die verschiedenen Handlungsstränge gut im Griff. Es ist immer klar, wer wo was warum macht.


    China als Schauplatz hat den Vorteil, dass es literarisch noch nicht so überlaufen ist. Shanghai und Peking sind auch für Vielleser frische exotische Schauplätze, die Tereza Vanek für uns sehr bildhaft zum Leben erweckt. Ein mitreißendes Lesevergnügen, bei dem man sogar noch etwas lernen kann.


    Dem Roman DIE REBELLIN VON SHANGHAI geht der Band DAS GEHEIMNIS DER JADERINGE (ISBN 978-3-937357-53-9) voraus. Beides sind eigenständige Werke, man muss Band 1 nicht kennen, um Band 2 zu verstehen. Doch wer mehr über die Vorgeschichte von Charlottes Adoptiveltern, das ungewöhnliche deutsch-chinesische Ehepaar Viktoria und Jinzi Huntingdon, wissen will, dem sei DAS GEHEIMNIS DER JADERINGE ebenfalls ans Herz gelegt.


    Die Autorin
    Dr. Tereza Vanek , geb. 1966 in Prag, wuchs in München auf. Dort studierte sie Anglistik, Romanistik und Slawistik. Sie lebt und arbeitet in München und hat mehrere, überwiegend historische Romane veröffentlicht.

  • >>Die Rebellin von Shanghai<< von Tereza Vanek
    Das Vorgängerbuch >>Das Geheimnis der Jaderinge<< das die Geschichte von Viktoria und Jinzi beinhaltet, das habe ich leider nicht gelesen. Das bereue ich jetzt fast ein bisschen, aber das kann ich ja noch nachholen. Man kann die Bücher problemlos getrennt voneinander lesen und ich hatte nie das Gefühl etwas versäumt zu haben. Aber ich denke das die Geschichte der beiden auch sehr spannend ist und mich genau so gut unterhalten kann wie dieses.


    Das Hauptthema in diesem Buch ist der sog. "Boxeraufstand" im Jahre 1900 in China und Tereza Vanek ist es wirklich gelungen die Zustände dieser Zeit sehr lebensnah zu beschreiben. So viel Tote, so viel Leid und dieser Hass der geschürt wurde. Mittendrin zwei junge Frauen, die um ihr Leben und um die Liebe kämpfen.
    Mit Charlotte und Elsa wurden unheimlich starke Charaktere geschaffen, die sich zwar im ersten Moment sehr voneinander unterscheiden, aber im Verlauf der Geschichte mir wirklich sehr ans Herz gewachsen sind. Ihre Handlungen waren für mich gut nachvollziehbar und sie wirkten immer echt und realistisch. Man fiebert wirklich mit den beiden und auch mit anderen Protagonisten wirklich mit und möchte ihnen Helfen.
    Der Schreibstil ist wirklich unglaublich fesselnd und die wechselnden Kapitel, in denen wir mal Elsa und dann wieder Charlotte begleiten, sorgen dafür, das man das Buch wirklich gar nicht mehr aus der Hand legen will. Ich finde die Mischung aus Spannung, Romanze und Geschichtswissen sehr gelungen und ich fand es wirklich interessant, wie schwierig damals die Situation der Frauen in der damaligen Hierarchie waren.
    Ich kann das Buch nur weiterempfehlen und freue mich auf eine Fortsetzung ...........................................


    5ratten