Franz Kafka
Das Urteil
Das knapp 140 Seiten dünne Taschenbuch enthält diese Geschichten:
Das Urteil
Die noch nicht einmal 20 Seiten lange Kurzgeschichte beginnt mit sonntäglicher Behäbigkeit und endet etwa 20 Minuten später mit Hass und Tod. Es geht um Vater und Sohn, ums Älterwerden, eventuell auch um Irrsinn und Alzheimer. So ganz sicher bin ich mir da nicht.
Ich weiß gar nicht so recht, was ich von diesem heftigen Wechsel und dem abrupten Ende halten soll.
Die Verwandlung
Georg ist Vertreter, er verkauft Tuchwaren. Damit ernährt er sowohl seine alternden Eltern als auch seine 17jährige Schwester Grete. Er ist in seinem Beruf nicht gerade glücklich, aber die Verantwortung für seine Familie lässt ihm kaum eine andere Wahl.
Eines Morgens wacht Georg als Käfer auf. Er bleibt erstaunlich gelassen, wohl auch, weil er das ganze Ausmaß seiner Probleme durch diese Verwandlung noch gar nicht abschätzen kann. Er glaubt, dass er sich doch recht bald wieder zurückverwandeln wird. Gleiches hofft anfangs auch noch seine Familie, die sich – des Ernährers beraubt – nun selbst ins aufreibende Berufsleben stürzen muss…
Mit gut 50 Seiten hat die Geschichte die Möglichkeit, sich zu entfalten. Sie enthält Fantasy-Aspekte, Horror, Spannung und Tragik und liest sich sehr kurzweilig.
Am Ende blieb ich zwar wieder mit einigen Fragezeichen zurück, aber das macht nichts. Besonders würde mich interessieren, was mit dem letzten Satz der Besorgerin wohl gemeint sein könnte.
Der Landarzt
Ein Landarzt macht bei Schneegestöber einen Hausbesuch. Szenen wie aus einem wirren Alptraum.
Vor dem Gesetz
Den Text habe ich schlicht und einfach nicht verstanden.
Elf Söhne
Der Erzähler ist Vater von elf Söhnen, die er der Leserschaft kurz vorstellt. Immer zählt er erst die individuellen Stärken und Talente des jeweiligen Sohnes auf und vernichtet ihn dann mit seiner Kritik, mit dem Betonen einer Schwäche. Da keiner der Söhne perfekt ist, ist der Vater ein armer, unzufriedener Wicht, der nicht weiß, wie reich er ist bzw. sein könnte.
Ein ziemlich interessanter Text.
In der Strafkolonie
Irgendwo in den Tropen wird ein Forschungsreisender eingeladen, einer Exekution beizuwohnen. Es stellt sich heraus, dass mittelalterliche Foltermethoden angewandt werden, und von einem vorausgehenden Prozess kann keine Rede sein. Der Leser wird mehr und mehr mit absonderlichen Methoden konfrontiert.
Ein Bericht an eine Akademie
Report eines Primaten: wie er gefangen, gebrochen, gezähmt und „zivilisiert“ wurde. Glücklicherweise ist der Bericht nicht allzu detailliert, da ein kurzer Blick auf die Bestie Mensch vollauf genügt, um sich zu grämen.
Der Hungerkünstler
Anorexie als Kunstform. Der Künstler leidet – neben den Symptomen der Krankheit – auch unter dem zunehmenden Mangel an Anerkennung und Bewunderung seiner „Kunst“.
Einige der Texte fand ich interessant und lesenswert. Bei anderen ist mir der tiefere Sinn entgangen – vorausgesetzt, es gibt einen. Alles in allem hält sich meine Begeisterung in Grenzen.
Knappe
Bechdel-Test: