Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre

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  • Diesen Roman lese ich im Klassikerforum in einer Leserunde, möchte aber auch hier ein paar Anmerkungen dazu machen. Er ist neben dem Faust das Alterswerk Goethes, wurde 1821 und dann 1829 in einer erweiterten Ausgabe veröffentlicht und knüpft an den in den 90er Jahren veröffentlichten "Wilhelm Meisters Lehrjahre" an.


    Wilhelm ist von seiner Freundesgesellschaft, der er sich im zweiten Teil der Lehrjahre angeschlossen hat, verpflichtet worden, herumzuwandern und nicht länger als drei Tage an einem Ort zu verweilen. Ihn begleitet sein Sohn Felix, den er von der verschwundenen Schauspielerin Marianne hat. In den Alpen (wohl auf dem Weg nach Italien - vieles bleibt am Anfang noch offen) trifft er nacheinander auf verschiedene Menschen, die alle in einer Art realisierten Utopie leben: eine nachgewebte weltliche heilige Familie und jetzt bin ich mit Wilhelm auf einem riesigen Gut, das man sich vielleicht in Südtirol denken kann und das von einem Obst und Gemüse züchtenden Altruisten mit der Neigung zu Sentenzen geführt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Inzwischen habe ich das erste Buch abgeschlossen und beginne mit dem zweiten. Wilhelm wird mit Hinweisen und Hilfeaufrufen der zuvor Besuchten von einem Ort zum nächsten geschickt und landet nun in der "Pädagogischen Provinz", in der Kinder und Jugendliche je nach ihren Fähigkeiten (und ihrer Herkunft?) zu Landwirten, Handwerkern oder Wissenschaftlern erzogen und gebildet werden, ganz modern durch Learning by doing, was allerdings auch schon eine uralte Methode und spätestens seit Pestalozzi theoretisch untermauert ist.

  • Noch ca. 60 Seiten trennen mich vom Ende des Werkes.
    Inzwischen hat sich die Gesellschaft, die Wilhelm Meister auf Wanderschaft geschickt hat, zusammengefunden und man ist nun kurz vor der Auswanderung nach Amerika. Langsam finden sich auch viele Personen aus den "Lehrjahren" wieder ein und es geht ans finale Ordnen der Angelegenheiten und Paare.

  • Und wie findest du es bisher? :smile:


  • Und wie findest du es bisher? :smile:


    Danke der Nachfrage!
    Ich habe schon Interessanteres und Schöneres von Goethe gelesen. Aber der "Roman" ist das letzte fiktionale Prosawerk, das ich von ihm noch nicht gelesen habe. Das Werk hat einige sehr schöne Stellen, Naturbeschreibungen und ganz interessante Passagen über die entstehende Industrialisierung im Alpenraum (ein Thema, für das ich mich sehr interessiere, das ich aber niemals bei Goethe vermutet hätte).


    Wenn ich fertig bin, schreibe ich noch ein wenig darüber. Für alle Interessierten hier der Link zur Leserunde im Nachbarforum

  • Danke für deine Antwort und den Link, da schaue ich morgen/übermorgen noch vorbei. :winken:

  • Seit gestern bin ich fertig mit den Wanderjahren.


    Zum Autor


    muss ich ja wohl nicht viel sagen. Die "Wanderjahre" sind ein Alterswerk Goethes, vollständig 1829, drei Jahre vor seinem Tod veröffentlicht. Sie spiegeln Goethes vielfältige Interessen, denen er auch im Alter gerne nachging: Wissenschaftsgeschichte, Geologie, Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte... . Und natürlich hatte er - ähnlich wie Lessing - ein großes Interesse an der 'Erziehung des Menschengeschlechtes'.


    Der Roman


    Ich setze die Inhaltsbeschreibung des ersten Posts fort: Nachdem Wilhelm seinen Sohn Felix in der Pädagogischen Provinz zwecks Bildung und Erziehung lässt, wandert er weiter, trifft auf neue und alte Genossen seiner Geheimgesellschaft und entschließt sich zum Beruf des Wundarztes. Dazu macht er eine Ausbildung, einige Jahre gehen ins Land. Am Ende treffen sich die Mitglieder der Geheimgesellschaft, um entweder nach Amerika oder in die Exklave eines nicht genannten Staates zu ziehen und dort so eine Art ideale Gemeinschaft zu gründen.


    Das Ganze ist durchsetzt durch zahlreiche kleine Erzählungen, die immer offen enden und oft in der Haupthandlung aufgehen.
    Immer sind es Variationen der Selbstfindung, um den ja auch der ganze Roman kreist. Außerdem lässt Goethe zahlreiche Altersweisheiten vom Stapel, zum Teil bedeutend, aber eben auch zum Teil sehr zeitgebunden, altbacken oder sogar fast ungenießbar.



    Fazit


    Für Goethe-Freunde eine wichtige Lektüre, aber kein Muss-Klassiker der Weltliteratur!