William Somerset Maugham - Auf Messers Schneide

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    Titel: Auf Messers Schneide
    Autor: William Somerset Maugham


    Allgemein:
    496 Seiten, Diogenes Verlag; 2005 (der Roman erschien erstmals 1944)


    Inhalt:
    London, Paris, Rivera... 1918 - bis Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts:


    W.S. Maugham schlüpft als Autor in die Rolle des Ich Erzählers und suggeriert so einen Wahrheitsgehalt in der Handlung. Beim Lesen entsteht der Eindruck noch näher an den Figuren zu sein obwohl eigentlich ein Distanzverhältnis herrscht, denn der Maugham des Romans erfährt fast jede geschilderte Begebenheit nur aus zweiter oder gar dritter Hand:


    Um das Jahr 1918 herum trifft Maugham auf seinen Bekannten Elliot, einen Amerikaner der zu Geld und Ansehen gekommen ist und bei seinen Dinnerpartys Bedeutsame Leute um sich schart. Seine Nichte Isabel hat sich mit Larry Darell verlobt, einem jungen Mann der für Elliot alles andere als Standesgemäß erscheint. Dieser ist gerade aus dem Krieg zurückgekehrt und versteckt seine Gefühle über die Ereignisse. Es wird angedeutet das seine Erlebnisse sehr schlimm für ihn waren, aber keine kann so recht begreifen warum er nicht nach vorne blickt und sich in die lukrative Arbeit stürzt, die ihm von einflussreichen Freunden immer wieder angeboten wird.
    Es geht sogar soweit das Isabel im ein Ultimatum stellt damit die Hochzeit endlich stattfindet - doch sie erwartet natürlich auch das Larry ihr das luxeriöse Leben bietet das sie bisher gewohnt ist. Als Larry nach einem zweijährigen Aufenthalt in Paris gesteht, das er nie vorhatte zurück nach Chicago zu kommen um dort eine Stelle als Makler anzunehmen, löst sie die Verlobung...


    Maugham trifft im laufe der Jahre immer wieder auf Isabel und Larry und beschreibt nebenbei die höhere Gesellschaft der 20er und 30er Jahre. Er entspinnt dabei ein sehr bundes Mosaik dieser Zeit und auch durchaus der Gesellschaft in der sich auch der echte Maugham bewegt haben dürfte.



    Bisher:
    Es ist ein wenig komisch eines meiner Lieblingsbücher nach einigen Jahren wieder in die Hand zu nehmen. Meiner Ausgabe kann man ansehen das ich den Roman als Teenager mehr als zwei mal gelesen habe. So richtig pingelig wurde ich mit meinen Büchern erst als ich sie selbst bezahlt habe *g*
    Interessanterweise hat ihn mir mein Bruder in die Hand gedrückt, der selbst eigentlich eher selten gelesen hat, den Roman aber sehr mochte. Damals habe ich eigentlich alle Bücher die ich irgendwie toll fand mehr als einmal gelesen. Heute finde nehme ich mir für solche Rereads kaum noch die Zeit. Dabei fällt mir gerade jetzt auch wieder auf dass das schade ist, weil man mit ein bisschen Abstand vieles so ganz anders liest und nicht immer heißt das auch automatisch das einem das heißgeliebte Buch heute nicht mehr gefällt.


    "Auf Messers Schneide" gefällt mir heute immer noch so gut wie damals. Auch wenn ich jetzt manchen Namen der im Roman auftaucht einordnen kann (William James scheint mich zur Zeit sehr zu verfolgen *g*) und auch die religiöse Thematik die immer wieder mitschwingt durch mein Studium nun ganz anders im Blick habe. Allein schon das der Autor selbst ja auch immer wieder in Indien war, sagt ja auch einiges darüber aus was er hier über Indische Spiritualität gegenüber der Christlichen schreibt.


    Maughams Blick auf die gehobene Gesellschaft die er hier beschreibt ist einerseits unterhaltsam, aber auch durchaus auch kritisch, wenn auch auf eine etwas verhaltene Art und Weise. Der Snobismus und das Nase rümpfen über Menschen die nicht ins Muster passen. Larry entzieht sich diesen Kategorien und kann damit nur anecken.


    Vor 10 Jahren (kann auch etwas mehr sein) habe ich vor allem die Liebesgeschichte im Blick gehabt und dabei glaube ich nicht so sehr gesehen das Isabelle es sogar als sehr bequem betrachtet hat nicht aus ihrem Leben auszubrechen. Ich hatte den Eindruck sie hätte sich dafür nicht so sehr selbst entschieden. Das sehe ich heute ganz anders. Aber inzwischen bin ich ja auch älter als sie zu Beginn des Romans *g* man sieht ja vieles als Teenager sehr dramatisiert *g* Ich finde es sogar sehr interessant welchen Blickwinkel ich heute auf die Handlung habe und warum ich vielleicht manches nun in ganz anderem Licht betrachte. Und trotzdem gefällt mir der Roman von allen Maugham Romanen die ich seitdem gelesen habe nach wie vor am besten.

  • Ich lese den Roman übrigens für meine SLW 2014 Alte Bekannt - Liste . Davor hatte ich einen anderen Roman gelesen, welcher ebenfalls auf einer SLW Liste stand und darin wurde "The Razor's Edge" erwähnt. (Liebe und Sommer von William Trevor) Daher hatte ich dann plötzlich Lust meinem alten Bekannten einen Besuch abzustatten. Es fühlt sich auch wirklich ein wenig an als ob ich einen lang aufgeschobenen Besuch bei einem alten Freund machen würde, den ich schon viel viel früher hatte machen wollen.

  • Abschließende Gedanken zum Buch:
    Es ist wirklich ein wenig seltsam ein vielgeliebtes Buch nach mehreren Jahren wieder zur Hand zu nehmen. Man hat sich selbst sehr verändert und merkt das vielleicht sogar erst durch die Lektüre wie sehr. So erging es mir mit "Auf Messers Schneide", der für mich auch jetzt noch zu meinen Lieblingsromanen des Autors zählt. Mein Blickwinkel auf die Handlung hat sich komplett verändert und gerade auch durch mein Studium der Religionswissenschaft habe ich auf die religiösen Inhalte nun sowieso eine völlig andere Sichtweise. Sie vielen mir stärker ins Auge und mir ist der Blickwinkel des Autors und sein Hintertgrund als Engländer dadurch auch viel stärker aufgefallen.


    Als Teenager hatte ich eher die Liebesgeschichte zu Beginn des Romans, die eigentlich eher als Einstieg dient um die Figuren überhaupt kennen zu lernen, im Blick. Jetzt habe ich die Handlung stärker als Ganzes betrachtet und gerade den Snobismus der höheren Gesellschaft und Isabells unverständnis gegenüber Larries Entscheidungen fiel mir immer wieder auf.
    Wenn man so darüber nachdenkt könnte man meinen es passiert eigentlcih kaum etwas in der Handlung, aber das Leben von Menschen und ihr Werdegangen erscheint ja oftmals auf den ersten Blick vielleicht etwas langweilig. Wenn man aber wie Maugham einfach ein Händchen für das Erzählen genau solcher Geschichten hat, kann ein Roman trotzdem ein wahres Vergnügen sein. Gehobene Unterhaltung würde ich es nennen, genau das bietet der Roman. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


    Ob ich den Roman in den nächsten Jahren noch ein mal lesen werde weiß ich nicht, aber für mich ist er persönlich sehr wichtig und daher wird er in meinem Regal immer einen Platz haben.