Inge Löhnig - Mörderkind

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    Kurzbeschreibung:


    Sie liefen ihr nach und schrien: »Mörderkind, Mörderkind!«


    Ihr Leben lang war sie für alle nur das Mörderkind. Fionas Kindheit war ein Alptraum. Und nun ist ihr Vater tot. Seine letzten Worte galten ihr: »Ich bin kein Mörder.« Widerstrebend macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit. Beginnt nachzuforschen, befragt ihre Familie. Und stößt auf ungeheuerliche Geheimnisse und eine Intrige, deren tödliches Gift bis heute wirkt …



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 02.01.2015 eine autorenbegleitete Leserunde. Anmeldung für Freiexemplare noch bis 12.12. Mitleser sind noch herzlich willkommen. :winken:

  • Fionas Vater war ein Mörder. Er hat seine Geliebte umgebracht und wurde dafür mit lebenslänglich bestraft. Mit diesem Wissen ist sie aufgewachsen und es hat ihr ihre Kindheit zur Hölle gemacht. Doch nun ist Ben tot und vor ihrer Tür steht der Rettungssanitäter, der in Bens letzten Minuten bei ihm war. Der junge Mann hat versprochen, Fiona die letzten Worte ihres Vaters zu übermitteln, in denen er noch einmal versichert hat, kein Mörder zu sein. Zuerst schmeißt Fiona den Überbringer der Nachricht raus, sie will mit Ben nichts mehr zu tun haben, sie will sich keine Gedanken über ihn machen und an ihrem Urteil über ihn ist nicht zu rütteln. Oder vielleicht doch? Ganz allmählich und mit einiger Nachhilfe durch Mats beziehungsweise Darcy, wie Fiona den gutaussehenden jungen Mann nennt, fängt sie an zu überlegen, ob Bens Tod wirklich ein Unfall gewesen ist. Und wenn nicht, was dann noch alles anders ist, als sie immer geglaubt hat?


    Inge Löhnig steht drauf, aber kein Dühnfort steckt drin? Ja, das gibt’s und es lohnt sich auch ohne den gewohnten Protagonisten!


    Fiona ist kein ganz einfacher Charakter, gerade zu Beginn der Handlung wirkt sie äußerst sperrig und immer auf Krawall gebürstet. Aber je mehr man von ihrer Vergangenheit erfährt, desto verständlicher wird ihr abweisendes Verhalten. Dass sie sich damit selbst keinen Gefallen tut, muss sie erst noch lernen. Darcy ist da ein wohltuender Ausgleich, allerdings kam er mir streckenweise fast zu gut vor, um wahr zu sein.


    Parallel zu Fionas Erlebnissen und Nachforschungen in der Gegenwart erfährt der Leser auf einer zweiten Zeitebene, was damals wirklich passiert ist. Es gibt also zwei Fälle aufzuklären, den vermeintlichen Mord an Bens Geliebter damals und seinen angeblichen Unfalltod heute. Der Leser ist Fionas Ermittlungen im Hinblick auf Bens Tat bald ein ganzes Stück voraus, dennoch fehlen bis zum Ende genügend Puzzlestücke, so dass das Bild nicht ganz zu erkennen ist und die Spannung erhalten bleibt.


    Ich freue mich auf den nächsten Fall mit Dühnfort, würde aber auch jederzeit wieder zu einem Einzelband der Autorin greifen!


    4ratten

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Auch ohne Kommissar Dühnfort absolut lesenswert


    Inhalt:
    Fiona ist gerade mal sieben Jahre alt, als ihr heiß geliebter Vater Ben wegen Mordes an seiner Geliebten verhaftet wird. Er versichert dem Kind, dass alles nur ein Missverständnis ist und verspricht, dass er bald zurückkommt. Doch daraus wird nichts, denn Ben wandert für 18 Jahre ins Gefängnis. Jahrelang hört Fiona kein Sterbenswort von ihm. Kein Wunder, dass sie sich enttäuscht von ihm abwendet und schließlich nichts mehr von ihm wissen will. Doch als Ben ein Jahr nach seiner Haftentlassung scheinbar bei einem Unfall stirbt, lässt sie das doch nicht so kalt. Zusammen mit dem gut aussehenden und netten Rettungsassistenten Matthias Stiller, den sie „Darcy“ nennt, macht sich Fiona an die Aufarbeitung der Vergangenheit.


    Meine Meinung:
    Ich bin ja ein Fan von Kommissar Dühnfort und war daher sehr gespannt, ob mir Inge Löhnigs neues Buch ohne ihn auch gefallen würde. - Eindeutig ja! „Mörderkind“ konnte mich ebenso begeistern wie die Romane der Dühnfort-Reihe.


    Wir haben es hier nicht mit einem Ermittler-Krimi zu tun. Eigentlich ist es mehr eine tragische Familiengeschichte mit kriminellem Hintergrund. In zwei Handlungssträngen werden die Geschehnisse von 1995 und die aktuellen vom Herbst 2014 aufgerollt und miteinander verknüpft. Dabei entsteht ein komplexes Netz aus vielen Details. Es empfiehlt sich, beim Lesen sehr aufmerksam zu sein, denn die Autorin hat immer wieder kleine Hinweise eingestreut, die den Leser bei seinen Spekulationen voran bringen. Mit anderen führt sie uns allerdings auch gekonnt auf den Holzweg. Ab einem bestimmten Punkt weiß der Leser dann mehr als Fiona, was dem Roman aber nicht die Spannung nimmt, denn nun muss man um die junge Frau bangen, die sich selbst in Gefahr bringt.


    Inge Löhnigs Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Über Fionas sprühenden Sarkasmus muss man immer wieder schmunzeln. Es herrscht zwar keine atemberaubende Hochspannung - das erwarte ich bei einem Kriminalroman auch gar nicht - aber eine gewisse Spannung ist durchgängig vorhanden und fesselt einen an den Roman.


    Mir hat die Figur der Fiona sehr gut gefallen, und das, obwohl sie keineswegs besonders sympathisch ist. Immer misstrauisch, abweisend und rechthaberisch, macht sie sich nicht allzu viele Freunde. Doch nach und nach kristallisiert sich heraus, warum sie so geworden ist, und das Gesamtbild stimmt einfach. Ich kann vieles von ihrem Verhalten nicht gutheißen und würde selbst nie so handeln, aber bei Fionas passt es einfach zu ihrem Charakter.


    Ebenso stimmig wie die Protagonistin ist auch die ganze Handlung. Jedes Detail hat seinen Platz, alles ist logisch zusammengefügt, sodass am Ende keine wichtige Frage ungeklärt bleibt.


    Übrigens: Für Dühnfort-Fans gibt es mit "Nun ruhet sanft" im Mai 2015 den 7. Band der Reihe.


    5ratten

  • Eine teuflische Intrige


    Zeit ihres Lebens war Fiona davon überzeugt, daß ihr Vater ein Mörder ist. Wie hat sie als Kind unter den Gehässigkeiten ihrer Mitschüler gelitten, als Mörderkind zu gelten. Wie hat sie ihren Vater dafür gehasst, daß er sie und ihre Familie im Stich gelassen hat. Und nun ist ihr Vater tot – seine letzten Worte galten seiner Tochter, in denen er beteuert, daß er kein Mörder sei. Fiona will ihm nicht glauben, aber die Zweifel lassen sich nicht mehr einfach weg schieben. Zusammen mit einem Freund macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und stößt dabei auf eine teuflische Intrige.


    Obwohl die Autorin in diesem Buch ein spannendes Thema aufgreift, bin ich lange Zeit nicht damit warm geworden, da mir die Handlung zu Beginn etwas zu langatmig war. Manche Wendungen empfand ich als zu konstruiert, manche Punkte waren aber auch sehr raffiniert gelöst, gerade bei Kleinigkeiten, die im Endeffekt eine große Wirkung hatten.


    Ich hatte direkt am Anfang einen Verdacht, von dem ich im Laufe der Lektüre abgerückt bin, um ihn dann doch wieder vorzuholen: dieser Verdacht hat sich dann auch bestätigt, jedoch etwas anders als ich ursprünglich gedacht hatte.


    Ein weiterer Grund, warum ich meine Probleme mit dem Buch hatte, waren die Figuren: ich empfand sie zu eindimensional und teilweise mit zu vielen Klischees behaftet, dadurch erschienen sie mir zu extrem. In der zweiten Hälfte des Buches hat sich das dann gewandelt, daher hat mir dieser Teil auch wesentlich besser gefallen.


    Fiona Jacoby ist eine junge Frau, die sich aufgrund des frühen Verlusts ihrer Familie und ihren Kindheitserfahrungen einen harten Panzer zugelegt hat. Sie gestattet niemanden, diesen Panzer zu durchdringen, um nie wieder verletzt zu werden. Dadurch wirkt sie egozentrisch und kaltherzig. Der sympathische Rettungsassistent Matthias Stiller, der Fionas Vater kurz vor dessen Tod versorgt hat, läßt sich aber nicht so leicht abwimmeln und schafft es immer wieder, die richtigen Fragen zu stellen. Fiona kann aber auch ziemlich stur sein und ist nicht so leicht von ihrem Weg abzubringen.


    Die Handlungsstränge teilen sich in zwei Zeitebenen auf: der Leser begleitet Fiona in der Gegenwart bei ihrer Suche nach der Wahrheit, in der Vergangenheit wird er Zeuge der Geschehnisse, die zur Verurteilung von Fionas Vater führen. Dadurch ist der Leser Fiona und Matthias einen Schritt voraus, was die Wahrheit angeht – und doch gibt es noch ein weiteres Geheimnis.


    Sehr gelungen fand ich die Darstellung der tragischen Folgen der Intrige, an der nicht nur eine Familie zerbrochen ist.


    3ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Zum Inhalt:


    Als Fiona sieben Jahre alt ist, wird ihr Vater vor ihren Augen von der Polizei abgeführt. Des Mordes an seiner Geliebten beschuldigt, wird er zu über einem Jahrzehnt verurteilt. Ihre Mutter begeht kurz darauf Selbstmord. Nun beginnt ein tragische Kindheit als Mörderkind. Als Erwachsene begibt sie sich auf Spurensuche, denn die letzten Worte ihres Vaters "Ich bin kein Mörder" lassen sie stutzig werden und so bringt sie Geheimnisse zutage, deren Hüter sie lieber im Dunkeln gelassen hätten.


    Zum Buch:


    Ich wurde von dem Buch nicht enttäuscht, mir hat sich ein spannender Thriller mit authentischen Figuren geboten, deren Leidensweg nachvollziehbar aufgebaut wurde. Zwar zeichneten sich die waren Hintergründe bereits zeitig ab und auch der Mörder konnte schon früh enttarnt werden, auch wenn er erst kurz vor Schluss einen Namen bekam.


    Mir haben die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart gut gefallen, so erfuhr man die Fakten aus erster Hand und nicht zusammengefasst aus dem Mund eines Dritten und man vergisst es nicht mehr so schnell.


    Ein Kritikpunkt war aber, da das Verbrechen an sich, für das der Vater von Fiona ins Gefängnis musste, auf mich etwas zu konstruiert wirkte, als es an die Beschreibung dessen ging. Dafür dass beim Verüben kein Profi am Werk war, wirkte es auf mich ein wenig zu perfekt.


    Aber alles in allem war es ein spannender Krimi, den ich trotz kleiner Schwächen weiterempfehlen kann.

  • Die 25-jährige Fiona Jacoby hat in ihrem Leben schon so einige Jobs ausprobiert. Seit drei Wochen verdient sie ihr Geld als Fahrradkurier, kein Traumjob, aber immerhin kann man damit sein WG-Leben finanzieren. Ihr Traum ist es, an der Filmhochschule zu studieren, doch ihr Stolz verbietet es ihr, sich dort zu bewerben, denn das wäre zu nah an dem, was ihre Eltern waren: Künstler. Ihre Mutter Lydia war Malerin und ihr Vater Ben baute Skulpturen. Doch das war vor sehr langer Zeit, heute ist alles anders. An einem überaus miesen Tag erhält sie von ihrem Onkel Ludwig noch die Nachricht, dass ihr Vater verstorben ist - wenigstens eine gute Nachricht an diesem Tag aus Fionas Sicht.


    Am nächsten Morgen bekommt sie unerwarteten Besuch. Matthias Stiller ist Rettungsassistent und war derjenige, der beim Tod ihres Vaters vor Ort war. Seine letzten Worte sollte er seiner Tochter Fiona übermitteln. Er habe seine Tochter immer geliebt und er sein kein Mörder - so die Botschaft. Fiona fällt aus allen Wolken, hatte sie doch Ben vollkommen aus ihrem Leben gestrichen, denn immerhin war dieser Schuld, dass ihre Kindheit von einem Tag auf den anderen vor 19 Jahren abrupt endete und sie fortan nur noch das "Mörderkind" war, denn vor 19 Jahren soll Ben seine Geliebte Julia Reinhold ermordet haben, nachdem diese sich geweigert hat, das gemeinsame Kind abtreiben zu lassen und gedroht hat, seiner Frau alles zu beichten, was zur Folge gehabt hätte, dass seine Frau ihn umgehend verlassen hätte. Ben wurde seinerzeit zu 15 Jahren Haft für diese Tat verurteilt, Fionas Mutter beging einen Tag nach der Verurteilung Selbstmord und Fiona hat den Rest ihrer Kindheit als "Problemkind" bei ihrem Onkel Ludwig und seiner Frau Sabine verbracht. Diese nahmen das Kind nicht aus Nächstenliebe aus, sondern um den familiären Ruf zu wahren, der eh, dank Ben, schon ziemlich zerstört war. Für Fiona war es schrecklich, denn anstatt der Liebe ihrer Eltern musste sie fortan ohne jegliche Zuneigung leben und auch ohne Freunde, denn wer will schon mit einem "Mörderkind" befreundet sein?


    Nun ist Fiona erwachsen, doch die Vergangenheit hat Spuren hinterlassen. Ihre einzige Freundin ist Bea, eine Krankenschwester, mit der sie in einer WG lebt. Auch ist sie nicht in der Lage eine Beziehung zu einem Mann einzugehen, die länger als eine Nacht dauert bzw. etwaige Verpflichtungen mit sich bringt, denn sie könnte ja wieder verlassen werden. Doch etwas in ihr beginnt zu arbeiten. Dieser Matthias Stiller war der Meinung, dass ein Mensch bei seinen letzten Worten niemals lügen würde und da er selbst vor Ort war, hat Ben seiner Meinung nach die Wahrheit gesagt. Kann es sein, dass er doch kein Mörder war? Eine Möglichkeit, die Fiona nicht wirklich in Betracht zieht, denn immerhin ist er rechtskräftig verurteilt worden und hat seine Strafe abgesessen, auch wenn er immer behauptet hat, er wäre unschuldig. Was geschah damals vor 19 Jahren wirklich? Fiona beschließt, ein wenig in der Vergangenheit zu forschen, auch wenn sie nicht von Bens Unschuld ausgeht, doch was hat sie zu verlieren. Ein "Mörderkind" ist sie so oder so, aber vielleicht ist sie das ja zu Unrecht? Kann es sein, dass ihrem Vater / ihrer ganzen Familie Unrecht getan wurde?



    Bist du vielleicht doch kein "Mörderkind"? Der Plot des Buches wurde abwechslungsreich und spannend ausgearbeitet. Besonders gut hat mir gefallen, dass das Buch sowohl einen Einblick in die Gegenwart gegeben hat, wie auch in die Vergangenheit, der Leser also parallel erlesen konnte, was seinerzeit geschah und was derzeit passiert. Die Figuren wurden authentisch und facettenreich erarbeitet. Allerdings hatte ich doch einige Probleme, mich in die Figur der Fiona einzufinden, denn diese ist recht sprunghaft und teils noch sehr naiv für ihr Alter. Gerade bei solch einer Vergangenheit bin ich vorab davon ausgegangen, dass gerade das sie geerdet hat. Die Figur des Matthias hingegen empfand ich als sehr gelungen dargestellt, aber irgendwie wage ich sehr zu bezweifeln, dass es solche Männer, die das Ziel verfolgen, an das sie glauben bzw. wenn sie der Meinung sind, das richtige zu tun, wirklich gibt. Den Schreibstil empfand ich als spannend und kurzweilig gehalten, sodass sich das Buch sehr gut und leicht lesen ließ und mir schöne Lesestunden bereitet hat.

  • Da ich die Krimis um Kommissar Dühnfort sehr schätze, war es für mich keine Frage, ob ich auch einen sogenannten 'Stand Alone" von Inge Löhnig lese. Zum Glück, so viel kann ich schon jetzt verraten.
    Fionas Kindheit war ein Albtraum: als sie gerade einmal sieben Jahre alt war, wurde ihr Vater als Mörder verurteilt und sie war künftig selbst für ihre beste Freundin das 'Mörderkind'. Als dann kurz darauf auch noch ihre Mutter bei einem Unfall stirbt, kommt sie zu ihrem Onkel und dessen Frau und wächst dort unter ziemlich guten Umständen auf. Doch das Erlebte und die Fiesheiten der Mitschüler hinterlassen selbstverständlich ihre Spuren und so weiß Fiona auch mit 25 Jahren noch nicht so recht, was sie machen möchtet. Sie hangelt sich von Job zu Job um sich über Wasser zu halten - das Studium hat sie längst sausen lassen und obwohl sie ein neues vor Augen hat, kann sie sich schlicht und ergreifend nicht aufraffen. Zu ihrem Vater hatte sie all die Jahre keinen Kontakt - auch als er nach seiner Haftentlassung vor ihrer Tür steht und um ein Gespräch bittet, verweigerte sie dieses. Und nun ist er tot. Keine schlechte Nachricht für Fiona, die sich dadurch nicht betroffen sieht.
    Auch als am Tag nach dieser Nachricht ein junger Rettungsassistent vor ihr steht und ihr eine letzte Botschaft ihres Vaters überbringt, lässt diese Fiona erst einmal kalt. Doch ganz allmählich breitet sich die Wirkung der letzten Worte ihres Vaters doch aus, immerhin galten sie seinen Gefühlen für seine Tochter und der Beteuerung, dass er kein Mörder war. Warum sollte er seine letzten Worte an eine Lüge verschwenden? Diese Frage lässt Fiona ganz langsam zu...
    Abwechselnd erzählt die Autorin die Geschichte von damals und heute. Das ist so geschickt gemacht, dass man auch als Leser lange im Dunkeln bleibt - auch wenn man durch die Rückblenden Fiona immer einen kleinen Schritt voraus ist. Und auch wenn man die ein oder andere Spekulation zwischendurch entwickelt, so bleibt der Krimi dennoch bis zum Ende sehr spannend!
    Besonders gut gefallen hat mir, dass Fiona keine einfache Person ist, die dann aber das Heft in die Hand nimmt und somit im Grunde die Ermittlern ist. Dabei entwickelt sie sich sehr glaubhaft, denn die anfängliche sarkastische und verbitterte junge Frau hatte durchaus ihre Berechtigung. Zu dieser langsamen Veränderung gehört auch, dass Fiona versteht, dass sie lernen kann, nicht immer alles alleine in Angriff zu nehmen, sondern auch wieder auf andere Menschen zu vertrauen.
    Inge Löhnig hat hier keinen Thriller geschrieben, der durch gnadenlose Spannung funktioniert, sondern einen Krimi, der über ein beinahe zerstörtes Leben einer jungen Frau funktioniert, die plötzlich begreift, dass sie ihrem Vater vielleicht die letzte Chance geben und seine letzten Worte glauben sollte. Darüber und mit dem sehr flüssigen Schreibstil der Autorin entwickelt sich eine gekonnte Spannung. Dass am Ende alle Fäden gekonnt zusammengeführt werden, ist bei Inge Löhnig selbstverständlich, oder?


    Fazit: Ein spannender Krimi fast ohne Polizei, dafür mit einer sehr speziellen Hauptfigur und einem sehr interessanten Mordfall. Unbedingt lesen!


    5ratten

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Ihr Vater Ben hatte ihr versprochen, dass er zurückkommt. Aber er wurde inhaftiert und als Mörder an seiner Geliebten Julia verurteilt. Damit wurde die siebenjährige Fiona zum Außenseiter, denn sie war ein Mörderkind. Ben sucht 18 Jahre später den Kontakt zu Fiona, aber sie schlägt die Tür zu. Sie ist wütend, sie ist verletzt und sie hat eine Mauer um sich herum aufgerichtet. Niemand soll sie mehr verletzen.
    Etwa ein Jahr später taucht der Rettungsassistent Matthias Stiller bei ihr auf, um ihr die letzten Worte ihres sterbenden Vaters mitzuteilen: „Ich bin kein Mörder.“ Fi will nichts davon hören. Aber die Einwände, die Darcy, wie Fi Matthias nennt, hat, werfen Fragen auf und so macht sich Fiona mit Darcys Unterstützung an die Aufarbeitung der Vergangenheit.
    Fiona ist schwierig, stets auf Krawall gebürstet und hat auch ihren Weg noch nicht gefunden. Sie wird immer von Wut beherrscht. Da ist es gut, das es den geduldigen und beharrlichen Darcy gibt, der sich von Fionas Art nicht abschrecken lässt. Fiona ist nicht sonderlich sympathisch, aber je mehr man über ihre Vergangenheit erfährt, umso mehr kann man Verständnis für sie aufbringen. Auch wenn Fionas Art meist nervend ist, so gibt es doch immer wieder Momente, wo man sich über ihr Verhalten amüsieren kann.
    Die Geschichte wird in zwei, sich abwechselnden Zeitebenen erzählt. Neben Fionas Ermittlungen, wird in der anderen Ebene die Geschichte von Ben und Julia erzählt, wie sie tatsächlich passiert ist. Der Leser weiß also irgendwann mehr als Fiona, aber dennoch fehlen wichtige Aspekte, die sich erst zum Schluss klären. Das sorgt dafür, dass der Spannungsbogen erhalten bleibt. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und fesselnd. Die Charaktere sind authentisch beschrieben. Die Handlung ist in sich stimmig.
    Das Buch ist spannend und hat mich gut unterhalten.



    5ratten

  • >>Mörderkind<< von Inge Löhnig hat mir sehr gut gefallen. Fiona die im Alter von 7 Jahren erlebt wie ihr Vater verhaftet wird, wegen des Mordes an seiner Geliebten und kurz darauf stirbt auch noch die Mutter. Ihre schwere Kindheit beginnt schon sehr bald, als Mörderkind bei ihrer Tante und ihrem Onkel aufzuwachsen, eigentlich ohne viel Liebe. Sie glaubt fest an die Schuld ihres Vaters und daher wehrt sie sich gegen alle Versuche des Vaters mit ihr wieder in Kontakt zu treten. Selbst nach seiner Entlassung gibt sie ihm keine Chance. Als ihr Vater Ben dann aber stirbt und die letzten Worte das Vaters waren, das er Fiona liebt und das er kein Mörder ist, glaubt sie selbst irgendwann daran. Als sie dann beginnt Nachforschungen zu machen, gibt es noch ein paar Menschen die sterben und natürlich genau die, die vielleicht noch mehr darüber Wissen könnten was vor 19 Jahren passiert ist. Spannungsmässig war die Geschichte nicht unbedingt geladen und mein Verdacht den ich schon ab Seite 220 hatte, der hat sich bestätigt, da es nicht viele andere Möglichkeiten geben konnte. Aber auch ohne viel Nervenkitzel war es wirklich bis zur letzten Seite schön zu lesen und Fiona hatte so viele Eigenheiten, die super mit ihrer Charaktere beschrieben wurden, das es einfach nicht langweilig wurde.

  • Der Krimi handelt von Fiona Jacoby, einer jungen Frau, die noch keinen Platz im Leben gefunden hat. Als sie 6 Jahre alt ist, wird ihr geliebter Vater verhaftet und wenig später des Mordes an seiner Geliebten verurteilt. Ihre Mutter begeht kurze Zeit danach Selbstmord. Für Fiona bricht eine Welt zusammen. Enttäuscht von ihrem Vater, allein gelassen von ihrer Mutter, als Mörderkind beschimpft legt sie sich eine dicke Haut zu und lässt niemanden an sich ran. Auch nicht ihren Vater als er entlassen wird. Als er stirbt gelten seine letzten Worte Fiona und er beteuert seine Unschuld.


    Das ist der Ausgangspunkt des Krimis. Fiona ist widerspenstig und will ihrem Vater keinen Glauben schenken, aber natürlich lassen sie die letzten Worte ihres Vaters ihr keine Ruhe. Erst widerwillig, dann stur und unabänderlich sucht sie nach der Wahrheit. Ihr Charakter hat mir sehr gut gefallen: stur, bockig und rotzig. Sie lässt sich nichts gefallen. Im ersten Kapitel nimmt sie einem Autofahrer, der sie geschnitten hat, mal kurz und knackig den Wind aus den Segeln und das hat mir schon bei der Leseprobe gefallen. Leider konnte mich ihr Meinungsumschwung nicht ganz überzeugen – das ging mir einfach zu schnell. Sie ist seit 16 Jahren felsenfest überzeugt, dass ihr Vater schuldig ist und ändert diese Meinung innerhalb von wenigen Tagen. Wenn hier ein kleiner Puffer eingebaut gewesen wäre, in dem die Zweifel immer größer werden, hätte ich das authentischer gefunden.


    Die Autorin berichtet abwechselnd von Fionas Suche und den Geschehnissen vor 19 Jahren. Dieser Trick nimmt dem Leser einerseits Spannung weg, verrät aber letztendlich doch nicht den Ausgang der Geschichte. Einen perfiden Plan hat sich die Autorin hier ausgedacht. Ich bin noch am grübeln, ob dieser ohne die Rückblicke nicht spannender gestaltet hätte werden können. Unglücklicherweise hatte ich sofort eine Person als Mörder von Fionas Vater in Verdacht und der war es dann auch. Und dazu gehört auch nicht sonderlich viel Spürsinn – man muss sich nur Fragen, wem der Mord etwas gebracht hätte.


    Die Handlung – also die Geschehnisse vor 19 Jahren und die „Ermittlung“, die Fiona durchführt sind wirklich interessant. Vor allem die vergangenen Geschehnisse finde ich sehr perfide und gut durchdacht. Da hat Frau Löhnig sich etwas richtig Gutes ausgedacht. Auch die aktuellen Ermittlungen sind spannend, leben aber einfach auch sehr durch die Bissigkeit von Fiona.


    Ganz schrecklich fand ich zwei Dinge: Die Liebesgeschichte, die sich nicht nur namentlich („Mr. Darcy) an Stolz und Vorurteil von Jane Austen anlehnt, sondern auch – zwar nicht hundertprozentig – an den Inhalt. Musste das sein? Kann ein Protagonist nicht mal alleine ermitteln? Muss Fiona den Rettungssanitäter, der ihr die letzten Worte ihres Vaters übermittelt, überall mit hin schleppen?
    Und dann das Ende. Ok, es wurde alles aufgelöst und war auch logisch strukturiert. Doch dann wird es wirklich fürchterlich kitschig. Liebesgeschichte, Familienwiedervereinigung und Zukunftsperspektive. Das Ende war so zuckersüß, dass eigentlich nur „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ fehlt.


    Fazit:
    Eine gute Idee mit einer sympathisch-kantigen Protagonistin, die mir aber leider von der Umsetzung nicht so sehr zugesagt hat. Auch der ganze Zuckerguss (Liebesgeschichte, Happy End) stört mich mehr als das er die Geschichte abrundet. Ich bin zwar für Standalone, aber der hier hat mir dann doch nicht so gut gefallen.

    Grüßle, Christina

  • Fiona Jacobi wuchs als Kind eines Mörders auf, die Kindheit war alles andere als einfach. Ihr Vater Ben wurde schuldig gesprochen, eine junge Frau umgebracht zu haben und sass jahrelang im Gefängnis. Fiona hat schon vor vielen Jahren jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Als nun eines Tages der Rettungssanitäter Matthias Stiller ihr eine Nachricht vom kürzlich verstorbenen Ben bringt, zweifelt Fiona ob Ben wirklich schuldig war. Sie beginnt zu ermitteln und dreht so manchen Stein aus der Vergangenheit noch mal um.


    Bisher hatte ich nur Krimis von Inge Löhnig gelesen, in denen Kommissar Dühnfort eine tragende Rolle spielte. So war ich gespannt auf dieses " Einzelstück " und muss nun nach der Lektüre gestehen, dass es mich weit weniger begeistert hat als die Dühnfort Reihe. Das hat nicht unbedingt mit den Figuren zu tun. Im Gegenteil: Ich empfand es als wohltuend anders, dass für einmal kein klassischer Ermittler, sondern die Tochter des Täters Ermittlungen durchführt. Mir waren vor allem die ersten 170 Seiten zu sehr in die Länge gezogen, zu viel Liebesroman und Familiengeschichte. Da habe ich beim Lesen schon einige Längen gespürt.

    Die Autorin erzählt in zwei Zeitebenen, die sich abwechseln. Die Geschichte rund um Fiona, das Kind des Mörders Ben. Und um 1995, die Geschichte von Ben, der mit Lydia, Fionas Mutter verheiratet ist und nebenbei eine Bettgeschichte mit Julia hat. Gerade die Kapitel der Gegenwart gingen mir unheimlich nahe. Wie sehr ein Kind unter der Tat seines Vaters leiden muss, empfinde ich als schrecklich. Nach und nach wird auch klar, weshalb Fiona so ist, wie sie ist. Wie sehr ihre Persönlichkeit duch die Kindheit geformt wurde. In den Kapiteln, die in der Vergangenheit spielen, hat die Autorin geschickt einen schlüssigen Plot entwickelt, der nach und nach auch von Fiona durchschaut wird. Und von uns Lesern!

    Der Schreibstil von Inge Löhnig gefällt mir unheimlich gut. Sie ist eine Meisterin darin, schlüssige Plots zu entwickeln und sie durch einen flüssig zu lesenden Stil und toll charakterisierte Figuren zu einem Lesevergnügen zu machen.

    Mir hat das Buch nach einem eher zähen Einstieg gut gefallen….auch wenn Kommissar Dühnfort mit seiner Art mir gefehlt hat.


    4ratten

    2 Mal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Puuuuh, lauter gute Bewertungen hier.


    Für mich: mein erstes und letztes Buch der Autorin. Unsympathische Hauptfigur, konstruierte Handlung, unglaubwürdig.

    Noch 40 Minuten durchhalten, ürks.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.