Honoré de Balzac - Vater Goriot

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    Ich lese "Vater Goriot" aus der 40bändigen Diogenes Ausgabe der "Menschlichen Komödie" und bin nun auf Seite 125 angekommen.


    Am Anfang des Buches wird die Pension Vauquer und ihre Bewohner beschrieben. Balzac spart hier nicht an beißenden Kommentaren, um die Schäbigkeit dieser billigen Unterkunft in einem unbekannten und häßlichen Pariser Viertel zu beschreiben und auch Frau Vauquer, die Pensionsinhaberin, kommt nicht gerade gut weg.
    Jeder der Mieter wird kurz beschrieben, doch eine größere Rolle spielen der titelgebende Vater Goriot, der wohl einst ein großes Vermögen besaß, nun aber im günstigsten Zimmer der Unterkunft lebt und von den übrigen Hausbewohner verspottet und ausgelacht wird, und der junge Student Eugen Rastignac, der auf einem Ball die Gräfin Restaud kennenlernt und dahinter kommt, dass diese die Tochter von Vater Goriot ist, ihren Vater aber, wie auch ihre Schwester, die Baronin von Nuncingen, verleugnet. Eugen, der ehrgeizig ist und in der vornehmen Pariser Gesellschaft einen Platz ergattern will, will sich dieses Wissen zu nutzen machen und mit Hilfe seiner Cousine, der Gräfin von Beauséant, der Protegé der Baronin von Nuncingen werden.


    Bisher liest sich das Buch sehr gut. Ein bisschen erinnern mich die Bemühungen Eugens, im Faubourg Saint Germain Fuß zu fassen an Marcel aus der Recherche.
    Vater Goriot ist eine sehr traurige Figur und ich bin gespannt, ob sich das Blatt für ihn noch wendet.

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    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()

  • Die Ausgabe hat in jedem Fall etwas, fesch!


    Ich weiß noch, dass ich von dem Buch ziemlich positiv überrascht war. Wir mussten es auf Französisch für ein Seminar lesen und ich dachte mir erst "O Gott, das wird bestimmt furchtbar öde!" Aber Goriot, die Figuren der Pension und auch die Geschichte Eugens waren dann doch faszinierend zu lesen.
    Wobei ich gestehen muss, dass ich einen großen Teil des Inhalts mittlerweile wieder vergessen habe... :redface:

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.

  • Ja, ich mag die Ausgabe auch. Schöne, kleine, handliche Büchlein :smile:.


    Schön zu hören, dass dir "Vater Goriot" gefallen hat. Ich bin bisher ja auch ganz begeistert.
    Aber es auf Französisch zu lesen, wow, Hut ab! So hat man natürlich das Problem einer eventuell schlechten Übersetzung nicht.

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  • Aber es auf Französisch zu lesen, wow, Hut ab! So hat man natürlich das Problem einer eventuell schlechten Übersetzung nicht.


    Dafür kriegt man aber nicht unbedingt alle Details bei den Beschreibungen mit ;)

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  • Mich würde das Gesamtwerk "Die menschliche Komödie" interessieren, denn ich mag solche lang angelegten Romanzyklen. Allerdings bin ich mit dem Pendant von Emile Zola (den Namen dieses Zyklus' habe ich gerade nicht parat) ganz schön baden gegangen. Ich habe "Nana" gelesen und mittendrin abgebrochen, weil mir die Atmosphäre und die vielen Figuren nicht gefielen.


    Kennst du "Nana"? Ähneln sich die Bücher?

  • Hallo Doris,


    ich wollte die Rougon Macquart von Zola ja dieses Jahr beginnen, irgendwie ist das aber nichts geworden... :redface:


    Du hattest schon mal erwähnt, dass "Nana" die gar nicht gefallen hat. Ich habe bisher von Zola nur "Therese Raquin" gelesen (das gehört aber nicht zu dem Zyklus dazu) und war begeistert.


    Für Januar oder Februar habe ich mir auf jeden Fall mal den ersten Band, "Das Glück der Familie Rougon" vorgenommen.


    Viele Grüße
    knödelchen

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  • Für Januar oder Februar habe ich mir auf jeden Fall mal den ersten Band, "Das Glück der Familie Rougon" vorgenommen.


    Ich werde ein Auge darauf haben. Gehört da nicht auch "Germinal" dazu? Das liegt auf meinem SUB. Von, "Therese Raquin" habe ich auch anderweitig Gutes gehört. Ich würde es gerne mit Zola nochmal probieren. Dazu müsste ich nur das richtige Buch erwischen, dann erwacht das Interesse wieder.


    Jetzt warte ich erstmal ab, wie es mit dem "Vater Goriot" weitergeht.


    Liebe Grüße
    Doris


  • Ich werde ein Auge darauf haben. Gehört da nicht auch "Germinal" dazu?


    Ja, Germinal gehört auch dazu, ist aber Band 13 oder so. Da ich ja in der Reihenfolge lesen will, wird das dann wahrscheinlich 2017 oder 2018 sein :zwinker:.




    Jetzt warte ich erstmal ab, wie es mit dem "Vater Goriot" weitergeht.


    Ich bin jetzt ungefähr bei der Mitte angelangt und immer noch sehr angetan.
    Eugen schwankt zwischen dem Wunsch, in die Welt des Luxus des Faubourg Saint Germain einzutauchen oder sein einfaches, aber ehrliches Leben weiterzuführen.
    Vautrin, ein weiterer Bewohner der Pension, in der Vater Goriot und Eugen leben, macht dem jungen Mann ein Angebot an Geld zu kommen, das Eugen zuerst zurückschrecken lässt, ihm aber doch nicht aus dem Kopf geht.
    In der Oper lernt Eugen dann tatsächlich die zweite Tochter von Vater Goriot, Delphine von Nuncingen, kennen.
    Vater Goriot ist über diese "Freundschaft" zwischen seiner Tochter und dem jungen Studenten sehr erfreut, glaubt er doch, Eugen liebe seine Tochter aufrichtig. Außerdem bekommt er so Informationen über Delphine, die er ja selbst nicht oder nur selten und heimlich treffen darf.


    Vater Goriot ist eine sehr bedauernswerte Figur. Er vergöttert seine Töchter, die aber beide einzig auf ihr Wohlergehen und ihre Stellung in der Gesellschaft bedacht sind und ihren alten Vater links liegen lassen. Während die beiden, durch sein Geld in bessere Kreise verheiratet, im Luxus leben, muss er in einer ungeheizten Kammer hausen. Sein größtes Glück ist es, eine von beiden in ihrem Wagen vorbeifahren zu sehen und vielleicht sogar einen Gruß von ihr zu erhalten.

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    Inhalt:
    Paris 1819: In der heruntergekommenen Pension der Madame Vauquer ist der junge Student Eugen untergekommen. Sein Zimmernachbar, der titelgebende Vater Goriot, hatte einst ein großes Vermögen und konnte seine beiden Töchter reich verheiraten; nun lebt er jedoch ärmlich in einer Kammer und bekommt die beiden Frauen, die sich für ihn schämen, kaum noch zu Gesicht.
    Eugen will einen Platz in der feinen Gesellschaft ergattern und wird tatsächlich ein enger Vertrauter von Delphine von Nuncingen, einer der Töchter von Vater Goriot. Vater Goriot fördert diese Verbindung mit allen ihm zur Macht stehenden Mitteln, hofft er doch, so wieder einen kleinen Platz im Leben von Delphine einnehmen zu können.
    Als jedoch beide Töchter durch unkluges Verhalten vor dem Ruin stehen, kann auch Vater Goriot das Unglück der beiden nicht mehr abhalten. Seine Gesundheit verkraftet diesen Schlag nicht und als er am Sterbebett darum bittet, die beiden noch einmal sehen zu dürfen, zeigt sich ihr das wahre Gesicht und das der ganzen heuchlerischen feinen Pariser Gesellschaft.


    Meine Meinung
    Zwei Frauen, die sich für ihre Herkunft schämen, ein ehrgeiziger Student, der mit fast allen Mitteln in die feine Gesellschaft aufsteigen will und ein Vater, der für seine hartherzigen und egoistischen Töchter buchstäblich sein letztes Hemd opfert, sind die Hauptfiguren in diesem 1835 erschienenen Roman.
    Es gibt noch einen zweiten Erzählstrang mit dem entflohenen Sträfling Vautrin, der Eugen ein verlockendes, aber höchst unmoralisches Angebot macht, welches ein Menschenleben fordert. Diesen Teil der Geschichte fand ich allerdings etwas überflüssig, auch wenn er vielleicht zeigt, wie anfällig der Mensch für solche Verlockungen sein kann.
    Balzac versteht es sicherlich, die Charaktere mit all ihren Nuancen zu zeichnen. Besonders Eugen und sein Streben nach Luxus und Reichtum fand ich sehr gut dargestellt, während Vater Goriot mich in seiner grenzenlosen Liebe und Hingabe zu seinen Töchtern oft an eine Figur aus einen Dickens-Roman erinnert hat.
    Die feine Pariser Gesellschaft kommt nicht gut weg, aber auch die kleinen Leute wie die Pensionsinhabern Madame Vauquer werden in all ihrer Habgier und Gleichgültigkeit anderen gegenüber gezeigt.


    Es gab einige kleine Längen, insgesamt vergebe ich aber


    4ratten


    und werde sicherlich mal wieder zu einem Roman von Balzac greifen.

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  • Ich habe das Buch heute beendet.
    Ganz konnte es die Anfangsbegeisterung nicht bis zum Schluss aufrechterhalten, aber insgesamt habe ich das Buch doch gerne gelesen.


    Der Wunsch von Vater Goriot, wenigstens einer seiner Töchter wieder nahe sein zu können, erfüllt sich nicht. Beide verlieren durch unkluges Handeln beinahe ihr Vermögen und müssen sich wieder ihren Ehemännern unterordnen, die ihnen den Kontakt zu ihrem Vater verbieten.
    Diesen Schlag verkraftet die Gesundheit von Vater Goriot nicht. Sein letzter Wunsch, seine Töchter nochmal sehen zu dürfen, erfüllt sich nicht. Am Grab steht nur Eugen, der seine Uhr versetzt hat, um den Priester und den Totengräber bezahlen zu können. Diese letzten Szenen haben mich schon berührt, zeigen sie doch, wie kalt und egoistisch die meisten Menschen, gerade auch in den höheren Gesellschaftsschichten, sind. Aber Balzac lässt auch an den kleinen Leuten wie Madame Vauquer kein gutes Haar.


    Hier ist meine Rezi.

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