[Nigeria] Yejide Kilanko - Der Weg der Töchter

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    Originaltitel: Daughters Who Walk This Path


    „Der Weg der Töchter“ klang nach vielversprechender moderner afrikanischer Lektüre, der Klappentext hat mir dann aber doch etwas mulmige Gefühle bereitet, wird doch angedeutet, dass Morayos Kindheit nicht so ruhig verlaufen wird, wie sie beginnt. Ihr Cousin, der bei der Familie einzieht verhält sich nicht lange wie ein freundlicher großer Bruder, sondern „bedrängt sie nachts“ wie es dort beschönigend (!) beschrieben wird.


    Doch das Buch beginnt zunächst freundlich. 1982: Moraye ist 5 als ihre kleine Schwester zur Welt kommt, diese ist „afin“, ein Albino und es ist Morayes Aufgabe, sie vor den Hänseleien der Nachbarkinder zu beschützen. Wir erleben eine ziemlich glückliche Kindheit die mit den traumatischen Ereignissen rund um ihren Cousin endet, dürfen aber ihren Lebensweg weiter verfolgen, auch wenn er bei Morayo ziemlich verschlungen ist und von dem oben genannten Trauma und auch dem Schweigen, das über die ganze Angelegenheit gebreitet wird, stark beeinflusst ist. Der Titel passt übrigens tatsächlich sehr gut, denn es geht fast nur um Frauen, die ihren Weg gehen, die wichtigsten Beziehungen sind die zu den weiblichen Verwandten, in Morayes Fall ihre Schwester und ihre Tante, die Einzige, die ihre Situation versteht. Morayo ist dabei keine durchweg positive Figur, so manche Entscheidung die sie trifft, finde ich eher schlecht, aber das trägt insgesamt eher zum Realismus der Geschichte bei.


    Die meisten Afrikaromane, die ich bisher gelesen habe, spielen in einer eher ländlichen und armen Umgebung, hier begegnet uns die städtische Mittelschicht. Das ist in weiten Teilen normaler und einfacher zu verstehen, umso mehr überraschen einen dann frappierende Unterschiede. Das geht bei alltäglichen Verhaltensweisen los, wie sich aus Dankbarkeit oder höflicher Unterwerfung zum Beispiel vor den Eltern niederzuknien und endet bei der schockierender Selbstverständlichkeit mit der praktisch akzeptiert wird, dass beispielsweise junge Frauen mit Waffengewalt von der Straße weg entführt werden. Moderne, Tradition und das Gesetz des Stärkeren sind die drei ausschlaggebenden Einflüsse, zwischen denen sich gerade junge Frauen behaupten müssen.


    Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, es zeichnet ein sehr lebendiges Bild, nur die afrikanischen (ich vermute mal Yoruba) Wörter hätte man besser mal in einem Glossar erläutern sollen.


    4ratten