Vierter Teil: Eine Idylle und eine Epopöe

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  • Und hier kann zum vierten Teil diskutiert werden. :winken:

  • Endlich bin ich wieder etwas weitergekommen. Hugos Abschweifungen zu Beginn dieses Abschnittes, also das gesamte erste Buch, koststen mich einiges an Durchhaltevermögen. Wobei ich mir inzwischen gar nicht mal mehr sicher bin, ob seine Abschweifungen in diesem Buch nicht eher die Kapitel mit unsereren Protagonisten sind. :zwinker: Denn das Elend dieser wäre in vielem auch auf andere Zeiträume oder Länder übertragbar. Aber wenn mich die Zeit, über die Hugo schreibt, mich wirklich sehr interessieren würde und ich mir die Namen merken könnte, wäre ich wohl ein wandelndes Geschichtsbuch für diesen Zeitraum. Immerhin ist wenigstens einiges hängengeblieben oder aufgefrischt worden.


    Im zweiten Buch wird es wieder interessanter. Leid tat mir Vater Mabeuf, dem es finanziell immer schlechter geht, der aber unverdrossen weiter an einen Erfolg in der Indigo-Produktion glaubt und das in seinem Alter. :smile: Schade, dass die Beziehung zwischen ihm und Marius so abflaute.
    Der benahm sich weiter wie ein schmachtender Jüngling. Aber war nicht sogar irgendwo erwähnt, dass er in seiner Entwicklung etwas verzögert war? So wie er vorher immer zwanghaft an dieser Bank vorbei schlenderte, rannte er dann zum Lerchenfeld. Gut, dadurch konnte Eponine ihn wiederfinden. Dumm ist das Mädchen ja nicht. Ich würde nur zu gerne wissen, was sie von Marius als Gegenleistung haben möchte. Geld ist es nicht. Sie nimmt Rücksicht auf ihn, dass er nicht mit ihr in Zusammenhang gebracht wird, er soll ja einige Schritte hinter ihr gehen, also wird sie wohl auch nicht das Bild der Ehefrau vor sich haben.

  • Huch... nachdem ich gestern das dritte Buch las, stellte ich fest, dass ich letzte Woche vergessen hatte, zu den ersten beiden etwas zu schreiben. Das kommt davon, dass ich immer nur an den Wochenenden weiterlese...


    Jetzt aber.
    Beim ersten Buch geht es mir wieder wie dir. Diese Abschweifungen sind schon ein wenig anstrengend, weil mir die ganzen Namen nicht viel sagen und es so viele Informationen auf einmal sind. Aber dafür wird man dann mit einem erneuten Auftreten der Studenten belohnt! Enjolras, der die übrigen Mitglieder des ABC-Cafés in die verschiedensten Ecken der Stadt und zu diversen Gruppen schickt, um die aktuelle Lage auszuloten - und eine Szene mit Grantaire, der für Enjolras wohl eine besondere Bewunderung empfindet. Immerhin ist er bereit, sich für ihn zu engagieren, auch wenn das leider doch scheitert.


    Das zweite Buch:
    Der verliebte Marius ist schon seltsam. Stundenlang im Lerchenfeld sitzen, nur weil irgendjemand seine Angebetete ma Lerche genannt hat und der Name nun Ursule ablöste. Er hätte doch mal aktiver sein können, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Fräulein zufällig auch mal auf dem Lerchenfeld rumläuft, doch eher gering ist, sollte ihm doch auch klar sein. Aber die Verliebtheit hat bei Marius das Gehirn ausgeschaltet. :breitgrins: Wie gut, dass er Eponine hat, die die Sache für ihn in die Hand nimmt.


    Das dritte Buch:
    Nun zurück zu Valjean und wir erfahren ein wenig, was nach der Zeit im Kloster bis zu jenem Vorfall bei Thénardier passiert ist.
    Valjean hat immer noch Angst, entdeckt zu werden und lebt weiterhin zurückgezogen und fast wie auf der Flucht, wechselt regelmäßig den Aufenthaltsort und möchte nicht auffallen.
    Klar, dass ihn Cosettes Entwicklung da gleich doppelt Angst macht. Und dennoch gelingt es ihm, seine Ängste für sich zu behalten und auf Cosettes Wünsche Rücksicht zu nehmen.
    Wenn er allerdings wüsste, was Cosette wirklich über den jungen Mann denkt, der ihnen immer auflauerte... :breitgrins: Ich fand es jedenfalls schön, nun auch die andere Seite der Geschichte zu lesen.
    Eine Szene, die mich sehr beeindruckt, ist das Auftreten der Sträflinge und Cosettes Reaktion darauf. Sie scheint darüber so gar nichts zu wissen, aber es hat sich dann doch sehr beschäftigt, was ihre spätere Nachfrage, was Galeeren eigentlich sind, zeigt. Für Valjean war bestimmt spätestens in dem Moment klar, dass er ihr nie über seine Vergangenheit erzählen möchte, als sie fragte, ob das noch Menschen seien.

  • Ich komme leider nur sehr langsam vorwärts und habe erst das vierte Buch beendet.



    Valjean hat immer noch Angst, entdeckt zu werden und lebt weiterhin zurückgezogen und fast wie auf der Flucht, wechselt regelmäßig den Aufenthaltsort und möchte nicht auffallen.
    Klar, dass ihn Cosettes Entwicklung da gleich doppelt Angst macht. Und dennoch gelingt es ihm, seine Ängste für sich zu behalten und auf Cosettes Wünsche Rücksicht zu nehmen.
    Wenn er allerdings wüsste, was Cosette wirklich über den jungen Mann denkt, der ihnen immer auflauerte... :breitgrins: Ich fand es jedenfalls schön, nun auch die andere Seite der Geschichte zu lesen.


    Dass wir nun die Geschichte auch aus einer anderen Perspektive erleben dürfen, hat mir ebenfalls gut gefallen. Wie sie sich doch gegenseitig belauert haben, ohne es zu bemerken. :breitgrins:
    Auch wie es zu diesem plötzlichen Wandel in Cosettes Aussehen kam, dass sie sich schlagartig für modische Kleidung interessierte, sehr zu Missfallen Valjeans.


    Ah ja, und natürlich warum die beiden nicht mehr im Kloster leben. Das hatte ich mich nämlich schon mehrmals gefragt, wie es dazu kam. Toll erschien mir, dass Valjean darüber nachdachte, dass er Cosette das Leben außerhalb der Klostermauern nicht verweigern darf. Das sie ein Recht hatte, es kennenzulernen. Aber wie stellte er sich denn das weitere Leben mit ihr vor? Sollte sie als alte Jungfer an seiner Seite ihr Leben verbringen. Was für ein Leben will er ihr denn da aufzwingen? Wäre das wirklich so viel besser als das Leben im Kloster? Gut, sie muss nicht auf Knien rutschen und dergleichen mehr, aber ist es auch ein erfülltes Leben? An dieser Stelle habe ich mich dann über den Alten geärgert. Eigentlich hat er doch nur sein eigenes Wohlbefinden im Auge. Sonst hätte er den Umzug doch gar nicht erst vorgenommen.


    Was mir besonders gut gefiel, hier war ich endlich mal über Hugos ausschweifendes Erzählen begeistert, das war die Beschreibung des verwilderten Gartens. Hach, da würde ich auch gerne manches Stündchen verbringen. :smile:


    Oh je, um Vater Mabeuf steht es gar nicht gut. Ein Glück für ihn, dass Gavroche von seinem Apfelbaum so magisch angezogen wurde und dadurch die Gespräche belauschen konnte. Was für ein Zufall, dass es ausgerechnet Valjean ist, der dort überfallen wurde. Der junge Dieb ist ein seltsamer Kerl. Dass er zu dumm ist den Überfall leidlich auszuführen ist das eine, aber sich auch noch einen ellenlange Rede, oder besser Standpauke, über sich ergehen zu lassen. Na, der wird nie Erfolg haben.
    Dafür um so mehr Gavroche. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkeifen. Dass er dann auch noch so edelmütig war und die Börse nicht für sich behalten zu wollen, nicht mal etwas daraus zu nehmen, ließ mich wieder an seine Einführung in die Geschichte erinnern. Wo Hugo ihn so wunderbar schilderte. Einer der letzten Guten, sozusagen.


  • Ah ja, und natürlich warum die beiden nicht mehr im Kloster leben. Das hatte ich mich nämlich schon mehrmals gefragt, wie es dazu kam. Toll erschien mir, dass Valjean darüber nachdachte, dass er Cosette das Leben außerhalb der Klostermauern nicht verweigern darf. Das sie ein Recht hatte, es kennenzulernen. Aber wie stellte er sich denn das weitere Leben mit ihr vor? Sollte sie als alte Jungfer an seiner Seite ihr Leben verbringen. Was für ein Leben will er ihr denn da aufzwingen? Wäre das wirklich so viel besser als das Leben im Kloster? Gut, sie muss nicht auf Knien rutschen und dergleichen mehr, aber ist es auch ein erfülltes Leben? An dieser Stelle habe ich mich dann über den Alten geärgert. Eigentlich hat er doch nur sein eigenes Wohlbefinden im Auge. Sonst hätte er den Umzug doch gar nicht erst vorgenommen.


    Ja, einerseits hatte er schon Cosettes Wohlergehen im Blick und ist deshalb raus aus dem Kloster. Andererseits will er sie aber doch nicht wirklich loslassen - zumindest im Moment fällt ihm dies noch sehr schwer und er hat Angst vor dem Tag, an dem sie ihn verlassen könnte. Aber er hat mit ihr auch nun mal zum ersten Mal seit vielen Jahren jemanden, der ihm nahe steht und den er liebt. Da ist es schon verständlich, wenn er egoistisch denkt.


    Ich komme übrigens auch nicht schneller voran als du, da ich ja nur an den Wochenenden in dem Buch weiterlese. Kein Stress... wir haben ja schon ein gutes Stück geschafft! :smile:


  • Ja, einerseits hatte er schon Cosettes Wohlergehen im Blick und ist deshalb raus aus dem Kloster. Andererseits will er sie aber doch nicht wirklich loslassen - zumindest im Moment fällt ihm dies noch sehr schwer und er hat Angst vor dem Tag, an dem sie ihn verlassen könnte. Aber er hat mit ihr auch nun mal zum ersten Mal seit vielen Jahren jemanden, der ihm nahe steht und den er liebt. Da ist es schon verständlich, wenn er egoistisch denkt.


    Seine Gefühle kann man verstehen. Er hat kaum Familie gekannt in seinem Leben. Aber mit seiner Einstellung lebt er nur in der Gegenwart, er denkt nicht an Cosettes Zukunft. Er ist 60 Jahre alt und wird noch ein paar Jahre leben. Wie alt wird Cosette dann sein? Sie hat von Finanzen und den Umgang mit dem Leben kaum Erfahrung und wie es aussieht, wird sie die durch Valjean auch nicht bekommen. Er hat keine sozialen Kontakte, so dass Cosette Freundschaft schließen könnte, aus denen sie lernt, wie man sich verhält, worauf zu achten wäre und dergleichen mehr. Sie kennt doch nur das Klosterleben und dem ist sie nun entwachsen. Sie hat Gefühle entdeckt, die Valjean gern unterdrücken möchte. Selbst wenn sie bei ihm bleibt bis zu seinem seligen Ende, was wird dann aus ihr? Wie lange wird das Geld reichen? Wird sie womöglich auf den erstbesten Hallodri hereinfallen, der ihr Geld verschleudert.
    Aber vielleicht tue ich Valjean unrecht und er will einfach nur etwas mehr Zeit mit ihr, bevor sie sich an einen akzeptablen Mann bindet. Aber gibt es den überhaupt? Das ist doch ein väterliches Problem mit dem Valjean nicht alleine dasteht. :breitgrins:

  • Ja, ich denke auch, Valjeans Gedanken hinsichtlich Cosettes Schicksal sind ein typisches Vaterproblem, verstärkt durch seine Vergangenheit und die besondere Situation der beiden.


    Ich bin jetzt mit dem 6. Buch fertig.


    Zum vierten:
    Herr Mabeuf kann einem wirklich nur leid tun. Er hat schon Glück, dass Gavroche ihn findet und für ihn den Geldbeutel klaut. Aber für wie lange wird ihm das helfen und wie geht es danach mit ihm weiter?


    Zum fünften:
    Endlich, endlich finden sich die beiden, die sich so lange gesucht haben. :breitgrins:
    Der Brief von Marius sowie die heimlichen Treffen im Garten, das Anschmachten, das ist schon manchmal etwas schnulzig. Aber die beiden haben so lange gewartet, da darf das auch mal sein, das halte ich als Leser dann noch aus. :breitgrins:
    Wenn Valjean wüsste, was in seinem Garten so los ist...


    Ach ja, dass auch Théodule wieder kurz auftaucht, fand ich lustig. Schon wieder hat er unbewusst gegen Marius verloren, er kommt einfach nicht gegen ihn an.


    Zum sechsten:
    Zurück zu den Thénardiers, erst zu dem Kleinen, Gavroche, von dem man erfährt, dass er nicht der einzige Thénardier-Junge ist, sondern nochzwei Brüder hat. Und wie der Zufall es will, trifft er auf sie und kümmert sich um sie. Vielleicht spürt er, dass die beiden irgendwas mit ihm zu tun haben? Obwohl Gavroche ja ein Guter ist und sich um jeden kümmert, außer eben seiner Familie, mit der er nicht viel zu tun hat.
    Dann die Gefängnisausbrüche von Thénardier und den Mitgliedern der Bande, das kann nichts Gutes für Valjean bedeuten.

  • Ich habe nun das achte Buch beendet.
    Im Moment passiert ja recht viel, da bleibt Hugo gar keine Zeit für Ausschweifungen.


    Marius, der sich überwindet, zu seinem Großvater zu gehen, um diesen um die Erlaubnis zu bitten, Cosette zu heiraten. Die beiden taten mir schon leid: Marius, der nicht die ersehnte Zusage erhält und Monsieur Gillenormand, der es einfach nicht über sich bringt, Marius zu verzeihen und das alte Verhältnis wiederherzustellen, obwohl es doch genau das ist, was er sich wünscht.
    Wenn Marius ihm vielleicht gesagt hätte, dass er nicht von den 120 Franc lebt, die sein Großvater ihm schickt, die er aber wieer zurück schickt... vielleicht hätte es geholfen. Gillenormand hätte erkannt, dass Marius noch ärmer dran ist, als er dachte, etwas mehr Mitleid hätte ihn vielleicht zum Umdenken bewogen. Oder hätte Marius gewusst, dass Cosette durchaus über ausreichend finanzielle Mittel verfügt - wobei er das seinem Großvater wahrscheinlich auch verheimlicht hätte. Tja, hätte, könnte, sollte, war aber eben nun mal nicht.
    So bleibt es beim Bruch zwischen Großvater und Enkel und Cosette ist auch verschwunden. Marius' Glück verschwand schnell wieder.


    Aber auch andere leiden, u.a.
    Mabeuf, der das von Gavroche "gespendete" Geld nicht behielt und mittlerweile alle seine Schätze verkaufen musste
    Eponine, die Marius immer wieder hilft, aber von ihm dennoch nahezu übersehen wird.
    Wobei ich es hier schon komisch fand, dass sie beim verhinderten Überfall durch ihren Vater und die Patron Minette direkt vor dem Garten ganz laut war, um diese zu vertreiben, Marius und Cosette aber davon nicht wirklich etwas mitbekamen. Vermutlich waren die wirklich sehr in ihrer eigenen Welt versunken...

  • Buch fünf


    Ich war erstaunt, dass Théodule wieder auftauchte und glaubte schon, Cosette würde sich ihm zuwenden. Anfangs war sie recht angetan von ihm. Als sie die Schatten im Garten bemerkt, kam ich erst gar nicht auf Marius und konnte gar nicht verstehen, wie sie darauf kam, die Briefe könnten von ihm stammen. Dann erinnerte ich mich aber daran, dass er ja von Eponine dorthin geführt wurde. Es dauert ja auch nicht lange, bis er sich aus dem Schatten wagte. Was lange währt, wird endlich gut. :breitgrins: Zumindest dachte sich nach all dem Geschmachte doch noch daran, ihn nach seinem Namen zu fragen.



    Wenn Valjean wüsste, was in seinem Garten so los ist...


    Oh weh, dann wäre es mit einem Umzug allein sicher nicht getan.


    Buch sechs


    Gavroche hat also zwei kleine Brüder! Gut, dass er das nicht mitgekommen hat, kann ich verstehen, da er zu diesem Zeitpunkt wohl schon kaum mehr zu Hause war. Aber die beiden Mädchen müssten doch davon wissen. Oder hat es sie nicht interessiert? Schreiende Bälger, die Ansprüche haben, sind vielleicht in ihren Augen nur unnötiger Ballast.
    Wie sich da wieder Stränge in der Geschichte miteinander verknüpften. Und wie praktisch für beide Seiten. Alles nur ein Geschäft. Die beiden Kleinen haben wenigstens eine Zeit lang davon profitieren können. Bevor sie ihr großer Bruder unwissend unter seine Fittich nahm. Als Thénardier bei einem Besuch bemerkt, dass der Vater nun für eine Ausbildung aufkommen müsse, musste ich laut auflachen. Das ist doch so typisch für ihn. :breitgrins:
    Der alte Thénardier ist also wieder in Freiheit. Kein Wort des Dankes an Gavroche. Naja...


    Was mir nicht aus den Kopf geht, das ist dieser Elefant, in dem Gavroche haust. So etwas ähnliches habe ich schon mal gelesen. Allerdings hat der Junge jemand anderen dort versteckt und ich bin mir auch nicht sicher, ob es sich dabei um einen Elefanten gehandelt hat. Aber er ist auch durch ein Loch im Bauch in das Innere gestiegen. Hm, vielleicht fällt es mir ja wieder ein.


    Ich bin immer noch sehr gespannt, was Eponine als Gegenleistung haben möchte und wie sich Thénardiers Flucht auf das Leben von Valjean und Cosette auswirken wird.

  • Ups... :redface: :redface:
    Weitergelesen hatte ich, mir auch Notizen gemacht, aber dann hier nichts geschrieben.


    Aber Buch 9 und 10 sind beendet.
    Buch 9, die Vorbereitungen und der Beginn des Aufstandes, wie Paris (also zumindest diejenigen, die sich beteiligen wollen odermüssen) sich rüstet für den Aufstand. Die Waffen werden gesammelt, Menschen treffen oder verteilen sich, jeder sucht sich seine Aufgabe.


    Buch 10, auch die Studenten des ABC-Cafés versammeln sich zum Aufstand. Was bisher nur Theorie und in der Planung war, wird jetzt Realität.
    Gavroche und Herr Mabeuf schließen sich ihnen an, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen. Gavroche als Kind der Straße wird auf der Suche nach einem neuen Abenteuer sein. Bei Herrn Mabeuf dürfte Verzweiflung auf Grund seiner ausweglosen finanziellen Lage eher ausschlaggebend sein.
    Mal sehen, wie es den beiden ergehen wird...

  • Ich hatte einen schlimmen Anfall von Leseblockade, aber nun bin ich zurück in der Welt der Lesenden. :smile:


    Geschafft habe ich das siebte Kapitel.
    Wenn ich anfangs noch hingerissen war von den Beiden, die sich zu ihren nächtlichen Stelldicheins so keusch im Garten trafen, hat mich Marius Gehabe, nachdem er erfahren hat, dass Cosette mit ihrem Vater nach England reisen würde, etwas verärgert. Seine harsche Reaktion darauf, entspringt nicht inniger Liebe, sondern seinem Egoismus. Denn was wollte er ihr anders mitteilen, als dass sie sich entscheiden muss zwischen ihn und ihrer Abreise. Was sie fühlt scheint ihn so gar nicht zu interessieren. :nudelholz:


    An einer Stelle war zu lesen:

    Zitat

    ... und sie wurden sich stets über die Liebe einig wie die Figürchen aus Holunderholz über den Nagel.


    Kannst du damit etwas anfangen?


    Als Eponine auftauchte, dachte ich, endlich erfahren wir, was sie von Marius möchte. Aber nein, sie schien darauf zu warten, dass er ihr das richtig Stichwort gibt. In seinen Augen hatte das Mädchen jedoch ausgedient und sie war ihm lästig, unangenehm. Warum sie dann ihren Vater und seine Kumpane davon abhielt gerade das Haus von Cosette und ihrem Vater auszurauben, muss mit dem zusammenhängen, was sie von ihm erwartet. Weiß sie, wer sein Großvater ist? Könnte es in diese Richtung gehen?


    Ach ja, der Großvater. Es ist schlimm, wenn man nicht über seinen Schatten springen kann. Er hat mir schon leid getan, bis er diesen unglückseligen Satz mit der Mätresse von sich gab. Unverbesserlich! Weshalb musste ihn Marius um die Erlaubnis zur Heirat bitten, oder war das nur ein Höflichkeitsakt?



    Tja, hätte, könnte, sollte, war aber eben nun mal nicht.


    Leider, für alle Beteiligten.


  • Ich hatte einen schlimmen Anfall von Leseblockade, aber nun bin ich zurück in der Welt der Lesenden. :smile:


    Das finde ich beruhigend! :zwinker: Ich hatte schon befürchtet, dass du das Buch längst beendet hast.



    An einer Stelle war zu lesen:


    Kannst du damit etwas anfangen?


    Ich hab die Stelle beim Durchblättern jetzt nicht gefunden. Weißt du noch, wo das ungefähr war? Vielleicht lesen wir unterschiedliche Übersetzungen und das heißt bei mir leicht anders?



    Ach ja, der Großvater. Es ist schlimm, wenn man nicht über seinen Schatten springen kann. Er hat mir schon leid getan, bis er diesen unglückseligen Satz mit der Mätresse von sich gab. Unverbesserlich! Weshalb musste ihn Marius um die Erlaubnis zur Heirat bitten, oder war das nur ein Höflichkeitsakt?


    Ich meine mich zu erinnern, dass Marius seine Erlaubnis brauchte, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht 25 war. Der Großvater sagte zu Marius, dass er (Marius) vermutlich denkt: "Wie schade, dass ich nicht fünfundzwanzig bin!" Ich hab das so aufgefasst, dass man damals erst in diesem Alter ohne Einverständnis des Erziehungsberechtigten heiraten durfte.



    Als Eponine auftauchte, dachte ich, endlich erfahren wir, was sie von Marius möchte. Aber nein, sie schien darauf zu warten, dass er ihr das richtig Stichwort gibt. In seinen Augen hatte das Mädchen jedoch ausgedient und sie war ihm lästig, unangenehm. Warum sie dann ihren Vater und seine Kumpane davon abhielt gerade das Haus von Cosette und ihrem Vater auszurauben, muss mit dem zusammenhängen, was sie von ihm erwartet. Weiß sie, wer sein Großvater ist? Könnte es in diese Richtung gehen?


    Nö. :zwinker:


  • Ich hab die Stelle beim Durchblättern jetzt nicht gefunden. Weißt du noch, wo das ungefähr war? Vielleicht lesen wir unterschiedliche Übersetzungen und das heißt bei mir leicht anders?


    Es ist zeimlich am Anfang des siebten Buches, knapp vor Ende des Abschnitts Im vollen Licht.



    Ich meine mich zu erinnern, dass Marius seine Erlaubnis brauchte, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht 25 war. Der Großvater sagte zu Marius, dass er (Marius) vermutlich denkt: "Wie schade, dass ich nicht fünfundzwanzig bin!" Ich hab das so aufgefasst, dass man damals erst in diesem Alter ohne Einverständnis des Erziehungsberechtigten heiraten durfte.


    Ich habe den Besuch bei seinem Großvater noch einmal durch gelesen und du hast recht mit den 25 Jahren. Das muss ich wohl überlesen haben.



    Nö. :zwinker:


    Knapp und informativ! :breitgrins:


    Achtes Buch


    Es lag also an einer Begegnung mit Thénardier, die Valjean veranlasste Vorbereitungen für eine Reise nach England zu treffen. Entweder er oder Javert, es konnte eigentlich nur einer von beiden sein.


    Mabeuf konnte also doch noch tiefer sinken als vorher. Oh, warum hat er die Geldbörse denn nicht behalten! Manche Menschen sind einfach zu gut für diese Welt. Man möchte sie am liebesten schütteln bis sie Vernunft annehmen. Aber der alte Mabeuf hält sich bis zum bitteren Ende aufrecht. Ich konnte gut nachfühlen wie schwer ihm jeder Gang fiel, den er mit Buch begann und ohne zurückkehrte. So hat er Stück für Stück einen Teil seiner Lebenskraft verkauft. Der Ärmste - im wahrsten Sinne des Wortes.



    Wobei ich es hier schon komisch fand, dass sie beim verhinderten Überfall durch ihren Vater und die Patron Minette direkt vor dem Garten ganz laut war, um diese zu vertreiben, Marius und Cosette aber davon nicht wirklich etwas mitbekamen. Vermutlich waren die wirklich sehr in ihrer eigenen Welt versunken...


    Ich könnte mir vorstellen, dass die beiden, wenn überhaupt, nur auf Geräusche aus dem Haus achteten, um ja nicht von Valjean überrascht zu werden.

  • 9. und 10. Buch


    In ersterem fasst Hugo die Umstände und Anfänge des Aufstandes zusammen. Dabei schildert er viele kleine Episoden, die sich zugetragen haben könnten, so dass man als Leser das Gefühl bekommt direkt mittendrin zu sein.


    Im nächsten Buch nehmen unsere Figuren aktiv daran teil. Da ist Gavroche, der ein neues Abenteuer wittert und ungestüm vorwärts stürmt. Auch wenn seine Waffe kaum Schaden anrichten kann. Aber selbst in seinem Eifer vergißt er nicht, dass um ihn herum Menschen sind. Da wird dann auch schon mal einem gestürtzten Reiter wieder auf die Beine geholften.
    Neben den uns inzwischen gut bekannten Studenten treffen wir auf Mabeuf, der sich, da er nun wahrhaftig nichts mehr zu verlieren hat als sein Leben, mit Eifer der Menge anschließt. Ich hoffe nur, dass er unbeschadet zurückkehrt, auch wenn ich den Verdacht habe, dass er genau das nicht beabsichtigt.
    Schade, dass wir noch nicht erfahren haben, wer der unbekannte Besucher ist, der Marius sucht. Ob seine Tante ihn ausgesandt hat?



    Mal sehen, wie es den beiden ergehen wird...


    Um Gavroche mache ich mir da keine großen Sorgen. Der schlägt sich schon durch, aber Mabeuf... :sauer:


  • Es ist zeimlich am Anfang des siebten Buches, knapp vor Ende des Abschnitts Im vollen Licht.


    Ich habe es jetzt gefunden.
    Bei mir heißt es fast genauso:

    Zitat

    ... sie wurden sich stets über diie Liebe einig wie die Figürchen aus Holunder über den Nagel.


    Keine Ahnung, was es mit den Holunderfiguren auf sich hat. Auch eine kurze Googel-Suche, auch auf Französisch, hat nicht viel ergeben.


    Knapp und informativ! :breitgrins:


    Ich kann dir das doch nicht einfach so verraten. :breitgrins:

  • Buch 11 bis 13


    Marius' Freunde, die sich im Korinth treffen, und der beginnende Aufruhr bringen alle wieder zusammen. Sehr ausführlich schildert Hugo die Ereignisse dieses Tages. Mal spannend, mal etwas zu ausschweifend haben wir Anteil daran. Man hat ja fast bis auf den letzten Stein erfahren wie die Barrikade errichtet wurde, allerdings habe ich nicht recht erfasst, wieso es im Zuge des Begräbnisses plötzlich zu diesem Aufruhr überhaupt kam. Mag sein, dass ich es überlesen habe, weil es in einem Nebensatz erwähnt wurde. Ich hatte jedoch keine Lust das Kapitel nochmals zu lesen.


    Die Rede Enjolras, die so voller Inbrunst vorgetragen wurde, wartet leider heute noch auf seine Erfüllung. Allerdings hatte ich fast damit gerechnet, dass er sich selbst auch richten würde, nachdem er diesen angeblichen Cabuc erschoß.


    Marius geht mir mit seinem Gajammer echt auf die Nerven. Wenn er wirklich nicht ohne sie leben kann, dann soll er ihr doch nachreisen, notfalls zu Fuß! Aber nein, er rennt lieber los und will sich umbringen lassen. Das ist ja so heldenhaft, dafür wird ihn sein Vater im Jenseits mächtig auf die Schulter klopfen. Zu dumm nur, dass man ihn das Leben retten - und er bekommt es noch nicht mal richtig mit. Wenigstens hat er dafür gesorgt, dass Gavroche uns noch erhalten bleibt. Um den wäre es echt Schade gewesen. Nachdem es schon den alten Mabeuf erwischt hat.
    Da haben sie unter großen Mühen Patronen hergesellt und nach jedem Gewehr gegriffen, das in der Nähe war, und dann binden sie glatt 6 davon zusammen um Mabeuf eine Trage zusammenzubasteln um ihn vom Schauplatz wegzutragen. Ich fasse es nciht! In der Barrikade stecken doch sicher zig Holzteile, die dafür genau so geeignet gewesen wären. Aber nein, es müssen die Gewehre sein, die man dann eben mal so entbehren kann. Der Alte war doch sicher so abgemagert, dass zwei Männer ihn ohne Probleme hätten tragen können. Ja, ja, es sollte sicher nur darstellen wie sehr man ihn nun noch ehren will, aber ....


    Der junge Mann entpuppt sich schließlich als Eponine. Die Marius auch noch das Leben rettete. Aha, alles was sie nun noch möchte ist ein Kuss auf die Stirn nachdem sie gestorben ist. Zückt noch den unterschlagenen Brief und stirbt. Was sie von Marius wollte, werde ich nun also nie richtig erfahren, aber was soll's, sie wusste es vielleicht selber nicht so recht. Wenn sie sich doch so sehr wünscht, dass Marius sterben möge, warum hat sie ihren Vater damals davon abgehalten in Valjeans Haus einzubrechen. Ich dachte damals, sie wolle die beiden Liebenden schützen. So war es aber gar nicht, sonst hätte sie Marius den Brief Cosettes übergeben.


    Mal sehen, was aus Javert wird. Ob sie ihn wirklich umbringen?

  • Ich bin jetzt am Ende des vierten Teils angekommen.



    Marius geht mir mit seinem Gajammer echt auf die Nerven. Wenn er wirklich nicht ohne sie leben kann, dann soll er ihr doch nachreisen, notfalls zu Fuß! Aber nein, er rennt lieber los und will sich umbringen lassen. Das ist ja so heldenhaft, dafür wird ihn sein Vater im Jenseits mächtig auf die Schulter klopfen. Zu dumm nur, dass man ihn das Leben retten - und er bekommt es noch nicht mal richtig mit. Wenigstens hat er dafür gesorgt, dass Gavroche uns noch erhalten bleibt. Um den wäre es echt Schade gewesen. Nachdem es schon den alten Mabeuf erwischt hat.
    Da haben sie unter großen Mühen Patronen hergesellt und nach jedem Gewehr gegriffen, das in der Nähe war, und dann binden sie glatt 6 davon zusammen um Mabeuf eine Trage zusammenzubasteln um ihn vom Schauplatz wegzutragen. Ich fasse es nciht! In der Barrikade stecken doch sicher zig Holzteile, die dafür genau so geeignet gewesen wären. Aber nein, es müssen die Gewehre sein, die man dann eben mal so entbehren kann. Der Alte war doch sicher so abgemagert, dass zwei Männer ihn ohne Probleme hätten tragen können. Ja, ja, es sollte sicher nur darstellen wie sehr man ihn nun noch ehren will, aber ....


    Gavroche hat die Situation meiner Meinung aber doch recht gut eingeschätzt. Er weiß, dass auf alle Beteiligten der Tod wartet. Als er Enjolras nach dessen Gewehr fragt, falls dieser vor ihm getötet werden sollte, zeigt sich, dass er mit keinem anderen Ausgang der Kämpfe rechnet. Ihm scheint das egal zu sein, er hat nichts zu verlieren und sucht das Abenteuer.
    Und für die anderen ist er auch ein großer Glücksfall, immerhin hat er Javert erkannt. Auf Marius ist momentan eher kein Verlass, der ist zu sehr mit seinem Liebeskummer beschäftigt, als dass er seine Umgebung bewusst wahrnehmen könnte.


    Für Mabeuf war das bestimmt auch irgendwie klar, zumindest im Unterbewusstsein, er machte eher einen abwesenden Eindruck. Ob er wirklich wusste, war er macht, als er zur Fahne kletterte, dessen bin ich mir nicht sicher.
    Zur Trage: Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass sie Mabeuf von der Barrikade weg bringen und dann ihre Gewehre schon wieder mitnehmen. Sie können ihn doch in ein Bett oder auf einen Tisch legen (ich weiß gerade nicht mehr, ob das da stand) und dann haben sie die Gewehre wieder. Jedenfalls habe ich das so verstanden.



    Der junge Mann entpuppt sich schließlich als Eponine. Die Marius auch noch das Leben rettete. Aha, alles was sie nun noch möchte ist ein Kuss auf die Stirn nachdem sie gestorben ist. Zückt noch den unterschlagenen Brief und stirbt. Was sie von Marius wollte, werde ich nun also nie richtig erfahren, aber was soll's, sie wusste es vielleicht selber nicht so recht. Wenn sie sich doch so sehr wünscht, dass Marius sterben möge, warum hat sie ihren Vater damals davon abgehalten in Valjeans Haus einzubrechen. Ich dachte damals, sie wolle die beiden Liebenden schützen. So war es aber gar nicht, sonst hätte sie Marius den Brief Cosettes übergeben.


    Na, Eponine wollte Marius. Zuerst wollte sie ihn auf sich aufmerksam machen, indem sie ihm die Adresse besorgte. Als sie dann merkte, wie sehr er auf Cosette fixiert war und dass sie nun erst recht keine Chance mehr bei ihm hat, schien sie sich wohl eine andere Möglichkeit zu suchen, wie sie bei ihm sein könnte.
    Wahrscheinlich hat sie ihn zuerst noch beschützt, weil sie ihm noch sagen wollte, was sie empfindet. Das waren dann ja auch ihre letzten Worte.



    Und im 14. Buch geht es dann weiter mit den Verwirrungen, die der Briefverkehr zwischen Marius und Cosette stiftet und Valjean entdeckt das Geheimnis seiner Tochter. Was muss das für ihn für ein Schock gewesen sein, so ahnungslos wie er war.
    Und dann trifft er auf Gavroche, der ihm Marius' Antwort überlässt. Gut, dass Gavroche schnell zurück auf die Barrikade will und daher kein Interesse daran hat, den Brief persönlich an Cosette zu überbringen.
    Dann beginnt wieder eine typische Valjean-Handlung. Aus dem großen Schock dieser Entdeckung heraus denkt er nach und trifft seine Entscheidung, wie er nun vorgehen will.


  • Und im 14. Buch geht es dann weiter mit den Verwirrungen, die der Briefverkehr zwischen Marius und Cosette stiftet und Valjean entdeckt das Geheimnis seiner Tochter. Was muss das für ihn für ein Schock gewesen sein, so ahnungslos wie er war.


    Diese Situation hat Hugo, finde ich, sehr gut beschrieben. Valjeans Liebe zu Cosette, die für ihn alles an Familie ist, was er in all den Jahren hatte, war in Gefahr. Ein anderer Mann hatte sich unbemerkt zwischen sie gedrängt. Cosettes Herz gehörte schon einem anderen und er, Valjean, war im Begriff sie zu verlieren.
    Da kam Gavroche mit seiner Mitteilung gerade im richtigen Moment. Zu welchen Mitteln hätte Valjean wohl gegriffen, um Cosette für sich zu behalten? Denn er ist so egoistische wie alle Eltern, die ihre Kinder nicht loslassen können. Hätte es ihm genügt Cosette mit nach England zu nehmen und aufmerksamer zu beobachten, oder hätte er vielleicht zu anderen Mitteln gegriffen?
    So glaubt er, dass sich das Problem von selbst lösen wird. Aber noch ist Marius nicht tot ...

  • Hmm, ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Glaubst du, Valjean hofft, dass Marius den Aufstand nicht überlebt?


    Bis jetzt hat er ja immer wieder gezeigt, dass er ein guter Mensch geworden ist, der sich für andere und deren Glück einsetzt, auch wenn das für ihn zum Nachteil ist. Als er sich damals vor Gericht stellte, weil ein Anderer an seiner Stelle verhaftet wurde, stand für Valjean doch mehr auf dem Spiel.
    Jetzt ist die Situation natürlich anders, aber eben auch nicht ganz so extrem. Natürlich könnte er Cosette an einen anderen Mann verlieren, aber sie wäre dadurch nicht komplett verschwunden. Ich gehe nicht davon aus, dass Cosette den Kontakt zu ihm abbrechen würde - sie weiß auch, dass sie ihm viel zu verdanken hat.
    Außerdem ist Valjean auch damals nicht im Kloster geblieben, sondern wollte Cosette ein Leben außerhalb des Klosters ermöglichen.
    Daher ist meiner Meinung nach Valjeans Reaktion vor allem Schock, darüber, dass er davon nichts mitbekommen hat, und darüber, dass Cosette nun schon erwachsen ist und nicht mehr das kleine Mädchen, das er rettete. Wenn dieser Schock überwunden ist, wird er wissen, wie er am besten handeln könnte.


  • Hmm, ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Glaubst du, Valjean hofft, dass Marius den Aufstand nicht überlebt?


    Nein, ich denke nicht, dass er es gehofft hat. Für ihn war es in diesem Moment eher Tatsache, dass Marius es nicht überleben wird. Marius selbst schrieb ja, dass wenn Cosette diese Mitteilung lesen wird, er nicht mehr unter den Lebenden sei. Wie weit Valjean wusste wie es vor Ort gerade zugeht, kann ich nicht beurteilen, glaube aber, dass er in diese Richtung nicht gut informiert war und so Marius' Einschätzung glauben schenken (wollte). Marius tot - die Gefahr gebannt.
    Dass er den Brief unterschlug wunderte mich anfangs. Ich war der Meinung, er würde dafür sorgen, dass sie ihn zu lesen bekäme. Aber Cosettes Reaktion darauf hätte die Abreise womöglich verzögert und das war sicher nicht in seinem Sinne. Er denkt wohl, dass sie ihn im Laufe er Zeit vergessen würde.
    Was er unternommen hätte, wenn jene Mitteilung nicht gerade an diesem Abend gekommen wäre, zeigt sich im Laufe des Buches vielleicht noch, da ich nicht annehme, dass Marius wirklich zu Tode kommt. Oder kommt es doch ganz anders?
    Aber in jenem Moment sieht Valjean sich von einer Last befreit. Wenn ich den Brief an seiner Stelle gelesen hätte, wäre ich der Annahme gewesen, Marius sei bereits schwer verletzt. Er konnte ja nicht wissen, dass Gavroche den Brief viel zu früh abgeliefert hatte und Marius noch unversehrt war. Wenn man die Zeilen so liest, könnte man auch annehmen, Marius hätte Selbstmord gegangen.



    Daher ist meiner Meinung nach Valjeans Reaktion vor allem Schock, darüber, dass er davon nichts mitbekommen hat, und darüber, dass Cosette nun schon erwachsen ist und nicht mehr das kleine Mädchen, das er rettete. Wenn dieser Schock überwunden ist, wird er wissen, wie er am besten handeln könnte.


    Es ist an mehreren Stellen zu lesen, dass Valjean Cosette zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat. Sie zu verlieren, würde seinem Leben die Grundlage entziehen. Er scheint zu glauben, er hätte ein Anrecht auf sie. Sie ist alles was das Leben ihm zusprach. Ich kann die Stelle leider nicht finden, an der er über sein Leben, die Verluste und Cosette nachsinnt. Dort hat er sich in diese Richtung ausgelassen. Er sieht in Cosette seinen "Besitz", für den er alles tun würde, aber eben nur wenn dieser ihm erhalten bleiben würde. Dass er sich dessen bewusst ist, halte ich für unwahrscheinlich. Die Tochter an einen anderen Mann zu verlieren scheint ein väterliches Problem zu sein, dem sich nicht nur Valjean gegenüber sah/sieht. Dazu kommt die Heimlichkeit der Beziehung, die ihn sicher schmerzt. Er fühlt sich hintergangen. Er ähnelt dabei Marius Großvater, der diesen liebt, aber eigentlich nur zu seinen Bedingungen zu dieser Liebe stehen kann.
    Valjean möchte, dass Cosette nur zu ihm gehört, er jemanden nur für sich hätte, aber Cosette ist nicht seine Frau. Er versteht (noch) nicht, dass Lieben auch Loslassen bedeuten kann, dass Liebe kein Gefängnis sein darf. Das Cosette so fühlt, ist ihm noch nicht klar geworden. Wenn seine Liebe ihr die Freiheit gelassen hätte, wäre es nicht zu diesen Heimlichkeiten gekommen. Da fehlt einfach eine weiblich Bezugsperson, die vermitteln hätte können. Die alte Bedienstete ist da ungeeignet. Cosette bräuchte eine Vertraute, die mit Valjean auf Augenhöhe verhandeln könnte.


    Andererseits, was ist das für ein Mensch, der sich so verhält wie Marius? Ein anständiger junger Mann hätte sicher erst dem Vater seine Aufwartung machen müssen, um sich die Erlaubnis einzuholen mit der Tochter was auch immer machen zu dürfen. Aber dieser hat sich hinterrücks an Valjeans Tochter herangeschlichen. Noch dazu muss er später lesen, dass dessen Großvater die Einwilligung zu Vermählung ablehnte. Auch kein gutes Zeichen. Verübeln kann ich Valjeans Entsetzen nicht.
    Ob er sich nach Überwindung des Schocks zu einer anderen Einstellung durchringen wird/würde, wage ich zu bezweifeln. Die Flucht ist bereits geplant, bis er willens sein wird die Entwicklung distanzierter zu betrachten dürfte wohl noch einige Zeit vergehen. Nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn.Wobei ihn Cosette Niedergeschlagenheit bestimmt zusetzen und so ein Umdenken einleiten wird. Wenn es dann nur nicht zu spät ist.
    Jetzt ist Valjean in Panik, er glaubt sich entlarvt und fühlt sich abgeschrieben.