Jane Austen - Emma

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  • Knightley ist der Held der Geschichte, würde ich mal sagen.


    Schön war aber auch Mr Westons Ausspruch:

    Zitat

    Frank erkennt doch eine Pfütze, wenn er sie sieht.

    :breitgrins:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kiba ()

  • Ich bin bis zum 44. Kapitel vorgedrungen.


    Irgendwie scheinen sich alle in jeweils die falschen Leute zu verlieben, habe ich den Eindruck.


    Und wie bei dem Ball sowohl Mrs Elton als auch Emma sich einbildeten, die Westons hätten die Feier zu ihren Ehren veranstaltet. Eitle Gänse alle beide.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich bin bei meiner Ausgabe kurz vor Ende des 2.Teils (von insgesamt 3). Mrs. Elton kommt ins Spiel; da haben sich wirklich zwei gesucht und gefunden! Über einen Dialog zwischen Mrs.Weston und Emma habe ich mich besonders amüsiert - Emma nimmt Mr.Knightleys Kommentar, dass die perfekte Jane Fairfax für seinen Geschmack zu reserviert ist, mit Erleichterung zur Kenntnis, doch die währt nicht lange: Mrs.Weston meint, dass er ja doch auffallend mit dem Thema beschäftigt ist, nicht in Jane Fairfax verliebt zu sein.
    Ich glaube nicht, dass es das war, was Emma eigentlich hören wollte... :breitgrins:

  • Ich habe bis einschließlich Kapitel 24 gelesen:


    Den Vater finde ich immer noch sehr anstrengend. Immer hat er irgendwelche Befürchtungen und Ängste. :rollen: Und dann der tägliche Haferschleim, iiihhh. Ich mag ihn nicht und alleine schon der Name lässt mir den Appetit verderben.


    Bei der Kutschfahrt, als sie in das Schneetreiben geraten sind, war ich ein bißchen überrascht. Ich habe mir immer solche Kutschen vorgestellt. Aber scheinbar waren das offene Kutschen.
    Und dann noch dieses Tamtam um eine Halsentzündung :rollen: Für mich ist das eben einfach eine Halsentzündung. Warum sind die da alle so besorgt?


    Toll fand ich den Hinweis mit dem Briefeschreiben im Schachbrettmuster. Das kannte ich bisher nicht. War das damals einfach nur Trend oder ging es da gezielt um's Papier sparen?



    Ich fand vor allem Emmas Erpressung Harriet gegenüber schlimm, was die Heirat mit Mr. Martin anbelangte. Da sagte sie doch tatsächlich, das die Heirat das Ende der Freundschaft mit ihr zur Folge gehabt hätte, da sie sie ja nicht mehr hätte besuchen können. :vogelzeigen:
    Das fand ich ziemlich daneben.


    Ja, das fand ich auch daneben. Mittlerweile habe ich das Gefühl, es war eben einfach so. Unter dem Stand geht nichts.
    Muss ganz schön langweilig sein, weil man sich nicht einfach mal mit jemandem Treffen kann, sondern immer Überlegt handeln. Irgendwo (ich weiß das Kapitel leider nicht mehr) hat Emma auch überlegt, wieviel Minuten für einen Besuch angemessen sind.

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Ich bin jetzt mitten in Kapitel 12:


    Ihr seid in meinen Augen ein wenig zu streng mit Emma. Es stimmt, sie ist sehr arrogant und hat ein übertriebenes Selbstbewusstsein, aber sie ist gerade einmal 21 Jahre alt. Immerhin ist sie seit ihrem 12ten Lebensjahr allein verantwortlich für den Haushalt ihres Vaters und hat seit dem Tod ihrer Mutter anscheinend niemand mehr außer Mr. Knightley, mit dem sie sich intellektuell messen kann. Wenn man dem Urteil von Mr. Knightley trauen kann, war Mrs Weston ihrer Aufgabe für eine optimale Erziehung Emmas nicht gewachsen:


    [quote author= Jane Austen - Emma, chapter 4] "You are better placed here; very fit for a wife, but not at all for a governess. [...] You might not give Emma such a complete education as your powers would seem to promise; but you were receiving a very good education from her, on the very material matrimonial point of submitting your own will, and doing as you were bid[/quote]


    Interessant finde ich übrigens, dass Jane Austen in ihren Romanen gerne Ehepaare als Gegenpart zu ihrem Liebespaar auftreten lässt, die sich intellektuell jeweils diametral am anderen Ende der Skala befinden. Mr. und Mrs Bennet zum Beispiel, Mr. John Knightley und Isabella Knightley oder Mr. und die verstorbene Mrs Woodhouse.


  • Aber scheinbar waren das offene Kutschen.
    Und dann noch dieses Tamtam um eine Halsentzündung :rollen: Für mich ist das eben einfach eine Halsentzündung. Warum sind die da alle so besorgt?


    Weil damals wirklich sehr viele Menschen an einer Halsentzündung gestorben sind. Penicillin wurde erst 1945 entdeckt und bis dahin war jede Form der Erkältung so gefährlich.
    In einem anderen Buch von Jane Austen "Pride and Prejudice" kommt das Thema ebenfalls zum tragen, wenn Lizzis Schwester im Regen auf einem Pferd reitet. Das grenzte schon fast an Selbstmord. Viele verstehen nicht, warum Lizzie sich damals so aufregte, aber auch da war genau dies der Grund und offene Kutschen waren bei schlechtem Wetter per se eine Gefahr, darum kann ich auch ein wenig Mr. Woodhouse verstehen. Unbegründet sind seine Ängste nicht. :frieren: + :regen: + :schneemann: = :krank:

  • Toll fand ich den Hinweis mit dem Briefeschreiben im Schachbrettmuster. Das kannte ich bisher nicht. War das damals einfach nur Trend oder ging es da gezielt um's Papier sparen?


    Ja, da ging es tatsächlich um das Sparen von Papier. Leider finde ich gerade kein Beispiel im Netz.


    Bei der Frage wegen der Halsentzündung war Tina schneller :zwinker:

  • Momentan bin ich eine Leseschnecke, was aber auch daran liegen mag, dass ich hier parallel lese und andere Bücher ebenfalls meine Aufmerksamkeit beanspruchen. Da ich dieses Buch kenne, ist es für mich reiner Genus es noch einmal zu lesen, denn gerade nach sehr anstrengenden Büchern mit ernstem und schlimmen Inhalt, ist dieses eine einzige Wohltat. Geradezu eine Oase. :breitgrins:
    Insofern bin ich erst im Kapitel 15.


    Mir gefiel der Ausspruch Emmas, der auch heute noch passt:


    Zitat

    "So geht es uns allen Papa, die eine Hälfte der Menschheit, versteht die Vergnügungen der anderen nicht".


    Das ist bezeichnend für die menschliche Spezies.



    Ihr seid in meinen Augen ein wenig zu streng mit Emma. Es stimmt, sie ist sehr arrogant und hat ein übertriebenes Selbstbewusstsein, aber sie ist gerade einmal 21 Jahre alt. Immerhin ist sie seit ihrem 12ten Lebensjahr allein verantwortlich für den Haushalt ihres Vaters und hat seit dem Tod ihrer Mutter anscheinend niemand mehr außer Mr. Knightley, mit dem sie sich intellektuell messen kann. Wenn man dem Urteil von Mr. Knightley trauen kann, war Mrs Weston ihrer Aufgabe für eine optimale Erziehung Emmas nicht gewachsen:


    Da hast du absolut Recht. Nicht umsonst ist Emma eine meiner Lieblingsfiguren von Jane Austen. Ich finde Menschen authentischer, die auch kleine Charakterschwächen haben, denn die haben wir alle.
    Darum gefiel mir das 10. Kapitel besonders, weil Austen hier weiter auf Emmas Charakter eingeht und uns zeigt, dass unter der Schale des sorglosen "alleinherrschenden" Mädchens, ein Mensch steckt, der Mitgefühl empfindet und Nächstenliebe und das nicht nur, weil sie denkt, dass es gut ist für ihr "Image", sondern weil es ihr ein wirkliches Bedürfnis ist. Das sagt sehr viel über Emma aus.


  • Weil damals wirklich sehr viele Menschen an einer Halsentzündung gestorben sind. Penicillin wurde erst 1945 entdeckt und bis dahin war jede Form der Erkältung so gefährlich.


    Danke für die Erklärung Tina. Das mit dem Penicillin wusste ich nicht. Ist ja heftig, wenn man schon an einer - aus der heutigen Sicht "harmlosen" - Halsentzündung sterben kann.

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.


  • Mir gefiel der Ausspruch Emmas, der auch heute noch passt:



    Das ist bezeichnend für die menschliche Spezies.


    Ja, das ist mir auch ins Auge gestochen. Das passt.


    Eines muss man Emma ja lassen: Sie ist einsichtig. Wenn sie merkt, was tatsächlich gelaufen ist, sucht sie Fehler bei sich selbst.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.


  • Interessant finde ich übrigens, dass Jane Austen in ihren Romanen gerne Ehepaare als Gegenpart zu ihrem Liebespaar auftreten lässt, die sich intellektuell jeweils diametral am anderen Ende der Skala befinden. Mr. und Mrs Bennet zum Beispiel, Mr. John Knightley und Isabella Knightley oder Mr. und die verstorbene Mrs Woodhouse.


    Das stimmt. Aufgefallen ist mir auch schon die Kombination Frohnatur - Misanthrop, zum Beispiel die Palmers in "Sense and Sensibility". Aber gerade bei den Paaren der jüngeren Generation sind Charaktere und Intellekt eher ausgeglichen; beim "Emma" zähle ich auch die Westons dazu.

  • Heute habe ich das Buch beendet. Mitsamt einem interessanten Nachwort, wo noch auf einige Punkte hingewiesen wurde, die mir beim Lesen nicht klar geworden sind.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.


  • Heute habe ich das Buch beendet. Mitsamt einem interessanten Nachwort, wo noch auf einige Punkte hingewiesen wurde, die mir beim Lesen nicht klar geworden sind.


    Kannst Du dazu was sagen und es näher erläutern, denn das würde mich interessieren.

  • Ja klar.


    Das Nachwort in meiner Ausgabe ist von Christian Grawe


    Laut Grawe wird in Emma eine deutliche Steigerung des schriftstellerischen Könnens im Vergleich mit den früheren Romanen der Autorin – wie z. B. Stolz und Vorurteil – deutlich.
    Außerdem sei durch mehrere Hinweise auf die Unterschiede zwischen „französischer und englischer Liebenswürdigkeit“ und ähnlicher Anspielung der Einfluss der Napoleonischen Kriege erkennbar.


    Er weist darauf hin, dass Emma sich versehentlich immer wieder in Dreiecksbeziehungen hineinmanövriert. Und dass sich ihre Fehler in etwas deutlicherer Stärke bei der unsäglichen Mrs Elton wiederfinden! Und Vater Woodhouse wird kindischer Egozentrismus bescheinigt, sehr passend.


    Viele der englischen Familiennamen im Roman sind sprechend.


    Worauf aber im Nachwort nicht eingegangen wird und was ich etwas heikel finde:
    George ist 17 Jahre älter als Emma, und ab ihrem 13. Lebensjahr hat er bei ihrer Erziehung mitgewirkt. Und trotzdem verliebt er sich dann in die Heranwachsende. Irgendwie hinterlässt das bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich bin jetzt mitten in Kapitel 42.


    Emma wird mir immer sympathischer, sie hat sich um einiges zurückgenommen. Oder liegt es daran, dass andere Personen noch unausstehlicher sind? :zwinker: Ich fand schon Jane Farefax seltsam. Gut, sie ist immer noch seltsam und mysteriös. Ich bin gespannt, was ihr Geheimnis ist. Spekulationen gibt es ja genug.
    Aber Mrs. E. schießt alles ab. Die ist einfach nur unmöglich die Frau. Es gibt Leute, zu denen kann ich nicht mal gespielt höflich sein, und sie zählt auf jeden Fall dazu. Zu neugierig, mischt sich in ALLES ein, hört nicht zu, will immer nur im Mittelpunkt stehen... oje die ist furchtbar.

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.


  • Worauf aber im Nachwort nicht eingegangen wird und was ich etwas heikel finde:
    George ist 17 Jahre älter als Emma, und ab ihrem 13. Lebensjahr hat er bei ihrer Erziehung mitgewirkt. Und trotzdem verliebt er sich dann in die Heranwachsende. Irgendwie hinterlässt das bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack.


    Bei mir hinterläßt es keinen üblen Nachgeschmack und zwar aus folgenden Gründen: Zur Zeit Austens waren derartige Altersunterschiede keine Seltenheit. Colonal Brandon und Marianna Dashwood in "Sense and Sensibility" trennen ebenfalls viele Jahre. Ehen wurden von Eltern/Vormündern arrangiert und in vielen Fällen hatten die jungen Damen da kein Wort mitzureden. Mr. Knightley verlobt sich mit Emma in ihrem 22sten Lebensjahr, sie ist also keine heranwachsende Debütantin in ihrer ersten Saison mehr, die er sich sofort unter den Nagel gerissen hat. Er ist weder mit ihr verwandt, noch ihr Vormund. Er hat ihre Entwicklung sicher mit Interesse verfolgt, aber ich denke nicht, dass dabei da schon irgendwelche romantischen Gefühle mitgespielt haben, sondern dass ihn ihr Witz, ihr scharfer Verstand und ihr Intellekt fasziniert haben.


    Es ist allerdings schon sehr lange her, dass ich Emma das letzte Mal gelesen habe und ich bin jetzt erst bei Kapitel 28. Sollte sich mein Eindruck bezüglich der Beziehung Emma - Mr. Knightley ändern, dann werde ich dich das wissen lassen. Auf alle Fälle behalte ich deinen Einwand im Hinterkopf.

  • Mich stört bei den beiden Punkten mehr die Art ihrer bisherigen Beziehung als der Altersunterschied. Obwohl der natürlich ziemlich groß ist.


    Aber wann hört Knightley auf, ein "Miterzieher" zu sein und wird zum Geliebten? Oder hört er damit gar nicht auf?

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  • Worauf aber im Nachwort nicht eingegangen wird und was ich etwas heikel finde:
    George ist 17 Jahre älter als Emma, und ab ihrem 13. Lebensjahr hat er bei ihrer Erziehung mitgewirkt. Und trotzdem verliebt er sich dann in die Heranwachsende. Irgendwie hinterlässt das bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack.


    Das sehe ich gar nicht so und habe noch niemals auch nur ansatzweise, daran gedacht. Das passt nicht zu Knightley. Er ist älter, aber mit Sicherheit nicht pädophil. Ich denke nicht, dass Jane Austen jemals auch nur im geringsten daran gedacht hat.


  • Mich stört bei den beiden Punkten mehr die Art ihrer bisherigen Beziehung als der Altersunterschied. Obwohl der natürlich ziemlich groß ist.


    Aber wann hört Knightley auf, ein "Miterzieher" zu sein und wird zum Geliebten? Oder hört er damit gar nicht auf?


    Für mich ist Knightley kein "Miterzieher" von Emma. Er unterhält sich gerne mit ihr, wobei er anders als Mrs Weston ihre Fehler sieht und es ihr eben sagt, wenn sie seiner Meinung nach nicht richtig gehandelt hat. Man darf nicht vergessen, dass Emma früh erwachsen werden musste. Sie leitete mit zwölf allein verantwortlich einen Haushalt und fand sich wahrscheinlich auch sehr früh in vertauschten Rollen mit ihrem Vater vor.