Andrew Motion - Silver. Rückkehr zur Schatzinsel

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    Lange habe icht nicht mehr ein so überflüssiges, ärgerliches, rundheraus schlechtes Buch gelesen! Im Buchladen sah es verlockend aus, die Idee klang vielversprechend: eine Fortschreibung der Schatzinsel, Sohn und Tochter von Jim Hawkins und Long John Silver kehren noch einmal zurück, um den Rest des Schatzes zu bergen. Warum nicht?


    Aber das Ergebnis ist einfach nur grottig. Der Plot: in allen Details hanebüchen, unlogisch und absurd. Die Personen: Pappfiguren, die an den Fäden des Autors hierhin und dorthin gehen, in gestelzten Dialogen dummes Zeug von sich geben und vollkommen unverständliche Entscheidungen treffen. Zeitkolorit und Nautik: schweigen wir lieber davon, der Autor hat schlichtweg keine Ahnung wovon er schreibt. Schreibstil: Abgründe, ich sage nur Abgründe! Das Buch ist in der ersten Person als Rückblick von Jim Hawkins jun. geschrieben, und die Hälfte des Buch ist angefüllt mit schwülstigen Selbstbetrachtungen, bei denen man nur schreiend weglaufen möchte. Beispiel gefällig? "Ich drückte diese Gedanken nicht in Worten aus - natürlich nicht. Sie überkamen mich wie eine Welle der Kraft, der Möglichkeit, die ich seitdem in solchen Begriffen für mich fasse." WÜRG Oder hier noch ein Beispiel für den zupackenden, vorwärtstreibenden Stil des Autors: "Dann blickte ich wieder zum Weißen Felsen. Dann sah ich die Farne, die den Weißen Felsen bedeckten. Dann sah ich zwischen den Farnen einen Schatten. Dann sah ich wie dieser Schatten Form annahm. Dann sah ich, wie sich die Form in eine Person verwandelte. Dann sah ich, dass die Person ein Gesicht hatte. Dann sah ich, dass das Gesicht Augen und eine Nase und einen Mund hatte. Dann sah ich Natty." AHHHHHHHHHHHHH Ich habe wirklich lange lange lange nicht mehr (wenn überhaupt jemals) einen solchen grottenschlechten Scheiß gelesen.


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    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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  • Dabei liest sich der Anfang in der Leseprobe gar nicht so schlecht, ein bisschen zu wortverliebt vielleicht. Arme Morwen :trost:. Wie viele Seiten hast du geschafft?

  • Alle! Ab etwa der Hälfte bin ich nur noch von Seite zu Seite gehüpft und hab das ganze ausladende Geschwafel übersprungen; da blieb vom Buch plötzlich nicht mehr viel übrig :breitgrins:


    Eine Sache macht besonders betroffen: der Autor war wegen seiner LITERARISCHEN VERDIENSTE 10 Jahre lang poet laureate, so eine Art königlicher Hofdichter PRUST! da möchte man sagen: poet bleib bei deinen Leisten. In Gedichten mögen die dauernden Selbstbetrachtungen und Grübeleien und das penetrante Gutmenschentum ja angebracht sein, aber in einem Abenteuerroman, der sich freiwillig und ohne Not selber in die Fußstapfen von RL Stevenson stellt, war das ganze völlig daneben.


    Es gäbe so vieles an diesem Buch rumzumosern, aber lassen wir das lieber.


    Es gibt übrigens eine ganze Reihe von Schatzinsel Sequels und Prequels. Das Buch von Björn Larsson (Long John Silver) war nach meiner Erinnerung sehr gut, das von Francis Bryan (Jim Hawkins und der Fluch der Schatzinsel) hatte ich abgebrochen, die Sprache war mir zu maniriert und die Handlung soll auch etwas krude sein. Es gibt noch andere, die ich nach und nach aufstöbern werde - ich werde berichten.

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  • Alle! Ab etwa der Hälfte bin ich nur noch von Seite zu Seite gehüpft und hab das ganze ausladende Geschwafel übersprungen; da blieb vom Buch plötzlich nicht mehr viel übrig :breitgrins:


    Tapfer! :zwinker:



    Eine Sache macht besonders betroffen: der Autor war wegen seiner LITERARISCHEN VERDIENSTE 10 Jahre lang poet laureate, so eine Art königlicher Hofdichter PRUST! da möchte man sagen: poet bleib bei deinen Leisten.


    Für Lyrik kann ich mir die Sprache gut vorstellen, da passt dieser mitunter etwas schwülstige Stil besser.



    Es gibt noch andere, die ich nach und nach aufstöbern werde - ich werde berichten.


    Und ich werde die Augen danach offen halten.

  • Jim Hawkins wächst im Umfeld eines Wirtshauses im Großraum London auf, in einer gänzlich unspektakulären Umgebung. Dass sein Vater in sehr jungen Jahren wilde Abenteuer auf See erlebt und dabei eine Schatzinsel gefunden hat, ist ihm zwar bekannt, aber nur in sehr vagen Details, denn der Vater spricht nicht gerne über diese Zeit.


    Eines Tages begegnet Jim Natalie, der Tochter eines anderen Teilnehmers jener berüchtigten Schatzsuche: Long John Silver ist inzwischen hoch betagt und krank, träumt aber immer noch davon, den Schatz zu finden. Er hofft, dass Jim helfen kann, an die Schatzkarte zu kommen, die sein Vater noch aufbewahrt, so dass erneut eine Gruppe von Schatzsuchern aufbrechen und den Schatz endlich bergen kann.


    So weit, so gut die Grundidee des Romans. Eine Fortsetzung der berühmten "Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson klingt spannend, gerade auch, weil mit Jim und der forschen Natalie die Kinder zweier Hauptfiguren im Mittelpunkt stehen. Aber leider hat mich Andrew Motion mit seiner Fortschreibung des Klassikers überhaupt nicht erreicht.


    Zu Beginn fand ich die ein wenig altertümliche Sprache noch reizvoll, aber sie bleibt das einzig Besondere an dem Buch und fängt irgendwann mit diversen Wiederholungen zu nerven an. Die Charaktere sind entweder flach wie ein Brett (Jim und sein Vater) oder unerträglich überzeichnet (Long John Silver und ganz besonders Natalies - schwarze - Mutter, ganz schlimm, wie sie dargestellt wurde!) Auch die Motivation der handelnden Figuren bleibt oft ein Rätsel, und als die Mannschaft für die neuerliche Schatzfahrt zusammengetrommelt und an Bord gegangen ist, wird es mitnichten interessanter, sondern erst so richtig öde, so dass ich nach 125 Seiten das Handtuch geworfen habe.


    Auf der Plus-Seite sei noch die hübsche Gestaltung des Hardcovers mit schön gemustertem Vorsatzblatt genannt. Das ist aber auch alles Positive, was ich zu dem Buch sagen kann.


    1ratten :flop:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch von Björn Larsson (Long John Silver) war nach meiner Erinnerung sehr gut,

    Jetzt, da ich das lese, glaube ich fast, dass ich beim Kauf den Larsson mit dem hier verwechselt hatte. Aber gut, dass mir jetzt wieder ins Gedächtnis gerufen wurde, dass es noch mehr zum Thema gibt.

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    Leonard Cohen