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Lena zieht nach Wien, in die Wohnung einer Freundin, die verreist ist. Sie hat nicht viel Geld und versucht sich mit einem Teilzeitjob und Urlaubsvertretungen über Wasser zu halten. Am ersten einigermaßen lauwarmen Abend des Jahres gönnt sie sich einen Joint auf der Terrasse und sieht drei Fremde auf dem Hausdach gegenüber feiernd auf dem Dach. Als sie wegblickt und nach Sekunden wieder hinblickt, ist eine der Frauen verschwunden. Wo ist die Frau hin? Einfach nur weggegangen oder ist sie vom Dach gefallen?
Jetzt gäbe es bestimmt viele Krimiheldinnen, die sofort in Aktionen treten würden – welcher Art auch immer – doch Lena ist hier eher zurückhaltend. Zum einen ist sie sich nicht sicher, ob tatsächlich etwas passiert ist. Fragt sich, ob es nicht der Wirkung des Joints geschuldet ist oder ob die Frau wirklich nur einfach wieder ins Haus gegangen ist. Zum anderen ist da die Reaktion der beiden anderen auf dem Dach. Es herrscht keine Hektik, keine Panik. Die beiden sind ruhig, ruhiger als vorher mit der anderen Frau zusammen, aber eben nur ruhig. Keine Aktion, als ob gerade jemand abgestürzt wäre.
Lena ist sich unsicher und dies zieht sich durch das ganze Buch. Es gibt von ihrer Seite immer wieder Vorstöße, doch sind diese vorsichtig, abwägend. Sie kann die Beobachtung nicht aus ihren Gedanken verbannen und es gibt auch immer wieder Kleinigkeiten, die ihr auffallen. Manche Dinge geht sie gezielt an, doch letztendlich kann sie sich nie sicher sein, ob wirklich etwas geschehen ist. Nebenbei passieren Lena viele gute Dinge: sie verliebt sich, ihr Teilzeitjob wird auf einen Vollzeitjob ausgeweitet, ihre finanzielle Situation verbessert sich, sie findet Freunde. Und doch nagt beharrlich der Abend an ihr, an dem sie das Geschehen auf dem Dach beobachtet hat. Die Geschichte hört sich einfach an und doch gelingt es der Autorin, hier nie das Gefühl von Langeweile aufkommen zu lassen, sondern sie kreiert ein unterschwelliges, immens spannendes Krimi-Paradestück, welches einen Großteil der Zeit ganz ohne Leiche zubringt.
Neben Lenas Gedanken und Erlebnissen, bekommt man auch immer wieder Einblick in die des Täters, der dem Leser aber nicht namentlich genannt wird. Die Aktionen des Täters werden zunehmend gezielter und mörderischer, nicht nur als die zweite Frau auf dem Dach mit Zweifeln bestückt die Polizei aufsuchen will, sondern auch Lena ihm näher rückt. Die Autorin präsentiert einige Kandidaten in Lenas Leben, die als Täter in Frage kommen und irgendwann hat man auch einen konkreten Verdacht, doch das nimmt dem Krimi nicht die Spannung. Es geht gar nicht darum, wer der Täter ist, sondern darum, dass Lena sich im Spannungsfeld um den Täter aufhält und es selbst zwar ahnt, aber nicht weiß, wer es ist. Die Spannung ist fast greifbar und Lena immer mehr verunsichert, aber trotzdem hartnäckig. Der Weg dorthin ist das Erlebnis, nicht die Lösung des Falls.
Fazit:
"Lichtschacht" ist ein raffinierter Krimi, der von einer unheimlichen und durchgehenden Spannung gespeist wird. Unspektakulär, aber überzeugend - das Buch hat mich in seinen Bann gezogen. Eine absolute Leseempfehlung!