Eine große Perlentaucher-Debatte zur Zukunft der Rezensionen

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 3.019 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Klassikfreund.

  • Im Perlentaucher gibt es derzeit eine Grundsatzdiskussion zur Zukunft der Rezension literarischer Werke in der Zeitung sowie im Internet.


    Die Essays dazu sind sehr lang:


    Alle Artikel:
    https://www.perlentaucher.de/e…eraturkritik-im-netz.html


    Herausheben möchte ich die Anregung zur Gründung eienr digitalen Literaturzeitschrift:
    http://www.sieglindegeisel.ch/…turzeitschrift-unbedingt/


    sowie die derzeit letzte Antwort in dieser Debatte:
    https://www.perlentaucher.de/essay/es-braucht-dialog.html


    Zitat:
    Wer die Literaturkritik retten will, muss


    1) seinen Lesebegriff weiter fassen. Nicht nur von E-Literatur erzählen, sondern viel öfter (und ohne elitäres Naserümpfen) auch von Unterhaltung und Genre. Von elektronischen Singles, von Poetry-Slams, von Performancekunst. Von Filmen und Games.


    2) sich kurz fassen.


    3) neue Formate ausprobieren. Kurze, lebendige Buchvorstellungen per Video, Listicles, Schwarmbuchbesprechungen (von der SZ bereits getestet), Skype-Lesesalon mit Redakteuren, Autoren und Lesern.


    Vielleicht können wir hier ansetzen. Vielleicht bräuchten wir zukünftig hier auch Möglichkeiten, Bücher per Video vorzustellen. Was ein Listicle ist, weiß ich aber nicht, auch nicht wie man einen Skype-Lesesalon gründet.


    Jede Menge Stoff zum Nachdenken.


    Gruß, Thomas

  • Litschock ist der Zeit einfach voraus.


  • Litschock ist der Zeit einfach voraus.


    Und ein Skype-Lesesalon ist als Podcast geplant. Ich muss nur noch jemanden finden, der das mit mir macht. Monologe eignen sich als Podcast nicht. Dafür braucht es ganz zwingend mindestens zwei gute, kurzweilige Sprecher_innen. Und zu lange sollte die Aufnahme auch nie sein.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ansonsten: Ideen habe ich noch unendlich viele. Nur fehlt mir leider die Zeit, alles umzusetzen neben meiner normalen Arbeit. :smile:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich hingegen wünsche mir ja (wie auch etliche Leserkommentare zeigen) ein gedrucktes Magazin zurück. Erscheinungsweise alle zwei Monate. Dieses fasst die interessantesten Rezensionen der großen Zeitungen zusammen (bzw. druckt die Originale nach) und gibt sie als TB gebunden heraus. Preis je Heft 15 Euro.


    Oder die "The New York Review of Books" - nur auf Deutsch und für den deutschen Markt.


    Gruß, Thomas


  • Ich hingegen wünsche mir ja (wie auch etliche Leserkommentare zeigen) ein gedrucktes Magazin zurück. Erscheinungsweise alle zwei Monate. Dieses fasst die interessantesten Rezensionen der großen Zeitungen zusammen (bzw. druckt die Originale nach) und gibt sie als TB gebunden heraus. Preis je Heft 15 Euro.


    Ich glaube, so was hat keine Zukunft mehr. Aber grundsätzlich: Warum erstellst du nicht selbst was in der Hinsicht?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Interessant, wenn auch nicht auf literarische Rezensionen beschränkt, ist das durch Crowdfunding gegründete Online-Magazin "Krautreporter", welches in einem der Essays als Musterbeispiel gebracht wird. Hier die "Über uns"-Seite:


    https://krautreporter.de/pages/ueber_uns


    Faszinierende Geschichte.

  • Zitat:
    Wer die Literaturkritik retten will, muss


    1) seinen Lesebegriff weiter fassen. Nicht nur von E-Literatur erzählen, sondern viel öfter (und ohne elitäres Naserümpfen) auch von Unterhaltung und Genre. Von elektronischen Singles, von Poetry-Slams, von Performancekunst. Von Filmen und Games.


    Ich würde Poetry Slams mit zur Literatur rechnen, schließlich schreiben die meisten ihre Gedichte irgendwann auf. Aber Performancekunst, Filme und Games und Musik sind für mich doch etwas anderes als Literatur und haben oft auch einen Konsumentenkreis mit anderem Schwerpunkt (aktiv zu lesen ist etwas ganz anders als aktiv ein Onlinespiel zu spielen).
    Warum sollte man das vermischen?
    Aus meiner Sicht hat man dann Leser, die sich immer wieder ärgern, dass für sie nichts dabei ist.


    Dahinter steckt doch die Grundsatzfrage, ob man mehr zusammenlegen oder trennen sollte.
    Mein Eindruck ist, dass man heute eher mehr trennt, dass anfangs "feindliche" Genres, Formen, Geräte etc. nebeneinander existieren können und sogar von einem Menschen in unterschiedlicher Weise genutzt werden (s. gedrucktes Buch und E-Book). Wir gehen auch größtenteils noch ganz altmodisch ins Kino, obwohl es so viele andere Möglichkeiten gibt, Filme anzusehen. Und um uns über Kinofilme zu informieren, lesen wir entsprecheden Reviews - die nur über Kinofilme berichte, nicht noch über Gedichtbände oder Fachbücher für Darm-OPs. Denn das interessiert uns in diesem Moment nicht. Wenn man nun alles vermischt, wird man immer enttäuschte Leser haben, die hoffnungsvoll kamen, nichts für sich fanden und dann immer seltener kommen.


    Man sieht die Entwicklung mMn bei den Zeitschriften. Früher konnte man in einem normalen Supermarkt oder Kiosk nur gängige Titel kaufen, in denen oft mehrere Genres vertreten waren. So fand man aber auch oft nur einen interessanten Artikel in einer Zeitschrift. Heute gibt es für fast jedes Thema mindestens eine eigene Zeitschrift, und man kauft viel gezielter Zeitschriften mit Artikeln, die einen dann auch zum Großteil interessieren.
    Wenn man die alle wieder zusammenlegen würde, hätte man wohl großen Kundenverlust. Die Themen splitten sich dort immer mehr auf, erst gab es "Sportzeitschriften", heute gibt es "Motorsportzeitschriften" etc. Das interesse an immer spezielleren Titeln mit immer spezielleren Artikeln wächst, also gerade nicht das Interesse an Zusammenlegung von Themen.
    Mein Lieblingsbeispiel sind diese "Land-"Zeitschriften. Erst gab es eine, inzwischen dürften es schon über 10 sein, die verschiedene Leser ansprechen (Landkind, Landgenuss etc.)
    Das zeigt doch, dass Leser sehr genau nach ihren Themen suchen und nicht alles mögliche unter einem Hut haben wollen.
    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()

  • Ja. Nette Debatte. Aber die Wirklichkeit ist schon weiter: Die grossen Verlage und Messen krallen sich nach und nach einflussreiche Blogs, die sie über dies und jenes und auch das und dieses bloggen lassen. Bücher, Events - you name it - they blog ist. Gratis? Wer zahlt hier wen? Ich weiss es nicht. Aber sicher ist: "Blogger" ist nicht mehr ein Gütesiegel für unabhängige Peer-to-Peer-Rezensionen. Längst sind da, mehr oder weniger versteckt, Profis am Mitmischen - nicht nur sind die klassischen Printrezensionen zum Tod verurteilt, auch in der Bloggerszene gibt es bedeutend mehr als nur blauäugige Amateure.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Videos als einzige Rezensionen kann ich mir nicht vorstellen.
    Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, ein Video braucht aber Zeit. Vorspulen kostet oft Informationen und Zeit, weil man zurückspulen muss, um alles zu verstehen.


    Eine geschriebene Rezension dagegen kann man überfliegen, man sieht recht gut die Teile, die für einen interessant sein könnten und kann sie viel besser an den eigenen Zeitplan anpassen.


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Ich würde Poetry Slams mit zur Literatur rechnen, schließlich schreiben die meisten ihre Gedichte irgendwann auf. Aber Performancekunst, Filme und Games und Musik sind für mich doch etwas anderes als Literatur und haben oft auch einen Konsumentenkreis mit anderem Schwerpunkt (aktiv zu lesen ist etwas ganz anders als aktiv ein Onlinespiel zu spielen).
    Warum sollte man das vermischen?
    Aus meiner Sicht hat man dann Leser, die sich immer wieder ärgern, dass für sie nichts dabei ist.


    Hmm vielleicht geht es vor allem bei Computerspielen nicht um an die Spiele die du kennst.
    Es gibt die sogenannten Storytelling-Spiele, bei denen geht es nicht darum deine Tastatur oder Maus zu tracktieren, sondern darum eine Geschichte herauszufinden (habe diese Spiele selbst nicht gespielt, aber dank einem gewissen deutschen Youtuber mal welche sehen können: z.B. Homesick). Bei diesen Spielen würde ich eher von einer Geschichte sprechen, welche wie ein Buch rezensiert werden kann.
    Auch gibt es einige bekannte Spiele (Kingdoms of Amalur, Elder Scrolls Reihe), wo man auf der ganzen Welt Bücher finden kann und lesen kann. Diese Bücher sind nicht nur irgendwelche Hintergrundliteratur, sondern teilweise richtige Kurzgeschichte mit einem Niveau weit über dem Durchschnitt der Massenliteratur (u.a. gibt es dort: Abenteuergeschichten, Sagen, Erotikgeschichten, Rätselgeschichten,...)
    Dementsprechend kann ich an der Stelle nur zustimmen, dass man für Literatur vielleicht mal die altbekannten Formate des normalen Lesens verlassen könnte:)

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.<br /><br />Abraham Lincoln

  • Es gibt einen neuen wunderbaren Essay von Jan Drees. Leidenschaftlich schreibt er über seine Bücherliebe bis er dann endlich zum Thema der Literaturkritik vorstößt. Dabei ist dieser leidenschaftliche Abschnitt ein wunderschönes bibliomanes Bekenntnis.


    Zitat

    Das Literarische Quartett wurde gegründet, da war ich acht Jahre alt und Kritiker sein wird in solchen Augenblicken ein Wunschberuf, neben den ganzen anderen Optionen, die man sich als junger Schüler offen lässt: Meeresbiologe, Geheimagent, Spitzensportler.


    Zitat

    Daheim gab es die örtliche Tageszeitung und am Wochenende die BAMS, das Manager Magazin für den Vater, die Zeitschrift Tina für die Mutter und für uns Kinder den Tierfreund und manchmal eine Mickey Mouse. Langweiliges Zeug. Dagegen die Literatur: die war klasse. Weil meine Eltern Lektüre per se für bildungsrelevant hielten bekam ich alles geschenkt, was auf meinem Wunschzettel stand:


    https://www.perlentaucher.de/essay/wofuer-wir-brennen.html


    Gruß, Thomas