Anna Gavalda - Zusammen ist man weniger allein

Es gibt 57 Antworten in diesem Thema, welches 20.220 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Hallo,


    ich habe diesen Monat ein sehr schönes Buch gelesen, an dem ich euch unbedingt teilhaben lassen will.


    Kurzbeschreibung
    Eine verrückte Wohngemeinschaft am Fuß des Eiffelturms. Vier Personen suchen ein Zuhause. Vier grundverschiedene Menschen - Camille (26), Philibert (36), Franck (34) und Paulette (83) - wagen einen Neubeginn. Mit Charme und Witz erzählt Anna Gavalda eine Liebesgeschichte, die an "Die fabelhafte Welt der Amelie" erinnert. Ihr Roman beschreibt, sagt sie, den umgekehrten Domino-Effekt: wie einer den anderen aufrichtet und aus dem Schlamassel zieht. Philibert, von verarmtem Adel, ist zwar ein historisches Genie, doch wenn er mit Menschen spricht, gerät er ins Stottern. Camille, magersüchtig und künstlerisch begabt, verdient sich ihren Lebensunterhalt in einer Putzkolonne, und Franck schuftet als Koch in einem Feinschmeckerlokal. Er liebt Frauen, Motorräder und seine Großmutter Paulette, die keine Lust aufs Altersheim hat. Vier grundverschiedene Menschen einer verrückten Wohngemeinschaft in Paris, die sich lieben, streiten, bis die Fetzen fliegen, und versuchen, irgendwie zurecht zu kommen. Anna Gavalda erzählt vom wirklichen Leben: witzig, charmant und liebevoll.


    Meine Meinung
    Camille geht es richtig dreckig - künstlerisch zwar begabt, haust sie in einem Dreckloch und ist so mager, dass sie sich kaum auf den Beinen halten kann. Paulette, 83, hat ein anderes Problem - sie fällt öfters hin. Um die blauen Flecken zu verdecken und damit die Abschiebung ins Altenheim zu verhindern, kleidet sie sich selbst im Sommer im dicke Pullover. Philibert, von altem Adel abstammend, lebt in seiner eigenen Welt, stottert und ist allgemein ziemlich weltfremd. Zuletzt wäre da noch der ruppige Franck, der Enkel von Paulette, ein schwerschuftender Koch mit Vorliebe für Frauen und Motorräder.


    Eine ziemlich skurrile Mischung, die da zusammenkommt und sich schließlich zusammenrauft in einer WG. Dies geschieht im Buch allerdings erst sehr spät, was ich aber nicht schlimm fand. Den Weg der Figuren zueinander und ihre Veränderung durcheinander mitzuerleben, war einfach schön. Es handelt sich weniger um eine Liebesgeschichte und mehr um ein Buch über Freundschaft und wie man sich gegenseitig aufrichtet. (Der "umgekehrte Dominoeffekt", der hier stattfindet.) Den Vergleich mit "Die fabelhafte Welt der Amelie" kann ich gut nachvollziehen. Von der Stimmung her ist das Buch einfach warmherzig, ein bisschen verzaubernd und ein wenig melancholisch. In diese verrückte WG hab ich mich total verliebt und war ganz traurig, als ich sie wieder verlassen musste.


    Die Geschichte wird in einer sehr schönen Sprache erzählt, aber ausschließlich in Episoden. Teilweise sind diese nur 2 Zeilen groß, auf einer Seite befinden sich überlicherweise 4-5 Episoden. Speziell am Anfang fand ich das sehr gewöhnungsbedürftig. In den Episoden kommt sehr viel wörtliche Rede vor, teilweise kann man nicht genau nachvollziehen, wer nun was gesagt hat. Durch die episodenhafte Erzählweise war es an einigen wenigen Stellen auch nicht ganz einfach, der Handlung zu folgen. (Letztendlich war das aber kein großes Problem.)


    Aufgrund der letzten beiden Punkte gibt es einen leichten Punktabzug, so dass ich insgesamt 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus: vergebe.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hi Thanquola,
    Danke für deine tolle Rezi! :bussi: Das Buch klingt wirklich gut! Ich habe zwar eine tiefe Abneigung gegen "Die fabelhafte Welt der Amelie", aber das Buch bekommt von mir trotzdem eine Chance.

  • auchhabenwill :klatschen:
    Oje, noch bis Herbst warten, oder bis mein Papa mal wieder mit mir zu Hugendubel geht :smile:


    Die Geschichte hört sich richtig schön an, danke für die Rezi Thanquola !!!

  • Um dieses Buch schleiche ich auch schon die ganze Zeit herum, allerdings schrecke ich dann immer vor dem Preis zurück. Ich hoffe, ich kann mich noch bis Herbst gedulden. :zwinker:

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

  • Im Oktober kommt das Buch als TB raus, habe es gerade bei Amazon vorbestellt.
    Hoffentlich vergesse ich es bis dahin und habe dann eine Überraschung im Briefkasten. Ging mir mit Eragon so, da hab ich gedacht die haben "versehentlich" ein Päckchen geschickt :breitgrins:

  • Hallo,


    an alle die noch auf das TB warten:
    Bei Weltbild gibt es dieses Buch jetzt im gebundenen Softcover für 14,95€.
    Das TB soll ja auch 10,95€ kosten, wenn ich mich nicht täusche.



    Gruß
    yanni

  • Zuerst sind es nur zwei, die sich die riesige alte Wohnung teilen: der schüchterne, stotternde Adelige Philibert, der eigentlich ein wandelndes Lexikon ist, aber keinen geraden Satz zustandebringt, und der ewig gestresste, launische Koch Franck, ein Genie in der Küche, aber ein nicht sehr umgänglicher Zeitgenosse, der hauptsächlich zu einem Mittagsschläfchen in die Wohnung kommt, bevor sein Dienst weitergeht.


    Im gleichen Haus lebt die Malerin Camille, in einem ärmlichen Loch unterm Dach. Zufällig begegnet sie Philibert auf der Treppe, und er ist es auch, der sie in seine Wohnung holt, als sie an einer schweren Grippe erkrankt.


    Die vierte im Bunde ist Paulette, Francks Großmutter, die nach einem Haushaltsunfall nicht mehr alleine leben kann und in einem Altenheim versauert, während Franck ständig das schlechte Gewissen plagt.


    Wie sich diese vier zu einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft zusammenfinden, ist eigentlich eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. Camille formuliert es einmal so, dass man erst auf den Grund sinken muss, um sich von dort wieder abstoßen zu können. Genau das tun die vier - sich gegenseitig aus der Misere ziehen.


    Eine Geschichte, die man sich durch die etwas überzeichneten skurrilen Charaktere auch herrlich als Film im Stil von "Amélie" vorstellen könnte.


    Klingt nach einem wunderbar leichten Buch fürs Herz. Ist es auch, da viele Szenen vom Grundgedanken her sehr schön sind - wenn da nicht der Stil wäre, der mir gar nicht gefallen hat. Seitenweise Dialogpassagen, ohne dass klar wurde, wer gerade spricht; für meinen Geschmack viel zu viele Absätze, oft sehr sprunghafte Handlung, der man gelegentlich nur schwer folgen konnte, und manchmal etwas unglaubwürdiges Verhalten der Protagonisten.


    Für die Geschichte selbst hätte das Buch 4-5 Ratten verdient, für den Stil allerdings maximal 2.


    Deshalb: 3ratten


    Im übrigen hat mich schon mal der Stil in einem Buch von Gavalda ("Ich habe sie geliebt") dermaßen genervt, dass ich keine Lust hatte, es fertigzulesen.


    [size=7pt]edit fairy: Ich habe dich hier angehängt.[/size]

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Frédéric Beigbeder sagt über das Buch: "Dieser Roman ist wie "Die fabelhafte Welt der Amélie", nur noch schöner."
    Und ich muss ihm Recht geben. Ich mag "Die fabelhafte Welt der Amélie" sehr gerne, ein toller Film. Genauso schön ist dieses Buch. Die Charaktere sind extrem, aber gerade das macht ihr Zusammenleben so interessant. Auch wenn sie überzeichnet sind, findet man sich doch immer wieder selbst in einem von ihnen. Die Dialoge locker und ehrlich. Die einzelnen Abschnitte sind oft sehr kurz. So bekommt man eine Situation immer wieder abwechselnd aus der Sicht der beteiligten Personen gezeigt, was mir sehr gut gefiel. Vorallem in den Gesprächen zwischen Camille und Franck. Philibert muss man einfach gerne haben, ebenso Paulette, eine Oma wie aus dem Bilderbuch. Alle vier haben gemeinsam, dass sie gerade gar nicht mehr mit dem Leben klar kommen. Mehr oder weniger bewusst, helfen sie sich gegenseitig, dies zu ändern.
    Es ist einerseits leichte Lektüre, der Stil ist nicht wirklich umwerfend, was allerdings auch an der Übersetzung liegen kann. Andererseits gibt es doch einige Anregungen zum nachdenken. Das Buch hat mich noch eine Weile nach Abschluss beschäftigt. Die Charaktere sind mir während der Lektüre ans Herz gewachsen, ich habe sie nicht gerne zurück gelassen.


    4ratten

  • Die Grundgeschichte ist gut. Aber manche Dialoge sind echt wirr. Und ich hätte mir mehr Aufklärung in Sachen Philibert gewünscht - also warum er sich recht plötzlich durchgesetzt und "verwirklicht" hat. Jetzt wo ich das so schreibe, habe ich eigentlich noch mehr offene Fragen...
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Das Buch hat mich in der Bahnhofsbuchhandlung angelacht, und ich konnte mich noch ganz dunkel an eine Rezi hier erinnern. Also kam es mit, als Zugbuch (da ich so clever war, alle Bücher in den Koffer zu packen).


    Anfangs haben mich die Schimpfwörter in Francks Vokabular leicht gestört, aber es passt irgendwie zu seiner Person und macht ihn "echt". Überhaupt kommen mir die Figuren sehr real und ehrlich vor, so verschieden sie auch sind. Man muss sie einfach mögen, mit ihren Macken und ihrer Vergangenheit, die nach und nach erzählt wird. Ein Club vom Schicksal gebeutelter, so beschreibt es Camille einmal.


    Es ist kein Liebesroman, und auch kein "lustiges" WG-Buch. Es geht um Freundschaft und Unterstützung, um den Einsatz für andere Menschen - denn die vier schaffen es, sich gegenseitig aus der Misere zu ziehen. Die Stimmung ist daher auch oft leicht melancholisch, manchmal aber auch sehr traurig oder einfach nur schön.


    Der Roman wird in vielen Episoden erzählt, die manchmal auch nur ein paar Sätze lang sind - und manchmal war ich etwas verwirrt wer da jetzt redet bzw. wem welcher Satz "gehört".
    Gleichzeitig ist es aber auch fesselnd geschrieben, ich war schnell in der Geschichte drin und wollte das Buch am liebsten nicht mehr weg legen. Die Verbindungen zu Musik, Malerei, Büchern und Blumen haben mir gut gefallen, auch wenn ich nicht alles verstanden habe.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Seychella:


    "Der Roman wird in vielen Episoden erzählt, die manchmal auch nur ein paar Sätze lang sind - und manchmal war ich etwas verwirrt wer da jetzt redet bzw. wem welcher Satz "gehört". "


    Der Meinung bin ich auch. Das ist für mich allerdings auch der einzige Minuspunkt für das Buch.
    Es ist sehr lebensnah und fesselnd geschrieben. Sonst lese ich eigentlich andere Bücher aber "Zusammen ist man weniger allein" musste ich einfach haben und es lohnt sich, wenn man sich nicht so sehr am etwas gewöhnungsbedürftigen stil stört.


    Ich gebe 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    MfG Fine

    Einmal editiert, zuletzt von Fine ()

  • Die Geschichte der vier "Außenseiter" hat mich sehr fasziniert. Camille als Hauptfigur war mir von Anfang an sympathisch. Während des ganzen Buches habe ich mit den Protagonisten mitgelebt, getrauert, gezetert, gelacht.... Durch die kurzen Kapitel und die flotte Schreibweise hatte ich das Buch bedauerlicherweise ziemlich schnell aus.


    Ein kleiner Punktabzug gibt es auch bei mir, da man - wie bereits erwähnt - bei einigen Dialogen nicht immer genau weiß, wer da gerade spricht. Aber auf jeden Fall ein Geheimtipp für einen gemütlichen Sonntag oder einen schönen Urlaubstag.


    Das Buch ist auch mittlerweile verfilmt worden und kommt im August in unsere Kinos. Wen wundert's da noch, dass Camille von Audrey Tautou (Hauptdarstellerin von "Die fabelhafte Welt der Amélie") gepielt wird. Ich finde, diese Besetzung passt haargenau. Genau so habe ich mir beim Lesen Camille auch vorgestellt.


    LG Murkxsi

    Mein Lebensmotto: Leben und leben lassen!

  • Hallo zusammen,


    am Dienstag habe ich eine Pressevorführung des am 16. August startenden Films Ensemble, c´est tout gesehen.
    Ich fand ihn ganz herrlich, vor allem aber ausgesprochen gut besetzt! Kurzum, ich möchte ihn Euch gerne ans Herz legen... Man fühlt sich gute 90 min hervorragend unterhalten (wegen mir hätte der Film gerne auch noch länger gehen können), ohne dass dabei langweilige Szenen oder Kitsch auftreten.


    Ein schöner Film für einen verregneten Sommerabend!


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo Valentine!



    Wer spielt da alles mit?


    Audrey Tautou (= Camille)
    Guillaume Canet (= Franck)
    Laurent Stocker (= Philibert)
    Françoise Bertin (= Paulette)


    Alle vier sind ganz großartig - besonders gefällt mir aber die anfängliche Männer-WG. Franck wird wunderbar Filou-mäßig gespielt... :zwinker:
    Bei Audrey Tautou hatte ich etwas Bedenken, ob ich ihre Amélie-Rolle ablegen kann (was sie allerdings ganz locker macht und dadurch konnte ich sie auch ausblenden), die anderen SchauspielerInnen kannte ich überhaupt nicht.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Super, danke für den Tipp dubh, den werde ich mir sicherlich anschauen, wenn er anläuft! :smile:

    smiley-channel.de_lesen020.gif:<br />Zeruya Shalev- Mann und Frau

  • Anna Gavalda erzählt die Geschichte von vier Menschen, die eines gemeinsam haben: Ihre Einsamkeit.
    Camille, die schon vor Jahren zu essen aufgehört und ihre Leidenschaft, die Kunst, aufgegeben hat, obwohl ihr hier eine vielversprechende Karriere bevorgestanden hätte. Stattdessen führt sie ein zielloses Halbleben in einer nächtlichen Putzkolonne.
    Philibert, in die Welt der Vergangenheit so tief eingetaucht, dass er unfähig ist, in der Gegenwart zu leben, jeder zwischenmenschliche Kontakt schüchtert ihn so sehr ein, dass er ins Stottern gerät. Gleichzeitig hat er mit seiner gefühlskalten Adelsfamilie zu kämpfen.
    Der Koch Franck, der seine Gefühle hinter einer Fassade aus Grobheit und Wut versteckt, der sich müde von Tag zu Tag schleppt.
    Und schließlich seine Großmutter Paulette, die ihr Zuhause, ihren geliebten Garten verlassen muss, um in einem grauen trostlosen Altenheim ihre letzten Tage zu fristen.
    Sie alle stehen vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens und sind zu schwach, hoffnungslos, des Lebens zu überdrüssig, um ihn alleine wieder aufzukehren. Der Zufall führt sie nun zusammen in eine Wohngemeinschaft, es wird gestritten, geredet, geliebt, geweint und gelacht und allmählich sieht jeder für sich wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer.
    Mit einfachen Worten gelingt es der Autorin tiefe Gefühle auszudrücken, ließ mich mitfühlen mit den Charakteren, die auf den ersten Blick vielleicht etwas konstruiert und klischeehaft wirkten. Es ist ein leichtes, kurzweiliges Buch, das vor allem eins ist: Nett. Aber nicht mehr.