Karl Olsberg - Mirror

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  • "Mirror"


    von Karl Olsberg


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    Veröffentlicht am 15.8. 2016 im Aufbau Verlag



    etwas abgewandelte Kurzbeschreibung :


    Dein Mirror kennt dich besser als du selbst.
    Er tut alles, um dich glücklich zu machen.


    Wie digitale Spiegelbilder wissen Mirrors stets, was ihre Besitzer wollen, fühlen, brauchen. Sie steuern subtil das Verhalten der Menschen und sorgen dafür, dass jeder sich wohlfühlt. Als die Journalistin Freya bemerkt, dass sich ihr Mirror merkwürdig verhält, beginnt sie sich zu fragen, welche Macht diese Geräte haben. Dann lernt sie den autistischen Andy kennen und entdeckt, dass sich die Mirrors immer mehr in das Leben ihrer Besitzer einmischen – auch gegen deren Willen.


    Als sie mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit geht, hat das unabsehbare Folgen …



    Meine Meinung:


    Der "Mirror" ist ein mobiles Gerät, ähnlich einem Smartphone mit Kopfhörer, Mini-Kamera und einem Sensorarmband, das jedem Nutzer einen virtuellen, personalisierten Zwilling zur Seite stellt. Dieser ist zugleich Internetanschluß, Anrufbeantworter, Lebensberater, gleichsam eine künstlich generierte innere Stimme, will der beste Freund des Menschen sein und wird auch so beworben. Je nach Veranlagung lassen sich die Menschen mehr oder weniger von ihrem Cyber-Spiegelbild beeinflussen.


    Erzählt wird die Geschichte anhand verschiedener Personengruppen. Da ist der autistisch veranlagte, aber sehr intelligente Andy, der nicht gerade besonders schlaue Lukas aus ärmeren Verhältnissen, der Kriminelle Jack und die Journalistin Freya, jeweils in ihrem entsprechenden Umfeld, nebst den Entwicklern des "Mirror", Eric und Carl. Deren Geschichten und Erfahrungen mit dem "Mirror" werden zunächst parallel erzählt, später laufen die Geschichten zusammen, der anfängliche Segensbringer funktioniert dann doch teilweise anders als erwartet und nicht jeder Anwender bemerkt dies auch, zu normal ist es bereits unreflektiert auf den kleinen Freund im Ohr zu hören.


    Das alles wird sehr spannend erzählt, sowohl wirtschaftliche, als auch technische Zusammenhänge werden interessant verpackt, die Story ist ein wahrer Pageturner, am liebsten hätt ich es in einem Rutsch gelesen.
    Besonders die Geschichte um Andy und seine Freundin fand ich ausgesprochen sympathisch erzählt und anhand dieser Geschichte entwickeln sich auch die interessantesten Fragen zum Thema "Möglichkeiten und Grenzen" technischer Unterstützung. Einerseits hilft der Mirror ihm anfangs mit seiner Umwelt besser in Kontakt zu kommen, andererseits laufen die Dinge sehr bald aus dem Ruder.


    Der Erzählstrang über den ziemlich schlicht veranlagten Lukas, der grad von seiner Freundin Ellen sitzengelassen wurde, obwohl er sich doch grad ein so schönes Tattoo mit ihrem Namen hat stechen lassen, ist mir zu dick aufgetragen und bedient wirklich alle Klischees, das hat mich doch öfter mal die Stirn runzeln lassen.

    Gegen Ende wirkt die ein oder andere Entwicklung und Zusammenführung der Charaktere konstruiert und die Ereignisse überstürzen sich zu schnell, es ist aber doch noch plausibel genug um trotzdem am Ball zu bleiben. Die meisten Charaktere bleiben durchwegs in ihren vorgegebenen Mustern um die Geschichte voranzutreiben, hatten aber noch genug Profil um lebendig zu wirken, insbesondere ein paar klug eingestreute Nebencharaktere haben geholfen den straffen, sich kontinuierlich zuspitzende Handlungsrahmen aufzulockern.


    Das Thema an sich ist zumindest für SienceFiction-Leser nicht neu und so ist die weitere Entwicklung dieser auf die Menschen losgelassene künstlichen Intelligenz "Mirror" nicht ernsthaft überraschend, nichtdestotrotz aber gut aufgebaut beschrieben und aufgrund der Tatsache das wir wohl wirklich recht knapp vor solchen technischen Möglichkeiten stehen hochaktuell.


    Mit den paar genannten Abstrichen war es aber trotzdem keine Minute langweilig; ein sehr unterhaltsamer Hightech-Thriller, der zum Nachdenken über aktuelle technische Neuerungen anregen kann.



    4ratten



    Vielleicht noch ganz interessant, daß "Mirror" nach Aussage des Autors so etwa wie ein Nachfolger eines seiner älteren Romane "Das System" ist, zwar inhaltlich eigenständig, aber mit ähnlicher Grundidee, angepasst an die aktuelle Internet- und Smartphone-Technik.


    Außerdem verweise ich noch auf einen ganz aktuellen Blogbeitrag des Autors, in dem er sich über das neue Google-Smartphone "Pixel" in Zusammenhang mit seinem Roman äußert. So schnell nähert sich die Realität der Fiktion.


    Und zu guter Letzt: Es gibt auf der Verlagsseite ein Prequel namens "Mirror Welt" zum kostenlosen Download, gibts aber auch bei den üblichen Ebook-Anbietern.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • „Dein bester Freund bist du selbst!“ So wirbt die Firma Walnut Systems für ihre neuen technischen Geräte, die Mirrors. Diese simulieren perfekt die Wünsche und Vorstellungen des jeweiligen Nutzers und begleiten sie so durch das Leben. Doch was, wenn dieser perfekte Lebensbegleiter gar nicht so perfekt ist?


    Thriller über Künstliche Intelligenzen haben schon immer eine große Faszination auf mich ausgeübt. Karl Olsbergs „Mirror“ macht da keine Ausnahme. Zunächst beginnt alles recht harmlos und man sieht sogar, wie so ein System manchen Menschen wirklich helfen kann, das Leben zu bewältigen. Besonders herausgreifen möchte ich hier die Geschichte des Autisten Andy, der mithilfe des Mirrors sogar lernt, eine Freundin zu finden.

    Doch mehr und mehr kommen die Schattenseiten und Ungereimtheiten der ganzen Technik zum Tragen, bis alles in einem eskalierenden Showdown gipfelt. Zwischen extremen Befürwortern, die in ihrer schmerzenden Naivität auch über Leichen gehen bis hin zu extremen Gegnern, die um ihr Leben kämpfen müssen, weil sie die Wahrheit erzählen, ist alles dabei.

    Das Erschreckendste an dem Roman ist jedoch, dass man sich immer wieder dabei ertappt, zu denken, dass das Ganze in mehr oder weniger naher Zukunft durchaus so passieren kann. Auch das Nachwort des Romans, bei dem ich einige Fakten gelesen habe, bei denen mir mulmig geworden ist, lässt einen eher nachdenklich darüber werden, ob der Inhalt des Romans wirklich fern jeglicher Realität ist, wie teilweise behauptet wird.


    „Mirror“ ist also eine eher grausame Dystopie über Verführungen, aber auch Grausamkeiten technischer Innovation, die nachdenklich macht. Dafür spreche ich eine Buchempfehlung und die Höchstwertung aus.


    5ratten

    :tipp:

    Hier ist mein SuB und mein SgB :)

  • Danke für die Rezi. Karl Olsberg ist immer gut; dieses Buch kenne ich noch nicht, aber ich habe es mir eben aus der Onleihe ausgeliehen. :) Ich mag, wie der Autor es immer schafft, technische Themen mit einer spannenden Handlung zu verknüpfen.

  • Gern! Nachdem mir "Boy In A White Room" von ihm auch total gut gefallen hat, ist er jetzt vollends auf meinem Schirm.


    Ich hab aber bloß noch "Das KALA-Experiment" auf meinem SuB... mal schauen, ob ich mir da nicht doch noch was besorge :D

    Hier ist mein SuB und mein SgB :)