Carlos Ruiz Zafon - Das Labyrinth der Lichter

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  • Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es hier richtig eingeordnet ist ;)


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    Nach Barcelona in den kalten Wintertagen des Jahres 1959 entführt uns das Werk von Carlos Ruiz Zafon. Alicia kehrt in ihre Heimat zurück, um das verschwinden des einflussreichen Ministers Mauricio Valls aufzuklären, Ein Buch, dass sich in dessen Besitz befand führt sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne und tief in das Herz des Friedhofs der Vergessenen Bücher.


    Dies ist ein neues Buch aus Zafons Reihe rund um den Friedhof der vergessenen Bücher. Ich startete mit diesem Buch als ein Zafon-Neuling, der noch keines der Vorgängerbücher gelesen hatte. Doch da das Buch ausdrücklich auch ohne Kenntnisse der Vorgänger gelesen werden könne, habe ich mich ins Abenteuer gestürzt.


    Vornweg, ich habe etwas anderes erwartet, als das, was ich letztendlich gelesen habe. Alles, aber keine solch actiongeladene, krimiangehauchte und dramatische Geschichte, wie die über Alicia und Vargas letztendlich war.
    Doch von vorn.
    Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut, was nicht zuletzt an Zafons angenehmer Sprache lag. Er schafft es, den geneigten Leser zu entführen. Ständig fand ich mich in den Straßen von Madrid oder Barcelona wieder, stöberte in der Buchhandlung von Semper & Söhne und gruselte mich, wenn es in die düsteren Abgründe der Vergangenheit ging. Zafon schreibt nicht leicht und flockig, trotzdem schön und ausschweifend. Manchmal überbordend. Es ist vergleichbar mit einem schweren Rotwein, aus einem guten Jahrgang: Der geneigte Leser (oder Trinker) muss sich auf das, was ihm geboten wird, einlassen können und die Geschmacksnuancen herausfiltern. Über lange Strecken konnte ich den Stil genießen, manchmal fing er jedoch an, das Buch unnötig in die Länge zu ziehen. Besonders in der Mitte hätten ein paar Seiten weniger die Spannung deutlich erhöht.
    In der Mitte des Buches knickte der Spannungsbogen das ein oder andere Mal ein, wie um Luft zu holen um dann erneut Fahrt aufzunehmen. Das ist bei einem Buch von solchem Umfang nicht unnormal, besonders da Zafon seine Charaktere sehr tief ausbaut, die Figur unterkellert und kleine Erker hinzufügt. Trotzdem hätten einige Seiten weniger der Tiefe des Romans keinen Abbruch getan.
    Alicia und Vargas waren meine Highlights in dem Buch. Ihre Gespräche hauchten der Geschichte Leben ein und ich hatte das Gefühl, mit jedem Wort, das Alicia Preis gab, etwas mehr über diese Figur zu erfahren. Alicia ermittelt im Fall Valls in Barcelona, sie ist tough, rau und gleichzeitig verletzlich und deckt eine düstere Verschwörung auf, die sie selbst in höchste Gefahr bringt. Und all jene, die sie liebt. Das macht sie in meinen Augen zu einem spannenden Charakter! Vargas scheint da schon wesentlich abgeklärter, und dieser Gegenpol, den Zafon zu Alicia angelegt hat, tut dem Buch sehr gut.


    Das ganze Buch hindurch hatte ich das Gefühl, in den engen Gassen Barcelonas zu wandeln. Der Hauch Phantastik oder Schicksal, der im „Labyrinth der Lichter“ steckt, gibt dem Feeling einen dunklen, düsteren Touch.


    War das Labyrinth der Lichter nun das, was ich erwartet hatte? Mitnichten, aber fasziniert hat es mich alle Mal. Zu manchen Zeiten entwickelte es eine Sogwirkung, manchmal schleppte es sich. Ich persönlich benötigte Muse für dieses Buch, die nicht immer vorhanden war. Es ist kein Buch für Nebenbei. Aufgrund der Längen im Buch vergebe ich knappe 4 Sterne, empfehle das Buch aber jedem, der sich auf eine düstere Geschichte, gepaart mit einer wundervollen Sprache, einzulassen vermag.

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • LizzyCurse: ich habe den Thread zur Unterhaltungsliteratur umgetopft, weil dort auch die anderen Bücher des Autoren eingeordnet sind :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • LizzyCurse: ich habe den Thread zur Unterhaltungsliteratur umgetopft, weil dort auch die anderen Bücher des Autoren eingeordnet sind :smile:


    Alles klar, vielen lieben Dank :smile: Die anderen Bücher von ihm hab ich nicht gesehen ^^

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • Aus dem Lesetagebuch


    Mit "Das Labyrinth der Lichter" öffnet Carlos Ruiz Zafón zum letzten Mal das Tor zum Friedhof der Vergessenen Bücher.


    Von der ersten Seite an hat Zafón mich wieder gepackt. Auch hier erkenne ich die wunderbare Erzählweise, die ich von ihm so liebe, wieder. Barcelona hat mich wieder, es sind die dunklen Tage des Franco-Regimes und wir treffen Daniel und seine kleine Familie und Fermin wieder.


    Und eines weiß ich jetzt schon: irgendwann, in ein paar Jahren, werde ich sie alle noch einmal lesen.

    Ich habe mir ja überlegt, bis ungefähr 75 Jahren neue Bücher zu lesen. Ab dann möchte ich, so denn meine Augen mitmachen, noch einmal all die Lieblingsbücher genießen, die es nach dem ersten Lesen wieder zurück ins Regal geschafft haben.


    Mittlerweile bin ich auf Seite 328 von 939. Um das Buch auch richtig genießen zu können, lese ich immer nur, wenn ich mindestens eine Stunde Zeit habe. Da ich heute und morgen frei habe, werde ich wohl einige Seiten schaffen.


    Besagte Alicia hat es nicht leicht. Nach einem Kriegserlebnis, bei dem sie sehr schlimm verletzt wurde, lebt sie mit täglichen Schmerzen und auf Medikamente angewiesen.


    Mit ihrem Arbeitgeber ist sie auf der Suche nach Minister Mauricio Valls, der, wie wir als Leser*in erfahren, in einem Verlies gefangengehalten wird. Derzeit arbeitet Alicia mit Vargas zusammen.


    Gerade bin ich über einen Fehler im Buch gestolpert. Valls und Vargas wurden in dem Buch verwechselt. Ich weiß nicht, ob der Fehler vom Autor selbst oder bei der Übersetzung geschehen ist. Jedenfalls habe ich mich gerade gewundert, wie Alicia mit Valls unterwegs sein kann.


    Ich weiß noch nicht, ob ich noch weiter was zu dem Buch schreibe. Bin ein bisschen aus der Übung mit dem Tagebuchschreiben. Mall schaun.


    Ich weiß nicht, ob es ein Vor- oder Nachteil ist, dass ich so gut wie keine Thriller lese. Soeben hat sich jemand als Mörder entpuppt, von dem ich es nicht angenommen habe und die Szene war richtig brutal beschrieben, sodass es mir kalt den Rücken runterlief und ich fast vergessen habe, Luft zu holen. Im Laufe der Geschichte hat man öfter von seinen Gedanken lesen können, dass er sich Alicia bis zum Schluss aufhebt und dass ihr Ende ganz besonders grausam sein wird und er sich mit ihr alle Zeit der Welt nehmen würde. Einer von zwei Männern, die ihr derzeit zur Seite stehen, ist jetzt tot und für mich wird es immer spannender, weiterzulesen.


    250 Seiten fehlen mir von noch und es wird jetzt richtig spannend. Alicia wurde brutal zusammengeschlagen und einige Menschen helfen ihr und gerade wurde sie ein zweites Mal zum Friedhof der verlorenen Bücher gebracht. Ich bin äußerst gespannt, wie es weitergeht. Morgen früh werde ich es wissen.


    Das Buch gefällt mir genauso gut wie seine Vorgänger. Und obwohl man jedes einzeln für sich und egal, in welcher Reihenfolge lesen kann, laufen in diesem letzten Buch des Friedhofs der vergessenen Bücher alle Fäden zusammen und lassen noch einmal alle Figuren dieses Universums auferstehen und ihre Geschichten erzählen.


    Geschichten, die nicht immer schön waren, die traurig waren und von Verzweiflung sprachen. Es gab viele schöne Sätze, doch diesen finde ich einfach am schönsten:


    "Eine Geschichte hat weder Anfang noch Ende, nur Eingangstüren."