Peter F. Hamilton - Schwarze Welt (Das dunkle Universum 2)

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    "Schwarze Welt" von Peter F. Hamilton
    Reihe: "Das dunkle Universum", Band 2
    Original: "The Dreaming Void", Teil 2


    Der nichtssagende Klappentext:


    Inmitten des intersolaren Commonwealth schwärt ein riesiges schwarzes Loch. Langsam verschlingt es Stern um Stern. In seinem Inneren: ein fremdartiges Universum, wo die Gesetze der Physik Kopf stehen. Manche Menschen glauben, man könne in diesem Universum ein perfektes Leben führen, und brechen zu einer Pilgerfahrt auf. Andere Völker sehen in den Pilgern eine unberechenbare Gefahr, die zum Wachstum des schwarzen Loches führt. Sie wollen die Pilger aufhalten. Um jeden Preis ...


    Rezi:


    Da der Verlag den Originalband für den deutschen Markt geteilt hat, geht die Handlung des ersten Bandes "Träumende Leere" direkt weiter. Neue und altbekannte Figuren kommen dazu, die Handlung ergibt wesentlich mehr Sinn, weil man endlich durchzublicken glaubt.


    Die Living-Dream-Bewegung hat eine Pilgerfahrt ins Zentrum der Galaxis beschlossen, wo eine Art künstliches Schwarzes Loch, die sogenannte Leere, lauert. Die Furcht, diese Pilgerfahrt könnte die nächste Expansion der Leere auslösen und die Galaxis ernsthaft bedrohen, ist allgegenwärtig. Die nicht mehr ganz menschliche Regierung des Commonwealth sowie einige Alien-Rassen versuchen, Living Dream zu stoppen.
    Paula Myo, die unbestechliche Ermittlerin aus der ersten Commonwealth-Reihe, arbeitet seit vielen Jahrhunderten für die Regierung und soll sich nun um die Bedrohung durch Living Dream kümmern. Dafür muss sie den "zweiten Träumer" finden, einen Menschen, der Träume aus der Leere empfängt und seit dem Verschwinden des ersten Träumers Inigo den einzigen Schlüssel zur Leere darstellt. Auch andere Spieler sind hinter dem zweiten Träumer her, einige, um ihn vor Living Dream zu schützen, andere, um ihn zu beseitigen, widerum andere, um ihn zu benutzen.
    Unterdessen versucht Justine Burnelli hinter die Absichten bestimmter Fraktionen der ANA, dem unüberschaubaren Netzwerk der postphysischen Menschen, zu kommen.
    Der Physiker Troblum, ein von dem Prime-Krieg besessener Sammler, tüftelt an neuen Technologien, muss aber feststellen, dass sein Leben in Gefahr ist.


    Nicht alles, was hier in diesem Band geschieht, ist gleich interessant. Die Suche nach dem zweiten Träumer finde ich persönlich viel spannender als die Abenteuer von Troblum, der sich mit der falschen Fraktion anlegt. Edeards Leben und Aufstieg finde ich elend lang. Nach wie vor gibt der Delivery Man Rätsel auf, wer ist dieser Mann ohne Namen? Und was ist mit Aaron, der zwar einen Namen hat, dieser aber nicht sein richtiger ist, weil seine Vergangenheit künstlich gelöscht wurde? Für wen arbeitet er? Warum sucht er nach Inigo?
    Spannend ist ebenfalls die Geschichte um Gene Yaohui alias Oscar Monroe, der sich in seinem neuen Leben langweilt und auf ein Angebot Paulas eingeht. Hier gibt es ein kniffliges Zusammentreffen, denn Paula hat höchstselbst für die über tausendjährige Haft des Ex-Terroristen Oscar gesorgt.


    Damit wären wir wieder bei den Zeiträumen, die für Hamilton nicht gewaltig genug sein können, wie es scheint. Allerdings schafft er es, einem klar zu machen, dass eintausend Jahre für die Menschen der Zukunft nicht so gigantisch groß ausfallen wir für einen normalen Menschen aus dem 21. Jahrhundert, weil der Zukunftsmensch nahezu unsterbich ist und in eben solchen Zeiträumen denkt. So skeptisch ich zu Beginn der Geschichte auch war, inzwischen hat Hamilton mich eines anderen belehrt.
    Gut finde ich auch, dass der Autor nicht einfach ein paar Figuren aus der ersten Romanreihe genommen und hierher verpflanzt hat. Die Figuren haben durchaus eine Entwicklung durchgemacht, was mich besonders in Paula Myos Fall fasziniert und amüsiert hat.


    Ich habe mir meine Rezensionen zu den zehn anderen Hamilton-Büchern hier im Forum nochmal durchgelesen und nicht ohne Verblüffung festgestellt, dass ich die jeweils ersten Bände der Reihen anfangs ebenfalls recht unverdaulich fand. Wenn ich heute an die erste Commonwealth-Reihe denke, empfinde ich das ganz anders. Es besteht also noch Hoffnung für das dunkle Universum.


    4ratten


    ***
    Aeria

  • ich häng mal meine heutige Rezension hierzu mit hier rein, auch wenn der Reread wieder mit der englischen Ausgabe erfolgte, die ja die beiden deutschen Bände umfasst.



    Ich liebe ja das Universum, das Hamilton mit seiner Commonwealth Saga erschaffen hat. Mit der Void-Trilogie kehren wir zurück in dieses Universum, allerdings 1000 Jahre nach den Ereignissen von Judas Unchained (in Deutsch auf zwei Bücher aufgeteilt „Der Entfesselte Judas“ und „Die Dunkle Festung“). Hier empfiehlt es sich übrigens, die vorherigen Commonwealth-Romane zu lesen, bevor man sich an die Void-Trilogie wagt, weil doch einige Figuren aus diesen Romanen wieder auftauchen und auch die Ereignisse aus Pandora’s Starund Judas Unchained gespoilert werden können.


    Hamilton gehört zu den Schriftstellern, die gerne ‚labern‘. Das finden viele Leser lästig, weil seine Romane schon arg dicke Wälzer sind und man bei manchen Storylines das Gefühl haben kann, dass sie nur dazu da sind, das Buch noch dicker zu machen. Ich gehöre allerdings zu der anderen Sorte Leser, die hier Hamiltons Angebot, in eine gigantische Welt einzutauchen, mit Begeisterung annehmen. So hat mich bisher noch keiner seiner Romane gelangweilt. Urteil zur Chronik der Faller-Duologie steht allerdings noch aus, da bis jetzt ungelesen. Ich liebe Hamiltons geschaffene Welten und seinen Hang dazu, in epischen Dimensionen zu denken. Dabei ist wirklich alles episch. Nicht nur die Zahl der bewohnten Welten und die ausufernde Masse an Figuren, sondern auch die von ihm erdachte Technologie und die damit verbundene Langlebigkeit der Menschen sowie ihre Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Strukturen.


    Ja, seine Bücher sind gigantisch und so manch ein Leser gibt bei so manch zäher Passage auf. Wer allerdings dran bleibt, wird in der Tat belohnt.


    Da sind wir nun also und folgen erneut einer Vielzahl von Figuren auf einer noch größeren Zahl an Wegen. Da wäre zum Beispiel die Living Dream-Bewegung, eine fast religiöse, fünf Milliarden Seelen umfassende, Gemeinschaft, die von Inigo, dem ersten Träumer gegründet wurde. Inigo, der von einer Welt in der dunklen Leere träumte, in der Menschen ein einfachereres und schöneres Leben führen, und diesen Traum mit allen teilte. Die dunkle Leere, die nach Aussage der Raiel ganze Welten verschlingt, ähnlich einem großen Schwarzen Loch, und seit langem in ihrer Ausbreitung gestoppt hat. Inigo jedoch verschwand. Der nachfolgende Anführer der Bewegung, Ethan, plant einen Pilgerflug in die dunkle Leere. Und ab da nimmt alles seinen Lauf. Während die Living Dream-Anhänger auf Pilgerfahrt gehen wollen, stellen sich andere dagegen und behaupten, dass ein Flug in die Leere diese dazu veranlassen könnte, sich erneut auszubreiten und dabei die Welten des Commonwealth zu zestören.


    Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, die Pilgerfahrt zu stoppen und Inigo zu finden. Erschwert wird das Ganze, als ein zweiter Träumer auftaucht und erneut Träume von der Welt in der Leere mit den Menschen teilt. Niemand weiß, wer der zweite Träumer ist und es wird bald offensichtlich, dass dieser zweite Träumer der Schlüssel für einen sicheren Zugang zur Leere ist.


    Unterbrochen wird die Handlung im Commonwealth-Universum von Inigos Träumen, in denen wir Edeard folgen, der auf einer Welt in der Leere lebt und starke psychokinetische Fähigkeiten hat. Edeard, der in einem kleinen Dorf aufwächst, das von Banditen fast komplett zuerstört wird und der in die Hauptstadt Makathran kommt, wo er eine Ausbildung zum Constable macht. Seine Geschichte erinnert ein bisschen an das klassische „einfacher Waise hat außergewöhnliche Fähigkeiten und wird zum Helden“-Trope, das man in vielen Fantasy-Geschichten findet. Langweilig fand ich seine Storyline jedoch nicht mal ansatzweise, auch wenn hier der eine oder andere Leser anmerken könnte, dass sie nicht unbedingt so ausführlich hätte beschrieben werden müssen.


    Als Leser fragt man sich ja ständig, welche Figuren denn nun am Ende eine Rolle spielen werden. Und es wird auch schnell klar, wer der zweite Träumer ist. Trotzdem kommt man nicht umhin, allen Ereignissen gebannt zu folgen. Wer einmal in die Geschichte eingesogen wird, dem sei besonders bei der Lektüre der Deutschen Übersetzung empfohlen, beide Bücher zur Hand zu haben, denn Band 1 hört mittendrin abrupt auf und man will dann ungern warten müssen, bis der zweite Band verfügbar ist.


    Bei der englischen Version ist es natürlich nicht anders, aber hier ist das Ende nicht ganz so plötzlich wie bei der Deutschen Übersetzung.


    Alle Figuren und Handlungsstränge werfen besonders zu Anfang, viele Fragen auf und Hamilton lässt sich Zeit, diese zu beantworten. Wie ich schon schrieb, wenn man dran bleibt, wird man definitiv belohnt und Hamilton führt alles meisterhaft zusammen. Der nächste Band liegt schon bereit und die Vorfreude ist noch genauso groß, wie bei jedem vorherigen Lesen der Reihe.


    Was ich noch anmerken möchte ist, dass Hamilton in seine Geschichten ausschweifenden Sex einbaut. Nicht nur mal oder da einen One Night Stand sondern ganze Orgien mit Teilnehmern aus beiden Geschlechtern. Seine Darstellung der weiblichen Sexualität ist dabei unter Umständen sehr amüsant, aber man merkt schon, dass er sich arg Mühe gibt, nicht allzu klischeehaft vorzugehen. Erwähnenswert ist dabei auch besonders die Tatsache, dass er Beziehungen nicht nur im klassischen Stil darstellt, sondern auch hier durchaus Beziehungen zwischen zwei und mehr Partnern geführt werden, wobei nicht nur der typische Ein-Mann-mit-vielen-Frauen-Harem auftaucht, sondern diese Beziehung durchaus gemischt-geschlechtlich aufgebaut sind. Den Harem gibts aber natürlich auch. Wer sich mit solchen Darstellungen schwer tut, der sollte aber vielleicht doch besser die Finger von Hamilton lassen oder zumindest die ganzen Sex-Passagen (und es sind durchaus nicht wenige) überspringen.


    Fazit

    Eine weitere epische und spannende Weltraumoper aus der Feder des Scifi-Großmeisters. Von den Längen und dem ausschweifenden Erzählstil, dem umfangreichen Worldbuildiung und der schier endlos erscheinenden Zahl an Figuren sollte man sich wirklich nicht abschrecken lassen.


    5ratten

    ~~ noli timere messorem ~~