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Andrea Maria Schenkel, Als die Liebe endlich war
Taschenbuch bei Diana, Juni 2017
400 Seiten; EUR 9.99
ISBN 978-3-453-35953-6
Nachdem ich damals von Andrea Maria Schenkels Debüt "Tannöd" so angetan war, habe ich die Autorin eigentlich immer auf dem Schirm. Bei "Als die Liebe endlich war" stellt sich mir die Frage nicht, ob ich das Buch lesen möchte - das Thema hat mich sofort interessiert.
1938 flieht Familie Schwarz von Regensburg nach Shanghai. Wobei, ganz korrekt ist es nicht, da Erwin, das Familienoberhaupt, in Genua zurückbleibt - zu sehr hängt er an der Heimat. Seine Frau Grete und die beiden Kinder Carl und Ida hingegen machen sich auf die weite Reise nach Asien. Denn zu einer Zeit, in der viele Staaten, bei denen die Verfolgten Asyl beantragten, dieses abgelehnt haben oder aber lange Wartelisten veranlassten, war Shanghai einer der wenigen Orte auf der Welt, die Juden Zuflucht gewährten. Aus diesem Grund haben sich rund 14.000 deutsche Juden vor der Verfolgung in die damals geteilte Metropole retten können. Doch nicht nur die katastrophalen Zustände in der überfüllten Stadt, sondern auch die Ghettoisierung der Juden durch die Japaner ab 1942 zeigt, dass das Leben im Exil wahrlich kein einfaches war.
Nach dem Ende des Krieges zieht Carl in die USA und beginnt dort mit Emmi, die ebenfalls aus Deutschland stammt, ein neues Leben. Neben der Liebe ist vor allem die gemeinsame Sprache und der Wunsch nach einen Neustart die Basis für eine glückliche, 60 Jahre andauernde Ehe. Doch dann kehrt die Vergangenheit mit aller Macht zurück...
In Episoden wird die Geschichte erzählt - wir begleiten die Familie Schwarz durch Kriegswirren und die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, ebenso wie Carls Nachkriegsleben in den USA. Aber es gibt auch einen Strang, der von Erna erzählt, die während des Dritten Reiches in München bei ihrer Tante lebt.
Das alles wird von dem Blick auf das Ehepaar Carl und Emmi abgerundet, das 2010 noch einmal auf ihr Leben zurückblickt, ja, zurückblicken muss. Besonders diese Perspektive verdeutlicht noch einmal, was Krieg und Verfolgung mit den Menschen angestellt haben - selbst wenn sie es vielleicht nicht wollten und später zu verdrängen suchten.
Andrea Maria Schenkel schafft es wieder einmal, mit einer fast schon spröden Art und Weise ihre Geschichte zu erzählen und dabei die Figuren in den Fokus zu rücken. Mich hat dieser Roman und das Schicksal der Charaktere sehr ergriffen. Es gibt immer wieder Romane, die die Fakten aus den Geschichtsbüchern lebendig(er) machen und somit dazu beitragen, dass die schwärzesten Kapitel unserer Geschichte nicht in Vergessenheit geraten und auch nicht nur irgendein Thema in der Schule. "Als die Liebe endlich war" gehört zu diesen Büchern.
Fazit: Sehr lesenswert!