03 - Seite 175 bis Ende (ab "2011" bzw. Kapitel 15)

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  • Aber was mich tatsächlich enttäuscht hat, ist, dass nicht einmal der erwachsene Antoine Verantwortung übernehmen kann. Lieber bestraft er sich mit einer befremdlichen Beziehung... Nein, sorry, das verstehe ich überhaupt nicht (mehr).


    Mir fällt es auch schwer, das zu verstehen, aber ich denke schon, dass der Schlüssel zu seinem seltsamen Verhalten in seiner Erziehung liegt und dass er, so verquer das auch anmuten mag, denkt, dass er durch die lieblose Ehe mit Émilie für seine Tat an Rémi büßen kann und kein persönliches Glück verdient hat. Natürlich ist das auch in gewisser Weise feige und gleichzeitig bequem, er geht den Weg des geringsten Widerstandes, auch wenn er dafür seine Zukunftsträume und seine Beziehung zu Laura opfert.


    "Wir sehen uns dort oben" interessiert mich auch sehr. Das war ja auch das Preisträger-Buch.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Mir fällt es auch schwer, das zu verstehen, aber ich denke schon, dass der Schlüssel zu seinem seltsamen Verhalten in seiner Erziehung liegt und dass er, so verquer das auch anmuten mag, denkt, dass er durch die lieblose Ehe mit Émilie für seine Tat an Rémi büßen kann und kein persönliches Glück verdient hat. Natürlich ist das auch in gewisser Weise feige und gleichzeitig bequem, er geht den Weg des geringsten Widerstandes, auch wenn er dafür seine Zukunftsträume und seine Beziehung zu Laura opfert.


    Und geholfen ist damit auch niemandem. Anstatt sich so passiv zu verhalten, hätte er auch seinen einstigen Berufsplan weiterverfolgen können, als Arzt in ein Dritte-Welt-Land gehen und dort Kindern helfen. Damit verzichtet er auf Wohlstand, aber er hätte aktiv etwas gutmachen können. Vielleicht hätte er in jedem Sechsjährigen einen kleinen Rémi gesehen, aber das wäre wenigstens eine sinnvolle Art der Wiedergutmachung.

  • Da hast Du völlig recht. Leider schafft er es nicht, über seine eigene Schublade hinauszudenken. Auch, wenn er es eigentlich gar nicht will, bleibt er letztendlich doch Beauval und seinem Kuhkaffdenken verhaftet.

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    Leonard Cohen





  • Tja, Antoine geißelt sich letzten Endes selbst, oder? Warum nur heiratet er Émelie? Hätte er denn nicht - so er den Vaterschaftstest unbedingt vermeiden will - das Kind problemlos anerkennen und die Ehe dennoch ablehnen können? Oder denkt er etwa, er muss das alles tun, so wie seine Mutter das früher auch alles gemacht hat? Dann tut mir auch noch die nachfolgende Generation leid... Irgendwann muss man sich doch mal von solchen "Traditionen" trennen und sich weiterentwickeln, finde ich. Und Madame Courtin ist in meinen Augen ein glänzendes Beispiel dafür, wie man sich seinem Kind gegenüber nicht verhalten sollte.


    Ja, warum hat Antoine nicht einfach das Kind als seines anerkannt, aber Emilie trotzdem nicht geheiratet. Das wäre doch eine Möglichkeit gewesen. Weil er im Dorf dann 'untern durch' gewesen wäre? Weil sie ihn schief angesehen hätten? Oder auch um seiner Mutter willen? Ich sagte ja, dort waren die derart hinterm Mond daheim, man glaubt es nicht....

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren


  • Ja, warum hat Antoine nicht einfach das Kind als seines anerkannt, aber Emilie trotzdem nicht geheiratet. Das wäre doch eine Möglichkeit gewesen. Weil er im Dorf dann 'untern durch' gewesen wäre? Weil sie ihn schief angesehen hätten? Oder auch um seiner Mutter willen? Ich sagte ja, dort waren die derart hinterm Mond daheim, man glaubt es nicht....


    Antoine ist einfach unfassbar inkonsequent - egal aus welchen Gründen er nicht so handelt, wie wir es vorgeschlagen haben. :zwinker: Er hasst das Dorf und tut dennoch etwas, damit er dort nicht unten durch ist? Ich finde das würde zu ihm passen, ja.
    Zum Thema mit seiner Mutter: mag auch sein, aber irgendwann sollte man sich von seiner Mutter lösen (können) - vor allem wenn sie so handelt, wie Madame Courtin das all die Jahre gemacht hat. :rollen:

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Zum Thema mit seiner Mutter: mag auch sein, aber irgendwann sollte man sich von seiner Mutter lösen (können) - vor allem wenn sie so handelt, wie Madame Courtin das all die Jahre gemacht hat. :rollen:


    Das sollte man annehmen, aber man darf auch nicht unterschätzen, wie sich Altlasten aus der Kindheit einprägen können. Seine Mutter hat ihm immer vermittelt, dass er sie um keinen Preis enttäuschen darf, weil sie das womöglich umbringen würde. Ich nehme an, dass da ganz tief drinnen noch alte Glaubenssätze schlummern, die ihm von klein auf eingebleut wurden und die er nie losgeworden ist, weil er auch nie nur ansatzweise den Versuch unternommen hat, alles Erlebte aufzuarbeiten. Er hat ja immer nur verdrängt und sich nie seiner Vergangenheit gestellt, weder dem Vorfall mit Rémi noch der seltsamen Mutter.

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    Leonard Cohen






  • Seine Mutter hat ihm immer vermittelt, dass er sie um keinen Preis enttäuschen darf, weil sie das womöglich umbringen würde. Ich nehme an, dass da ganz tief drinnen noch alte Glaubenssätze schlummern, die ihm von klein auf eingebleut wurden und die er nie losgeworden ist, weil er auch nie nur ansatzweise den Versuch unternommen hat, alles Erlebte aufzuarbeiten.


    Auf jeden Fall! Es ist ein Teufelskreis - einerseits die tief verborgenen Gewohnheiten und Ansichten, andererseits das Erkennen der dörflichen Engstirnigkeit. Aber Antoine kann diese Erkennen eben nicht so mit seiner Mutter verknüpfen, dass er auch begreift, dass ein Abnabelungsprozess sehr wichtig ist.
    Irgendwie stelle ich mit den erwachsenen Antoine irgendwie immer in beigen - oder sagen wir gedeckten - Farbtönen, mit weißen Tennissocken und braunen Riemensandalen. :breitgrins:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Du bist ja fies :breitgrins: Wobei der Schnäuzer dazu ja auch irgendwie passen würde :elch:

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