02 - Seite 84 bis 171 (einschließlich Kapitel 14)

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  • Das mit dem Arzt ist so eine Sache. Fällt das unter das Arztgeheimnis, oder müsste dieser ihn dann bei der Polizei melden?


    Sind Ärzte nicht von der Schweigepflicht entbunden, wenn es um das Leben eines Menschen geht?


  • Sind Ärzte nicht von der Schweigepflicht entbunden, wenn es um das Leben eines Menschen geht?


    Das nehme ich auch an.


    Dass Antoine Angst hatte, dass der Arzt ihn verpfeifen könnte, kann gut sein. Vielleicht ist er aber auch schlichtweg nicht gewohnt, sich jemandem anvertrauen zu können.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich denke eher letzteres. Außerdem wurde der Druck der Entdeckung durch den Jahrhundertsturm genommen. Der Wald ist verwüstet, dass Rémi gefunden wird, ist ab dann eher unwahrscheinlich. Die Notwendigkeit, sich mit jemandem auszusprechen, ist nicht mehr in dem Ausmaß gegeben.

  • Ja, dadurch dass der Wald so sehr verwüstet war, würde wahrscheinlich niemand, zumindest nicht so schnell, Remi finden.

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Nun, diese beiden Unwetter, die über den Ort hinwegziehen sind ja fürchterlich. Eine einzige Katastrophe. Aber ich glaube wir dürfen nun davon ausgehen, dass Rémis Leiche nicht mehr auftaucht und falls doch, dann wird wohl nicht mehr festzustellen sein woran er starb. Ihm könnte ja auch etwas auf den Kopf gefallen sein bei dem Unwetter. Antoine wird wohl verschont bleiben, aber in ihm selbst wird das Bewusstsein einen Menschen getötet zu haben weiter toben.


    Es war schon schrecklich miterleben zu müssen, wie er versucht sich umzubringen, aber noch schlimmer ist für mich die Reaktion der Mutter, die zwar Dinge wahrnimmt, aber so tut als wären sie tatsächlich nicht geschehen. Für Antoine muss das noch viel schlimmer sein und dennoch ist seine Mutter (vermutlich ganz selbstverständlich) seine wichtigste Bezugsperson.

    Lesen ist meine Leidenschaft


  • Es war schon schrecklich miterleben zu müssen, wie er versucht sich umzubringen, aber noch schlimmer ist für mich die Reaktion der Mutter, die zwar Dinge wahrnimmt, aber so tut als wären sie tatsächlich nicht geschehen. Für Antoine muss das noch viel schlimmer sein und dennoch ist seine Mutter (vermutlich ganz selbstverständlich) seine wichtigste Bezugsperson.


    Ich denke, er redet sich ein, dass sie nichts gemerkt hat. Doch spätestens als er nach dem Selbstmordversuch den leeren Badezimmerschrank ohne die ganzen Medikamente entdeckte, musste ihm doch klar sein, dass sie Bescheid weiß. Wer sonst hätte die Tabletten entsorgen sollen?


    In gewisser Weise ist er an dieser Tat auch gereift, so komisch das klingt. Ein Stück seiner sorglosen Jugend ist buchstäblich mit einem Schlag dahin. Er weiß, dass er von ihr nicht viel Unterstützung erwarten kann, weil es ihre Kräfte übersteigen würde. Darüber zu schweigen ist ihm ohnehin lieber. Man merkt es auch daran, wie er in dem Sturm reagiert. Erst sorgt er dafür, dass das wichtigste Mobiliar nach oben kommt und dann wartet er zusammen mit seiner Mutter das Unwetter ab, gerade so, als müsse er sie schützen und nicht umgekehrt die Mutter das Kind.


  • Theo ist auf dem besten Weg, genauso zu werden wie die, die ihm dieses Verhalten vorleben. Ein unsympathisches Kind :rollen:


    Absolut!



    Dass aus geliebten Ritualen hohle Formsache werden, ist auch so etwas, das man beim Erwachsenwerden öfter erlebt, so wie es Antoine mit Weihnachten geht, das er jetzt noch weniger mag als sowieso schon und nur pflichtschuldig abspult. Symptomatisch, dass er sich nicht mal erinnern kann, was er der Mutter gekauft hat.


    Das fand ich übrigens sehr schade. Aber für meine Begriffe liegt dieses Empfinden von Antoine mehr im Verhalten der Mutter begründet, an ihrer äußeren Oberflächlichkeit.



    Ich frage mich, wie viel seine Mutter und der Arzt (auch einer, den die Dorfgemeinschaft außer in seiner Eigenschaft als Arzt nie so recht akzeptiert zu haben scheint) geahnt haben. Irgendwer muss ja die verstreuten Tabletten weggeräumt und auch den Rucksack wieder ausgepackt haben. Oder ist hier Antoines Erinnerung unzuverlässig? Auf jeden Fall scheint mir, dass sie mit ihrem Gerede von Magenverstimmung und Gemüsesuppe auch sich selbst beruhigen und sich einreden will, dass es ja nur eine ganz gewöhnliche Magenverstimmung ist.

    Ich glaube, dass beide etwas ahnen. Die Mutter wird wohl alles fort geräumt haben. Der Arzt ahnt, dass mit Antoine und der Magenverstimmung etwas nicht stimmt und spürt vielleicht auch, dass der Junge sich seiner Mutter nicht anvertrauen kann.

    Lesen ist meine Leidenschaft


  • Ich muss dem Autor wirklich Respekt zollen. Für mich hat er es geschafft an diesem schrecklichen Beispiel von Rèmis Verschwinden und Tod auf irgendwie subtile Art und Weise ein Gesellschaftsbild zu kreieren. Wie so sicherlich überall zu finden ist.
    Die Menschen sind durchaus betroffen und versuchen zu helfen, aber es schwingt auch eine ganze Menge Sensationslust und persönliche Motive in dieser Hilfe mit. Und sobald das nächste "Highlight kommt, noch dazu eins, was die Menschen sehr viel persönlichere betrifft, tritt das erste in den Hintergrund. Sehr schön hat der Autor das an der Beschreibung von Monsieur Desmend geschaffen, wie er da so mit herabhängenden Armen und kraftlos und resigniert am Rathaus steht.


    Ja, dieses Verhalten der Menschen ist zwar schlimm, aber realistisch und auch nachvollziehbar. In dieser Situation, in der nun alle Bewohner des Ortes stecken, ist jeder erst einmal mit dem eigenen Unglück beschäftigt. Vermutlich wäre das auch bei uns so. :redface: :redface: :redface:



    In gewisser Weise ist er an dieser Tat auch gereift, so komisch das klingt. Ein Stück seiner sorglosen Jugend ist buchstäblich mit einem Schlag dahin. Er weiß, dass er von ihr nicht viel Unterstützung erwarten kann, weil es ihre Kräfte übersteigen würde. Darüber zu schweigen ist ihm ohnehin lieber. Man merkt es auch daran, wie er in dem Sturm reagiert. Erst sorgt er dafür, dass das wichtigste Mobiliar nach oben kommt und dann wartet er zusammen mit seiner Mutter das Unwetter ab, gerade so, als müsse er sie schützen und nicht umgekehrt die Mutter das Kind.


    Stimmt. Aber in seinem Innern tobt eine Zerrissenheit und ob er wirklich so stark ist, wei er nach außen hier tut, bezweifle ich sehr.

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Da habe ich zwar beim Lesen gar nicht groß drüber nachgedacht, aber natürlich hast Du recht ... wenigstens ein paar Polizisten oder andere Helfer hätten nachts eigentlich weitersuchen müssen, statt Stunden zu verlieren.


    Und was mir gerade dazu noch einfällt: Warum hat man eigentlich erst über den Bürgermeister die Polizei gerufen? Also, wenn ich mein Kind vermissen würde, würde ich die 110 anrufen oder das städtische Polizeirevier. Funktioniert das in Frankreich nicht so?


  • Und was mir gerade dazu noch einfällt: Warum hat man eigentlich erst über den Bürgermeister die Polizei gerufen?


    Das ist eines der Dinge, die den Eindruck vermitteln, dass die Handlung Jahrzehnte früher spielt. So schnell, wie die Leute heutzutage ihre Smartphones zücken, geht im Notfall keiner mehr zur höchsten örtlichen Instanz, um es dort zu melden.

  • Ich habe das Gefühl, die Menschen sind bzw. waren dort noch etwas hinter dem Mond zu Hause. Smartphones waren damals noch nicht gang und gäbe. Handys natürlich schon, aber nicht jeder hatte eines.

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Aber wenigstens ein Telefon zu Hause hatten sie sicher.


    Vielleicht war das aber auch wieder so ein "wenn ich es nicht zugebe, ist es nicht passiert"-Ding und Rémis Eltern wollten sich nicht eingestehen, dass dem Kleinen etwas zugestoßen sein könnte. Auch wenn das natürlich extremst blauäugig wäre.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Vielleicht war das aber auch wieder so ein "wenn ich es nicht zugebe, ist es nicht passiert"-Ding und Rémis Eltern wollten sich nicht eingestehen, dass dem Kleinen etwas zugestoßen sein könnte. Auch wenn das natürlich extremst blauäugig wäre.


    Der Gedanke ist gar nicht so abwegig. Es gibt ja auch Kinder, die misshandelt werden und das total ausblenden können, so dass sie sich später nicht mehr daran erinnern. Wenn man als Mutter sofort die Polizei verständigt, ist das fast auch ein Eingeständnis, dass das Schlimmste passiert sein könnte. Je länger man eine Hoffnung aufrecht erhalten kann, desto weiter kann man Gewissheit hinausschieben.


  • Aber wenigstens ein Telefon zu Hause hatten sie sicher.


    Vielleicht war das aber auch wieder so ein "wenn ich es nicht zugebe, ist es nicht passiert"-Ding und Rémis Eltern wollten sich nicht eingestehen, dass dem Kleinen etwas zugestoßen sein könnte. Auch wenn das natürlich extremst blauäugig wäre.


    Ja, das denke ich auch. Und es ist ja nicht so, dass er sich nicht hätte verlaufen haben können. Und dann vielleicht ein Sturz, Bein gebrochen und dann liegt er da. Das hätte ja auch passiert sein können. Und eben auch abseits der Wege.

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Puh, dieser Abschnitt ist mir wirklich schwergefallen. Einerseits mag ich die eindringliche Art und Weise, mit der Pierre Lemaitre die Geschichte erzählt. Andererseits nervt mich der sexualisierte Blick, der von Antoine ausgeht.


    Denkt ein 12jähriger wirklich konkret darüber nach, dass das wogende Hinterteil der noch unreifen Valentine Sex und Scheitern gleichermaßen ausstrahlt? Ist die Vorstellung, dass der Pfarrer sich nackt, dickbäuchig und aufgedunsen in seiner Mönchszelle geißelt, tatsächlich glaubhaft? Oder die Vorstellung, dass Rémi seiner Mutter auf einem Stahltisch präsentiert wird? Woher weiß ein Kind, dass Tote in der Gerichtsmedizin auf einem solchen Tisch gelagert und untersucht werden?


    Versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass Antoine das Masturbieren vor kurzem entdeckt hat und ich kann durchaus nachvollziehen, dass die etwas ältere Valentine einen gewissen Reiz ausübt - aber so konkret? Für mich sind das Männerfantasien bzw. Vorstellungen, die einem erwachsenen Mann entspringen, nicht aber einem 12jährigen. Ja, Antoine entdeckt aktuell sein Interesse am anderen Geschlecht, aber ich denke, das dies nicht so überlegt stattfindet und sich deshalb auch nicht so schildern lässt.


    Entsetzt hat mich das Verhalten von Antoines Mutter nach seinem Suizidversuch. Der nicht sonderlich geliebte Arzt erkennt, was der angeblichen Magenverstimmung zugrunde liegt - aber warum zur Hölle tut Madame Courtin so, als wäre (fast) nichts geschehen? Sie räumt einfach die Medikamentverpackungen beiseite und damit ist alles nicht existent? Die spinnt doch richtig! Oder will sie sich selbst etwas einreden?


    Ansonsten gefällt mir dieser Ausbruch verschiedener Probleme in Beauval sehr gut, da ich sie für weitgehend plausibel und realistisch finde. Die Sorgen um die Arbeitsplätze, der plötzlich offen zu Tage tretende Hass gegen Kowalski, die Beurteilungen der allerkleinsten Details durch die Dorfbewohner... Es scheint fast so, als wäre das alles durch Rémis Verschwinden in einer Art von Vulkanausbruch offengelegt worden.

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Dass aus geliebten Ritualen hohle Formsache werden, ist auch so etwas, das man beim Erwachsenwerden öfter erlebt, so wie es Antoine mit Weihnachten geht, das er jetzt noch weniger mag als sowieso schon und nur pflichtschuldig abspult. Symptomatisch, dass er sich nicht mal erinnern kann, was er der Mutter gekauft hat.


    Wobei ich hier auch vor allem die Mutter in der Pflicht sehe. Dieser immergleiche Ablauf sowohl am Heiligabend als auch an Silvester: 22.30 Uhr Abendessen und zu 0.00 Uhr dann Geschenke oder Feier des Jahreswechsels. Sie spult einfach stumpf alles ab, geht null auf ihren Sohn und die aktuellen Geschehnisse ein. Madame Courtin ist der Situation selbst nicht gewachsen, aber mich stört, dass sie im Hinblick auf ihren Sohn keinerlei Anstalten macht, ihn irgendwie zu unterstützen. Also mal abgesehen von der Hühnerbrühe. :rollen:


    Immerhin darf Antoine die PlayStation behalten! Ich hatte ja schon arge Befürchtungen, als der Junge diese auspackt.


    Zitat

    Andererseits ist natürlich auch das eins dieser Dinge, mit denen ein heranwachsender Junge zu tun hat und die ihn verwirren und überfordern.


    Keine Frage, aber für mich ist der Blick auf die jeweilige Situation mehr eine aus Erwachsenensicht.


    Zitat

    Überfordert ist Antoine auch mit der Trauer von Rémis Vater und natürlich mit der gesamten Situation, er steckt immer noch in einem Spannungsfeld, solange Rémi nicht gefunden ist, und weiß nicht, was er sich wünschen soll, außer, dass es endlich vorbei sein möge. Als er die Tabletten geschluckt hat, tat er mir richtig leid.


    Das kann ich so unterschreiben. Antoine hat eine beinahe blühende Fantasie - was die Situation für ihn keinesfalls besser macht. Ich finde es dramatisch, dass er im Alter von 12 Jahren keinerlei Ausweg sieht... Er hat wirklich niemanden, dem er sich anvertrauen kann, keine Person weit und breit, der er vertraut und die ihm Hilfe bieten kann.
    Und dann wird noch nicht einmal sein überlauter Hilfeschrei gehört - ausgenommen vom Arzt. Aber der ist eben auch nicht wohlgelitten, daher (?) vertraut sich Antoine auch ihm nicht an. Das ist einfach unfassbar traurig.


    Zitat

    Irgendwer muss ja die verstreuten Tabletten weggeräumt und auch den Rucksack wieder ausgepackt haben. Oder ist hier Antoines Erinnerung unzuverlässig?


    Das glaube ich nicht, dass der gepackte Rucksack und die Blisterpackungen nur in Antoines Erinnerung existieren. Bislang habe ich die (Tag-)Träume oder Horrorszenarien von Antoine immer feinsäuberlich getrennt empfunden. Aber ich mag mich auch täuschen und das einfach nur für mich so getrennt gesehen.


    Zitat

    (Ich hatte nicht mehr auf dem Schirm, dass das so heftig war, obwohl ich mich noch an die TV-Bilder von fast komplett zerstörten Wäldern erinnern kann; allerdings wusste ich nicht mehr, dass nach Lothar noch ein Sturm kam.)


    Ich kann mich noch an eine Wanderung durch den Schwarzwald erinnern - Monate nach "Lothar" und dennoch waren etliche Verwüstungen noch immer erkennbar.
    Solch verheerende Zerstörungen nach Naturgewalten sind immer sehr, sehr bitter. Zum einen ist es natürlich immer gut, wenn es keine Schwerverletzte oder gar Tote gibt, aber die Verwüstungen des Zuhauses ist natürlich auch nicht schön.

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Dass dann der Sturm verheerend über Beauval hereinbricht, macht es der Mutter natürlich einfach, noch mehr zu verdrängen, denn natürlich muss dann erst einmal aufgeräumt, renoviert und ausgemistet werden. Da bleibt keine Kapazität, sich mit dem Seelenzustand ihres Sohnes zu beschäftigen.


    Genau das finde ich so unglaublich traurig. Der Eindruck, dass Madame Courtin weiß, dass sie sich um ihren Sohn kümmern sollte, ist in meinem Kopf existent. Warum sonst sollte sie - ohne jegliches Zögern - jede Gelegenheit sofort am Schopfe packen, um akribisch etwas zu unternehmen, nur nicht das Gespräch mit dem Sohn suchen?


    Da fällt mir etwas ein: sie nimmt ernsthaft ihren Sohn zur Suche nach Rémi mit? Ihr Sohn, der 12 Jahre alt ist und mit dem sie kein einziges vorbereitendes Wort gesprochen hat? Die Frau ist wirklich unfassbar verkorkst. :rollen:

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Der Sturm symbolisiert für mich ein wenig Antoines Stimmungslage. Er fängt erst langsam an und steigert sich dann ins Unermessliche. Genauso läuft es bei Antoine, auch wenn man es nach außen nicht wahrnimmt. Der Selbstmordversuch war bei ihm nicht nur der Schrei nach Hilfe, sondern wirklich die ultimative Lösung.


    Du hast Recht, Doris! Das ist wirklich ein guter Vergleich. Das Auge des Sturms, also die maximale Zerstörungskraft oder der Gipfel des Ereignisses - das ist im übertragenen Sinne der Suizidversuch Antoines. Ein starkes Bild.

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Andererseits nervt mich der sexualisierte Blick, der von Antoine ausgeht.


    Gut, dass es nicht nur mir so geht! Ich dachte schon, ich sei überempfindlich.


    Zitat

    Denkt ein 12jähriger wirklich konkret darüber nach, dass das wogende Hinterteil der noch unreifen Valentine Sex und Scheitern gleichermaßen ausstrahlt? Ist die Vorstellung, dass der Pfarrer sich nackt, dickbäuchig und aufgedunsen in seiner Mönchszelle geißelt, tatsächlich glaubhaft? Oder die Vorstellung, dass Rémi seiner Mutter auf einem Stahltisch präsentiert wird? Woher weiß ein Kind, dass Tote in der Gerichtsmedizin auf einem solchen Tisch gelagert und untersucht werden?


    Da finde ich den letzten Punkt noch am glaubwürdigsten. Das sieht man ja immer mal in TV-Krimis.


    Zitat

    Für mich sind das Männerfantasien bzw. Vorstellungen, die einem erwachsenen Mann entspringen, nicht aber einem 12jährigen.


    Genau!!



    Wobei ich hier auch vor allem die Mutter in der Pflicht sehe. Dieser immergleiche Ablauf sowohl am Heiligabend als auch an Silvester: 22.30 Uhr Abendessen und zu 0.00 Uhr dann Geschenke oder Feier des Jahreswechsels. Sie spult einfach stumpf alles ab, geht null auf ihren Sohn und die aktuellen Geschehnisse ein.


    Das stimmt. Sie ist dermaßen ein Gewohnheitstier, dass sie mit allem, was da nicht reinpasst, schlichtweg nicht umgehen kann und es lieber ignoriert, statt sich damit auseinanderzusetzen.


    Zitat

    Und dann wird noch nicht einmal sein überlauter Hilfeschrei gehört - ausgenommen vom Arzt. Aber der ist eben auch nicht wohlgelitten, daher (?) vertraut sich Antoine auch ihm nicht an. Das ist einfach unfassbar traurig.


    Das stimmt. Ich hatte den Eindruck, dass Antoine sich dem Arzt nicht anvertraut, weil er gar nicht auf die Idee kommt, dass das überhaupt möglich ist :traurig:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen