Corina Bomann - Winterblüte

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  • Dass sich das Trio Johanna, Christian und Barbara so gut versteht, das fühlt sich gut an.


    Ja, das gefällt mir bisher auch mit am besten an dem Buch.



    Noch was: gerade sehe ich nebenbei im Fernsehen eine Reportage, und da wurde gerade erzählt, dass die Heilige Barbara die Patronin der Bergleute ist. Ob das wohl für die Handlung noch wichtig wird?


    Dass das für die Handlung wichtig wird, glaube ich nicht, denn die baut sich ja vor allem um den Brauch mit diesen Zweigen herum auf. Ein zweiter Bezug wäre überflüssig.


    Ich hatte übrigens vorher noch nie von diesem Brauch mit den Barbarazweigen gehört. Es wundert mich auch, dass das an der Ostsee (eher protestantisches Gebiet) bekannt sein soll. Das würde sich allerdings dadurch erklären, dass unsere "Barbara" vielleicht aus einer anderen Gegend stammt (was man dann aber eigentlich auch an ihrer Aussprache hören müsste :confused:), denn Johanna kannte die Barbarazweige ja auch nicht.


    Ich überlege schon, ob ich morgen mal beim Kirschbaum vorbeiradle und mir einen Zweg abschneide. :breitgrins:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Nachtrag, hatte ich vergessen zu erwähnen: Ist euch auch aufgefallen, dass Christian blaue Augen mit goldenen Sprenkeln hat? :lachen:
    Darauf aufmerksam wurde ich durch diesen Thread.


    Wobei ich den Vergleich seiner Augen mit einer Sommernacht und funkelnden Sternen dann doch für leicht verfehlt halte. Was für ein Blau sollte das denn sein?

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  • Ach Kaluma, wie schön dass du auch dabei bist :klatschen:


    Ich bin heute Nacht bis S. 128 gekommen. Mein Wochenende war dann doch vollgestopfter als ich zuerst dachte. Aber das Buch liest sich so schnell und leicht, dass ich euch hoffentlich einholen kann.


    Ich war gerade mit Barbara auf dem Friedhof. Da wir kürzlich in der Familie einen Trauerfall hatten, hab ich mich dort sehr hineinversetzt gefühlt. Es kommen, wenn man sich wirklich auf die Trauer einlässt, wirklich Erinnerungen hoch, die einen umhauen können. Darum fand ich den Ohnmachtsanfall auch durchaus nachvollziehbar.


    Ich werde das Gefühl nicht los, dass Barbara von einer adligen Familie abstammt. Vielleicht trifft sie auf dem Ball jemanden mit dem sie verwandt ist?
    Andererseits wäre das schon ein wirklich sehr großer Zufall, wenn sie mit auf den Ball gehen dürfte. Dazu müsste sie ja erstmal privilegiert genug sein und momentan glaubt Augusta ja nicht einmal, dass sie keine Verbrecherin ist.



    Allerdings muss das Schiff sehr dicht am Ufer entlanggefahren sein, denn in der Ostsee im Dezember dauert es nur wenige Minuten (ich schätze maximal 20-30), bevor man stark unterkühlt wird, bewusstlos wird und möglicherweise stirbt. So muss Christian sie wohl sehr bald, nachdem sie angespült wurde, gefunden haben, auch wenn man bedenkt, wie schnell sie sich erholt hat. Falls sie überhaupt angespült wurde und nicht auf andere Weise an den Strand geraten ist!


    Das stört mich auch. Viel wahrscheinlicher wäre doch ein Überfall / Vergewaltigung oder Raub, bei dem sie bewusstlos geschlagen wird und dann am Strand abgeladen wird. Aber sie wurde nicht geschlagen und scheint nicht überfallen worden zu sein, auch wenn sie nur ein Nachthemd anhat.


    Dass die Mutter Augusta wie die böse Stiefmutter aus einem Märchen gezeichnet ist, find ich auch relativ überzogen. Andererseits waren Mütter früher eben strenger und durchsetzungsstärker, dazu waren sie wohl in ihrem Rollenbild auch verpflichtet. Damit aus ihren Kindern gesellschaftlich akzeptable Leute wurden und keine Skandale aufkamen, so erkläre ich mir das.


    Ich find die Geschichte ist sehr simpel geschrieben, aber sie gefällt mir. Eigentlich lese ich auch lieber anspruchsvollere Literatur, aber ab und zu darf es auch mal eine Geschichte sein, in der man einfach entspannen kann. Und man kann wirklich durch die Seiten fliegen und muss sich nicht ständig fragen: Wo fing dieser Satz eigentlich an und worum geht es insgesamt... das wär mir momentan ehrlich gesagt auch etwas zu viel :breitgrins:

  • Bis einschließlich Kapitel 26/S. 192



    Ich war gerade mit Barbara auf dem Friedhof. Da wir kürzlich in der Familie einen Trauerfall hatten, hab ich mich dort sehr hineinversetzt gefühlt. Es kommen, wenn man sich wirklich auf die Trauer einlässt, wirklich Erinnerungen hoch, die einen umhauen können. Darum fand ich den Ohnmachtsanfall auch durchaus nachvollziehbar.


    Ja, das kann ich auch gut nachvollziehen und auch, dass Barbaras Erinnerung dort einsetzt.



    Ich werde das Gefühl nicht los, dass Barbara von einer adligen Familie abstammt.


    Ich denke eher, dass sie die Tochter eines Gelehrten, Wissenschaftlers, Universitätsprofessors oder dergleich ist. Sie hat eine humanistische Bildung genossen, weiß vieles, und ist trotzdem nicht eingebildet und überheblich, wie es eine Adlige vermutlich wäre. Dass sie sich als Hausmädchen anstellen lässt, ist ein feiner Zug! Sehr anständig. Doch das und ihr bisher tadelloses Betragen reicht nicht, um Augustas Misstrauen zu zerstreuen. Was hat Augusta da nur für eine schlechte Erfahrung gemacht? Hat sich früher einmal eine Hochstaplerin in ihre Familie geschlichen, die sie dann bestohlen hat? Doch dass Augusta ihren Mann so im Griff hat, dass er tzrotz seiner Bedenken nachgibt, fand ich wiederum unglaubwürdig. Wenn der Hausherr sagt, sie ist ein Gast, dann sollte das doch gelten?


    Barbaras Bildung gemäßer wäre wohl eine Anstellung als Gouvernante, doch im Hause Baabe gibt es keine jüngeren Kinder. Ich bin gespannt, wie sie mit den anderen Hausangestellten und insbesondere mit der nervigen Hilda klarkommt. :rollen:


    Peter mit einer fremden Frau - dafür gibt es sicher eine Erklärung, aber zunächst muss natürlich mal ein bisschen Dramatik in die Handlung, daher war so ein Missverständnis dringend fällig, kann man ja verstehen. :breitgrins:


    Christians Vermutung, Barbara könne für scheintot gehalten und im Rahmen einer Seebestattung ins Wasser geworfen worden sein, halte ich nicht für zutreffend. Dann wäre sie bereits bewusstlos ins Wasser gekommen und vermutlich sofort ertrunken. Außerdem wüsste die Polizei dann Bescheid, denn so ein Todesfall auf einem sehr küstennahen Schiff wäre doch wohl gemeldet worden?


    Etwas verwirrend fand ich, dass zwischendurch mal die Rede von einer Gehirnerschütterung war, der Arzt jetzt aber explizit sagt, es gäbe keine Anzeichen für eine Gehirnerschütterung oder einen Schlag auf den Kopf (S. 191). Demnach muss die Amnesie offenbar wirklich von einer Unterkühlung durch Aufenthalt im Wasser herrühren.

    Ich habe mich jetzt eingelesen, werde das Buch aber sehr schnell durchlesen und wünsche mir als nächstes jetzt mal ein paar mehr Erinnerungen.

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  • Doch ich habe durchgehalten und wenn ich schnell lese, ist es erträglich. Viel mehr meckern will ich jetzt nicht, denn ich will euch den Lesespaß ja nicht verderben.


    Och, tu dir keinen Zwang an, ich finde du machst das sehr unterhaltsam. :breitgrins:


    Ja, einem kritischen Blick hält die Geschichte wohl nicht durchgängig stand, das sehe ich schon auch so. Aber ich hab gerade ein sehr anspruchsvolles, tiefsinniges und auch trauriges Buch hinter mir, so dass mir leichte und meinetwegen auch seichte Unterhaltung im Moment gerade recht ist. Da verzeiht man so einiges. :zwinker: Trotzdem finde ich es super, dass wir auch eine kritische Leserin mit in der Runde haben, die die Unzulänglichkeiten aufdeckt. :daumen:



    Und "Barbara" ist am Ende bestimmt keine arme Diebin, sondern eine Tochter aus einer hochgestellten Familie, die man wegen Erbstreitigkeiten oder dergleichen von einem Schiff aus ins Wasser geworfen hat. *spekulier* Und die dann doch für Christian standesgemäß ist. :zwinker:


    So stelle ich mir die Auflösung auch ungefähr vor. :breitgrins:



    Allerdings muss das Schiff sehr dicht am Ufer entlanggefahren sein, denn in der Ostsee im Dezember dauert es nur wenige Minuten (ich schätze maximal 20-30), bevor man stark unterkühlt wird, bewusstlos wird und möglicherweise stirbt. So muss Christian sie wohl sehr bald, nachdem sie angespült wurde, gefunden haben, auch wenn man bedenkt, wie schnell sie sich erholt hat. Falls sie überhaupt angespült wurde und nicht auf andere Weise an den Strand geraten ist!


    Ich halte die Sache mit dem Schiff auch so langsam für einen Irrweg, mal sehen, was der Autorin als Erklärung für Barbaras Unfall dient.



    Nachtrag, hatte ich vergessen zu erwähnen: Ist euch auch aufgefallen, dass Christian blaue Augen mit goldenen Sprenkeln hat? :lachen:
    Darauf aufmerksam wurde ich durch diesen Thread.


    Ja! Mir ist das auch aufgefallen und ich musste schmunzeln, allerdings wusste ich nicht mehr, wie der Thread heißt.



    Wobei ich den Vergleich seiner Augen mit einer Sommernacht und funkelnden Sternen dann doch für leicht verfehlt halte. Was für ein Blau sollte das denn sein?


    Ein Dunkles? :elch:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Ich werde das Gefühl nicht los, dass Barbara von einer adligen Familie abstammt. Vielleicht trifft sie auf dem Ball jemanden mit dem sie verwandt ist?
    Andererseits wäre das schon ein wirklich sehr großer Zufall, wenn sie mit auf den Ball gehen dürfte. Dazu müsste sie ja erstmal privilegiert genug sein und momentan glaubt Augusta ja nicht einmal, dass sie keine Verbrecherin ist.


    Das alles fühlt sich jetzt fast ein wenig wie „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ an, findet ihr nicht?



    Dass die Mutter Augusta wie die böse Stiefmutter aus einem Märchen gezeichnet ist, find ich auch relativ überzogen. Andererseits waren Mütter früher eben strenger und durchsetzungsstärker, dazu waren sie wohl in ihrem Rollenbild auch verpflichtet. Damit aus ihren Kindern gesellschaftlich akzeptable Leute wurden und keine Skandale aufkamen, so erkläre ich mir das.


    Ja schon, aber hier muss ich mal kaluma recht geben - man kann nicht einerseits eine strenge Original-Mutter aus der damaligen Zeit zeichnen, die Kinder aber mit durchaus neuzeitlichen Verhaltensweisen wie Widersprüchen und ähnlichem versehen; das wirkt für mich dann nicht stimmig.


    Und man kann wirklich durch die Seiten fliegen und muss sich nicht ständig fragen: Wo fing dieser Satz eigentlich an und worum geht es insgesamt... das wär mir momentan ehrlich gesagt auch etwas zu viel :breitgrins:


    Der Sprachstil gefällt mir auch recht gut; er ist nicht überladen, sondern griffig und schön zu lesen.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Bis einschließlich Kapitel 26/S. 192
    Ich denke eher, dass sie die Tochter eines Gelehrten, Wissenschaftlers, Universitätsprofessors oder dergleich ist. Sie hat eine humanistische Bildung genossen, weiß vieles, und ist trotzdem nicht eingebildet und überheblich, wie es eine Adlige vermutlich wäre.


    Stimmt, sie wirkt sehr belesen; da würde deine Vermutung schon ganz gut passen.



    Dass sie sich als Hausmädchen anstellen lässt, ist ein feiner Zug! Sehr anständig. Doch das und ihr bisher tadelloses Betragen reicht nicht, um Augustas Misstrauen zu zerstreuen. Was hat Augusta da nur für eine schlechte Erfahrung gemacht? Hat sich früher einmal eine Hochstaplerin in ihre Familie geschlichen, die sie dann bestohlen hat? Doch dass Augusta ihren Mann so im Griff hat, dass er tzrotz seiner Bedenken nachgibt, fand ich wiederum unglaubwürdig. Wenn der Hausherr sagt, sie ist ein Gast, dann sollte das doch gelten?


    Ich bin nach wie vor der Meinung, Augusta hat Barbara erkannt oder irgendeinen Gesichtszug in ihr. Da ist gleich am Anfang so eine Szene des Erkennens, ich glaube nicht, dass die zufällig so geschrieben wurde. Am Ende ist Barbara noch ein Ableger der Vandenboom-Familie :elch: das wäre aber dann auch für meinen Geschmack etwas zu viel konstruiert.



    Peter mit einer fremden Frau - dafür gibt es sicher eine Erklärung, aber zunächst muss natürlich mal ein bisschen Dramatik in die Handlung, daher war so ein Missverständnis dringend fällig, kann man ja verstehen. :breitgrins:


    Ja klar, das lief alles ein bisschen glatt bisher. :breitgrins: Das wird sich aber sehr schnell auflösen, wie ich vermute. Bis zum Ball muss doch wieder Einigkeit zwischen Peter und Johanna herrschen. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Bis Kapitel 33, Seite 247


    Die Begegnung von Peter und Christian kam zwar unerwartet an dieser Stelle, aber andererseits muss ja Bewegung in die Sache kommen. Peter weiß jetzt, dass es ein Problem gibt. Und Johanna reagiert ja später eher verstört auf die Nachricht, dass Christian ihm Bescheid gesagt hat. Mal sehen, ob Peter jetzt mal aus der Reserve kommt und erklärt, welches hübsche Mädel er da am Arm hatte.


    Beim Pastor wirds aber auch recht interessant; die Großmutter hatte also ein Kind, das sie nach einem Tag verlor, woraufhin sie sich selbst das Leben nahm. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir immer noch nicht alles über dieses dunkle Geheimnis wissen; vor allem, welche Rolle Vandenboom wirklich dabei hatte. Vielleicht konnte er gar nichts dafür, vielleicht hatte sie Kindbettdepressionen, und den Verlust einen Neugeborenen steckt man ja auch nicht so ohne weiteres weg. Andererseits wurde ja sogar wegen Mordes gegen Vandenboom ermittelt, ganz die gegenteilige Variante.


    Barbara macht ihre Erfahrungen als Hausmädchen, und natürlich kriegt sie Ärger durch Hilde, die sie ausspioniert und ihr auch noch böse Streiche spielt. Irgendwie fühlt es sich jetzt wirklich wie Aschenbrödel an. Andererseits kommen auch weitere Erinnerungen ans Tageslicht, zum Beispiel die Szene in der Bibliothek mit der Hauslehrerin und Barbaras Vater. Spätestens jetzt sollte auch dem letzten aufgehen, dass sie kein Kind aus einem bescheidenen Haus ist.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich bin gestern Abend noch fertig geworden, die letzten Seiten gingen wie im Flug dahin. Meine Eindrücke zum Abschluss gibts dann heute Abend. :smile:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich habe gestern auf ungefähr auf Seite 230 eine Pause gemacht und dann heute Nachmittag das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Gestern fehlte mir dann aber die Zeit noch online zu gehen. Es liest sich so simpel, dass ich keine Pause brauchte. Nur für die Runde hier tat es mir ein bisschen leid, weil ich dadurch so wenige Unterbrechungen hatte, zu denen ich dann was schreiben kann.


    Ein richtiges Fazit fällt mir grad nicht so wirklich leicht.
    Eigentlich passieren sehr viele Dinge in sehr kurzer Zeit und vor allem die Eltern erleben einen so intensiven Wandel ihrer Charaktere und Grundeinstellungen, dass mir das Ende etwas gewollt vorkommt.
    Natürlich soll es aber auch so vernünftige und nette Leute geben, die sich aus Liebe dazu entschließen von ihren verhärteten Fronten abzurücken.
    Es war dann insgesamt etwas zu märchenhaft und zu fantastisch, wie sich plötzlich alle lieb hatten. Sogar der Werber Berthold von Kahlden (?) findet dann Interesse an einer anderen, als Johanna ihn nicht will und Konsequenzen für die Familie scheint das nicht zu haben. Wozu dann der ganze Trubel vorher?
    War jetzt ganz nett zwischendurch. Wird aber nicht mein Lieblingsbuch!

  • Ich bin auch seit gestern abend fertig und raufe mir die Haare. Tja, was soll ich sagen...


    Es gibt, neben dem Eintreffen aller vorhersehbaren Dinge wie glücklicher Ausgang für alle Liebespaare etc., so viele Ungereimtheiten, dass ich sie gar nicht aufzählen kann. Wie einfach sich am Ende alles fügt ist ist nur eine davon. Ziemlich unglaubwürdig, wie alle plötzlich bereit sind, über Dinge zu sprechen, die vorher jahrzehntelang unaussprechbar waren. Wenn der alte Karl Vandenboom noch lebt, hätte man sich ja seine Version der Ereignisse um den Tod von Christians und Johannas Großmutter auch mal anhören können. Plötzlich sehen alle alles ein und jeder überwindet sein Kindheitstrauma... und das alles klärt sich nach höchster Dramatik auf wenigen Seiten. :rollen:


    Die größte Kröte, die der Leser zu schlucken hat, ist allerdings der Bär, der uns mit Helenas Sturz vom Schiff beim Schlafwandeln aufgebunden wird. Da wird auf einem Schiff ein Mädchen vermisst, wenige Kilometer weiter wird ein Mädchen aufgefunden, die Baabes hatten das doch der Polizei gemeldet - und wochenlang bringt niemand diese beiden Ereignisse in Verbindung? :wand:
    Auch zeitlich und örtlich kommt das meiner Meinung nach nicht hin. Wenn das Schiff unterwegs nach Rostock war, ist es wohl am 5. Dezember morgens dort eingetroffen und wenn Helena nachts ins Wasser fiel, muss das Schiff in der Nacht noch so weit von seinem Ziel weg gewesen sein, dass Helena den Aufenthalt im Wasser niemals überlebt hätte. Auch hätte sie nicht in Heiligendamm angespült werden können, denn das liegt eher westlich von Rostock und da kam das Schiff wohl kaum von Stockholm aus vorbei. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass Stürme an der Ostsee meist von West kommen, hätte sie viel weiter östlich angespült werden müssen.


    Helena ist also doch eine Adlige, als Grafentochter, da war ich mit meiner Vermutung also auf dem Holzweg. Warum ihr Vater sie loswerden wollte, wenn er dann die Gouvernante auch wegschickte, habe ich allerdings nicht verstanden. Solche Ungereimtheiten gibt es noch mehr. Warum träumt Johanna zum Beispiel plötzlich davon, das Gästehaus zu leiten? Und Argumente wie dass man die Kahldens nicht verärgern darf, zählen auf einmal nicht mehr, da kann ich Bina nur zustimmen. Am besten gar nicht darüber nachdenken, aber mich ärgert sowas einfach. :grmpf: Hier wird der Leser für dumm verkauft.


    Tja und sonst - die Guten sind sehr gut in diesem Buch und verzeihen alles, die Bösen ziemlich böse (Hilda musste ja nicht nur spionieren und lauschen und Helena üble Streiche spielen, sondern sie auch noch die Treppe runterschubsen - noch eins drauf und noch eins drauf :rollen:)
    Aber amüsiert habe ich mich, als Hilda sich in Gedanken fragte, ob Frau Baabe wohl ihren Mann angewiesen habe, sie zu belohnen. Hallooo? Angewiesen? Den Hausherrn? :vogelzeigen:


    Gefehlt hat mir am Ende nochmal eine Begegnung von Helena und Elsa, das wäre nett gewesen.

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  • Mir geht es wie euch, der letzte Abschnitt war dann einfach zu viel des Guten. Wie sich hier plötzlich Figuren völlig vom Saulus zum Paulus wandeln, das ist einfach nicht mehr glaubwürdig. Ich spiele hier vor allem auf Augusta an, die anfangs so streng und unnahbar gezeichnet wird; und diese Frau soll dann auf einmal so einen Schwenk machen? Nur noch das Wohl der Tochter im Mittelpunkt stehen und nicht mehr der Ruf der Familie und des Gästehauses? Die von Kahldens verärgern und der andere Bewerber war ja dann auch gleich abgeschrieben? Nein, das nehme ich der Autorin nicht ab und ich finde, da hat sie sich es ein wenig arg einfach gemacht.


    Dass Barbara/Helena eine Grafentochter ist, fühlt sich irgendwie nicht so toll an; mir hätte die Variante von kaluma mit der Gelehrtentochter viel besser gefallen. Zu einer Grafentochter passt die Bescheidenheit und Zurückhaltung nicht wirklich, das ist unstimmig. Warum sagt sie eigentlich den Baabes nicht Bescheid oder schickt ihnen zumindest eine kleine Nachricht? Ich fand ihr plötzliches Verschwinden sehr merkwürdig, und die Enthüllung ihrer Identität auf den Ball zu verlegen, war wohl für die Dramaturgie sehr verlockend, passt sich aber ebenso wenig in diesen unrunden Schluss ein wie vieles anderes.


    Die Erklärung für Peters Ausgang mit der fremden Frau war auch ziemlich lasch; dafür, dass Johanna solch ein Drama daraus gemacht hatte, löst sich das erstaunlich schnell und unkompliziert auf. Das hätte sie sich doch denken können, dass er in der gleichen Lage ist wie sie und sich mit von den Eltern ausgesuchten Heiratskandidatinnen konfrontiert sieht. Er selbst hat sich ja auch nicht beschwert, dass sie mit von Kahlden und dem anderen vekehrt.



    Die größte Kröte, die der Leser zu schlucken hat, ist allerdings der Bär, der uns mit Helenas Sturz vom Schiff beim Schlafwandeln aufgebunden wird. Da wird auf einem Schiff ein Mädchen vermisst, wenige Kilometer weiter wird ein Mädchen aufgefunden, die Baabes hatten das doch der Polizei gemeldet - und wochenlang bringt niemand diese beiden Ereignisse in Verbindung? :wand:


    Aber wirklich! Das funktioniert ja hinten und vorne nicht, so wie die Autorin das dargestellt hat. Und noch dazu, wo sie einen solch hochgestellten Vater hat, der lässt doch nichts unversucht, um seine Tochter wieder zu finden.


    Ja, so schön sich die Atmosphäre anfühlt und so sehr ich mit den Figuren mitfiebern konnte, die Handlung selbst hat wirklich erhebliche Fehler im Aufbau und funktioniert nicht wirklich gut. Das kommt vor allem am Ende zutage, denn dort offenbaren sich die Mängel, die die Autorin mit etwas Geschick hätte umgehen können. Schade eigentlich. Es hätte ein echtes Wohlfühlbuch werden können.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Ja, so schön sich die Atmosphäre anfühlt und so sehr ich mit den Figuren mitfiebern konnte, die Handlung selbst hat wirklich erhebliche Fehler im Aufbau und funktioniert nicht wirklich gut. Das kommt vor allem am Ende zutage, denn dort offenbaren sich die Mängel, die die Autorin mit etwas Geschick hätte umgehen können. Schade eigentlich. Es hätte ein echtes Wohlfühlbuch werden können.


    Das empfinde ich genauso. Soviel ich auch gemeckert habe, das Buch hatte trotzdem seine schönen und stimmungsvollen Momente, und eine positive Grundaussage.


    All diese Unkorrektheiten wären mit etwas mehr Genauigkeit nicht nötig gewesen.


    Nun habe ich mal ein Buch von der Autorin ausprobiert, von der wir etliche Bücher bei uns in der Bücherei haben, die auch alle wahnsinnig gern ausgeliehen werden und ständig unterwegs sind. Ich stelle aber fest, für mich ist diese Autorin nichts und ich werde wohl kein weiteres Buch von ihr lesen.

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  • Ich hab letztens “Sturmrose” von Corina Bomann gelesen, das war mein erstes Buch von ihr und hat mir recht gut gefallen; es geht um eine Geschichte auf Rügen - die Ostsee scheint ein bevorzugtes Setting von ihr zu sein. Atmosphärisch ebenfalls sehr gelungen, und mit dem Thema Flucht aus der DDR über die Ostsee mit einem durchaus ernsten Thema versehend; aber auch hier lösen sich die zwischenmenschlichen Konflikte am Ende mit einer Leichtigkeit auf, die nicht ganz real scheint. Jetzt hab ich ein weiteres über Tauschticket angefordert, “Sturmherz”, auf das ich schon gespannt bin.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Na, vielleicht gerate ich ja doch nochmal in Versuchung, der Autorin eine zweite Chance zu geben und lese mal die Sturmrose - die mich vom Thema her sehr anspricht (aber umso übler werde ich es wohl nehmen, wenn bei diesem Thema dann gepfuscht wird).
    Ich muss gleich mal nachforschen, wie alt Frau Bomann ist und ob sie die DDR-Zeit noch bewußt erlebt hat.

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  • Ich hab das Buch sogar besprochen, hier, und es heißt “Die Sturmrose... :redface:


    Das DDR- und Fluchtthema wurde absolut faszinierend präsentiert, aber die Rahmenhandlung dürfte auch bei dir so manchen Stirnrunzeln verursachen.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Andere Frage, was machen eigentlich eure Barbarazweige? Also mir geht es wie anfangs Johanna und Barbara, es tut sich rein gar nichts. Aber bis Heilig Abend sind ja noch ein paar Tage, vielleicht geschieht das kleine Wunder ja noch. :engel:

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  • Ich habe auch keinen abgeschnitten, obwohl ich seither an vielen Obstbäumen vorbeigekommen bin...
    Vielleicht mache ich das noch, das mit dem Treiben sollte ja auch später im Winter noch funktionieren und bei mir kommt es auf den Termin auch nicht so an, da ich ja bereits einen Mann habe. :zwinker:

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