Stefan Bollmann - Frauen und Bücher

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.569 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Zank.

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    Klappentext
    Lösen Bücher Revolutionen aus? Wussten Sie, dass Marilyn Monroe eine passionierte Leserin war? Dass Jane Austen nur Frauen für voll nahm, die Romane lieben? Oder dass vor 150 Jahren Eugenie Marlitt zur ersten Bestsellerautorin aufstieg?



    Frauen und Bücher gehören zusammen, insbesondere Frauen und Romane. Im 18. Jahrhundert, mit der zunehmenden Veröffentlichung von Belletristik, nahm die Leselust ihren Anfang und brachte ein wenig auch die Emanzipation ins Rollen. So mancher Mann wird mit Besorgnis beobachtet haben, wie ausdauernd manche Frauen Bücher geradezu verschlangen, sich mit den Protagonistinnen identifizierten und teilweise selbst zur Feder griffen. Literatur war plötzlich mehr als ein bloßer Zeitvertreib; sie avancierte zum Gesprächsthema, Leitfaden und Ratgeber, in manchen Fällen auch mit negativen Auswirkungen.


    Auf dem Weg durch die Literatur der letzten drei Jahrhunderte präsentiert Stefan Bollmann verschiedene Persönlichkeiten wie Goethe, Jane Austen, Mary Shelley, Virginia Woolf oder James Joyce, um nur einige zu nennen, mit ihren wichtigsten Werken und durchleuchtet deren Wirkung auf die Leserinnen. Neben dem reinen Unterhaltungswert ließ sich auch ein schleichender Wandel in der eigenen Wahrnehmung erkennen. Mitunter wurden aus den Leserinnen Autorinnen, die teilweise zunächst noch unter einem Pseudonym veröffentlichten, aber dann zunehmend offen publizierten und eine stetig wachsende Anhängerschaft verzeichnen konnten.


    Bollmann erzählt in angenehm ungezwungenem Stil auch aus dem Leben der SchriftstellerInnen und interpretiert ihre Bücher, so dass gar nicht selten auch der Wunsch aufkommt, diese (erneut) zu lesen. Die ausgewählten Werke, zumeist echte Meilensteine der Belletristik, stehen als Beispiele für die Entwicklung neuer Stilrichtungen. Der Beginn dieser höchst informativen Reise durch die Literatur liegt bei Dichterlesungen, die Friedrich Gottlieb Klopstock Mitte des 18. Jahrhunderts für seine weiblichen Bewunderer hielt, das Ende markiert der aktuelle Trend der Fanfiction. Eine schlechte Wahl ist für mich – ohne es selbst zu kennen - 50 Shades of Grey als Vertreter für zeitgenössische Literatur. Über bloße Erotik in Büchern ist man längst hinaus, aber ausgerechnet ein solches Beispiel zu wählen, selbst wenn es dabei um Mainstream geht, reduziert Leserinnen auf ein Niveau, auf dem sich manche nicht gerne sehen - auch wenn gerade dieses Buch eifriger diskutiert wurde als andere.


    Mit Frauen und Bücher ist Stefan Bollmann eine unterhaltsame und interessante Betrachtung des weiblichen Leseverhaltens gelungen, die mit ihren umfangreichen Informationen weit über das eigentliche Thema hinausgeht.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Von der grundsätzlichen Beschreibung des Buches her kann ich mich Doris' Rezi nur anschließen - sie hat Bollmanns Weg durch die letzten drei Jahrhunderte oben ja schon treffend skizziert.


    Wenn ich gerade überlege, wie es sich bei dem letzten Punkt verhält, komme ich final aber darauf, dass sich eigentlich das Thema dieser Literaturreise wirklich nur auf den Untertitel fokussiert: " Eine Leidenschaft mit Folgen".

    Ja - tatsächlich geht es thematisch durchgehend eigentlich immer um genau diesen Aspekt: Die Spiegelung und Entwicklung des eigenen weiblichen Geschlechter- und Geschlechtsbildes (und seine Umsetzung..;)) in und anhand von Romanen. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, fragt man sich, ob es in Romanen überhaupt jemals noch um etwas Anderes geht..?! :breitgrins:

    (Die Beschränkung allerdings erlaubt eben eine zumindest exemplarische Abhandlung auf immerhin machbaren 400 Seiten.. stellt aber eben doch einen Ausschnitt dar..! ).

    Die Art, wie Bollmann die 50 Grauschattierungen - mit hier möglichen Rückblicken auf die anderen Kapitel! - daraufhin seziert, ist ja nicht völlig dumm.. ;) (auch wenn ich die hochgezogene Braue angesichts der Auswahl dieses einzelnen aktuellen Titels durchaus verstehen kann).


    Rückblickend war für mich vor allem die Schaffung eines thematischen Zusammenhangs trotz beispielhafter Ausführlichkeit interessant - und die ist wirklich gelungen.


    Der Gesamtbewertung schließe ich mich an:


    4ratten

  • Nachdem das Buch jahrelang ungelesen im Regal stand habe ich es jetzt endlich gelesen und finde es größtenteils auch gut. Die Geschichte des weiblichen Lesens - und der weiblichen Leselust, die immer wieder damit verbunden ist - wird unterhaltsam dargestellt und die Verbindungen zwischen den einzelnen Kapiteln ermöglichen auch durchaus, Entwicklungslinien zu folgen. Und wer etwas geschichtliches Interesse hat, wird hier sowieso fündig - mit dem 18. Jhdt. beginnend wird der Bogen bis in die Gegenwart gespannt.


    Während diese historische Betrachtungsweise einerseits mein Interesse voll getroffen hat, birgt sie aber andererseits einen strukturellen Nachteil des Buches: Zwischen Autorinnen und Leserinnen wird immer mal wieder hin- und hergesprungen, aus meiner Sicht wäre es hier sinnvoller gewesen, diese beiden Facetten weiblicher Leselust deutlicher zu trennen. Und die beiden letzten Kapitel (zu Fan-Fiction und Fifty Shades of Grey) hätte sich der Autor getrost sparen können, hier hilft auch das Herstellen von Bezügen zu früheren Kapiteln nicht mehr. Ich finde diese Kapitel langweilig und überflüssig, und ich wage zu bezweifeln, dass sie so stellvertretend für aktuelle Entwicklungen der weiblichen Leselust stehen, dass sie hier aufgeführt werden müssen.


    Während es dem Autor also über lange Passagen des Buches gelungen ist, mein Interesse zu wecken und aufrecht zu erhalten, bin ich am Ende doch ein bißchen enttäuscht und ernüchtert. Es wäre besser gewesen, bei der historischen Perspektive auf das weibliche Lesen zu bleiben oder für die Gegenwart etwas mutiger zu recherchieren und argumentieren, denn so entsteht der Eindruck, dass sich die weibliche Leserschaft eher zurückentwickelt hat, den ich absolut nicht teile


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Nachdem das Buch jahrelang ungelesen im Regal stand

    Ach lustig. War bei mir genauso und vor ein paar Wochen habe ich mit dem Lesen begonnen. Ich bin noch nicht durch, aber die Vermischung von Berichten über Leserinnen und Autorinnen hat mich zunächst auch verwirrt, weil es erst einmal um männliche Autoren (und deren weibliche Leserschaft) geht.

  • Ich nähere mich dem Ende des Buches und bin nun bei dem Kapitel über Fanfictions angekommen. Anders als anderen Leser:innen hier im Forum gefällt mir dieses Kapitel tatsächlich bisher mit am besten. Die Vermengung von Leserin und Autorin erreicht quasi ihren Höhepunkt, aber wirkt das erste Mal in dem Buch auf mich schlüssig.


    Ich habe in meiner Jugend selbst gerne und viele Fanfictions gelesen und fühle mich etwas zurückversetzt. Der Autor erklärt auch gut die verschiedenen Kategorien von Fanfictions und wie sich diese teils zu eigenständigen Büchern weiterentwickelten (siehe Shades of Grey).

  • Da kann man mal wieder sehen, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind. ;)


    Ich finde Deine Begründung, warum Dir dieses Kapitel gut gefällt, aber gut nachvollziehbar, Zank , vielleicht fehlt mir da etwas der persönliche Zugang zu den Fanfictions, das ist nämlich so überhaupt nicht mein Ding.

  • So wie Bollmann es hier beschreibt und in den Kontext setzt, sind Fanfictions quasi eine Art natürliche Weiterentwicklung - nach dem reinen Lesen und dann dem Einordnen und Bewerten von Literatur durch Buchkritiken und Rezensionen. So habe ich da bisher noch nie drüber nachgedacht, aber irgendwie finde ich es einleuchtend. Die Leserin wird immer aktiver und von der reinen Konsumentin zur Produzentin; und gleichzeitig setzt sie sich auch noch intensiver mit der Ursprungsgeschichte und deren Figuren auseinander. Das gefällt mir; ich kenne das Gefühl, dass man von einem "Universum" gar nicht genug bekommen kann und sich wünscht, die Geschichte(n) würden weitergehen.

  • Ich bin durch. Meine Gedanken findet ihr in den letzten Beiträgen.

    Etwas überrascht hat mich noch, dass Bollmann so über Shades of Grey herzieht - nicht, weil ich es für Weltliteratur hielte, sondern weil ich mich frage, warum das Buch hier überhaupt so ausführlich besprochen (bzw eigentlich eher einfach nur zusammengefasst) wurde. Wahrscheinlich, um es im Klappentext erwähnen und so Verkäufe generieren zu können.


    Was mich auch im Hinterkopf die ganze Zeit gestört hat, ist dass "Frauen und Bücher" von einem Mann geschrieben wurde. Klar, Herr Bollmann kann nichts dafür, dass er ein Mann ist, aber warum muss ausgerechnet er uns Frauen erklären, warum wir das Lesen so lieben?


    Insgesamt gerade so 3ratten für mich.