Sophokles - König Ödipus

Es gibt 40 Antworten in diesem Thema, welches 8.899 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tigi86.

  • Okay. Puh. Denn aus meiner Kenntnislage wollte ich Ödipus schon mit einem Zaunpfahl hauen, damit er es endlich begreift. :D
    Aber ich kenn die Geschichte eben auch schon etwas länger. Trotzdem finde ich, dass er ein wenig übereifrig reagiert.


  • Ödipus bekommt vom Seher nicht die Antwort, die er erhofft hat. Vielmehr sieht er sich plötzlich in der Rolle des- was eigentlich? Des Schuldigen? Oder hätte er es verhindern können? Die Aussagen von Teiresias sind auf jeden Fall heftig.


    Ja, ich denke schon, dass man ohne Vorkenntnisse diese Szene anders deuten könnte.


    Hm, ein bisschen was weiß ich schon. Ich frage mich nur, ob es genug ist um diese Aussagen richtig zu deuten. Aber ich bleibe dabei, ich werde mich nicht einlesen. Das mache ich auch bei anderen Büchern nicht, sondern lasse mich lieber von ihnen zu neuen Büchern führen.



    Woah, die Zeilen 1496ff. sind mal echt eklig. Das hatte ich verdrängt. Hätte man das nicht ähnlich dramatisch ausdrücken können, ohne .... naja, so bildlich zu werden?


    Jetzt hast du mich neugierig gemacht :winken:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich konnte mich nicht zurückhalten und habe jetzt schon zuende gelesen - ich fand die Sprache wirklich nicht so schwer und den Inhalt leicht zugänglich.


    Da kommen am Ende ja doch einige Zufälle zusammen, die die Wahrheit aufklären und insgesamt geht es doch recht blutig. Was ich überhaupt nicht einordnen kann ist die Reaktion von Jokaste. Sie versucht ja bis zum Schluss das Offensichtliche zu verschweigen, obwohl ihr doch klar sein muss was auch sie getan hat...ihr Ausweg ist der einzig nachvollziehbare in diesem Drama, aber warum keine Reue ihrerseits?


    Kreon ist bis zum Schluss sehr gütig und weise dargestellt - ich habe jetzt richtig Lust, Antigone auch noch zu lesen. War er da nicht weniger nett?


    Gern hätte ich noch eure Gedanken zu den 7 Greisen, die hier immer wieder zu Wort kommen - am Anfang dachte ich es wäre weise, alte Berater - aber irgendwie haben sie ja alles kommentiert.


    Grüße
    schokotimmi


  • ...ich konnte mich nicht zurückhalten und habe jetzt schon zuende gelesen


    Das kann ich verstehen. Ich hatte auch einen Moment, an dem ich am liebsten weitergelesen hätte, was leider nicht möglich war. Jetzt hänge ich gerade an einer Stelle, die ich superspannend finde.


    - ich fand die Sprache wirklich nicht so schwer und den Inhalt leicht zugänglich.


    Mit der Sprache habe ich keine Probleme mehr, eher mit meiner Ausgabe. Die ist so eng geschrieben, dass ich gut hinsehen muss um nicht die Zeile zu verlieren. Das ist aber ein ganz persönliches Problem.


    Gern hätte ich noch eure Gedanken zu den 7 Greisen, die hier immer wieder zu Wort kommen - am Anfang dachte ich es wäre weise, alte Berater - aber irgendwie haben sie ja alles kommentiert.


    Am Anfang wusste ich nicht, was ich von ihnen halten soll. Mittlerweile sehe ich sie als so etwas wie Ödipus' Gewissen. sie sprechen das aus, über das er sich keine Gedanken machen will.


    Ich habe mittlerweile Ödipus' Frau und seine Vorgeschichte kennenlernen dürfen. Sie wirkt auf mich wenig sympathisch und ich habe auch den Eindruck, dass sie Ödipus in eine Richtung drängt, in der er nicht gehen will. Kommt es mir nur so vor oder ist sie bis jetzt wirklich die einzige Frau, die in dem Stück aufgetaucht ist?

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von Kirsten ()


  • Am Anfang wusste ich nicht, was ich von ihnen halten soll. Mittlerweile sehe ich sie als so etwas wie Ödipus' Gewissen. sie sprechen das aus, über das er sich keine Gedanken machen will.


    Ich habe mittlerweile Ödious' Frau und seine Vorgeschichte kennenlernen dürfen. Sie wirkt auf mich wenig sympathisch und ich habe auch den Eindruck, dass sie Ödipus in eine Richtung drängt, in der er nicht gehen will. Kommt es mir nur so vor oder ist sie bis jetzt wirklich die einzige Frau, die in dem Stück aufgetaucht ist?


    Eine interessante Sicht auf die Greise, darüber denke ich nochmal nach.


    Ja, die Frau und Mutter ist echt unglaublich - was für ein Frauenbild. :entsetzt:


    Gute Besserung, tigi86 !

  • Ich hatte auch gestern schon zu Ende gelesen (gute Entscheidung, ich lieg grad mit Fieber im Bett) und ... fand die Sprache erneut furchtbar. Nicht schwierig in der Wortwahl oder dem Inhalt, aber unerträglich im Pathos. Ich find so ... unnötig schwafelnde Sprache immer furchtbar. Kunstvoll wie bei Shakespeare ist eine Sache, da dient es der Romantik. Hier aber...?


    Der Chor ist im griechischen Drama doch eher so etwas wie ein zusammenfassendes Element, dachte ich? So eine ...Verbindung zum Publikum mit Hintergrundinfos. Bin aber sehr froh, dass das die Jahrhunderte nicht überlebt hat. Für mich als Zuschauer wäre das eher störend. Mich nervt schon, wenn in Dialogen Dinge genannt werden, die die Charaktere zwar schon wissen, die Zuschauer aber nicht. Weil das so ... unnatürlich wirkt. Klar braucht der Zuschauer die Info, aber man könnte sie doch sicher anders einbauen.


    Die anderen Frauen tauchen übrigens erst in der Fortsetzung auf. Also Antigone und ihre Schwester, Ödipus' ... Kinder und Halbgeschwister :D

  • Taaya, ich wünsche auch dir gute Besserung - die Krankheitserreger schlagen wirklich umsich.


    Ich mochte die Sprache eigentlich sehr gern, wobei die Sprache von von Hofmannsthal einfacher als die Übersetzung von Hölderlin zu lesen ist. Ich habe mir aus Versehen auch die Ödipus Übersetzung geladen, weil ich auch gleich noch Antigone lesen möchte und die ist von Hölderlin übersetzt.


    Danke zu der Info mit dem Chor, auf der Bühne stelle ich mir das aber irgendwie toll vor.


    Viele Grüße

  • Danke zu der Info mit dem Chor, auf der Bühne stelle ich mir das aber irgendwie toll vor.


    Dem schliesse ich mich an. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er mich stören oder mir gefallen würde.


    Ich habe König Ödipus mittlerweile beendet. Ich konnte mich also noch richtig an die Geschichte erinnern, auch wenn ich darüber schon in meinem Lateinunterricht gelesen habe (und der ist einige Jahre her). Eigentlich schade, dass das Stück so kurz war.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Obwohl ich es auch über ein Jahrzehnt später immer noch nicht mag, stimme ich da zu:

    Zitat

    Eigentlich schade, dass das Stück so kurz war.


    Der Stoff an sich ist gar nicht so schlecht. Monster (zumindest in der Backstory), Inzest, Göttereinfluss. Zu Zeiten von Game of Thrones alles popkulturell aktuell. Man hätte viel mehr draus machen können, viel mehr Tiefgang oder Spannung reinbringen können. Sicher selbst mit den damaligen Methoden des Theaters. Auch vor 2500 Jahren konnte man da sicher ... irgendwie mehr.


    Eigentlich wäre es ganz schön, wenn jemand das in Romanform etwas verjüngt und vertieft und mal ohne diesen Pathos auflegt. Und Ödipus nicht in seiner Meinung so übereilt darstellt. Er denkt ja nie lang nach, das hat mich am meisten gestört.


    (Wer das Ganze gern etwas komödiantischer sehen will, dem empfehle ich die Version von Bodo Wartke. Ödipus trifft auf Klavierkabarett. Aber so gern ich das auch mag - wirklich, 5/5 Sternen dafür -, so wünschte ich doch, dass das Drama auch mal eben als dramatisch neu aufgelegt wird. Etwas spannender, etwas nachdenklicher.)

  • Ich bin also nicht der einzige in er LR, der mit Fieber im Bett liegt. Ich wünsche dir auch gute Besserung Taaya und ich denke, dass ich das Buch die Tage beenden werde, sofern ich die fierfreien Zeiträume gut nutzen kann.


  • Eigentlich wäre es ganz schön, wenn jemand das in Romanform etwas verjüngt und vertieft und mal ohne diesen Pathos auflegt.


    Das wäre wirklich schön. Dann würde ich die Geschichte glatt nochmal lesen :zwinker:


    Und Ödipus nicht in seiner Meinung so übereilt darstellt. Er denkt ja nie lang nach, das hat mich am meisten gestört.


    Da stimme ich dir zu. Das lässt ihn sprunghaft erscheinen, keine gute Eigenschaft für einen König. Aber vielleicht sucht er auch nur verzweifelt nach einer Lösung.

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  • Mich hat das sprunghafte weniger gestört , ich lese es auch eher als Verzweiflung- es passt ja zum Bühnenstück. Und ich weiß nicht ob ich mit einer Neuauflage glücklich wäre - also bei den Shakespeare Adaptionen war ich meist eher unglücklich.


    Irgendwie mag ich es diese Dramen zu lesen, ein bisschen wir Lessing, das fällt mir auch immer recht leicht. Bei den Shakespeare Tragödien (besonders den Königsstücken) tue ich mich da viel schwerer, weiß auch nicht warum.

  • ...also bei den Shakespeare Adaptionen war ich meist eher unglücklich.


    Von denen habe ich noch keine gelesen, deshalb kann ich nichts dazu sagen. Ich finde aber die Idee, alte Stücke in unsere Zeit zu transportieren, generell interessant. Unsere Bücherei hat mindestens eines, aber es ist ständig ausgeliehen :sauer:

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  • Von denen habe ich noch keine gelesen, deshalb kann ich nichts dazu sagen. Ich finde aber die Idee, alte Stücke in unsere Zeit zu transportieren, generell interessant. Unsere Bücherei hat mindestens eines, aber es ist ständig ausgeliehen :sauer:


    Also was ich empfehlen würde, was ich nicht schlecht fand, war die Adaption von "Der Sturm" - neuer Titel Hexensaat


    Grüße
    schokotimmi

  • Es gibt eigentlich ein paar ganz gute Shakespeare-Adaptionen, zumindest in Filmform. Bei Büchern kann man es ja nie wirklich sagen, weil Shakespeare SO viel abdeckt, dass seine Grundgeschichten in jedem Buch drinstecken könnten :D


    Und bin voll mit im Team Lessing. Aber der ist auch ...tiefgehender. Hier aber war das ganze Stück übereilt. Ich mein, nur 1600 Zeilen etwa, und von denen waren auch viele nur halbvoll? Ich glaube, ich habe vielleicht eine Stunde insgesamt dran gelesen und auf der Bühne geht vieles noch schneller. Da fehlte für mich einfach die Ausarbeitung des Inhalts. Es stand - mit Ausnahme des Chors - immer nur der Kern da, der ausgesagt werden sollte, es war aber nicht ausgearbeitet. So schreibe ich die Plots meiner Romane. Aber dann mache ich aus diesen in Wirklichkeit vielleicht 20 Wordseiten Idee dann 350 Seiten Text.
    Das fehlte mir hier. Es wirkte so ... Kurz, ungefiltert, unausgegoren. Und einen Satz zu nehmen, der eigentlich die gesamte Kernaussage eines möglichen Monologs beinhaltet und dann nur etwas Pathos ranzuhängen, damit es schön schwurbelig klingt ....?
    Heute kriegt man jedenfalls keinen Tony oder Oscar dafür.

  • @ Kirsten: :daumen:


    @ Taaya: Naja vllt würde man dafür heute keinen Oskar mehr bekommen, aber man muss es ja auch in seiner Zeit sehen, das Stück ist 2500 Jahre alt. Ich bekomme Gänsehaut wenn ich die Zahl schreibe, dafür kann man doch sehr aktuelle menschliche Werte mitnehmen...


    Grüße
    schokotimmi