Projekt Gutenberg.org blockiert deutsche User

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 6.649 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Wegen einer Klage des S. Fischer Verlages sperrt das Projekt Gutenberg.org nun alle deutschen Nutzer komplett.


    Zitat

    Weil das US-amerikanische Project Gutenberg mehrere E-Books verbreitet, die in Deutschland urheberrechtlich geschützt sind, werden deutsche Nutzer nun ganz ausgesperrt. Die Werke will das Portal nicht herunternehmen.

    Urheberrecht: E-Book-Portal Gutenberg.org sperrt deutsche Nutzer aus

    Zitat

    Das bereits seit dem Jahr 1971 bestehende Project Gutenberg ist seit wenigen Tagen aus Deutschland nicht mehr erreichbar. Es handelt sich bei Projekt Gutenberg um eine digitale Bibliothek, die von freiwilligen Helfern erstellt und erweitert wird. Der Zugang und das Downloaden der Bücher ist kostenfrei und das Projekt umfasst inzwischen mehr als 50.000 Werke, die hauptsächlich auf Englisch vorliegen. Die meisten der bei Project Gutenberg hochgeladenen Werke sind nach US-Recht gemeinfrei, können also ohne gegen das Urheberrecht zu verstoßen über das Internet verbreitet werden.

    E-Book-Portal Gutenberg.org mit Geoblockade gegen deutsche IPs

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Danke für die Links, Suse. Ich bin gerade mehr als irritiert und kann nur mit den Augen rollen. Der Fischer-Verlag hatte bestimmt große Einbüßungen wegen der Werke von den Manns und Döblin.

    Einmal editiert, zuletzt von Avila ()

  • Ach man, das ärgert mich jetzt.

    Ganz ehrlich, Klassiker sollten doch für alle zugänglich sein, gerade, wenn es keine Erben mehr gibt, die daran Geld verdienen und es nur noch die Verlage sind. Ab X Jahren nach Tod des Autors ist das Werk nun mal rechtefrei.


    (Hmpf, ich wollte das für eine Challenge noch nutzen und mir nicht die alten Schullektüren noch mal neu kaufen. Blöder Fischer-Verlag *nörgl*)

  • Ganz ehrlich, Klassiker sollten doch für alle zugänglich sein, gerade, wenn es keine Erben mehr gibt, die daran Geld verdienen und es nur noch die Verlage sind. Ab X Jahren nach Tod des Autors ist das Werk nun mal rechtefrei.


    Nicht "blöder Fischer-Verlag", finde ich, sondern blöder Gutenberg.org. Die von Fischer angemahnten Werke sind eben noch nicht rechtefrei.


    Wieso nimmt Gutenberg.org die paar in Deutschland noch nicht gemeinfreien Bücher nicht von der Plattform oder sperren diese für deutsche LeserInnen? Erst setzen sie sich über die deutschen Gesetze hinweg und dann antworten sie mit einem Rundumschlag.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Wieso nimmt Gutenberg.org die paar in Deutschland noch nicht gemeinfreien Bücher nicht von der Plattform oder sperren diese für deutsche LeserInnen? Erst setzen sie sich über die deutschen Gesetze hinweg und dann antworten sie mit einem Rundumschlag.

    Na ja, sie arbeiten - soweit ich das richtige sehe - ehrenamtlich an der Seite. Da hätte ich jetzt auch nicht so große Lust, auf solch kleinliche Befindlichkeiten einzugehen, wenn das einen größeren Mehraufwand bedeutet.

  • Ganz ehrlich, Klassiker sollten doch für alle zugänglich sein, gerade, wenn es keine Erben mehr gibt, die daran Geld verdienen und es nur noch die Verlage sind. Ab X Jahren nach Tod des Autors ist das Werk nun mal rechtefrei.


    Nicht "blöder Fischer-Verlag", finde ich, sondern blöder Gutenberg.org. Die von Fischer angemahnten Werke sind eben noch nicht rechtefrei.


    Wieso nimmt Gutenberg.org die paar in Deutschland noch nicht gemeinfreien Bücher nicht von der Plattform oder sperren diese für deutsche LeserInnen? Erst setzen sie sich über die deutschen Gesetze hinweg und dann antworten sie mit einem Rundumschlag.

    Auf Anhieb ist das Problem eher gutenberg.org, ich sehe das ähnlich. Nach all den Jahren müsste die Plattform eigentlich Möglichkeiten haben, selektiver zu arbeiten - sie wissen ohnehin längst, dass die rechtlichen Vorgaben in den Ländern unterschiedlich sind. Es sieht eher wie eine beleidigte Reaktion aus. Ihr pinkelt uns an? Gut, dann kippen wir eben unser Klo ganz aus.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Naja aber das sind ja nicht grade kleinliche Befindlichkeiten, hier geht es ja ganz klar um Gesetze die umgangen wurden. Das Urheberrecht ist nun nicht grade eine Kleinigkeit, sondern dient ja grade auch dem Schutz der Rechteinhaber.

    Hier hat man eben den für sich selbst leichteren Weg gewählt.

  • Naja aber das sind ja nicht grade kleinliche Befindlichkeiten, hier geht es ja ganz klar um Gesetze die umgangen wurden. Das Urheberrecht ist nun nicht grade eine Kleinigkeit, sondern dient ja grade auch dem Schutz der Rechteinhaber.

    Hier hat man eben den für sich selbst leichteren Weg gewählt.

    So meine ich das nicht. Ich denke, dass es Möglichkeiten gibt, selektiver zu arbeiten. Dokumente selektiv freizugeben zum Beispiel (Mediatheken und Youtube machen das ja auch länderspezifisch). Oder einzelne Werke eben herunter zu nehmen. (Gegen deutsches Recht verstoßen sie immer noch oder nur, wenn sie an Deutsche anbieten?)

    Die Klage betrifft nur einen Bruchteil der Werke insgesamt, gesperrt sind nun aber alle. Mag sein, dass die Macher jetzt Zeit gewinnen, um das hinter den Kulissen zu richten, aber wenn das ehrenamtlich gemacht wird und Gelder kanpp sind, wohl eher nicht.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Ich finde es nicht schlecht, wenn langsam das altbackene Urheberrecht in Deutschland überdacht und modernisiert wird. Gerne weiter solche Reaktionen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ja stimmt, Thomas Mann hat bestimmt etwas dagegen, wenn sein Werk gemeinfrei zur Verfügung gestellt wird. ;)


    Und ihr müsst das mal so sehen: Jedes Land hat sein eigenes Urheberrecht. Sollen sie also jetzt für alle - weiß ich nicht - 200 Länder extra Titel sperren oder freigeben? Die Arbeit würde ich mir auch nicht für einen kostenfreies (!) Projekt machen wollen, nur weil irgendwelche Verlage oder Erben sich an den Werken ihrer Vorfahren oder eingekauften Werken bereichern wollen. Das widerspricht dem ganzen Sinn dahinter.

  • Ich finde es nicht schlecht, wenn langsam das altbackene Urheberrecht in Deutschland überdacht und modernisiert wird. Gerne weiter solche Reaktionen.

    Ich weiß nicht, ob ich das altbacken finden soll - ich denke, dass das Urheberrecht nach wie vor (auch in digitalen Zeiten) durchaus seine Berechtigung hat. Ähnlich geht es mir mit der Buchpreisbindung, die ja auch versucht wird, zu untergraben....

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Avila

    Thomas Mann nicht, aber offensichtlich liegen hier ja Rechte beim Fischer Verlag, sonst hätte dieser ja nicht versucht zu klagen.

    Ich verstehe schon deinen Punkt, bin aber zwiegespalten, eben weil das Urheberrecht meiner Meinung nach wichtig ist. Auch wenn ich es andererseits wie Suse sehe und finde das es generell überholt und nicht an heute Realitäten angepasst ist. Es müsste mal sinnvoll reformiert werden.

    Trotzdem in dem Fall denke ich schon, das es die Seite vor allem ein Signal setzen wollte.

  • Natürlich hat das Urheberrecht seine Berechtigung - unbedingt sogar. Wenn niederländischen Bands es bspw. erlaubt ist, deutsche Schlagerlieder einfach zu covern ohne die deutschen (lebenden) Künstler auch nur fragen zu müssen, geschweige denn denen eine Nutzungsgebühr o.ä. zu zahlen, geht das natürlich gar nicht.


    Aber in diesem Fall ist ja u.a. "Tod in Venedig" von Mann angesprochen, 1911 erschienen und Mann ist 1955 gestorben. Also gemeinfrei wird "Tod in Venedig" erst 2025 sein. Über 100 Jahre nach Ersterscheinung. Das halte ich schon für altbacken und überholt.

  • Ich habe vorhin einen Artikel gefunden, der auf eine Stellungnahme von gutenberg.org eingeht:

    Zitat

    Die für das Portal zuständige Project Gutenberg Literary Archive Foundation hat nun erklärt, dass man mit dem Urteil zwar nicht übereinstimme, aber davon ausgehe, dass ähnliche Klagen wegen anderer Titel folgen könnten.

    Juristisch eine spannende Sache: Ist das deutsche Gericht überhaupt zuständig für eine USA-Seite, nur, weil ein deutschsprachiges Angebot dort existiert?


    Die Werke nicht herunterzunehmen war für gutenberg.org -ausgehend vom dort gültigen Recht- keine Option, denn in den USA verletzen sie das Urheberrecht ja nicht (und für die USA ist das Angebot in erster Linie gedacht). Dazu nochmal der Text:

    Zitat

    Darunter sind auch die 18 beanstandeten Titel, deren Übersetzungen in den USA vor 1923 veröffentlicht wurden und dort nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind.

    Und es gibt auch einen Link zu Court Order mit dem originalen Urteilstext und einem FAQ von gutenberg.org

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

    2 Mal editiert, zuletzt von Bettina ()

  • Bin da ehrlich gesagt ähnlicher Meinung wie Avila. Urheberrecht ist wichtig. Aber vor allem für lebende Autoren. Natürlich sollten Bücher nicht direkt mit dem Tod eines Autors urheberrechtsfrei werden, teilweise wird ja auch erst postum veröffentlicht. Aber 70 Jahre??? Da sind selbst die Kinder im Normalfall tot.


    Und gerade bei vermeintlichen Klassikern heißt das, dass viele Jahre noch kein allgemeiner Zugang zu dieser Hochkultur gewährt wird, was schon rein aus bildungstheoretischem Hintergrund schlicht schädlich ist.


    Aber auch für Autoren stell ich mir das letztlich eher schlecht vor. Ich mein, ich schreibe selbst. Das heißt, dass 70 Jahre lang vermutlich kein Verlag Interesse daran haben wird, meine Sachen zu veröffentlichen, denn ich bin nicht Goethe, Schiller, Mann, ... Aber nicht mal kostenlos dürfte jemand anderes als meine Familie mich dann anbieten? Bücher leben doch erst davon, gelesen zu werden. Dann wäre mir persönlich lieber, würde man meine Sachen zeitnah kostenlos veröffentlichen, als dass meine Gedanken so lange verstauben, dass sich nie jemand daran erinnern wird und sie deshalb auch dann nicht veröffentlicht werden, wenn es dann endlich erlaubt ist.

  • Schwierig, die Sache.


    Ich habe zum einen eine große Sympathie für das Projekt Gutenberg, habe dort schon vieles runtergeladen, besonders alte Entdeckerberichte etc. Auf der anderen Seite sehe ich überhaupt nicht ein, dass sich alle Länder an das amerikanische Recht halten sollen, nur weil die Amis die Macht des Faktischen haben, es durchzusetzen (siehe auch Multis wie Google und Facebook, die gerne hierzulande Geld verdienen, sich aber einen Scheißdreck um lokale Gesetze scheren).


    Dabei wäre die Lösung so einfach: ein werk-genaues Geoblocking einzurichten sollte nicht so schwierig sein, damit sollten die Rechteinhaber wie der Fischer Verlag leicht zufrieden zu stellen sein. Und auf der anderen Seite ist es mit Browsern wie Opera ein Leichtes, dank eingebautem VPN, geo-geblockte Inhalte trotzdem herunterzuladen.


    Mich ärgern beide Seiten: der Fischer-Verlag, weil er trotz großer Kollateralschäden ein wirtschaftlich vermutlich irrelevantes Prinzip durchpaukt; Projekt Gutenberg, weil es in typisch amerikanischer Großmacht-Manier auf die die Rechtsprechung anderer Länder pfeift.


    Just my two cents

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    Roberet Holdstock, Avilion


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