Deb Spera - Alligatoren

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    Der Baumwollkapselkäfer brachte große Not über die Südstaaten, denn drei Jahre lang gab es keine Ernten. Gertrude kann ihre vier Töchter nicht satt bekommen. Ihr Mann Alvin ist keine Unterstützung, im Gegenteil, er ist gewalttätig und der Alkohol macht ihn noch schlimmer. Als sie auf dem Damm einen Alligator belauert, passiert etwas, das ihr Leben verändert. Auch Annie Coles, die Besitzerin einer Näherei, hat kein einfaches Leben. Ihren jüngsten Sohn hat sie verloren und im Grunde auch ihre beiden Töchter. Ihre Haushälterin Retta ist in erster Generation von der Sklaverei befreit. Sie hat viel gesehen im Haus der Coles und immer geschwiegen. Dann nimmt sie für eine Weile Gertrudes kleine kranke Tochter auf. In diesem Moment beginnt sich vieles zu ändern.


    Auf diesen Roman muss man sich einlassen, denn es ist eine bedrückende Geschichte. In jener Zeit hatten Frauen noch nicht viel zu sagen, sie taten, was zu tun war, ertrugen die Not und Gewalt und ergaben sich in ihr Schicksal. Auch Gertrude ist so eine Frau. Sie versucht so gut es geht, ihre Kinder zu schützen und kann doch nur wenig tun. Aber dann nutzt sie die Gelegenheit und macht sich frei, damit es ihren Kindern besser geht. Doch sie muss feststellen, dass die Vergangenheit einen nicht loslässt. Annie Coles wirkt emanzipiert und leitet sogar eine Näherei, die Arbeit für Frauen schafft. Aber das hat sie nur der Weitsicht ihres Vaters zu verdanken. Ihr Mann nennt sie Mutter und lässt sie spüren, wer der Herr im Haus ist. Auch seine ältesten Söhne leiden unter ihm. Während Lonnie seinem Vater aus dem Weg geht und seine Mutter in der Näherei unterstützt, versucht Eddie die Anerkennung seines Vaters durch Unterwürfigkeit zu erlangen. Edwin Coles ist ein sehr unangenehmer Mensch, der allen das Leben schwer macht und seine dunklen Geheimnisse hat. Doch dann kommt der Tag, an dem Annie die Augen geöffnet werden. Auch Retta hat ihre Verluste zu beklagen, aber sie schafft weiter und sorgt sich um andere.


    Gertrude, Annie und Retta sehen sich nach Freiheit und Selbstbestimmung. Es dauert lange, aber dann kommt der Tag, an dem aus der Sehnsucht ein Tun wird, denn da sind Menschen, die sie lieben und für die sie eine Verantwortung tragen.


    Es ist Roman, der sehr atmosphärisch das Leben in den Südstaaten schildert. Da sind nicht nur die Unterschiede zwischen Arm und Reich, man spürt auch das Misstrauen zwischen Weißen und Schwarzen, obwohl alle dem Gesetz nach inzwischen frei sind.


    Es ist ein sehr emotionaler Roman, der mit gut gefallen hat und den ich nur empfehlen kann.


    5ratten

  • Ein Buch – drei Frauen – drei Geschichten


    Branchville, eine kleine Stadt in den Südstaaten der USA


    Mrs. Gertrude Padree lebt mit ihrem gewalttätigen Mann und ihren Töchtern Alma und Mary in einem heruntergekommenen Haus am Sumpf. Ihre Töchter Edna und Lily Louise leben bei ihrem Bruder Berns und seiner Frau Mary. Gertrude sieht keinen anderen Ausweg mehr und entledigt sich des Schlägers und Trunkenboldes an ihrer Seite.


    Die kleine Mary ist sehr krank. Gertrude bitte die schwarze Oretta Bootles um Hilfe. Die nimmt sich des kleinen Mädchens sofort an. Sie selbst hat ihre kleine Tochter vor einigen Jahren nicht retten können.


    Oretta arbeitet für Mrs. Annie Coles, deren Mann nun eine Tabakplantage betreibt, nachdem der Baumwollkäfer die Baumwollernte in drei Jahren hintereinander vernichtet hat. Sie selbst führt zusammen mit ihrem Sohn Lonnie eine Näherei für Getreidesäcke. Viele Frauen der Umgebung finden bei ihr Arbeit und Lohn. So auch neuerdings Gertrude. Nun soll das Sortiment auf Herrenhemden und Damenoberbekleidung ausgebaut werden.


    Die drei so verschiedenen Frauen, die aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Verhältnissen stammen, erzählen ihre Geschichten abwechselnd. Durch die namentliche Erwähnung über jedem Kapitel weiß ich sofort, wen ich gerade auf ihrem Weg begleite. Ganz langsam kommen sie sich im Laufe der Geschichte näher. Drei Frauen, die sich von ihren unsichtbaren Fesseln befreien wollen, die sie und ihre Kinder an ihre Männer und Väter ketten.

    Drei Frauen, die ihr Leben selbst bestimmen wollen.


    Die Autorin hat die verschiedenen Personen charakterlich sehr detailliert, sehr menschlich und authentisch beschrieben. So werden sie mir schnell vertraut, ich kann mit ihnen lachen, weinen, leiden, hoffen, bangen. Vor allem kann ich ihre Handlungsweisen sehr gut verstehen. Die drei Frauen führen mich durch ihr Leben.


    Obwohl der Schreib- und Erzählstil eher ruhig dahinplätschert, enthält er doch eine Spannung, die mich das Buch kaum aus der Hand hat legen lässt. Es war sehr spannend und interessant, den drei jede auf ihre Weise starken, mutigen Frauen zu folgen.


    Ein mitreißendes Portrait dreier Frauen, die für ihre Freiheit, für ihre Selbstständigkeit und vor allem für ihre Kinder an ihre Grenzen gehen.

    Ein Südstaatenroman, der mir lange in Erinnerung bleiben wird.


    5ratten  :tipp:

  • In Branchville, einer Kleinstadt in den Südstaaten der USA, hat die Familie von Annie Coles nach mehreren Missernten wegen einer Baumwollkäferplage mit ihrer Plantage auf Tabak umgesattelt. Nebenbei betreiben sie eine aufstrebende Großnäherei, die vom jüngeren Sohn geführt wird. Ebenfalls in Branchville, allerdings im Armenviertel, wohnt Gertrude mit ihren vier Töchtern, die sie alleine durchbringen muss, nachdem vor kurzem ihr Mann spurlos verschwunden ist. Auch die Farbige Oretta lebt in dieser Stadt. Sie ist die Haushälterin von Annie und kümmert sich in einer Notlage um Gertrudes jüngste Tochter.


    Auf diese Weise ist das Leben dieser drei Frauen miteinander verwoben. Allmählich wird deutlich, mit welchem ganz persönlichen Problem sie jeweils kämpfen und gleichzeitig in die Situation der beiden anderen verstrickt sind. Es sind nicht nur Altlasten, die deren Auswirkungen nach vielen Jahren immer noch aufgearbeitet werden, sondern auch ganz aktuelle Sorgen, die aus der Bewältigung der Vergangenheit entstehen.


    Die Geschichte entwickelt sich langsam und in leisen Tönen, wirkt aber trotzdem. Besonders bei einer der drei Frauen entsteht während des Lesens eine leise Ahnung, dass noch mehr als das Offensichtliche dahinter steckt, was für Spannung sorgt. Die Art, mit dem Schicksal umzugehen, gefiel mir nicht in allen Fällen, selbst wenn ich in Betracht ziehe, zu welcher Zeit die Handlung stattfindet und welche Möglichkeiten Frauen damals hatten, die ungeachtet der gesellschaftlichen Stellung von ihren Ehemännern abhängig waren.


    Die Charaktere sind sehr schön gezeichnet, auch das Südstaatenflair kommt nicht zu kurz. Der Spannungsbogen war für mein Empfinden allerdings ein bisschen verschoben, da der beste Teil der Handlung schon weit vor dem Ende stattfand und nach dem gefühlten Highlight alles vorzeitig ein wenig abflachte.


    4ratten

  • Kordula Leisse spricht das Hörbuch, und sie macht ihre Sache großartig. Sie gibt den drei Frauen ganz unterschiedliche Stimmen, so dass jeweils eine ganz andere Atmosphäre entsteht. Hervorragend!

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.