Édouard Louis - Das Ende von Eddy

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 796 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schokotimmi.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link


    Inhalt

    Eddy wächst in einem kleinen Dorf im Norden Frankreichs auf. Seine Kindheit ist von Gewalt geprägt. Gewalt in der Familie, zwischen den Freunden und ganz gezielt auch gegen ihn. Denn Eddy ist anders als seine Mitschüler und dafür muss er jeden Tag bezahlen.


    Meine Meinung

    Schon früh wusste Eddy, dass er anders ist als seine Brüder oder Freunde. Wenn andere Jungen zum Fußballspielen gingen, zog er die Kleider seiner älteren Schwester an oder schminkte eine seiner wenigen Freundinnen. Mit Jungen war er dagegen nicht befreundet. Im Gegenteil: sie machten sich über seine Art zu gehen und zu reden lustig und wollten nicht mit ihm gesehen werden. Auf der weiterführenden Schule gab es sogar wezi Jungen, die ihn fast täglich verprügelten.


    Eddys Geschichte ist schlimm. Anfangs erzählt er seine Geschichte so trostlos dass ich mich fragte, warum ihm keiner geholfen hatte. Er nennt selbst die Gründe: Alkohol und Gewalt gehören zu einem echten Mann. Schule ist nicht wichtig. Seine Eltern waren mit den vielen Kindern überfordert. Die Lehrer haben nichts bemerkt. Damit hat er sicherlich recht. Aber der Hauptgrund ist, dass er sich für ein Anderssein, für seine Wünsche und Sehnsüchte geschämt und alles unternommen hat, damit man ihn für normal hielt. Er wollte ja auch normal sein. Aber nichts, was er unternommen hat, hat geholfen. Wie schrecklich das für ihn gewesen sein muss, kann ich mir kaum vorstellen.


    Im Verlauf des Buchs ändert Eddy seine Geschichte ein wenig. Plötzlich war alles nicht so schlimm. Sein Vater zeigt Gefühle, die Mutter ist liebevoll und die ältere Schwester interessiert sich plötzlich für ihn. Aber war das wirklich so oder sind das nur Versuche, seine Kindheit im Nachhinein schöner zu reden?


    Das kann ich nicht sagen. Aber es macht, dass seine Geschichte auf mich nicht stimmig wirkt. Das ist schade, denn am Anfang hat mich die Erzählung geradezu überrollt mit ihrer Wut und der Sprache. Aber am Ende passt es wieder, denn so zwiepältig, wie die Geschichte ist, ist auch Eddys Leben. Ein beeindruckendes Debüt.

    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Edouard Louis - Das Ende von Eddy


    Im Rahmen des Lesekreises habe ich dieses Buch gelesen und es hat mich sprachlos zurückgelassen. Eddy, aus armen Verhältnissen, ist anders als die Kinder um ihn herum, ist anders als seine Eltern, Nachbarn, Geschwister, Freunde es für richtig erachten. Und weil er anders ist und es nicht schafft sich anzupassen, muss er täglich unter diesem Druck in der nordfranzösischen Provinz leiden.


    Ich war schon beim Lesen fassungslos und habe mich an einigen Stellen gefragt, ist das wirklich so gewesen, so brutal, grausam oder ist es überspitzt, übertrieben, bitte nicht real. Ich glaube nicht, dass es so sehr an der Realität vorbei ist, die Gewalt, die Brutalität, Alkoholkonsum und Gleichgültigkeit, Vorurteile und Intoleranz, Armut und Leid...und das so zu lesen, mitten in Europa, macht sprachlos und regt zum Nachdenken an. Es war eine dichte, schnelle Sprache, emotionslos und direkt. Ein Buch bei dem ich mich nun frage, was mache ich damit... es hat mich schockiert, ist das die Botschaft. Was soll es bei mir bewirken, oder ist es eine Selbsttherapie des Autors? Das machte mich etwas ratlos, deshalb

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße

    schokotimmi

  • Louis konnte man in den letzten Wochen auf einer Lesereise erleben, dort stellt er sein neuestes Buch vor, welches autobiografisch ist. Bei Eddy wird ebenfalls viel aus seiner Kindheit eingeflossen sein. Louis stammt aus sehr ärmlichen Verhältnissen wie es sie seinerzeit in D nicht mehr anzutreffen gab. Er ist dort ausgebrochen und hat beispielsweise auch seine Zähne in einer OP richten lassen. Daher sind all seine Bücher ein gesellschaftliches Spiegelbild, auch wenn es uns unglaublich erscheint.

  • Ich war schon beim Lesen fassungslos und habe mich an einigen Stellen gefragt, ist das wirklich so gewesen, so brutal, grausam oder ist es überspitzt, übertrieben, bitte nicht real.

    Sicherlich ist ein Rückblick hauptsächlich von den eigenen Eindrücken geprägt. Trotzdem denke ich schon, dass es so gewesen ist, wie der Autor es beschreibt.


    Eddys Geschichte geht hier weiter: Im Herzen der Gewalt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von Kirsten ()

  • Ja, es wird so gewesen sein, es waren seine Erfahrungen und Empfindungen.

    Erinnerst Du Dich an die Szenen des Geschlechtsverkehrs unter Kindern - Zehnjährigen. Es muss dazu wohl eine Doku auf Arte gegeben haben, die diese Situation in bestimmten Gesellschaftsschichten in Frankreich aufgreift.

    Die will ich mir am WE mal anschauen:

    Arte-Doku


    Eddys Geschichte geht hier weiter: Im Herzen der Gewalt.

    Hast Du das auch gelesen und kannst es empfehlen?