Grit Landau - Marina, Marina

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    Ein lohnender Ausflug nach Bella Italia


    Marina, Marina, Marina - Ti voglio al piu' presto sposar - Marina, Marina, Marina - Ti voglio al piu' presto sposar - O mia bella mora - No non mi lasciare - Non mi devi rovinare - Oh, no, no, no, no, no


    Diesen Songtext von Rocco Granata hatte ich sofort im Ohr, als ich das Cover gesehen habe. Das war eine der ersten Singles, die mir meine Großeltern vor fast 60 Jahren aus ihrem Italienurlaub mitgebracht haben. Und das Lied hatte ich während des Lesens dauernd im Ohr.


    Aber worum geht es:
    Hauptsächlich um Marina, eine Frau mit verschiedensten Facetten, die Frau des Dorffrisörs. Nino ist gerade mal 13 und unsterblich verliebt in die 30 Jahre ältere Marina, die Mutter seines besten Freundes. Die aber beginnt ein Verhältnis mit Ninos Vater, was Nino aber erst Jahre später erfährt.


    Es geht um Liebe, Intriegen, Verrat, ein Wechselspiel der kleinen und großen Gefühlen, die locker-leichte Mentalität der Italiener und vor allem um die Bewohner des kleinen Ortes Sant´Amato, ein kleiner Küstenort an der italienischen Riviera. Ihre Geschichte begleite ich von 1960 bis 1968, mit einer kurzen Stippvisite ins Jahr 1980.
    Bei einem Auflug zurück ins Jahr 1944 lerne ich die Auswirkungen des 2. Weltkrieges und das Leid der Bevölkerung kennen. Auch die Partisanenkämpfe werden hier thematisiert und waren für mich sehr interessant zu lesen.


    Es ist kein ausgesprochenes Urlaubsbuch, wie das Cover vielleicht vermuten lässt. Es ist eher ein Einblick in einen Teil der italienischen Geschichte, verquickt mit dem Leben von 6 Familien und ihren Angehörigen, mit denen ich gleich zu Beginn des Buches in einem Personenverzeichnis bekannt gemacht werde und die mir während des Lesens immer wieder begegnen.


    Ich meine spüren zu können, wie das Herz der Autorin an diesem kleinen Teil der Welt hängt und sie mir diesen als Leser näher bringen will. Was ihr bei mir sehr gut gelungen ist. Mir hat es auch sehr gut gefallen zu erfahren, wie die Autorin dazu kam, gerade diese Geschichte zu schreiben.
    Zu Beginn eines jeden neuen Jahres bekomme ich einen Hit des Jahres mit interessanten Infos vorgesetzt, die ich während des Lesens leise vor mich hin summe.
    Da jedes der 14 Kapitel mit den Zahlen in italienisch überschrieben ist, lerne ich sogar italienisch zählen von 1 bis 14. Was zusammen mit den immer wieder eingestreuten italienischen Worten das Gefühl in Italien zu sein noch verstärkt.


    Die drei lecker klingenden Rezepte werde ich bestimmt mal ausprobieren. Einiges Wissenswerte erfahre ich am Ende der Geschichte in einem ausführlichen Glossar.


    Grit Landau hat mich mit ihrem Roman am italienischen Lebensgefühl teilhaben lassen, mir die Geschichte etwas näher gebracht, mich mit interessanten Personen und ihrem Leben bekannt gemacht und mich vor allem sehr gut unterhalten. Ein Roman, der Liebe, Leidenschaft, sehr viel Gefühl und die verschiedenen Schicksale in sich vereint und den ich sehr gerne gelesen habe.


    5ratten

  • Das Lied hatte ich natürlich auch sofort im Ohr - und auch sonst klingt das schön. Vielen Dank für die Rezi!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Leider kann ich den positiven Eindruck der Vorrezensentin zu diesem Roman absolut nicht teilen. Die Autorin Grit Landau gibt im Nachwort ihres Romans "Marina, Marina" an, dass die Inspiration zu diesem Buch unter anderem dadurch entstanden ist, dass ihre Mutter 1960 mitsamt einem italienischen Hotelbalkon in die Tiefe gestürzt ist und sich dabei das Rückgrat gebrochen hat. Und ungefähr so reizvoll wie ein solches Erlebnis ist der ganze Roman.


    Die Handlung erstreckt sich chronologisch von 1960 bis 1980, es gibt aber einen Rückblick auf das Jahr 1944, um Hintergründe der Handlung zu erläutern. Den einzelnen Kapiteln sind jeweils Hinweise auf Songs aus den entsprechenden Jahren vorangestellt, deren Funktion für die Handlung sich mir nicht wirklich erschlossen hat. Bereits in Bezug auf diese Aspekt hatte ich den Eindruck, dass die Autorin unbedingt etwas Besonderes kreieren wollte, das aber nur sinnlos erscheint. Ähnlich wahllos mutet die Gestaltung der Handlung in verschiedenen Strängen mit unterschiedlichen Personen an, die alle miteinander verbunden sind bzw. sich im Laufe der Handlung begegnen, wodurch leider aber auch keine stringente Erzählung entsteht.


    Diese Personen sind durchweg nicht als Sympathieträger konstruiert, was an sich ja nicht schlimm wäre, wenn sie irgendein Profil hätten, aber sie bleiben alle mehr oder weniger blass. Dafür stoßen ihnen aber Ereignisse zu wie aus dem Groschenroman, beispielsweise geht es um Ehebruch, unerwiderte Liebe, dramatische Unfälle, kriminelles Handeln und nicht zu vergessen Ereignisse im Zweiten Weltkrieg, in denen natürlich auch noch die SS als Bedrohung ins Spiel kommt. Kurzum, hier werden wirklich alles nur denkbaren Klischees abgearbeitet, und zwar garniert mit italienischen Spracheinsprengseln, die mich ehrlich gesagt nur genervt haben, weil sie so aufgesetzt wirken.


    Dummerweise habe ich mir neben dem Roman auch noch die Erzählung "Ein Geschenk für Marina" zugemutet, da diese die Vorgeschichte des Romans erzählt. Dazu kann ich nur sagen, dass sie leider erschreckend gut zum Roman passt.


    1ratten