3. Abschnitt: Kapitel 20 bis einschl. Kap. 29

Es gibt 65 Antworten in diesem Thema, welches 9.917 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Melanie Metzenthin.

  • odenwaldcollies Vielen Dank! :) Und ich gehe fest davon aus, das wir uns bei der Hafenschwester lesen werden! ;)

    Die Geschichte ist der beste Lehrer mit den unaufmerksamsten Schülern (Indira Ghandi)

  • Was für ein aufregender, toller Abschnitt!

    Ich hatte viel Freude beim Lesen, auch wenn mich das, was offenbart wurde sehr mitgenommen hat zeitweise.

    Allem voran natürlich Julianes Schicksal. Ich habe genau das schon vermutet (wenn ich auch dachte, der Vater hätte sie missbraucht, aber der ist ja nun auch der Hauptschuldige). Auch wenn Julianes Bruder sie vergewaltigt hat, ist er ja auch Opfer und es tut mir so leid, dass er 1. das als Junge erleben musste und 2. dann selbst zum Täter geworden ist.

    Das ist grauslich und tragisch und daran hatte ich zu knabbern. Auch wenn mir derartige Geschichten nicht fremd sind, ist es doch immer wieder furchtbar sich vor Augen zu führen, dass solche Dinge tatsächlich passieren.


    Und dann erfahren wir natürlich in diesem Abschnitt noch die Geschichte rund um die Explosion. Das war gewisser Weise eine Katharsis. Es war schön zu lesen, wie alles irgendwie zusammen kam.

    Aber natürlich war es auch furchtbar und bitter-süß, denn man erlebt Bernhard wie er früher war, und obgleich das schön ist, ist es auch traurig - denn man weiß ja, dass er später nicht mehr so sein wird und sich sein Leben sehr verändern wird. Die Explosionskatastrophe wurde toll erzählt, auch mit dem Chaos danach. Wolfgang hat mir hier sehr leid getan. Und es war frustrierend, zu wissen, dass sein Freund überlebt hat, und ihm das aber nicht gesagt wurde.


    Übrigens fand ich es toll erzählt, wie Wolfgang und Bernhard zwar anders - weil früherer Zeitpunkt und andere Umstände - aber charakterlich noch quasi gleich wie in der eigentlichen erzählten Zeit sind. Das ist gut gelungen. Walter bzw. Wolfgang ist weiterhin ein Mann mit Prinzipien, sehr hinterfragend und irgendwie analytisch. Und Bernhard hat einen morbiden Humor (der ihm ja leider verloren gegangen ist), schätzt Charakter und den Intellekt und liebt Pferde. Ich finde, er wirkte sogar ein wenig naiv vor seiner Verletzung - obwohl er ja dann später nach seiner Verletzung auch als sehr naiv gilt bei gewissen Menschen.


    Camille fand ich interessant, und instinktiv glaube ich ihr mal. Mich hat ihre Geschichte berührt und ich hoffe, sie taucht wieder auf (und entpuppt sich nicht etwa zB als französische Spionin ;P - was aber auch irgendwie toll wäre).


    Amüsiert habe ich mich über Frederike ihre Gedanken, was wohl ihre Oma und Vater sagen würden, wenn sie wüssten das sie und Bernhard Sex haben :D


    Das fand ich ja auch total lustig!



    Als ich diese Rückblende geschrieben habe, habe ich mich wiederholt gefragt, was der damalige Bernhard wohl über das gedacht hätte, was aus ihm wurde - hätte er gesagt, das ist noch lebenswert oder hätte er gesagt, der Tod wäre besser? Was meint ihr?


    Wie hier schon geschrieben wurde (glaube ich?) denke ich, dass Bernhard nicht als wertlos von diesen Menschen denken würde. Meiner Meinung nach hat er nur einen skurrilen schwarzen Humor gehabt und hat sich mithilfe seines Humors vielleicht auch am besten und einfachsten mit ansatzweise unangenehmen Themen auseinandergesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er von mental beeinträchtigten / geistig behinderten Menschen weniger dachte...


    Was mich noch interessieren würde - wie seht ihr Bernhard in diesem 3. Abschnitt in seiner gegenwärtigen Verfassung? Mehr kindlich oder doch schon wieder als erwachsenen Mann?


    Ich stimme anderen Beiträgen zu: für mich wirkt er immer "erwachsener". Andererseits beunruhigt mich das, was er so erzählt von Racheengeln und seinem schlechten Gewissen sehr. Und dann die Ausführungen von Dr. Weis zur Manipulation von geistig behinderten Menschen, auch mithilfe von biblischen Geschichten / Religion...

    Ich habe schlimme Befürchtungen und ich bin sehr gespannt, ob ich richtig liege.


    Der letzte Abschnitt fehlt noch, dann bin ich auch fertig. Ich bilde das Schlusslicht wenn ich das richtig sehe?


    Es gefällt mir auf jeden Fall sehr gut und ich kann jetzt schon sagen, dass meine Rezi sehr lobend ausfallen wird :)

  • Allem voran natürlich Julianes Schicksal. Ich habe genau das schon vermutet (wenn ich auch dachte, der Vater hätte sie missbraucht, aber der ist ja nun auch der Hauptschuldige). Auch wenn Julianes Bruder sie vergewaltigt hat, ist er ja auch Opfer und es tut mir so leid, dass er 1. das als Junge erleben musste und 2. dann selbst zum Täter geworden ist.

    Da mir von Anfang an klar war, dass viele Leser in der heutigen Zeit recht schnell einen Missbrauch vermuten würden, war es mir wichtig, auch da die Vielschichtigkeit zu zeigen - wie aus Opfern selbst Täter werden und wie eine Tat unzählige weitere Leben durch den Schneeballeffekt zerstören kann. Der Bruder ist Opfer und wird Täter - als Täter ist seine Tat unentschuldbar, aber es ist verstehbar, warum er Täter wurde. Das wird ja auch immer gern vermischt, wenn es heißt, die Täter berufen sich auf ihre schlimme Kindheit - die Kindheit kann keine Grausamkeiten entschuldigen - sie kann lediglich erklären, warum jemand so wurde.


    Camille fand ich interessant, und instinktiv glaube ich ihr mal. Mich hat ihre Geschichte berührt und ich hoffe, sie taucht wieder auf (und entpuppt sich nicht etwa zB als französische Spionin ;P - was aber auch irgendwie toll wäre).

    Camille gefiel mir als Figur auch - die hat sich einfach so in den Roman geschummelt und eine größere Rolle bekommen, als ich ursprünglich geplant hatte.

    Übrigens fand ich es toll erzählt, wie Wolfgang und Bernhard zwar anders - weil früherer Zeitpunkt und andere Umstände - aber charakterlich noch quasi gleich wie in der eigentlichen erzählten Zeit sind. Das ist gut gelungen. Walter bzw. Wolfgang ist weiterhin ein Mann mit Prinzipien, sehr hinterfragend und irgendwie analytisch. Und Bernhard hat einen morbiden Humor (der ihm ja leider verloren gegangen ist), schätzt Charakter und den Intellekt und liebt Pferde. Ich finde, er wirkte sogar ein wenig naiv vor seiner Verletzung - obwohl er ja dann später nach seiner Verletzung auch als sehr naiv gilt bei gewissen Menschen.

    Das freut mich. Ich wollte auch zeigen, dass die alte Vertrautheit, selbst wenn Bernhard es vergessen hatte, immer noch tief in ihm spürbar war - das, was Sympathie ausmacht. Er mochte Walter, weil er etwas von dem spürte, was er in Wolfgang als Freund geschätzt hat, ohne das zu wissen.

    Wie hier schon geschrieben wurde (glaube ich?) denke ich, dass Bernhard nicht als wertlos von diesen Menschen denken würde. Meiner Meinung nach hat er nur einen skurrilen schwarzen Humor gehabt und hat sich mithilfe seines Humors vielleicht auch am besten und einfachsten mit ansatzweise unangenehmen Themen auseinandergesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er von mental beeinträchtigten / geistig behinderten Menschen weniger dachte...

    Bernhard ist eigentlich ein sehr sensibler, liebenswerter Charakter, der sich im Krieg hinter seinem Zynismus versteckte. Jetzt, als geistig behinderten, verliert er diesen Schutz und man erkennt ihn als den fürsorglichen Menschen, der er immer war, der nun aber selbst auch schutzbedürftig wirkt - und irgendwie eine Figur zum Liebhaben, wie eine Testleserin es mal nannte ;)

    Ich stimme anderen Beiträgen zu: für mich wirkt er immer "erwachsener". Andererseits beunruhigt mich das, was er so erzählt von Racheengeln und seinem schlechten Gewissen sehr. Und dann die Ausführungen von Dr. Weis zur Manipulation von geistig behinderten Menschen, auch mithilfe von biblischen Geschichten / Religion...

    Bernhard wächst daran, dass er als Erwachsener wahrgenommen wird ... und zum Rest sage ich nichts, die Auflösung kommt im letzten Abschnitt ...

  • Da mir von Anfang an klar war, dass viele Leser in der heutigen Zeit recht schnell einen Missbrauch vermuten würden, war es mir wichtig, auch da die Vielschichtigkeit zu zeigen - wie aus Opfern selbst Täter werden und wie eine Tat unzählige weitere Leben durch den Schneeballeffekt zerstören kann. Der Bruder ist Opfer und wird Täter - als Täter ist seine Tat unentschuldbar, aber es ist verstehbar, warum er Täter wurde. Das wird ja auch immer gern vermischt, wenn es heißt, die Täter berufen sich auf ihre schlimme Kindheit - die Kindheit kann keine Grausamkeiten entschuldigen - sie kann lediglich erklären, warum jemand so wurde.


    Da gebe ich dir Recht, das sehe ich genauso! Ich finde es toll, dass du das auch so im Roman verpackt hast.



    Das freut mich. Ich wollte auch zeigen, dass die alte Vertrautheit, selbst wenn Bernhard es vergessen hatte, immer noch tief in ihm spürbar war - das, was Sympathie ausmacht. Er mochte Walter, weil er etwas von dem spürte, was er in Wolfgang als Freund geschätzt hat, ohne das zu wissen.


    Bernhard ist eigentlich ein sehr sensibler, liebenswerter Charakter, der sich im Krieg hinter seinem Zynismus versteckte. Jetzt, als geistig behinderten, verliert er diesen Schutz und man erkennt ihn als den fürsorglichen Menschen, der er immer war, der nun aber selbst auch schutzbedürftig wirkt - und irgendwie eine Figur zum Liebhaben, wie eine Testleserin es mal nannte ;)


    <3 Ja, das wird deutlich und gefällt mir sehr. Und eine Figur zum Liebhaben ist er definitiv. Ich finde übrigens auch schön, wie seine Liebe zu den Pferden unterstrichen wird. Ich habe nicht viel mit Pferden zu tun (war nur als Kind hin und wieder in den Ferien reiten), aber ich fand es z.B. immer schon furchtbar, dass sie im Krieg und auch von der Polizei heutzutage eingesetzt werden. Auch Pferderennen und so weiter finde ich einfach schlimm und unnötig. Ich finde toll dass das mit den Pferden im Krieg kurz angeschnitten wurde.


    Ich bin auf die Auflösung weiterhin gespannt und werde bald fertig sein!

  • Ich finde übrigens auch schön, wie seine Liebe zu den Pferden unterstrichen wird. Ich habe nicht viel mit Pferden zu tun (war nur als Kind hin und wieder in den Ferien reiten), aber ich fand es z.B. immer schon furchtbar, dass sie im Krieg und auch von der Polizei heutzutage eingesetzt werden. Auch Pferderennen und so weiter finde ich einfach schlimm und unnötig. Ich finde toll dass das mit den Pferden im Krieg kurz angeschnitten wurde.

    Seine Liebe zu seinem Pferd zahlt sich noch einmal aus - aber das kommt im 4. Abschnitt ;)