Rebecca Gablé - Teufelskrone

Es gibt 58 Antworten in diesem Thema, welches 8.056 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Grisel.

  • (Hmp - ich hätte ja auf die Fortsetzung der Otto-Reihe gewettet - mit einem Roman über Theophano/u.. :/ - mit den Waringhams bin ich eh noch nicht ganz durch, ist aber durchaus sogar beruhigend, sie noch in Reserve zu haben, dann halt noch einen mehr. :thumbup:)

  • Ich freue mich auch und bin mega gespannt

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Dieser Roman ist ja hier schon episch und zumeist ausführlich besprochen worden. Deshalb schließe ich mich hier in den meisten Aspekten dem Lob an, bin auch sehr froh, King John mal aus differenzierterer Perspektive gezeigt bekommen zu haben und bewundere die Frische und das Fabuliergeschick, mit denen Gablé immer wieder auftrumpfen kann.
    Ich möchte nur einen Kritikpunkt anmerken, der hier auch schon, wenn auch in anderer Richtung, aufschimmerte.
    Liebes- und vor allem Bettszenen kann Gablé nicht und sie sollte deshalb weitgehend darauf verzichten. Während sie sonst immer frisch wirkt, versammelt sie in diesen Szenen auch sprachlich immer wieder die gleichen Klischees: Der Gesichtsschnitt, die Arme, die Haare usw. sind immer "wundervoll", die Haare fallen auch gerne "wie ein Vorhang ins Gesicht" und was dergleichen mehr ist.

    Ich habe so das Gefühl, dass sie meint, ihre Leserinnen mit solchen romantischen Szenen bedienen zu müssen und diese deshalb alle hundert bis zwei zweihundert Seiten einbaut.
    Aber diese Szene fallen einfach aufgrund der sprachlichen und Handlungsklischees gegenüber der restlichen Handlung und Schilderung massiv ab. Und ihre Romane sind auch so spannend genug, da kann ich auf solche "romantischen" Szenen aus dem Setzkasten gut verzichten.

    Dennoch wieder ein toller Roman von Gablé!

  • finsbury : Na ja - für den logischen Fluss des Geschehens / der Geschichte spielen "solche" Szenen aber ja durchaus immer wieder eine kaum zu unterschätzende Rolle - sie könnte natürlich auch stattdessen, am besten eingeklammert, den Einschub ("Geschlechtsverkehr zwischen A und B") einfügen..?? Oder einen Ghostwriter aus der Nackenbeißerszene oder M. Houellebecq dafür engagieren.. Wäre das besser!?

    (DU bist jetzt übrigens schuld, wenn ich Zukunft an betreffenden Stellen bei Gablé immer besonders drauf achten werde - bis jetzt haben mich die Szenen nicht gestört, was ja schon viel ist.. ;)


    Ich kenn diesen Effekt aber gut, wenn einem beim Lesen plötzlich etwas aufstößt, das man dann in Zukunft mit Argusaugen beobachtet - mir ging das so mit Henning Mankell bei dem Satz: "Er stieg aus dem Wagen und pisste." Das kam dann danach noch so oft vor, dass mir der Autor wahrscheinlich auf ewig verleidet ist. :evil: )

  • Ich kenn diesen Effekt aber gut, wenn einem beim Lesen plötzlich etwas aufstößt, das man dann in Zukunft mit Argusaugen beobachtet - mir ging das so mit Henning Mankell bei dem Satz: "Er stieg aus dem Wagen und pisste." Das kam dann danach noch so oft vor, dass mir der Autor wahrscheinlich auf ewig verleidet ist. :evil: )

    Alice,

    siehst du, und das ist mir damals gar nicht aufgefallen oder ich habe es als typisches Muskel- und Samenstränge-Detail abgetan.

    Von mir aus kann Gablé auch weiter Bettszenen beschreiben, aber sie könnte sich hinsichtlich der Originalität wirklich mehr Mühe geben. Gerade in diesem Roman mit den beiden Damen, Schwägerin und Ehefrau, sind die Beschreibungen austauschbar, nur die Haarfarbe und die Örtlichkeiten ändern sich.

  • ..Mankell bei dem Satz: "Er stieg aus dem Wagen und pisste."

    .. habe es als typisches Muskel- und Samenstränge-Detail abgetan.

    Ich glaub, es hatte eher mit dem Zustand seiner Prostata zu tun - das war diese frühe Krimizeit, in der Ermittler plötzlich ein Privatleben und einen Körper mit gewissen Schwächen hatten (heute inzwischen eher normal - damals der Anfang einer.. erfreulichen Entwicklung).

  • Wenn es nach seinem gestrengen Vater geht, wird Yvain of Waringham als Tempelritter dem Namen der Familie Ehre machen. Doch es kommt nach einer folgenschweren Begegnung mit Prinz John "Ohneland", dem Bruder von König Richard aka Löwenherz, anders als geplant, und wenn Yvain ehrlich ist, ist er gar nicht böse drum, dass nichts aus seiner Reise ins Heilige Land geworden ist und er stattdessen als Knappe in die Dienste des Prinzen treten soll.


    Die Ausbildung ist zwar hart und der Prinz äußerst launenhaft, insbesondere, wenn er zu tief in den Weinkelch geschaut hat, aber Yvain findet unter seinen Kameraden Freunde fürs Leben - aber in Pentecôte FitzHugh auch einen erbitterten Feind. Dem Prinzen selbst bleibt Yvains Begabung für den Umgang mit Pferden nicht verborgen, er ist eben ein echter Waringham und erhält nach Johns Thronbesteigung nicht zu Unrecht das Amt des "Master of Horse".


    Es sind äußerst bewegte Zeiten, ständig ist die englische Krone im Kampf mit den Herrscherhäusern auf dem Kontinent, vor allem im heutigen Frankreich, um sich Gebiete zu sichern oder zurückzuerobern, und Yvain ist meistens eher mittendrin als nur dabei, bis er eines Tages Zeuge eines furchtbaren Geschehnisses wird und an seinem König zu zweifeln beginnt. Der darf das natürlich auf gar keinen Fall merken, denn Yvain hat mehr als einmal miterleben müssen, was geschehen kann, wenn man John zu oft reizt.


    "Teufelskrone" erzählt ein Stück Vorgeschichte zum allerersten Waringham-Roman "Das Lächeln der Fortuna" und enthält natürlich die altbekannten Zutaten: einen leicht rebellischen jungen Mann in der Hauptrolle, die Waringhamschen Pferde, jede Menge historische Ereignisse sowie Schlachtengetümmel, Kameradschaft, verbotene Liebe und Palastintrigen. Als Historikerin und Mediävistin kennt sich Gablé in der Materie bestens aus und hat einige besonders hübsche überlieferte Anekdoten und Episoden in die Handlung eingebaut (wie sie im informativen Nachwort erklärt), bis hin zu Johns Lieblingsfluch "Bei Gottes Zähnen".


    Yvain ist ein sympathischer Protagonist, es gab aber schon interessantere Hauptdarsteller und auch seine heimliche Liebe zur Frau seines Bruders erfindet das Rad nicht direkt neu. Das letzte Drittel des Buches hat sich für meinen Geschmack dann auch ein wenig gezogen, wobei die ewigen Kämpfe und Belagerungen sicherlich der damaligen Realität entsprechen und ich die Entstehung der berühmten Magna Charta schon spannend fand. Die wichtigsten Nebenfiguren sind liebevoll ausgestaltet, auch wenn sie eher selten überraschen können.


    Richtig gut fand ich die differenzierte Darstellung von Richard Löwenherz und John Ohneland. Hier ist Richard einmal nicht der makellose Ritter in strahlender Rüstung und John der teuflische Tyrann, beide dürfen ihre hellen und dunklen Seiten haben und Gablé zollt Johns Intellekt und politischem Geschick durchaus Respekt, ohne seine brutale Ader zu beschönigen.


    Trotz der erwähnten gelegentlichen Längen ein schöner historischer Schmöker.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Gerade in diesem Roman mit den beiden Damen, Schwägerin und Ehefrau, sind die Beschreibungen austauschbar, nur die Haarfarbe und die Örtlichkeiten ändern sich.

    Das stimmt - und mir ging es wie vielen von Euch, dieses Amabel-Yvain-Ding fand ich überflüssig.


    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Gerade in diesem Roman mit den beiden Damen, Schwägerin und Ehefrau, sind die Beschreibungen austauschbar, nur die Haarfarbe und die Örtlichkeiten ändern sich.

    Das stimmt - und mir ging es wie vielen von Euch, dieses Amabel-Yvain-Ding fand ich überflüssig.


  • Aaah, das ergibt Sinn, ich hab nämlich schon die ganze Zeit überlegt, wie die Linie dann eigentlich weitergegangen ist ...

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    Leonard Cohen





  • Bestimmt haben irgendwelche Gablé-Nerds das mal irgendwo im Netz zusammengetragen :breitgrins:

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    Leonard Cohen





  • Valentine

    Es gab ja mal in einem der Bände einen Stammbaum. Das war tatsächlich ein Fan, ich kannte sie, weil sie damals Mitglied auf der Buchcouch war. Gablé war dafür sehr dankbar, sie hatte da nämlich selbst nicht mehr so den konkreten Überblick :lachen: