Dagmar Fohl - Frieda

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    Elfriede Lohse-Wächter hatte kein leichtes Leben. Als Künstlerin versuchte sie sich durchzuschlagen, doch ihr Mann Kurt Lohse gab das wenige Geld schnell aus. Das Ergebnis war ein ständiges Leben in Armut. Doch nicht nur die Armut zehrte an den Kräfte Friedas, auch die ständigen Streitereien in der Ehe. Das Ende der Beziehung überwindet sie im Endeffekt nie und wird dadurch in die Irrenanstalt Pira-Sonnenstein eingewiesen...


    Elfriede Lohse-Wächters Leben ist eines der unfassbar tragischen Schicksale des Nationalsozialismus. Dagmar Fohl legt in ihrem Roman nicht den Fokus auf den Ablauf von Friedas Leben, sondern erstellt eine Innenansicht. Die Leserinnen verfolgen ihr Schicksal aus der Ich-Perspektive, die vor allen ihre Gedanken und Gefühle schildert. So erfasst man die Liebe zu Kurt Lohse, die durch die Streitereien immer mehr umschlägt. Ihre Gedanken werden verworrener, doch bis zum Ende ihres Leben bleibt sie klar. Sowohl Elfriede als auch die anderen Frauen wussten genau, was ihnen passiert. Dieser schonungslose Schreibstil der Autorin lässt einen erschüttert zurück. Zuerst musste ich mich an den Stil gewöhnen, weil ich mehr mit einem Buch, das dem Leben der Elfriede Lohse-Wächter nachgeht, gerechnet habe. Doch die Beschreibung der Gefühle macht es wesentlich eindrücklicher.


    Zudem thematisiert die Autorin das Euthanasie-Programm der Nazis. Ein Thema, das vergleichsweise eher wenig Aufmerksamkeit bekommt. Alleine schon deswegen ein lesenswertes Buch!

  • Von dem Moment, als Frieda die Wohnung der Eltern verlässt, war sie auf sich allein gestellt. Anfangs war es eine Herausforderung, die sie gerne annahm und die sie auch gut meisterte. Die Begeisterung, mit der sie von dieser Zeit erzählte, in der sie auch ihre große Liebe kennengelernt hat, hat mich mitgerissen. Aber dann hat sich die Geschichte wiederholt. Ihre Beziehung ist genauso toxisch wie die ihrer Eltern und Frieda verwechselt Abhängigkeit mit Liebe. Und je mehr sie in an dem, was sie Liebe nennt, desto mehr verliert sie sich. Ihr dabei zuzusehen, war schwer. Vor allem, als sie in Pira-Sonnenstein eingewiesen wird. Stück für Stück wird ihr alles genommen, was ihr (lebens)wichtig ist, zum Schluss sogar die Erlaubnis, über ihren eigenen Körper zu bestimmen.


    Durch den Erzählstil, den Dagmar Fohl gewählt hat, hatte ich nicht nur einen Blick auf Friedas Gedanken und Gefühle. Es kam mir auch so vor, als ob Frieda mir persönlich ihre Geschichte erzählen würde. Das hat die Lektüre für mich noch bedrückender gemacht. Es kommt nicht oft vor, dass mich ein Buch so mitnimmt wie dieses.

    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.