Brit Bennett - Die verschwindende Hälfte

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    Die Zwillingsschwestern Desiree und Stella wachsen gemeinsam in einem kleinen Ort, Mallard, im Staate Louisiana auf, wo sie nur "Die Zwillinge" genannt werden. Denn gemeinsam: das bedeutet bei den beiden Mädchen - unzertrennlich.


    Dass fast weiß dennoch schwarz ist, das lernen sie früh, als ihr Vater in ihrem Beisein zu Tode getreten wird. Einfach nur so. Denn wenn einer nur fast weiß ist, kann man es mit ihm ja machen.


    Als späte Reaktion darauf verlassen die fast weißen, nun fast erwachsenen Schwestern ihr Kaff in Richtung New Orleans, wo sie eine Unterkunft finden und auch Arbeit - natürlich gemeinsam. Doch bald zeichnet sich ein unterschiedlicher Weg ab - während die kesse Desiree in der Wäscherei, in der sie beide starteten, bleibt, findet die wesentlich stillere Stella einen Job im Schreibbüro.


    Und damit trennen sich irgendwann ihre Wege - Stella nämlich gilt im Büro nicht als fast, sondern als ganz Weiße und kehrt irgendwann einfach nicht mehr zu ihrer Schwester zurück, die eine gegensätzliche Richtung einschlägt: sie heiratet den dunkelhäutigsten Mann, dem sie begegnet und bekommt eine ebenso dunkle Tochter, mit der sie eine Dekade später zur Mutter in Mallard zurückkehrt - der Mann hat sich als Schläger entpuppt.


    Ein wirklich fesselnder Roman, der gerade durch den klaren und gelegentlich distanziert erscheinenden, dann wieder emotional rüberkommenden Stil punktet. Ja, die junge Autorin Brit Bennett hat es wirklich drauf, ich muss nur bemängeln. dass einige Gewichtungen aus meiner Sicht hätten anders gesetzt sein sollen und die Zeit, in der der Roman spielt, nicht ganz klar ersichlich ist. Also rein subjektive Aspekte, die einem anderen Leser möglicherweise gerade besonders zusagen!


    Insgesamt ist dies gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehenisse in den Vereinigten Staaten ein wichtiger und eindringlicher Roman über Abgrenzung, Anpassung und Loslösung. Und über vieles mehr. Finden Sie es heraus!

    5ratten

  • Prinzipiell handelt das Buch durchaus von einem Thema, das mich interessiert hätte, in diesem Fall ist es mir aber über die Übersetzerin, Isabel Bogdan, aufgefallen und auf meine Leseliste gewandert.


    Mallard ist ein kleiner Ort irgendwo in Louisiana, der sich durch eine durchgängig farbige Bevölkerung auszeichnet. Die Einwohner sind stolz auf ihre nicht-schwarze Hautfarbe, es gilt „je heller, desto begehrter“. Dabei weiß man natürlich trotzdem, dass man für weiße Rassisten kein bisschen besser oder „gleicher“ ist, was sich ganz besonders am Anfang des Buches zeigt, als in den 1950ern der Vater der Zwillingsmädchen Desiree und Stella ermordet wird.


    Als Teenager verlassen die beiden den Ort und kurz darauf trenne sich ihre Wege: eine heiratet einen extrem dunkelhäutigen Mann und bekommt ein ebenso dunkles Kind von ihm, die andere verschleiert ihre Abstammung und gibt sich als „weiß“ aus. In 10-Jahres-Abständen erfahren wir von ihrem Schicksal und dem ihrer Töchter.


    Das ist interessant gemacht und man verfolgt gerne, wie es den Personen dann immer in der Zwischenzeit ergangen ist. Manches ist recht plakativ, während andere Entwicklungen in Nebensätzen abgehakt werden, so ganz gefiel mir die Gewichtung nicht immer. Mit dem Ende bin ich nicht ganz glücklich, es ist so viel offen, mit so viel potentieller Zukunft, aber irgendwann musste das Buch ja enden und Lebensgeschichten sind ja auch in Wirklichkeit nicht einfach irgendwann abgeschlossen. Irgendwie passt es dann schon.


    Ich fand es außerdem zunächst etwas übertrieben, dass die Autorin zusätzlich auch noch eine trans Person auftreten lässt, aber die Geschichte fügt sich gut ein und eigentlich geht es ja auch um ein gemeinsames Thema, nämlich der Abgrenzung von einer Eigenschaft, die einem bei der Geburt zugeschrieben wurde, sei es nun das Geschlecht oder die Rasse. Je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir, was die Autorin da getan hat.


    Ein Buch, welches ich gerne gelesen habe und das sicherlich viel Diskussionsstoff bietet.



    4ratten