Marie Lamballe - Café Engel: Töchter der Hoffnung

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    ACHTUNG, SPOILER FÜR BAND 1 + 2!

    Seit den Geschehnissen im Vorgängerband sind 8 Jahre vergangen, wir schreiben nunmehr das Jahr 1959, und wieder steht das Café Engel vor Veränderungen, denn Else und Heinz Koch sind schon im Rentenalter, Hilde hat kein gutes Händchen für feines Gebäck und macht sich auf die Suche nach einem Konditor. Auch das neu eröffnete Café Blum in der Nachbarschaft ärgert die Engel-Crew sehr.


    Zwischen Hilde und Jean-Jacques steht es mal wieder nicht zum Besten, nachdem er sich seinen Traum vom eigenen Weingut nun doch erfüllt hat und mehr Zeit zwischen Weinberg und Gutsschänke in Eltville verbringt als in der gemeinsamen Wohnung in Wiesbaden. Als dann auch noch Jean-Jacques' Schwägerin Simone aus Frankreich aufkreuzt, die in einer tiefen Ehekrise steckt, klingeln bei Hilde sämtliche Alarmglocken.


    Ihr Bruder August hat seine Swetlana geheiratet und mit ihr eine Tochter bekommen. Sina ist ein Bücherwurm und sehr gescheit, doch Swetlanas größte Zuneigung gilt immer noch Sinas Halbbruder Mischa. Der macht keinerlei Anstalten, sich um eine Lehrstelle zu kümmern und ist auch sonst ein ziemlicher Hallodri, aber das scheint August mehr zu stören als Mischas Mutter. Dass Mischa plötzlich unbedingt seine Großeltern väterlicherseits kennenlernen will, stößt bei Swetlana nicht auf Begeisterung, weil sie ihm nie alles über seinen Vater erzählt hat.


    Hildes Cousine Luisa hat nach langem Warten die ersehnten Töchter bekommen, sorgt sich aber sehr um ihren inzwischen fast blinden Ehemann und das ewig knappe Budget. Als ihre jüngste Tochter sich als musikalisch hochtalentiert erweist, ist Luisa gar nicht so begeistert - wer soll das denn alles bezahlen, wenn wegen Fritz' Augenproblemen auch noch dessen Anstellung als Orchestermusiker in Gefahr ist?


    Der dritte Band der Trilogie um das Wiesbadener Café knüpft trotz des Zeitsprungs ziemlich nahtlos an den Vorgänger an und bietet auch sonst genau das, was man nach der Lektüre des zweiten Teils erwartet hat: nette, leichte Unterhaltung vor der Kulisse der Nachkriegszeit und des beginnenden Wirtschaftswunders. Die Figurenzeichnung bleibt größtenteils schwarzweiß und etwas flach und die Charaktere entwickeln sich wenig weiter oder tun das auf nicht wirklich überraschende Weise, aber trotzdem sind mir genügend Sympathieträger so weit ans Herz gewachsen, dass ich doch neugierig war, wie es mit ihnen weitergeht.


    Genervt haben mich ein paar peinliche Fehler im Französischen, das gelegentlich mal eingestreut wird, und ein paar Klischees sowie Entwicklungen, die ich meilenweit im voraus gerochen habe. Und die ewig bockige Hilde, die sich sehr oft ihren Kummer selber zuzuschreiben hat, ging mir diesmal noch mehr auf den Keks als sonst.


    Ansonsten dasselbe Fazit wie bei Band 2: leichte, seichte, durchaus unterhaltsame Familiengeschichte, die man nicht zwingend gelesen haben muss.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen